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Neue Angriffe auf den Goldpreis

10.05.2017  |  Adam Hamilton

Gold musste in den letzten Wochen einen heftigen Kursrückgang verkraften, was zu einer sehr bearishen Marktstimmung geführt hat. Zwar war eine ganze Reihe verschiedener Faktoren für den Sell-off verantwortlich. Hauptsächlicher Auslöser war jedoch eine Leerverkaufs-Attacke am Terminmarkt. Dabei handelt es sich um relativ seltene Vorkommnisse, die durch extrem umfangreiche Verkäufe gekennzeichnet sind und speziell mit dem Ziel durchgeführt werden, den Goldpreis nach unten zu manipulieren. Als Anleger oder Trader sollten Sie diese Ereignisse verstehen, die sich von Natur aus selbst begrenzen und auch bullische Implikationen haben.

Die Leerverkaufs-Attacken am Goldterminmarkt sind äußerst real und lassen sich an einem verräterisch hohen Handelsvolumen sowie der typischen Abwärtsbewegung des Kurses erkennen. Ich analysiere diese Angriffe schon seit Jahren und habe in unseren Newslettern ausführlich darüber berichtet. Man muss sich jedoch unbedingt bewusst machen, dass diese seltenen Ereignisse insgesamt nur einen winzigen Bruchteil aller Goldverkäufe ausmachen. Die meisten Verkäufe erfolgen als normale Reaktion auf verschiedene Marktfaktoren, nicht im Rahmen einer Shortselling-Attacke.

Die isolierten, anomalen Episoden am Goldmarkt werden oft als Beweis für die aktive Manipulation der Edelmetallpreise angeführt. Ob das wahr ist oder nicht, sei dahingestellt. Fest steht jedoch, dass die Leerverkaufs-Attacken die Kursentwicklung nur sporadisch und über kurze Abschnitte hinweg erklären können. Wenn sie geschehen, haben sie eine übergroße Wirkung auf den Preis, aber sie sind immer von kurzer Dauer, denn das Verkaufsvolumen, das für die Durchführung eines solchen Angriffs notwendig ist, ist viel zu hoch, als dass es langfristig aufrechterhalten werden könnte.

Die extremen Leerverkäufe sind eine natürliche Begleiterscheinung des Handels mit Goldfutures, der die kurzfristige Preisentwicklung am Goldmarkt dominiert. Die Spekulanten am Goldterminmarkt haben aus verschiedenen Gründen einen überproportionalen Einfluss auf den Kurs. Zum einen ist der Goldpreis, der aus dem Futureshandel an den US-Börsen abgeleitet wird, der weltweite Referenzpreis. Was auch immer die Spekulanten am Terminmarkt tun, hat also starken Einfluss auf die allgemeine Stimmung der Gold-Trader rund um den Globus.

Man könnte den Handel mit Goldfutures durch die Spekulanten daher als Multiplikator des Sentiments bezeichnen. Wenn diese Trader Goldkontrakte kaufen und den Preis nach oben treiben, werden andere Marktteilnehmer ebenfalls bullisch und investieren ihr Kapital. Diese Kettenreaktion verstärkt sich selbst. Wenn die Spekulanten ihre Goldfutures jedoch verkaufen und der Kurs infolgedessen sinkt, wird auch der Rest der Trader weltweit nervös und bearish. An anderen Märkten schließen sich die Investoren dann tendenziell den Verkäufen an und verstärken dadurch den Abwärtsdruck auf den Preis. Beim Platzieren ihrer Orders orientieren sich die Trader immer an der aktuellen Lage am Goldterminmarkt.

Zum anderen haben die Goldfutures zusätzlich eine extreme Hebelwirkung, was den Einfluss des Terminhandels auf die Preisbildung enorm verstärkt. Jeder Terminkontrakt repräsentiert 100 Feinunzen Gold. Bei einem Goldpreis von 1.250 $ ist ein Kontrakt also nominell 125.000 $ wert. Der derzeit geforderte Mindesteinschuss für den Handel eines solchen Kontrakts beträgt jedoch nur 4.200 $. Ein Trader, der nicht mehr als diese minimale Sicherheitsleistung hinterlegt, kann also eine Leverage von fast 30 erzielen! Am US-Aktienmarkt liegt die gesetzliche Obergrenze für die zulässige Hebelwirkung dagegen bei 2.

Verglichen mit einem normalen Goldinvestor, der das Edelmetall ganz ohne Leverage erworben hat, hat jeder Dollar eines Futures-Spekulanten die 20-30-fache Wirkung auf den Goldpreis! Obwohl die Goldinvestitionen insgesamt weit umfangreicher sind als der Terminhandel, hat letzterer auf kurze Sicht also den weitaus größeren Einfluss auf die Kursentwicklung. Die extreme Leverage der Goldfutures ist auch der Grund dafür, dass die Leerverkaufs-Attacken überhaupt möglich sind.

Die Funktionsweise eines solchen Angriffs durch eine extreme Short-Position ist simpel: Ein finanzstarker Spekulant oder eine ganze Gruppe von Markteilnehmern verkauft innerhalb von wenigen Minuten eine schwindelerregende Anzahl an Goldkontrakten. Dieser plötzliche Verkaufsdruck geht weit über das typische Handelsvolumen hinaus und kann vom Markt nicht absorbiert werden. Infolgedessen löst das extreme Ungleichgewicht auf der Verkaufsseite einen steilen Absturz des Goldkurses aus, bevor sich genug Käufer finden, die für einen Ausgleich sorgen.

Die Spekulanten, die solche Attacken ausführen, hoffen, dass sie auf diese Weise einen größeren Sell-off auslösen. Aufgrund der extremen Leverage der Goldfutures können es sich die Trader nicht leisten, lange falsch zu liegen. Bei einer Hebelwirkung von 25 bedeutet bereits eine Bewegung des Goldkurses um 4% in die falsche Richtung den vollständigen Verlust des eingesetzten Kapitals! Die Short-Seller hoffen also, dass ihre Blitzattacken die Besitzer der Long-Positionen zur Kapitulation und zu weiteren Verkäufen zwingen werden, die üblicherweise durch automatisierte Stopp-Loss-Orders ausgelöst werden.

Der zusätzliche Abverkauf von Long-Kontrakten lässt den Kurs weiter fallen, wodurch wiederum mehr Stopp-Loss-Orders ausgelöst werden. Ist der Goldpreis dann erst einmal stark eingebrochen, beginnen die Short-Seller, die die Leerverkaufs-Attacke gestartet haben, Schritt für Schritt Goldfutures zurückzukaufen um ihre Positionen einzudecken und glattzustellen. Die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem niedrigeren Rückkaufpreis ist ihr Gewinn. Dieser gesamte Prozess spielt sich äußerst schnell ab: Der Sell-off dauert nur Minuten und der Rückkauf der Kontrakte erfolgt innerhalb von Stunden.

Shortselling-Attacken dieser Art sind leicht zu identifizieren, weil sie mit einem extrem hohen Handelsvolumen einhergehen. Die US-Börsenaufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) veröffentlicht jede Woche die Positionierung aller Marktteilnehmer am Goldterminmarkt in den bekannten Commitments of Trader (COT) Reports. Jede wöchentliche Zu- oder Abnahme der Long- oder Short-Positionen der Spekulanten um mehr als 20.000 Kontrakte stellt eine große Änderung dar. Bei einer Leerverkaufs-Attacke werden dagegen über 20.000 Goldfutures innerhalb weniger Minuten auf den Markt geworfen!



Der Chart zeigt die Long- und Short-Positionen der Spekulanten seit 2015 in grün und rot. Der Goldkurs selbst ist blau dargestellt. Es ist schier unglaublich, wie stark der kollektive Handel der Spekulanten mit Goldfutures die kurzfristige Preisentwicklung beeinflusst. Ich habe zu diesem Thema bereits eine Handvoll Essays geschrieben, das letzte im Februar. Ohne Kenntnis der Funktionsweise des Goldterminmarktes und ohne den Futureshandel im Auge zu behalten ist es unmöglich, die Preisentwicklung des gelben Metalls zu verstehen und zu Investmentzwecken zu nutzen.

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Vor wenigen Wochen, als Gold gerade an der 1.290-$-Marke kratzte, wurde eine ganze Serie extremer, kurz aufeinander folgender Leerverkaufs-Attacken gestartet. Diese drehten den Kurs rasch wieder abwärts und machten seinen jüngsten bullischen Ausbruch über den 200-tägigen gleitenden Durchschnitt zunichte. Um besser zu verstehen, was da gerade am Goldmarkt geschehen ist, und warum es sogar recht bullisch zu bewerten ist, bietet es sich an, einen früheren Angriff auf den Goldpreis als Beispiel heranzuziehen.

Die erfolgreichste Shortselling-Attacke erfolgte im Juli 2015. In den trägen Sommermonaten vor zwei Jahren war der Goldpreis niedrig, aber stabil. Er hatte sich monatelang zwischen etwa 1.175 $ und 1.200 $ bewegt und war bei gelegentlichen Ausreißern bis auf 1.150 $ gefallen bzw. bis auf 1.225 $ gestiegen. Am Freitag, dem 17. Juli, wurden dann spannende Nachrichten im Goldsektor bekannt. Seit April 2009 hatte die chinesische Regierung behauptet, kein Gold gekauft und die Goldreserven ihrer Zentralbank nicht weiter erhöht zu haben. Doch kaum ein Marktbeobachter hatte das geglaubt.

Völlig überraschend gab die Chinesische Volksbank an diesem Tag im Juli bekannt, dass sich ihre offiziellen Goldbestände auf 1.658 Tonnen beliefen. Gegenüber der zuletzt berichteten Zahl war das ein sprunghafter Anstieg um 57%, doch auch dieser Wert war wahrscheinlich noch falsch und stark untertrieben. Allerdings lag er deutlich unter den Schätzungen der Marktanalysten, die zumeist von mindestens 3.500 Tonnen ausgegangen waren. Der Goldkurs fiel an diesem Tag daher 1% und sank auf 1.134 $, unter die Untergrenze der bisherigen Handelsspanne im Sommer 2015. Natürlich war das Sentiment infolgedessen bearish.

Mit dem Goldkurs am Rande eines technischen Einbruchs entschied einer der großen Spekulanten, dass es Zeit für blitzartige Leerverkäufe sei, um den Prozess zu beschleunigen. Die Ausführung dieser Attacke spät in der Nacht von Sonntag auf Montag, wenn das Handelsvolumen am Goldterminmarkt besonders niedrig ist, war präzise abgestimmt. Der überwiegende Teil des Handels mit Goldfutures findet zwar während der Öffnungszeiten der US-Börsen statt, doch der elektronische Handel ist 23 Stunden am Tag möglich.

Der Montagshandel in den USA beginnt daher praktisch schon Sonntagabend um 18 Uhr New Yorker Zeit. Das ist lange vor der Öffnung der asiatischen Märkte, daher können ungewöhnliche Handelsaktivitäten in diesem Zeitraum nur auf den verlängerten US-Handelstag zurückzuführen sein. In der Sonntagnacht des 19. Juli bemerkte es kaum jemand, als einer der Marktteilnehmer 24.000 Goldfutures innerhalb einer einzigen Minute verkaufte. Es war wirklich verrückt.

Die Spitze im Handelsvolumen war so extrem, dass in dieser einen Minute zweimal ein 20-sekündiger Handelsstopp ausgelöst wurde! Effektiv wurde die enorme Zahl an Goldkontrakten also in wenigen Sekunden verkauft. Der Goldpreis fiel in dieser Minute um 48 $, auf einen Kurs von 1.086 $. Damit war ein neues 5,3-Jahrestief erreicht, welches sich verheerend auf die Stimmung am Goldmarkt auswirkte. Kurz nach diesem Ereignis hatte ich detailliert darüber berichtet.

Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass der einzige Grund für den Verkauf von mehr als 20.000 Goldkontrakten innerhalb so kurzer Zeit darin besteht, den Goldpreis auf unverschämte Weise nach unten zu manipulieren. Spekulanten auf der Long-Seite des Marktes, die ihre Positionen schließen wollen, würden ihre Futures nie in diesem Tempo verkaufen, da der resultierende Kurseinbruch ihre Verkaufspreise und damit ihren Gewinn schmälern würde. Das Gleiche gilt für normale Spekulanten mit Short-Positionen. Wenn diese davon ausgehen, dass der Kurs sinken wird und deshalb eine Short-Position eingehen, tätigen sie ihre Verkäufe schrittweise, um die besten Einstiegspreise abzupassen.

Sowohl Spekulanten mit Long- als auch mit Short-Positionen wollen ihre Goldfutures zum höchstmöglichen Preis verkaufen. Sie werden ihre eigenen Verkaufspreise und Profite nicht sabotieren, indem sie mehr Kontrakte abstoßen als der Markt aufnehmen kann. Normale, sich rational verhaltende Marktteilnehmer öffnen und schließen größere Positionen deshalb entsprechend des aktuellen Handelsvolumens schrittweise und über mehrere Stunden hinweg. Eine Kauf- oder Verkaufsorder über 20.000 Goldkontrakte, die in Tranchen unterteilt und über mehrere Stunden hinweg ausgeführt wird, hat einen viel geringeren Einfluss auf den Kurs.

Der Blitzangriff in der Nacht vom Sonntag zum Monat im Juli 2015 war also zeitlich genau so geplant, dass er den Goldpreis stark nach unten drücken würde. Und er war ein voller Erfolg! Dennoch hatte diese Attacke keine längerfristigen bearishen Implikationen für den Goldmarkt. Das Tief von 1.086 $, das in dem Moment erreicht wurde, als die Leerverkäufe endeten, war gleichzeitig in etwa der niedrigste Kurs, der an diesem Tag verzeichnet wurde. Der Silberstreif am Horizont des Short-Sellings ist die Tatsache, dass all die Goldfutures schon bald wieder zurückgekauft werden müssen, um die Short-Positionen glattzustellen.



Die Leerverkäufe bedeuten im Grunde genommen, dass ein Spekulant Goldfutures leiht, um diese in der Hoffnung zu verkaufen, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückkaufen und seine Schulden begleichen zu können. Jeder einzelne leerverkaufte Goldkontrakt und die dadurch entstandene Short-Position muss also durch den Kauf einen ausgleichenden Long-Kontrakts glattgestellt werden. Der Leerverkauf von 20.000 Goldfutures garantiert den Kauf von ebenso vielen Kontrakten in naher Zukunft. Die Shortselling-Attacken begrenzen sich folglich von Natur aus selbst.

Da das Eindecken der Short-Positionen nach einem solchen Angriff allmählich erfolgt, ist es im Handelsvolumen im Gegensatz zur Blitzattacke selbst nicht zu erkennen. Es ist unmöglich herauszufinden, wann die entsprechenden Marktteilnehmer ihre Positionen glattstellen und die Kontrakte zurückkaufen. Doch in den Wochen nach den extremen Leerverkäufen im Juli 2015 gab der Goldpreis weiterhin leicht nach. Am Montag nach der Attacke schloss er bei 1.098 $ und der niedrigste Schlusskurs wurde Anfang August bei 1.084 $ verbucht. Dann begann die Rally.

Die Leerverkaufs-Attacken sind darauf ausgelegt, die Marktpsychologie zu manipulieren und wasserfallartige Abverkäufe auszulösen. Das funktioniert jedoch hauptsächlich bei anderen Spekulanten, die stark gehebelte Produkte handeln. Goldinvestoren haben keine Leverage, deshalb ist ein Kursrückgang um ein paar Prozent für sie ein verhältnismäßig geringer Verlust. Die Angriffe am Terminmarkt führen daher normalerweise nicht dazu, dass sie ebenfalls verkaufen. Nur die Futures-Spekulanten werden aus ihren Positionen gedrängt, und das geht ganz schnell.

Im Anschluss an die Shortselling-Attacke im Juli 2015 bildete Gold nur 4,4% unter seinem vorherigen Kursniveau einen Boden. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Verkäufe erschöpft und alle Trader, die sich durch ein solches Ereignis dazu bewegen ließen ihre Kontrakte abzustoßen, hatten bereits verkauft. Übrig blieben folglich nur die Käufer. In den nächsten rund zehn Wochen legte das gelbe Metall 9,6% zu und stieg auf 1.188 $! Extreme Leerverkäufe wie in diesem Beispiel haben die Eigenschaft, alle kurzfristigen Verkäufe zu bündeln und aus dem Weg zu räumen.

Der Blitzangriff in der Sonntagnacht ist das erfolgreichste Beispiel einer Leerverkaufs-Attacke am Goldterminmarkt in den letzten Jahren. In Bezug auf die technischen Indikatoren und das Sentiment richtete er zwar echten Schaden an, doch diese Auswirkungen waren nur von kurzer Dauer. Die 24.000 Kontrakte, die innerhalb einer einzigen Minute verkauft worden waren, mussten auch wieder zurückgekauft werden und die auf den Kurssturz folgende bearishe Stimmung führte schon bald dazu, dass alle verkaufswilligen Marktteilnehmer verkauft hatten und der Sell-off ein Ende fand. Im Anschluss an diese manipulative Episode startete Gold daher eine starke Rally.

Kommen wir mit diesem Hintergrundwissen nun zurück zum April 2017. Mitte des Monats entwickelte sich der Goldkurs wirklich gut. In den vier Wochen seit der dritten Zinsanhebung in den USA hatte er 7,4% zugelegt, obwohl viele Beobachter fälschlicherweise davon ausgegangen waren, dass sich höhere Zinsen negativ auf den Goldpreis auswirken würden. Am 18. April begann ein kapitalstarker Spekulant oder eine Gruppe von Marktteilnehmern jedoch, das Abwärtspotential des Goldkurses mit einer ersten Leerverkaufs-Attacke am Terminmarkt zu testen.

Es geschah kurz vor 10 Uhr New Yorker Zeit an diesem Tag, d. h. kurz vor dem unzeitgemäßen Goldpreis-Fixing, das zu dieser Stunde täglich zum zweiten Mal in London stattfindet. Die Festlegung dieses Referenzpreises nennt sich jetzt LBMA-Goldpreisauktion, doch in unserer modernen Welt der kontinuierlichen Preisfindung sollte dafür eigentlich schon längst kein Platz mehr sein. Der exakte, bekannte Zeitpunkt des Londoner Goldfixings macht es anfällig für Manipulationen, was auch in zahlreichen wissenschaftlichen Studien und sogar in Gerichtsprozessen nachgewiesen wurde.

Große Trader, deren Handelsverträge und Geschäfte vom Londoner Benchmarkpreis für Gold abhängig sind, können versuchen, den Kurs vor der Auktion in die gewünschte Richtung zu lenken. Genau das tun sie auch, wobei sie ihn mit überwältigender Mehrheit nach unten drücken. Am 18. April, kurz vor der LBMA-Goldpreisauktion, warf beispielsweise jemand mehr als 22.000 Goldkontrakte in wenigen Minuten auf den Markt. Dennoch gab der Goldpreis unter diesem Verkaufsdruck kaum nach und sank nur von 1.286 $ auf 1.279 $. Anschließend stieg der Kurs wieder und erreichte bei 1.289 $ mit 0,4% im Plus!

Die erste Leerverkaufs-Attacke im April dieses Jahres stach definitiv heraus. Sie ging mit dem typischen Handelsvolumen eines solchen Ereignisses einher, scheiterte jedoch kläglich. Es war ein äußerst bullisches Zeichen, dass der Goldterminmarkt derart umfangreiche Verkäufe in so kurzer Zeit absorbieren konnte ohne einzubrechen. Es schien sich zunächst nur um einen einzelnen, isolierten Angriff zu handeln, doch dann folgte am Tag darauf schon der nächste, noch extremere. Auch dieser wurde unmittelbar vor der heutigen Version des Londoner Goldpreis-Fixings durchgeführt.

Am Mittwoch, dem 19. April, kurz vor 10 Uhr New Yorker Zeit, führte jemand eine Verkaufsorder über 25.000 Goldfutures in nur einer einzigen Minute aus! Die Intensität eines solchen Angriffs auf den Preis richtet sich nach der Gesamtzahl der verkauften Kontrakte und der Zeitspanne, innerhalb derer die Sell-Order ausgeführt wird. Diese Attacke war also sogar etwas stärker und erfolgte in etwas kürzerer Zeit als die vom Juli 2015. Doch ihr Einfluss war vergleichsweise schwach.

Innerhalb weniger Minuten fiel der Goldkurs von 1.286 $ auf 1.275 $, stieg anschließend aber wieder auf 1.280 $ und schloss 0,7% im Minus. Wäre dieser Angriff Sonntagnacht erfolgt, hätte er einen deutlich stärkeren negativen Einfluss auf den Kurs gehabt. Derartige Leerverkaufs-Attacken sind, wie gesagt, äußerst selten. Zwei davon innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Handelstagen waren schon sehr verdächtig. Ein zahlungskräftiger Marktteilnehmer versuchte ganz offensichtlich den Goldpreis unverhohlen nach unten zu manipulieren.

Am dritten Freitag im April liefen dann zahlreiche Optionen aus. In den Wochen zuvor hatte Gold, wie oben erwähnt, starke Kursgewinne verzeichnet, obwohl die Anleger und Trader im Allgemeinen davon ausgegangen waren, dass die Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed Mitte März negative Folgen für den Goldpreis haben würde. Ich habe mich also gefragt, ob nicht vielleicht ein großer Trader, beispielsweise ein Hedgefonds, mit ernsten Verlusten bei seinen Goldfutures oder -optionen zu rechnen hatte. Vielleicht hatte dieser Marktteilnehmer auch Angst, dass das Überschreiten der 1.300-$-Marke noch viel umfassendere, universelle Käufe auslösen würde.

Was auch immer der Grund für die Angriffe auf den Goldpreis war - das gelbe Metall erwies sich als erstaunlich widerstandsfähig. An jenem Donnerstag und Freitag im April kam es im Vorfeld des Preisfixings nicht zu weiteren anormalen Verkäufen. Das Schlimmste schien also überstanden zu sein. In Frankreich wurde an jenem Sonntag, dem 23. April, die erste Runde der Präsidentschaftswahl abgehalten und die Ergebnisse deckten sich exakt mit den Erwartungen der Meinungsforscher und Trader. Die Gewinner waren für die Märkte keine Überraschung.



Doch genau an diesem Sonntagabend um 18 Uhr New Yorker Zeit, als der Goldterminmarkt in den USA öffnete, wurde er von einer massiven Verkaufsorder getroffen. Das war lange vor Handelsbeginn an den asiatischen Märkten, die Order stammte also definitiv aus dem US-Futureshandel. Aufgrund des niedrigen Handelsvolumens um diese Zeit stürzte der Kurs von seinem Schlussstand bei 1.284 $ am Freitag auf 1.265 $. Die dritte der Leerverkaufs-Attacken war also schließlich von Erfolg gekrönt.

Es handelte sich um die gleiche Vorgehensweise wie bei dem Kunststück im Juli 2015 - ein Blitzangriff am Sonntagabend, um die Stopp-Loss-Orders der Spekulanten mit Long-Positionen auszulösen. Und obwohl Gold in diesen Minuten nur 19 $ verlor - verglichen mit dem Absturz um 48 $ im Juli 2015 - richtete der Kurseinbruch spürbaren Schaden in Bezug auf das Sentiment an. Das war der Auslöser für den Sell-off am Goldmarkt, der sich bis zu dieser Woche fortgesetzt und beschleunigt hat. Verkäufe führen zu weiteren Verkäufen. Als Katalysator hatte jedoch die Leerverkaufs-Attacke am Terminmarkt gewirkt.

Derartige Angriffe auf den Goldpreis sind, wie gesagt, wirklich extrem und geschehen in kürzester Zeit. Mehr als 20.000 Kontrakte werden innerhalb weniger Minuten auf den Markt geworfen. Als sich der Goldkurs nach der letzten Attacke rasch wieder erholte und innerhalb von Stunden auf 1.276 $ kletterte, waren die zuvor abgestoßenen Kontrakte höchstwahrscheinlich schon wieder eingedeckt. Auch der entsprechende COT-Bericht für jene Woche zeigte lediglich eine Erhöhung der Short-Positionen der Spekulanten um 2.500 Kontrakte.

Der Angriff war vorüber, doch er hat die negative Marktstimmung verstärkt und zusätzliche Verkäufe seitens der Spekulanten mit Long-Positionen ausgelöst. In den Monaten vor der Attacke war die Zahl der Long-Kontrakte im Besitz der Spekulanten um 23% auf insgesamt 62.000 Goldfutures angestiegen. Es bestand also ein großes Verkaufspotential, falls all die neuen Positionen, mit denen die Trader auf Kursgewinne gesetzt hatten, wieder liquidiert werden sollten. Und genau das ist seit der Leerverkaufs-Attacke auch geschehen.

Auf kurze Sicht sind derartige Vorkommnisse zwar deprimierend, doch alles in allem sind die Verkäufe gleichzeitig auch ein bullisches Zeichen. Die Shortselling-Attacken wirken wie Operationen, die die Bildung einzelner Wolken verursachen, ein großes Unwetter jedoch verhindern. Die resultierenden Verkäufe sind wie ein wenig leichter Regen im Vergleich zu einem heftigen Hagelsturm, der ansonsten nach einer Weile aufziehen würde. Alle Spekulanten, die sich leicht zu Verkäufen hinreißen lassen, werden auf diese Weise aus ihren Positionen gedrängt und die Verkäufe erschöpfen sich wieder. Übrig bleiben anschließend nur die Käufer. Dies führt wiederum zu großen Goldrallys, die mehrere Monate lang anhalten.

Nach dem Kursrückgang der letzten Wochen, der durch die Leerverkaufs-Attacke am Terminmarkt ausgelöst wurde, befindet sich Gold nun in einer großartigen Ausgangslage für eine starke Erholungsbewegung. Früher oder später wird es Nachrichten geben, die zu einem Sell-off an den allgemeinen Aktienmärkten führen werden. Dies wird wiederum die Nachfrage nach Goldinvestments sprunghaft ansteigen lassen, sowohl seitens der Anleger als auch seitens der Spekulanten.

Die Trader an den Futuresmärkten werden ihre niedrigen Long-Positionen wieder aufstocken und der Goldrally auf diese Weise Auftrieb geben. Die Aufwärtsbewegung wird sich auch im führenden Gold-ETF SPDR Gold Shares (GLD) widerspiegeln, der insbesondere auch von den typischen Aktienanlegern gekauft wird.

Die Aktien der entsprechenden Bergbauunternehmen werden die starken künftigen Kursgewinne des gelben Metalls jedoch noch bei Weitem übertreffen. Während des jüngsten Preisrückgangs verzeichneten die Goldaktien unverhältnismäßig hohe Verluste und wurden erneut auf absurd niedrige Kursniveaus gedrückt, die in keinem Verhältnis zum aktuellen Goldpreisniveau stehen. Diese Situation bedeutet, dass eine große Umkehrbewegung folgen wird, sobald es für Gold wieder aufwärts geht - und nach einer Shortselling-Attacke am Futuresmarkt dauert das in der Regel nicht lange.

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Das Fazit ist, dass der starke Rückgang des Goldkurses in den letzten Wochen ausgelöst wurde durch eine ganze Reihe von Leerverkaufs-Attacken am Goldterminmarkt. Ein großer Spekulant hat in wenigen Minuten bewusst riesige Mengen an Goldfutures auf den Markt geworfen, und zwar gleich mehrmals. Derart extreme Verkäufe konnten von den Märkten nicht absorbiert werden, daher brach der Goldkurs ein. Aufgrund dessen wurde die Stimmung am Goldmarkt bearish, was weitere Verkäufe seitens der Trader mit Long-Positionen zur Folge hatte.

Mit Hilfe solcher Angriffe an den Futuresmärkten lässt sich der Goldpreis zwar innerhalb kurzer Zeit nach unten drücken, doch dieser Taktik sind von Natur aus Grenzen gesetzt. All die leerverkauften Kontrakte müssen in gleicher Anzahl zurückgekauft werden, um die Short-Position glattzustellen. Wenn die ursprüngliche Verkaufswelle, die mehrere Wochen lang anhalten kann, also vorüber ist, kommt es am Goldmarkt zu einer starken, monatelangen Rally. Nach den extremen Leerverkäufen erschöpfen sich die Verkäufe meist relativ schnell und bereiten so den Weg für umfassende, anschließende Käufe.


© Adam Hamilton
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Dieser Beitrag wurde exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. (Zum Original vom 05.05.2017.)



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