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Was auf Amerika und Deutschland zukommt

30.04.2017  |  Manfred Gburek

Die vermeintliche Steuerreform von Donald Trump ist eine gigantische Mogelpackung. Ihre Details zu diskutieren, bringt folglich nichts. Stattdessen seien hier zunächst einige Besorgnis erregende Thesen von Dennis Snower zitiert, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, zuerst veröffentlicht in der Börsen-Zeitung am 30. März. Sie machen die katastrophale Entwicklung deutlich, in die Amerika immer mehr hineingezogen zu werden droht - und andere Länder nach unten mitzieht, auch Deutschland.

"Trumps Kalkül wird nicht aufgehen. Immer wenn Freiheiten und Mobilität beschnitten werden, kostet es Wachstum und Innovation. Selbst die im Kielwasser der angekündigten Steuerreform erhofften Rückflüsse von Kapital und Jobs können das nicht kompensieren. Was man in den USA nicht verstanden hat:

Die Welt ist inzwischen so stark miteinander vernetzt und verflochten, dass nicht mehr Länder miteinander konkurrieren, sondern Konzerne. - Die Haltung der Amerikaner zu ihrem Staat ist irgendwie im vorigen Jahrhundert stehengeblieben. - Washington steckt bezogen auf die Wirtschaftskraft nur ein Sechstel dessen in die Bildung, was in den skandinavischen Ländern üblich ist, und ein Viertel von dem in Deutschland. - Die Jobs fallen jetzt schon reihenweise weg; und das wird noch zunehmen. - Wenn Trump kein Handelsdefizit mehr zulässt, kann der Dollar den Welthandel nicht mehr finanzieren, und er verliert seine Reservefunktion. Dann fällt der Lebensstandard in den USA beträchtlich."

So weit die pointierten Thesen eines Wissenschaftlers, dessen Reputation außer Frage steht. Ist Trump also ignorant oder sogar größenwahnsinnig? Wohl eher nichts davon - schließlich hat er ja einen ganzen Stab von überwiegend qualifizierten Beratern um sich herum versammelt. Nein, Trump ist eher kalt berechnend. Denn seine sogenannte Steuerreform gleicht ebenso wie die bewusst herbeigeführte Konfrontation mit Nordkorea, der zwischenzeitliche Einsatz in Syrien, der fast schon in Vergessenheit geratene Streit um den Gesundheitsdienst Obamacare, die umstrittene Einführung von Zöllen und der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko einem gezielten Ablenkungsmanöver:

Den meisten Amerikanern geht es viel schlechter, als uns irgendwelche Statistiken und Konjunkturprognosen glauben machen wollen, und deshalb sollen sie mit immer neuen Scheingefechten der Sorte "America first" von ihrer Misere abgelenkt werden. Wenn das alles trotzdem nicht ausreicht, um die wirkliche und die latente Arbeitslosigkeit einzuschränken, wird der nächste Krieg angezettelt.

Die Geschichte der vergangenen Jahrhunderte ist voll von ähnlichen strategischen Tricks. Am Ende kam es im Zuge massiver Schulden immer auch zur Inflation und zu Währungsreformen. Wie lässt sich das verhindern? Theoretisch, indem viele neue Jobs geschaffen werden, besonders in Amerika. Doch praktisch ist das unmöglich.

Bleiben wir noch kurz dort: Amerikanische Facharbeiter bilden eine Minderheit, und die droht durch die Digitalisierung noch weiter zu schrumpfen. Denn es hapert weitgehend an der dazu erforderlichen Qualifikation - Fahrer eines Pizzadienstes in Ohio können halt nicht von heute auf morgen zu Ingenieuren oder Softwarespezialisten im kalifornischen Silicon Valley ausgebildet werden, weil ihnen wichtige Grundkenntnisse fehlen. Und nicht minder schlimm: Auch qualifizierte Arbeitskräfte laufen Gefahr, ihre Jobs durch den zunehmenden Einsatz von Robotern zu verlieren.

Sieht es in Deutschland wirklich besser aus? In einem Punkt ganz sicher: Die Ausbildung hierzulande ist insgesamt effizienter; und der deutsche Mittelstand sorgt dafür, dass die Konjunktur keine allzu große Schlagseite bekommt. Die Frage ist indes: wie lange noch? Bereits die letzte Krise von 2008/09 hat ja offenbart, dass Deutschland kein Fels in der Brandung ist, sobald diese unsere Fundamente von allen Seiten zu unterspülen droht. Und nun haben wir es mit einem Problem zu tun, das weit gravierender ist als die mangelnde Qualifikation von Pizzadienst-Fahrern: der kaum noch koordinierbare Zustrom von überwiegend nicht oder nur unzureichend ausgebildeten Flüchtlingen aus aller Welt, Schwerpunkt Nordafrika, Naher und Mittlerer Osten.

Dazu einige Fakten: Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass seit 2011 mindestens drei Millionen Ausländer nach Deutschland gekommen sind, überwiegend Flüchtlinge. Sie erhöhen die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft auf nahezu zehn Millionen, entsprechend einem Anteil von etwa zwölf Prozent an der gesamten hier lebenden Bevölkerung. Sind sie als Asylbewerber anerkannt, dürfen sie sich nach kurzer Wartezeit um einen Arbeitsplatz bewerben.



Bekommen sie keinen, haben sie Anspruch auf Hartz IV. Bis 2016 ist die Quote der ausländischen Hartz IV-Empfänger auf 27 Prozent gestiegen. Durch sie haben vor allem die Städte ein riesiges Problem, die den Löwenanteil der durch die Flüchtlinge entstehenden Kosten tragen müssen. Wobei erschwerend hinzukommt, dass es die meisten Flüchtlinge in die Städte zieht.

Abgesehen von den zunehmenden, jeweils unterschiedlichen Ausbildungsproblemen in Amerika und in Deutschland gibt es noch einen weiteren Trend, der dafür spricht, dass die Arbeitslosigkeit eher zu- als abnehmen wird: Der Anteil des Arbeitseinkommens am Gesamteinkommen sinkt beständig. Das heißt, die Bezieher von Renten aller Art, von Mieten, Zinsen, Dividenden und sonstigen nicht zum Arbeitseinkommen gehörenden Einnahmen werden immer mehr, die Arbeiter, Angestellten, Freiberufler, Handwerker, und Gewerbetreibenden immer weniger.

Dazu hat der Internationale Währungsfonds (IWF) eine brisante Studie veröffentlicht, aus der zum Beispiel hervorgeht, dass das Arbeitseinkommen in den USA nur noch mit 58 Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt. International betrachtet - Ausnahme: China - hat es besonders schlimm die Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe sowie in den Branchen Transport und Kommunikation erwischt. Als Hauptursache für den rückläufigen Anteil des Arbeitseinkommens nennt der IWF den technischen Fortschritt. Es bedarf keiner großen Phantasie, um zum Fazit zu kommen, dass dies die Probleme der Amerikaner mit ihrem unzureichenden Bildungssystem und die der Deutschen mit dem Flüchtlingsproblem nicht lösen kann.

Was Europa und speziell die Eurozone angeht, hat bekanntlich die EZB mit ihrer ultralockeren Geldpolitik viel von den Aufgaben übernommen, die eigentlich den Politikern vorbehalten waren. Worauf das hinausläuft, ist der Mitteilung der EZB vom vergangenen Donnerstag zu entnehmen. Kein Scherz, sondern Originalton: "Der EZB-Rat geht weiterhin davon aus, dass die EZB-Leitzinsen für längere Zeit und weit über den Zeithorizont des Nettoerwerbs von Vermögenswerten hinaus auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden."

Daraus folgt: Wer auf Zinsen als zweites Einkommen angewiesen ist, wird real enteignet, zumal die von der EZB angestrebte Inflation das Ihre dazu beiträgt. Kurzum, Deutschland spart sich arm. Und das, wie beschrieben, bei sinkendem Anteil des Arbeitseinkommens am Gesamteinkommen.

Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Ich bleibe dabei: ein Viertel Gold einschließlich Silber, ergänzt um Xetra-Gold - ein Viertel Tagesgeld, ergänzt um inflationsindexierte Bundesanleihen - ein Viertel Aktien, aber erst nach einem größeren Kursrutsch - ein Viertel selbst genutzte Immobilie, falls das Vermögen insgesamt mindestens eine halbe Million Euro beträgt, sodass es kein oder nur ein geringes Klumpenrisiko gibt.

Warum auch Xetra-Gold, eine Anleihe (WKN = Wertpapier-Kennnummer A0S9GB)? Aus zwei Gründen: wegen der im Vergleich zu Münzen und Barren noch schnelleren Handelbarkeit, auch online, und - wie auch bei Barren und Münzen - wegen der Steuerfreiheit der Gewinne nach einem Jahr Haltedauer.

Und warum inflationsindexierte Bundesanleihen? Wegen der vielen Anfragen zu diesem von mir bereits einige Male kommentierten komplexen Thema hänge ich es heute an einem aktuellen Beispiel auf: Anleihe (WKN 103052) von 2009, Laufzeit bis 2020, Zinssatz 1,924335%, zahlbar jährlich jeweils am 15. April. Angenommen, Sie haben im vergangenen Juli nominal 20.000 Euro zum Kauf dieser Anleihe eingesetzt und dafür beim damaligen Kurs von etwas über 110% einschließlich der auf den Tag genau abgerechneten Stückzinsen rund 24.190 Euro bezahlt. Dann beläuft sich Ihr ganzer Einsatz einschließlich 0,25% Provision zuzüglich Gebühren auf etwas über 24.350 Euro.

Zum diesjährigen Zinstermin am 15. April sind Ihnen annähernd 384 Euro an Zinsen gutgeschrieben worden. Im Gegenzug ist der Kurs der Anleihe entsprechend zurückgegangen. Seitdem setzt er zur Aufholjagd an. Er orientiert sich nicht nur an der allgemeinen Zinsentwicklung, sondern auch an Inflationserwartungen und an der tatsächlichen Inflation. Das ist der Clou.

Neu bei gburek.eu: Kursgewinne schlagen Dividenden


© Manfred Gburek
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Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.