Was wird mit den Edelmetallen geschehen, wenn die riesige Finanzblase platzt?
03.07.2017 | Steve St. Angelo
Die Mainstreammedien rühren weiter die Werbetrommel für die größte Finanzblase der Geschichte, aber wenn sie eines Tages platzt, wird nur ein sehr kleiner Teil der Investoren auf das Desaster vorbereitet sein. Die Märkte sind heutzutage so verrückt, dass Fundamentaldaten überhaupt keine Rolle mehr zu spielen scheinen. Aber wenn wir uns die Daten und Zahlen ganz genau anschauen, stellen wir fest, dass sie doch noch von Bedeutung sind.
Um in die richtigen Anlageoptionen für die Zukunft zu investieren, muss man zwischen Assets mit geringem Risiko und hohem Gewinnpotential und Assets mit hohem Risiko und geringem Gewinnpotential entscheiden. Das klingt erst einmal, als sollte es für jeden mit einem Hauch von gesundem Menschenverstand kein Problem sein, doch ich kann Ihnen versichern, dass es an den Märkten derzeit alles andere als vernünftig zugeht. Die meisten Investoren treffen ziemlich irrationale Entscheidungen. Das verstehe, wer will.
In diesem Artikel möchte ich die Chancen und Risiken von Gold, Silber und den Aktienmärkten vergleichen. Die folgenden Charts zeigen unmissverständlich, welche Assets das höchste Gewinnpotential bei gleichzeitig geringem Risiko aufweisen.
Der erste Chart stellt die Kursentwicklung von Gold, Silber und dem Dow Jones dar. Seit seinem Tief im Jahr 2009 hat der Aktienindex 229% zugelegt und ist von 6.500 Punkten auf derzeit 21.400 Punkte gestiegen. Obwohl der Dow Jones 2011 bei einer kurzen Korrekturbewegung 17% fiel, hat er bereits seit über acht Jahren keine gesunde Korrektur mit einem Rückgang um 30-50% mehr verzeichnet. Eine solcher Einbruch ist also aller Wahrscheinlichkeit nach überfällig.
Die Edelmetallpreise erreichten dagegen 2011 ihren Höhepunkt und sanken anschließend jahrelang. Heute liegt der Silberpreis nur 22% über seinem Tief aus dem Jahr 2015, während Gold seitdem ein Plus von 20% verzeichnet hat. Der Dow Jones ist also praktisch ohne Unterbrechung acht Jahre lang gestiegen, während Gold und Silber noch immer weit unter ihren Rekordkursen von 2011 notieren.
Wenn wir die Assetklassen einzeln betrachten, können wir erkennen, wie überbewertet der Dow Jones Industrial Average im Vergleich zu Gold und Silber ist. Der nächste Chart zeigt den Goldpreis, der zwischen seinem Hoch 2011 und seinem Tief 2015 um 46% fiel. Selbst wir wir berücksichtigen, dass das gelbe Metall nach der Bodenbildung Ende 2015 wieder 20% zugelegt hat - der Preis liegt heute noch immer 35% unter dem Höchstwert von 2011.
Wie der nächste Chart deutlich macht, sind die Bewegungen des Silberpreises sehr viel volatiler als die des Goldpreises. Nach dem Hoch im Jahr 2011 stürzte Silber bis Ende 2015 73% in die Tiefe. Aktuell notiert das weiße Edelmetall noch immer 66% unter seinem Spitzenstand von 2011:
Wie oben erwähnt ist Silber seit Dezember 2015 nur um 22% gestiegen. Sehen wir uns nun den Dow Jones an:
Die Edelmetalle haben nach 2011 eine starke Korrektur durchlaufen, doch der US-Aktienindex steigt weiter Richtung Himmel. Seit seinem Tief im Jahr 2009 ist der Dow Jones um erstaunliche 229% nach oben geschossen. Würde er jetzt 5.000 Punkte einbrechen, entspräche das lediglich einem Rückgang um 23%. Ein Absturz um 11.000 Punkte auf einen Stand von 10.400 Punkten entspräche einem Kursverlust von 51% und wäre damit noch immer weniger heftig als die Korrektur zwischen 2007 und 2009, als der Index um 54% fiel.
Um zu illustrieren, wie überbewertet der Dow Jones ist, möchte ich den breiter aufgestellten S&P 500 als Beispiel verwenden. Warum? Weil dieser seit dem Tief von 2009 prozentual gesehen in etwa genauso stark gestiegen ist wie der Dow Jones:
Ihnen wird nicht entgangen sein, dass die Charts der beiden Aktienindices fast identisch sind. So wie es dem einen ergeht, wird es auch dem anderen ergehen. Um den angemessenen Wert des S&P 500 zu ermitteln, müssen wir das Shiller-KGV betrachten (KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis). Dieses ist definiert als Preis (Kurs des Index) geteilt durch den inflationsbereinigten, durchschnittlichen Gewinn pro Aktie der letzten zehn Jahre. Der historische Mittelwert des Shiller-KGV liegt bei 16,8, d. h. der Kurs des S&P 500 war im Schnitt 16,8-mal so hoch wie der durchschnittliche Gewinn pro Aktie innerhalb von zehn Jahren. Doch wo liegt das Verhältnis heute?
Nach Angaben von Gurufocus.com beträgt das Shiller-KGV des S&P 500 aktuell 30,2 und liegt damit fast 80% über seinem langfristigen Mittelwert. Dieser Bewertungsmaßstab zeigt jedoch nicht einfach nur eine Spekulationsblase an. Der Wert ist sogar höher als bei seiner letzten Spitze im Jahr 2007. Damals erreichte er einen Höchststand von 27,4 - und wir wissen ja alle, was in den beiden folgenden Jahren geschah. Im ersten Quartal 2009 sank das Shiller-KGV dann auf ein Tief von 13,1.
Vor dem Crash der Aktienmärkte im Jahr 1929 und der anschließenden Großen Depression erreichte das Shiller-KGV im September 1929 einen Spitzenwert von 32,4 und lag damit nur wenig höher als heute. Was bedeutet das nun? Es bedeutet, dass die US-Aktienindices im Bereich einer rekordverdächtigen Blase notieren und ihr künftiges Gewinnpotential äußerst gering ist. Das Risiko ist dagegen beachtlich.
Wenn wir Gold und Silber betrachten, sehen wir jedoch genau das Gegenteil. An den Edelmetallmärkten kam es zwischen 2011 und 2015 zu einer heftigen Preiskorrektur. Zudem liegt der Silberpreis derzeit nur knapp über den Produktionskosten. Der nächste Chart stellt den Preis des weißen Metalls und die Produktionskosten des weltweit größten primären Silberbergbauunternehmens - Pan American Silver - gegenüber.
Der Chart zeigt, wie hoch der geschätzte Gewinn bzw. Verlust je Unze (grüne Linie) des Unternehmens seit 2004 in jedem Jahr war. Die weiße Linie repräsentiert den durchschnittlichen jährlich Spotpreis für Silber. Wie wir sehen machte Pan American Silver 2011, als der Silberpreis im Schnitt bei 35,03 $ lag, einen Gewinn von etwa 9,02 $ je Unze. Als der Kurs im Laufe der nächsten fünf Jahre sank, musste das Unternehmen 2013, 2014 und 2015 jedoch Verluste verbuchen.
Obwohl Pan American Silber im Jahr 2016 einen Gewinn von schätzungsweise 1,54 $ je Unze erzielte, ist dieser Wert im ersten Quartal 2017 auf 1,00 $ gesunken. Der Spotpreis am Silbermarkt lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei durchschnittlich 17,42 $ und meinen Kalkulationen zufolge befindet sich die Gewinnschwelle von Pan American Silver bei etwa 16,40 $. Bei dem aktuellen Kurs von 16,50 $ kann das Unternehmen kaum Gewinne verzeichnen.
Im primären Silberbergbau liegt der Break-Even-Punkt der Minengesellschaften meinen Schätzungen nach im Bereich von 15 $ -17 $ je Unze. Für den Goldsektor habe ich derzeit keine aktuellen Berechnungen, aber ich gehe davon aus, dass sich die Gewinnschwelle der meisten Unternehmen zwischen 1.100 $ und 1.500 $ bewegt. Der Goldpreis ist während der Korrektur zwar nicht so stark eingebrochen wie der Silberpreis, doch wir können schon allein an den Produktionskosten ablesen, dass die Edelmetallkurse ihrem Boden viel näher sind als der Dow Jones.
Die Analyse macht deutlich, dass Investitionen in die US-Aktienindices Dow Jones und S&P 500 derzeit ganz offensichtlich sehr riskant sind und nur geringe Gewinnchancen bieten, während Gold und Silber im Gegensatz dazu hohes Gewinnpotential, aber nur ein geringes Abwärtsrisiko bergen. Zur Erinnerung: Als der Dow Jones Anfang 2016 um gerade einmal 2.000 Punkte einbrach, schossen die Edelmetallkurse in die Höhe:
Wenn die Gold- und Silberpreise sprunghaft um 15% anstiegen, obwohl der Dow Jones lediglich 2.000 Punkte verlor, wie weit werden sie dann erst in die Höhe katapultiert, wenn dem Dow Jones eines Tages eine Korrektur von 25% - 50% bevorsteht und er 5.000 - 10.000 Punkte in die Tiefe stürzt? Der gesamte Aktienmarkt wird nur noch durch Schulden und Leverage auf seinem aktuellen, überhöhten Kursniveau gehalten. Ich bin daher davon überzeugt, dass für die Edelmetallmärkte eine neue Ära mit viel höheren Preisen anbrechen wird.
Zu guter Letzt noch ein Wort zu den Kryptowährungen. Diese wurden heute zwar stark abverkauft, doch dabei handelt es sich nur um eine normale, längst überfällige Korrektur. Wahrscheinlich werden die Kurse von Bitcoin und anderen digitalen Währungen noch deutlich tiefer sinken, bevor sie einen Boden bilden. Dennoch glaube ich, dass einige der bedeutendsten Kryptowährungen in Zukunft auf neue Allzeithochs steigen werden. Ich erwähne diesen Markt vor allem deshalb, weil er einen Vorgeschmack auf die Entwicklung der Gold- und Silbermärkte gibt.
Die Edelmetallpreise werden eines Tages aus heiterem Himmel plötzlich in die Höhe schnellen. Am nächsten Tag werden sie einen weiteren Kurssprung nach oben machen. Bevor die meisten Investoren und die Öffentlichkeit merken, was geschieht, werden Preise zu hoch steigen, dass Gold und Silber zu teuer erscheinen, um an diesem Punkt noch zu kaufen. Es wird das Gleiche geschehen wie bei den Kryptowährungen, die innerhalb kurzer Zeit 200% - 1.500% zugelegt haben.
Aus diesem Grund sollten Investoren auf keinen Fall versuchen, auf den richtigen Zeitpunkt für den Einstieg in die Edelmetallmärkte zu warten. Wenn Sie nicht über eine angemessene Menge an physischem Gold und Silber verfügen, wird es äußerst schwierig wenn nicht gar unmöglich sein, die Edelmetalle zu beschaffen, sobald die Preise in die Höhe geschossen sind. Vielleicht gelingt es Ihnen, ein wenig Gold oder Silber aufzutreiben, aber die Preise und die Aufgelder könnten dann astronomisch hoch sein.
Den Besitzern von Gold und Silber wird es in Zukunft genauso gehen wie den Anlegern, die schon vor längerer Zeit Bitcoins gekauft haben und diese dann jahrelang hielten, bevor es schließlich zur entscheidenden Kursexplosion kam. Die Nachfrage privater Anleger nach den Edelmetallen ist zwar stark zurückgegangen und auch die Marktstimmung ist nicht gerade optimistisch, aber die Fundamentaldaten zeigen eindeutig das geringe Risiko und das enorme Gewinnpotential - wenn wir nur ein wenig Geduld haben.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 26. Juni 2017 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.