GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

Wohin mit Ihrem Bargeld? Zwischen Repression und Krisenschutz

01.08.2017  |  Adam Taggart

Ist es heutzutage idiotisch Barrücklagen zu halten - oder genial? Haben Sie einen substantiellen Teil Ihres Portfolios in Bares verwandelt? Sind Sie angesichts der steilen Kursgewinne an den Finanzmärkten so besorgt, dass Sie es für klüger halten, das Geschehen von außen zu beobachten, Vorsicht walten zu lassen und erst wieder einzusteigen, wenn die Märkte vernünftiger bewertet sind? Wenn dem so ist, haben Sie mein vollstes Verständnis. Doch die letzten fünf Jahre waren hart für Sparer, die diese Strategie verfolgten. Ich spreche aus Erfahrung.


Die Mutter aller Finanzblasen

Das globale Zentralbankenkartell begann Ende 2008 in Reaktion auf die Finanzkrise, die Welt mit Liquidität zu überschwemmen (d. h. mit aus dem Nichts erschaffenem Geld). Seitdem haben die Notenbanken die Schleusen nicht wieder geschlossen und wir berichten schon seit Jahren regelmäßig über den geldpolitischen Irrsinn. Der folgende Chart zeigt, dass die Bilanzen der weltweit bedeutendsten Zentralbanken (Federal Reserve, EZB, Bank of Japan) heute in ihrer Summe 3,5-mal höher sind als vor der Krise, die noch nicht einmal zehn Jahre her ist. (Wenn wir die Bilanz der Chinesischen Volksbank ebenfalls in den Chart aufgenommen hätten, läge der Gesamtwert übrigens sogar bei 18,8 Billionen Dollar!)

Open in new window

© Yardeni Research, Inc.


All diese Liquidität muss irgendwo hin. Wie die Zentralbanken gehofft hatten, hat sie den Weg an die Finanzmärkte gefunden, wo sie die Kurse in fast allen Anlageklassen auf Rekordwerte hat steigen lassen - und dann noch weiter. Die Aktienkurse sind in astronomische Höhen geschossen und jetzt fast doppelt so hoch wie auf dem Gipfel der letzten beiden Spekulationsblasen an den Börsen (siehe Chart). Das Kurs-Umsatz-Verhältnis des US-Aktienindex S&P 500 ist, abgesehen von der Woche, in der die Dotcom-Blase im März 2000 ihren Zenit erreichte, kürzlich ebenfalls auf den höchsten Stand der Geschichte geklettert.

Open in new window

Die Anleihepreise haben ihren 30-jährigen Aufwärtstrend in ähnlicher Weise fortgesetzt, befeuert durch das weltweit beispiellos niedrige Zinsniveau:

Open in new window
© seeitmarket.com


Auch die Immobilienpreise sind zu dem Niveau zurückgekehrt, auf dem sie kurz vor dem Platzen der Blase am Hypothekenmarkt lagen. In zahlreichen besonders gefragten Regionen haben die Hauspreise die Hochs von 2007 sogar deutlich übertroffen.



Open in new window

Ich habe eine ganze Reihe von Artikeln über die Gefahren des geldpolitischen Kurses der Notenbanken geschrieben, der für die extrem überhöhten Assetpreise heutzutage verantwortlich ist. Die Kernaussage aller Analysen lässt sich auf den folgenden Satz reduzieren: Wir leben im Zeitalter der Mutter aller Finanzblasen. Die heutigen Kursniveaus werden keinesfalls von Dauer sein.

Warum nicht? Nun, Gründe gibt es mehr als genug und wir haben sie in früheren Beiträgen alle ausführlich beschrieben. Der Hauptgrund ist jedoch am folgenden Chart abzulesen:

Open in new window

Um die Kurse an den Finanzmärkten zu unterstützen, haben wir unsere Schulden mehr als doppelt so schnell erhöht, wie unser gesamtstaatliches Einkommen (das Bruttoinlandsprodukt) gewachsen ist. In jedem Privathaushalt weiß man, dass man so nicht lange wirtschaften kann, bevor man insolvent ist. Auch Staaten - selbst solche mit einer eigenen Druckerpresse - können diesem Schicksal auf lange Sicht nicht entgehen.

Sehen Sie die kleine Delle in der Schuldenkurve in den Jahren 2008/2009? Diese winzige Delle ist es, die die Welt, wie wir sie kennen, bei der Großen Finanzkrise von 2008 fast zerstört hätte. Werfen Sie noch einmal einen Blick auf die obenstehenden Preischarts. Sehen Sie, wie viel höher die Kurven heute verglichen mit dem Jahr 2008 sind?

Gehören Sie auch zu denen, die sich fragen, wie verlustreich der nächste Abschwung wird, wenn unser Sturz in die Tiefe von einem viel höheren Punkt aus beginnt? Zählen Sie zu den wenigen, die noch nicht vergessen haben, dass der S&P 500 in der kurzen Zeit zwischen Ende 2007 und Anfang 2009 um mehr als 50% eingebrochen ist? Wenn die Antwort auf diese Fragen 'ja' ist und Sie beschlossen haben, an den nach dem Ponzi-System funktionierenden Märkten nicht mehr teilzunehmen und stattdessen Barrücklagen zu bilden, war es mit Sicherheit eine schmerzliche Erfahrung, die Kurse fast aller Assets Jahr für Jahr steigen zu sehen, während Ihre Ersparnisse unproduktiv auf dem Konto herumlagen.

Und als wäre das Gefühl, die Rally zu verpassen, nicht an sich schon schlimm genug - vor allem, wenn die Mainstreammedien und diverse Bekannte einem die entgangenen Gewinne ständig unter die Nase reiben - werden Ihre Barmittel heute zusätzlich von einer Reihe ganz neuer Gefahren bedroht.


Der Krieg gegen die Sparer (aka Finanzielle Repression)

Wie wir schon oft berichteten, tun die wirtschaftlichen Entscheidungsträger heute alles in ihrer Macht Stehende, um umsichtige Sparer daran zu hindern, ihre Barmittel sicher außerhalb der Schusslinie zu parken. Sie versuchen verzweifelt, Sie zum Ausgeben oder Investieren Ihrer Rücklagen zu bewegen, damit sie ihr überschuldetes Casino noch ein wenig länger betreiben können. In unserem Artikel "Less Than Zero: How The Fed Killed Saving" haben wir ausführlich erklärt, wie die Strategien der finanziellen Repression wissentlich darauf ausgerichtet sind, die Last der Schuldenorgie der Regierungen auf die Öffentlichkeit abzuwälzen. Das geschieht auf eine Weise, die gerade so intransparent ist, dass gerade genug Menschen sie nicht ganz durchschauen und die breite Mehrheit nicht wirklich versteht, was eigentlich geschieht.

Die zentralen Elemente der finanziellen Repression sind:




Leichtsinnige Investoren brüsten sich heute allerorts mit ihren Gewinnen, die Banken zahlen uns 0,0% Zinsen auf unsere Einlagen und behandeln uns wie Kriminelle, wenn wir es wagen, Zugang zu unseren Ersparnissen zu fordern, und die Regierungen beraten darüber, wie sie uns das Bargeld schließlich ganz wegnehmen können. Ist es für uns Sparer und Bargeldbesitzer also an der Zeit, das Handtuch zu werfen?


Hussmans "Wahl"

In einem Wort: Nein. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die größte Blase in der Geschichte der Finanzmärkte erleben. In solchen Zeiten sind die Märkte gefährlich, denn sie lösen die in unseren Köpfen fest verankerten Mechanismen für Gier und Angst aus. Wir lassen uns sehr leicht dazu verleiten, zu glauben, dass "es diesmal anders ist". Selbst das Genie Isaac Newton ließ sich während der Südseeblase von der allgemeinen Euphorie mitreißen.

[!IFRAME FILTERED! ]


John Hussman hat vielleicht besser als jeder andere mit Hilfe seiner Analysen gezeigt, dass die Marktpreise heute nur deshalb so überhöht sind, weil wir künftige Werte mit Hilfe der Schulden in die Gegenwart geholt haben. Das Beste, worauf die Investoren demnach nun hoffen können, ist ein Jahrzehnt mit Gewinnen von 0%.

Open in new window
© Hussman Funds


Die historische Situation, in der wir uns heute alle befinden, fasst er meisterhaft zusammen:

"Das Problem mit Spekulationsblasen ist, dass man sich entscheiden muss, ob man vor oder nach dem Überschreiten des Gipfels wie ein Idiot dastehen möchte."

2008 ist noch nicht so lange her. Wir können uns noch gut an die Panik in den Augen der Menschen erinnern, als sie zusehen mussten, wie der Wert ihrer als Altersvorsorge gedachten Portfolios und Häuser innerhalb weniger Monate halbiert wurde. So fühlt es sich an, wenn man nach dem Höhepunkt der Blase wie ein Idiot dasteht.

Ganz gleich, wie schrullig eine defensive Haltung heute in den Augen vieler anderer wirkt, wie falsch sie sich vielleicht anfühlt, solange die Zentralbanken die Liquiditätsparty am Laufen halten, und wie schwierig es vielleicht ist sie aufrechtzuerhalten, während das System alles versucht, um Sie von Ihren hart erarbeiteten Ersparnissen zu trennen - es wird der Zeitpunkt kommen, an dem dieses zum Scheitern verurteilte System ins Wanken gerät und schließlich kollabiert.

Wenn das geschieht, werden diejenigen, die sich entschlossen haben schon früh wie ein Idiot dazustehen und sich geweigert haben, an der Party teilzunehmen (d. h. die ihr Kapital lieber defensiv positioniert haben) wie Genies wirken. Sie werden schmerzliche Verluste vermeiden und wenn sich der Staub gelegt hat, werden sie über Anlagekapital verfügen, mit dem sie hochwertige Assets zu möglicherweise historischen Schnäppchenpreisen aufkaufen können.

Es ist nicht einfach, diese Entscheidung zu treffen und dazu zu stehen. Es erfordert Voraussicht, Mut und Entschlossenheit. Aber es ist die weisere Entscheidung.

Natürlich sind Barrücklagen nur eine von mehreren Möglichkeiten, finanzielles Vermögen in der heutigen Zeit defensiv zu positionieren. Es empfiehlt sich, verschiedene Strategien zur Absicherung eines Portfolios in Betracht zu ziehen und mit Ihrem Finanzberater eine Überprüfung Ihrer Anlagen unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements vorzunehmen.

Wir können unmöglich exakt vorhersagen, wie lange die Märkte das aktuelle Rekordniveau noch halten werden. Eines ist jedoch sicher: Der Tag der Abrechnung ist näher als je zuvor während der letzten sieben Jahre. Eine Rezession ist nach historischen Maßstäben schon bald zu erwarten - und basierend auf fundamentalen Faktoren längst überfällig. Wollen Sie wie ein Idiot dastehen, wenn es soweit ist? Oder wollen Sie lieber jetzt wie ein Narr wirken, damit Sie später wie ein Genie wirken?

Entscheiden Sie klug.


© Adam Taggart
PeakProsperity.com


Dieser Artikel wurde am 22.07.2017 auf www.peakprosperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.