GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

Der Dollar in Gefahr: Gold als Basis für die Neuordnung des Währungssystems

25.07.2017  |  Jim Willie CB

Innerhalb der Grenzen der USA ist die Bevölkerung nach wie vor größtenteils unwissend, was das Konzept der globalen Reservewährung betrifft. Dieses Thema ist von höchster Bedeutung, wird jedoch in den Finanzmedien so gut wie nie diskutiert. Die Bürger der Vereinigten Staaten nehmen einfach an, dass der Dollar die Landeswährung darstellt, sind jedoch fast blind für die globale Rolle, die er im Handel und im Bankenwesen spielt. Doch nun steht das Ende einer Ära bevor und die Umwälzungen werden weitreichende Folgen haben. Die Schockwelle könnte die Welt schon in diesem Jahr auf die ein oder andere Weise treffen.


Die Bedeutung der Währungsreserven

Mit diesem Ausdruck wird in den Finanzmedien häufig um sich geworfen, ohne dass erklärt wird, was darunter genau zu verstehen ist. Wir wollen die Bedeutung zunächst im engeren Sinne und dann aus praktischer Sicht klären. Der US-Dollar dient als globale Währungsreserve, da die US-Staatsanleihen zu den Standard-Kernassets in den Reserven der Banken zählen. In zahlreichen Ländern verfügt das nationale Bankenwesen über ein solches Fundament. Die Banken müssen Kernkapital vorhalten und bestimmte Quoten einhalten.

Bei den Bankenreserven handelt es sich jedoch nicht um Goldbullion, sondern vielmehr um US-Schulden, um US-Treasuries mit einem bestimmten Dollarwert. Natürlich ist das ein völlig verdrehtes und irrsinniges System. Schuldverschreibungen als Basis des globalen Bankenwesens zu verwenden ist vollkommen unverantwortlich, wahnsinnig und praktisch ein Garant für einen künftigen Systemzusammenbruch. Das ist das Risiko, welches das globale Bankenkonglomerat bereitwillig eingeht.

Die praktische Seite dieses Systems äußert sich darin, dass Handelsgeschäfte typischerweise in der weltweiten Reservewährung - dem US-Dollar - abgewickelt werden. Eine Ladung Rohöl, Getreide oder Container wird in US-Dollar bezahlt, oft mittels kurzfristiger Staatsanleihen (US-Treasury Bills).

Auch internationale Verträge über Beratungsservices, die Installation von IT-Systemen und zahllose andere Dienstleistungen werden in US-Dollar abgeschlossen. Aus diesem Grund halten Länder, die für Warenlieferungen oder Dienstleistungen bezahlen wollen, innerhalb ihres Bankensystems große Reserven an US-Staatsanleihen, mit denen sie internationale Handelsgeschäfte abwickeln können.


Das verlorene Privileg

Der König Dollar und sein Hofstaat der finanziellen Terrorherrschaft sind jedoch dazu verurteilt, ihre privilegierte Stellung zu verlieren. Um das auf dem Dollar basierende globale Finanzsystem zu erhalten, kommt es allerorts zu weitreichendem Missbrauch. Dies ruft bei einigen anderen Ländern eine enorme Feindseligkeit hervor und führt dazu, dass diese mit gemeinsamen Bemühungen zur Etablierung nicht Dollar-basierter Handelsplattformen Widerstand leisten. Diese Bestrebungen haben ihren Ursprung im Osten.

Wenn der US-Dollar seinen Status als globale Reservewährung schließlich verliert, werden sich die US-Amerikaner mit bis dato unbekannten Problemen auseinandersetzen müssen. Sie werden äußerst verwirrt sein und man wird sie auf Schritt und Tritt belügen. Folgen werden u. a. Preisinflation bei Importgütern, Angebotsengpässe und gesellschaftliche Unruhen sein. Die US-Wirtschaft und die US-Regierung lassen sich nur für eine begrenzte Zeit mit Hilfe einer internationalen Kreditkarte am Laufen halten, wenn die Rechnung nie bezahlt wird. Wenn der Dollar seinen Status als Reservewährung und damit auch seine privilegierte Stellung verliert, wird es zum Schock kommen.


Der Osten kontrolliert die Handelsbedingungen

Die Staaten der östlichen Hemisphäre kontrollieren mit Blick auf die globale Wirtschaftsleistung einen signifikanten Teil der Herstellungsindustrie. Das ist das Ergebnis des jahrzehntelangen Outsourcings westlicher Unternehmen, die ihre Industriebetriebe ins Ausland verlegt haben. Es begann mit den Staaten des pazifischen Raums in den 1980er Jahren, dann folgten Indien, Brasilien und ein ganzes Heer boomender Länder, die nach mehr wirtschaftlicher Entwicklung strebten. Der Westen kontrolliert die Finanzmärkte mit ihren komplizierten, papiernen Anlage- und Spekulationsinstrumenten und ihrer ausgeklügelten Manipulationsmaschinerie, doch der Osten hat die Kontrolle über den Fertigungssektor.

Diese Länder, angeführt von China, befinden sich daher in einer Position, in der sie die Zahlungsbedingungen im internationalen Handel diktieren können. Der Standard ist bislang die Bezahlung mit US-Treasury Bills. Das wird sich jedoch ändern, und wenn es soweit ist, wird der US-Dollar seinen Status als globale Reservewährung offiziell verlieren. Die Auswirkungen werden enorm sein. Die Staaten des Ostens sind unter dem schützenden Dach der eurasischen Handelszone in der Lage, andere Zahlungsmittel zu verlangen.

Mögliche Alternativen wären der chinesische Renminbi, der russische Rubel und schon bald auch die Gold-Handelsnoten. Die Leistungsfähigkeit ihrer Herstellungsindustrie gibt diesen Ländern die Macht, die Handelsbedingungen zu bestimmen. Das Risiko für die US-Wirtschaft besteht hauptsächlich im Wegbrechen des Angebots in vielen Wirtschaftssektoren. Im Einzelhandel wird das am deutlichsten zu spüren sein. Unterdessen werden im Rahmen der "Neuen Seidenstraße" zahlreiche umfassende Projekte ohne Einbeziehung des US-Dollars verwirklicht.




Rohöl als Schlüssel

Die ersten Auswirkungen werden wahrscheinlich am Rohölmarkt zu spüren sein. Die Staaten am Arabischen Golf sind seit nunmehr 40 Jahren die Schlüsselregion für den de facto bestehenden Petro-Dollar-Standard.

Das Ölkartell der OPEC wird von den Saudis angeführt, die wiederum Marionetten der angloamerikanischen Steuerzentrale und des Bankenkartells sind. Die Saudis stehen in einem aufgeheizten Konflikt mit Katar und führen einen schmutzigen Krieg im Jemen, während der Petro-Dollar vor aller Augen die ersten Risse aufweist. Im Grunde genommen ist Saudi-Arabien bankrott.

In diese Lücke könnte das Erdgaskartell unter der Führung von Russland, Katar und dem Iran preschen, welches sich gerade herauszubilden beginnt.

Das Schlüsselereignis wird der Tag sein, an dem sich China das Recht erstreitet, die saudi-arabischen Öllieferungen in Renminbi zu bezahlen. Anschließend werden auch Kuwait, der Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate und andere arabische Ölmonarchien die chinesische Währung akzeptieren. Dieses Ereignis wird er letzte Nagel am Sarg des Petro-Dollars sein, dessen struktureller Unterbau bereits seit drei Jahren in Auflösung begriffen ist.


Die Einführung eines neuen Müll-Dollars

Die Einführung eines neuen, nur für den inländischen Gebrauch bestimmten US-Dollars wird unausweichlich sein. Darüber rede und schreibe ich schon seit Jahren.

Das ist kein verbohrter Unsinn, sondern eine Tatsache, und der Tag, an dem sie Realität wird, rückt mit jedem Monat näher. Die Staaten der östlichen Hemisphäre werden die kurzfristigen US-Staatsanleihen nicht länger als Zahlungsmittel im internationalen Handel akzeptieren. Sie werden den US-Dollar aufgrund seines trügerischen Fundaments und den Schwindeleien seines wahnsinnigen Managements ablehnen.

Der König Dollar wird nur durch die Federal Reserve und monetäre Hyperinflation gedeckt, euphemistisch auch bezeichnet als "quantitative Lockerungen". Die Regeln, die die Gesamtmenge aller im Umlauf befindlichen Dollars begrenzen, wurden aufgeweicht und der Inflation wurden Tür und Tor geöffnet. Da der US-Dollar die globale Reservewährung ist, war das äußert verantwortungslos. Sämtliche nationalen Bankensysteme wurden daher durch die QE-Programme ebenfalls untergraben.

Darüber hinaus stützt sich der König Dollar auf Kriege, Sanktionen und Kriegsdrohungen. Staaten, die wie der Irak, der Iran oder Russland versuchen oder versucht haben, ihren Ölhandel unabhängig vom US-Dollar durchzuführen, wurden zum Teil bereits Ziel kriegerischer Invasionen, Sanktionen und Komplotte.

Die Ablehnung des US-Dollars im Handel wird den Beginn eines entscheidenden neuen Kapitels der modernen Geschichte markieren. Das Ende des Petro-Dollar-Standards wird den Aufstieg des Erdgaskartells einleiten und die Einführung eines neuen Müll-Dollars notwendig machen. In Anbetracht des Außenhandelsdefizits von 550 Milliarden Dollar, wird die US-Regierung unter massivem Druck stehen, den neuen Müll-Dollar abzuwerten - beispielsweise um 30% alle sechs Monate.

Angesichts ihrer Betrugs- und Korruptionsgeschichte wird die US-Regierung wahrscheinlich versuchen, eine wenig vertrauenswürdige Deckung für die neue Währung präsentieren, z. B. das lächerliche Bestandsbuch der angeblichen Goldreserven sowie unzureichende Ölreserven.

Die strategischen Ölreserven der USA haben einen Wert von rund 7 Milliarden Dollar. Allein zur Deckung des jährlichen Außenhandelsdefizits wäre daher das 80-fache dieser Vorräte nötig. Das Haushaltsdefizit der US-Regierung liegt zudem im Bereich von 1,2 - 1,5 Billionen Dollar und muss ebenfalls finanziert werden.

Die schmerzlichen Abwertungen des Dollars werden nötig sein, um die Staatsschulden und das Handelsdefizit mit Hilfe der billigeren Währung zu finanzieren. Washington wird unter enormen Druck stehen, ausländisches Kapital ins Land zu locken. Im Moment ist das nicht der Fall, weil sich die Regierung auf die Druckerpressen und die gehebelte Manipulationsmaschinerie der Märkte verlässt. Doch dann heißt es "Willkommen in der realen Welt, wo die Fundamentaldaten noch eine Rolle spielen".

Die höheren Preise für importierte Produkte werden Angebotsengpässe und leere Regale mit sich bringen, weil die Nachfrage wegbricht. Als nächstes folgt gesellschaftliches Chaos. Ich gehe davon aus, dass es wegen drei Dingen zu Tumulten und Ausschreitungen kommen wird: in den Supermärkten wegen Lebensmitteln, an den Tankstellen wegen Benzin und an den Bankautomaten wegen Geld.




Die Bedeutung von Gold

Wenn der König Dollar nicht nur seinen Status als weltweite Reservewährung, sondern auch sein Prestige und seine Privilegien verliert, wird das enorme Auswirkungen auf die gesamte Struktur des Finanzsystems haben. Der drastische Wertverlust der amerikanischen Währung wird eine hektische Suche nach einem stabilen Zahlungsmittel auslösen, welches geeignet ist, als Fundament des internationalen Finanzsystems zu diesen.

Hier betritt Gold die Bühne. Das sich die Geldmenge in den letzten Jahren verfünffacht hat, wird der Goldpreis ein neues, angemessenes Preisniveau suchen müssen. Das ist unumgänglich und so sicher wie das Auf und Ab der Gezeiten.

Mit der Einführung der Gold-Handelsnoten (Gold Trade Notes) wird Gold als Zahlungsmittel über den internationalen Handel seinen Weg ins globale Finanzsystem finden. Es steht zu erwarten, dass die Initiative hierbei von China ausgeht. Das wird dem König Dollar einen heftigen Schlag versetzen. Die Staaten des Ostens werden eine angemessene Bezahlung für ihre Waren verlangen, die sie weiterhin zuverlässig liefern. Die Vereinigten Staaten haben die Rolle des Dollars im Handel und im Bankenwesen jedoch selbst unterminiert und müssen sich daher auf weitreichende Veränderungen einstellen.

Für den Goldpreis wird das wahrscheinlich eine äußerst chaotische Zeit. Rechnen Sie damit, dass der Kurs von Region zu Region extrem schwanken könnte, je nachdem wie stark Korruption oder Ehrlichkeit ausgeprägt sind. Der Westen wird wohl bis zu allerletzt versuchen, die Kurse niedrig zu halten, während der Osten alles daran setzen wird, zu einem fairen Preis zu gelangen.

Der Goldpreis wird im Zuge dessen zuerst auf 2.500 $, dann auf 5.000 $, dann auf 8.000 $, dann auf 12.000 $ steigen. Das ist so sicher wie der Morgen nach einer langen, stürmischen Nacht oder das Kommen der Flut im ewigen Wechsel der Gezeiten.


Geopolitische Tatsachen

Das Scheitern des US-Dollars im Nahen Osten und die Kriege, die geführt wurden, um den toxischen und bereits angeschlagenen Dollar zu verteidigen, sind unmissverständliche Zeichen für alle Länder, sprichwörtlich das Weite zu suchen und nach besseren Handelspartnern Ausschau zu halten. Europa kann ohne die Neue Seidenstraße, einem wahren Füllhorn an Projekten und Verträgen im Wert von vielen Milliarden Dollar, nicht überleben.

Aller Handel fließt durch China und Russland, die die Bildung einer eurasischen Handelszone vorantreiben und mit Hilfe der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit gleichzeitig einen passenden Sicherheitsrahmen bieten und der NATO Konkurrenz machen werden. Ein wichtiger Faktor, der unter den Propagandakünstlern des Westens für Bestürzung sorgt, ist auch die Tatsache, dass Russland auf Nettobasis schuldenfrei ist, während die USA bankrott sind und sich nicht aus eigener Kraft retten können.

Die Türkei hat indes Deutschland eine Abfuhr erteilt und kehrt der Kriegstreiberfamilie der NATO nun den Rücken. Plötzlich scheint die Türkei einflussreicher zu sein als zahlreiche westliche Staaten. Vielleicht wird das Land bald einen Teil der gigantischen Luftwaffenbasis in Incirlik an Russland vermieten.

Der Niedergang des Petro-Dollars verschafft dem Iran, Katar und Russland eine Vorrangstellung. Die US-Sanktionen gegen Russland werden damit bedeutungslos, denn auch die europäischen Staaten arbeiten unter Missachtung der amerikanischen Vorgaben bereits an der Wiederherstellung der Handelsbeziehungen. Zudem sind die Sanktionen gegen den Iran nach hinten losgegangen, denn sie haben zu dem Deal mit Indien geführt, bei dem Öl für Gold verkauft wurde.

Der Neustart des globalen Währungssystems liegt nicht in allzu ferner Zukunft. Die Preisbildung an den Finanzmärkten wird durch Derivate bestimmt, um die Insolvenz der "Too-big-to-fail"-Banken zu verhindern. Die monetäre Hyperinflation der US-Notenbank Fed, besser bekannt als QE, dient ebenfalls dazu, die eigentlich bankrotten Kreditinstitute flüssig zu halten. Ohne ihre Derivate und die Anleihekäufe wären die amerikanischen Großbanken alle von der Pleite bedroht, wie die Banken in Spanien und Italien. Doch die USA gehen wie immer einen Sonderweg.

Das im Entstehen begriffene Erdgaskartell wird den Handel vor allem in Renminbi, Rubel und Euro abwickeln. Aus diesem Grund versuchen die Vereinigten Staaten jetzt noch schnell, mit Europa Handelsabkommen für ihr teures Erdgas abzuschließen.

In Washington sind die Neokonservativen damit beschäftigt, den Pipeline-Projekten Nord Stream 2 und Turkish Stream Steine in den Weg zu räumen, doch eines Tages wird die Mutter aller Pipelines den Iran, Katar, Syrien und die Türkei mit Europa verbinden. Der König Dollar und seine Schreckensherrschaft sind am Ende.

Dieses Ende zeichnet sich nunmehr deutlich am Horizont ab. Wenn Gold erst einmal die Bühne des internationalen Zahlungssystems betritt, wird es richtig spannend. Dann wird auch die langanhaltende Depression, die auf den Goldanlegern lastete, zu guter Letzt ein willkommenes Ende finden.


© Jim Willie CB
www.goldenjackass.com


Der Artikel wurde am 14.07.17 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.