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Bullische Aussichten für die Edelmetalle und den Dollar - Wie passt das zusammen?

27.07.2017  |  Clive Maund

Weil der US-Dollar für praktisch alle Märkte - und vor allem für die Edelmetalle - von so großer Bedeutung ist, ist es an der Zeit, ihn etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, insbesondere nach dem jüngsten, steilen Kursrückgang. Manche von Ihnen haben vielleicht eine Reihe von Indikatoren gesehen, die darauf hindeuten, dass der Dollar zuerst noch leichte Verluste verzeichnen könnte, dann jedoch zurückprallen oder zumindest eine Weile seitwärts konsolidieren wird.

Anschließend könnte sich der Abwärtstrend fortsetzen. Beginnen wir also mit einigen dieser Indikatoren. Der aktuelle Hedgers-Chart des US-Dollars, der eine Form des COT-Charts darstellt, beginnt definitiv einen bullischen Eindruck zu machen. Solange diese Positionen nicht sinken, scheint das Abwärtspotential vorerst begrenzt zu sein.

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Der aktuelle Optix-Chart, der die Marktstimmung widerspiegelt, zeigt in Bezug auf den US-Dollar einen zunehmend übertriebenen Pessimismus. Das bedeutet aber nicht notwendigerweise, dass der Abwärtstrend der US-Währung vorüber ist. Auch kleinere Rallys können eine Verbesserung des Sentiments bewirken, bevor neue Tiefs ausgelotet werden. Die beiden Indikatoren deuten darauf hin, dass eine Erholungsrally wahrscheinlich ist, wobei der Kurs zuvor durchaus noch etwas nachgeben könnte. Diese Rally hätte jedoch nur begrenztes Aufwärtspotential.

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Wie passen diese Aussichten nun zu unserer extrem bullischen Einschätzung 339563 der Edelmetalle? Sie passen gar nicht zusammen, denn eine Rally des Dollarkurses bedeutet normalerweise, dass die Gold- und Silberpreise fallen. Was geht hier vor? Die Daten des letzten Commitments of Traders (COT) Report waren für Gold und Silber äußerst positiv, vor allem für Silber. In Bezug auf das weiße Metall waren die Positionierungen am Terminmarkt sogar noch bullischer als Ende 2015.

Daran wird sich auch nichts ändern, ganz gleich, wie sich andere Faktoren entwickeln. Es gibt nun also zwei Möglichkeiten: Entweder der Dollar und Edelmetallkurse steigen parallel zueinander an, was unwahrscheinlich, aber möglich ist, oder der Rückgang des Dollars setzt sich nach einer Erholungsrally bzw. Konsolidierungsphase fort, möglicherweise stärker als zuvor. Wie wir gleich sehen werden, könnte sich die Abwärtsbewegung beschleunigen und in einen regelrechten Crash münden.

Kommen wir nun zum Dollarkurs selbst und beginnen wir mit dem 9-Monatschart. Wie wir bereits vor ein oder zwei Monaten erkannt hatten, sinkt der Dollar im Rahen eines sich beschleunigenden, parabolischen Abwärtstrends und nähert sich nun einem kritischen Niveau und einer bedeutenden Unterstützung. Die Schlüsselindikatoren deuten auf eine Erholung des Kurses oder zumindest auf eine Unterbrechung der Abwärtsbewegung hin. Sollte der Dollar die Unterstützungszone jedoch nach unten durchbrechen, könnte es zu einem wirklich ernsten Kurssturz kommen.

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Im 4-Jahreschart sehen wir, dass der parabolische Abwärtstrend den Dollar in die Nähe der entscheidenden Unterstützung im unteren Bereich der bearishen Broadening-Top-Formation gebracht hat. Zwar deuten verschiedene Indikatoren auf eine Verschnaufpause für die US-Währung hin, aber falls der Kurs einbricht, hätte das wahrscheinlich fatale Folgen für den Dollar. Das ist vielleicht auch die Botschaft, die uns von den extrem bullischen COT-Daten für Gold und Silber übermittelt wird.

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Es lohnt sich auch, einen Blick auf einen Stellvertreter des Dollars zu werfen, den PowerShares US Dollar Index Bullish Fund. Dieser gleicht praktisch dem Dollarchart, hat aber den Vorteil, dass wir auch das Handelsvolumen und die Volumenindikatoren betrachten können. Vor allem die Accumulation/Distribution Line ist sehr schwach und liefert uns damit einen weiteren Hinweis darauf, dass sich der Dollar in einem wirklich ernstzunehmenden Abwärtstrend befindet. Das könnte wie erwähnt die äußert vielversprechenden COT-Daten am Edelmetallmarkt erklären.

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Zum Schluss wollen wir noch einen kurzen Blick auf den sehr langfristigen 20-Jahreschart des Dollarindex werfen. Falls der Dollar tatsächlich ein Top bildet und bald abstürzt, geht aus diesem Chart eindeutig hervor, dass es nicht das erste Mal innerhalb der letzten 20 Jahre wäre. Zwischen 2002 und 2008 ist die US-Währung ebenfalls massiv eingebrochen - und das war lange bevor sie Gefahr lief, ihren Status als globale Reservewährung zu verlieren. Der Chart zeigt ebenfalls, dass der Kurs ausgehend von bearishen Broadening Top, das sich nun seinem Abschluss nähert, noch weit, weit fallen könnte.

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Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die bullischen COT-Daten für Gold und Silber nicht entkräftet werden, nur weil der Dollar aktuell überverkauft ist und einige Indikatoren kurzfristig eine positive Entwicklung andeuten. Die größeren Zusammenhänge zeigen, dass der Dollar auf einen Einbruch und einen ernsten Abwärtstrend zusteuert, wenn nicht gar auf einen heftigen Crash.


© Clive Maund
www.clivemaund.com



Der Artikel wurde am 25. Juli 2017 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.