Gold und der US-Dollar: Gemeinsame Rally möglich?

09.10.2017  |  Clive Maund

In meinem letzten Update zum Goldmarkt vor fast einem Monat erkannte ich, dass sich gerade ein mittelfristiges Top bildete. Im anschließenden zwischenzeitlichen Update zu Gold und dem US-Dollar sagte ich die Dollarrally einen Tag, bevor sie startete, vorher. Nachdem der Goldkurs darauf nun mit einem deutlichen Rückgang reagiert hat, stellt sich jetzt die Frage, ob diese Korrektur bereits vorüber ist.

Die kurze Antwort darauf ist 'ja'. Allerdings ist es schwierig, die Bodenbildung zu diesem Zeitpunkt für abgeschlossen zu erklären, weil die Positionen der Trader am Goldterminmarkt dem Commitments of Traders (COT) Report zufolge in Reaktion auf den Kursrückgang nicht so stark gesunken sind wie wir erwartet hatten. Zudem zeigt der Hedgers-Chart des US-Dollars weiterhin ein eindeutig bullisches Bild für den Dollar.

Das bedeutet, dass die Bodenbildung des Goldkurses eventuell noch nicht abgeschlossen ist, auch wenn der Kurs nach oben aus seinem relativ steilen, kurzfristigen Abwärtstrend ausbrechen sollte. Wir werden auch die Möglichkeit einer gemeinsamen Rally des Dollars und des Goldkurses analysieren. Das wäre eine äußerst seltene Entwicklung, die nur durch ein extremes Ereignis wie beispielsweise einen Angriff auf Nordkorea ausgelöst werden könnte. In diesem Fall hätten die Menschen in Tokio und Seoul aber fraglos wichtigere Probleme als den Goldpreis.

Der aktuelle 6-Monats-Goldchart zeigt, wie das Edelmetall im Zuge der Korrektur in den letzten Wochen rund 50% der Kursgewinne der vorhergegangenen Rally wieder verloren hat, während die Spannungen im Konflikt mit Nordkorea vorübergehend abebbten. Dieser Rücksetzer sorgte dafür, dass Gold nicht länger überkauft ist und brachte den Kurs zurück in einen wichtigen Unterstützungsbereich oberhalb des steigenden 200-tägigen gleitenden Durchschnitts.

Da die gleitenden Durchschnitte ebenfalls bullisch ausgerichtet sind, deuten die Rahmenbedingungen derzeit im Allgemeinen auf eine Umkehr des Goldkurses nach oben und auf eine Rally hin. Das "Spinning Top", welches sich am Freitag vor dem Hintergrund eines erhöhten Handelsvolumens im Kerzenchart erkennen ließ, könnte den Wendepunkt markieren, wobei die Umkehrmuster, die bei Silber und stellvertretenden Assets im Kerzenchart zu sehen waren, einen überzeugenderen Eindruck machten.



Ein wichtiger Einflussfaktor für die Aussichten im Edelmetallsektor war auch der Kupferkurs, der am Donnerstag nach einer signifikanten Korrektur deutlich aufwärts drehte und fast 3% zulegte.





Da Kupfer, wie auch bei der letzten Rally zu beobachten war, im Metallsektor oft eine Führungsrolle übernimmt, könnte nun eine neue Aufwärtsbewegung von Gold und Silber folgen, nachdem die beiden Edelmetalle ihre Unterstützung getestet haben - ungeachtet des US-Dollars, der allem Anschein nach ebenfalls noch Luft nach oben hat.

Mit Blick auf den 8-Jahres-Goldchart scheint sich der Kurs noch immer in der Endphase einer Bodenbildung in Form eines gigantischen, umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Musters zu befinden. Die langsame Erhöhung des Handelsvolumens in den letzten 20 Monaten und insbesondere innerhalb der letzten Monate ist definitiv positiv zu bewerten, weil sie auch zum Anstieg der Volumenindikatoren geführt hat.

Vor allem die A/D-Linie ist stark nach oben geklettert und nicht mehr weit von neuen Hochs entfernt. Wenn der Goldkurs den Widerstandsbereich kurz unterhalb der 1.400-$-Linie durchbricht, wird der Weg nach oben vorerst frei sein, bevor im Bereich von 1.510-1.560 $ der nächste wichtige Widerstand wartet.



Der aktuelle COT-Chart für Gold zeigt, dass die Marktteilnehmer ihre Positionen im Zuge der Kurskorrektur der letzten Wochen abgebaut haben. Der Rückgang ist allerdings nicht so deutlich wie erwartet, daher ist weiterhin Vorsicht geboten. Die neue Rally könnte noch einmal gedeckelt werden und das gelbe Metall wird seine Basis eventuell erst noch weiter ausbauen, bevor ein längerer Aufwärtstrend beginnen kann. Das würde auch zu dem Bild passen, welches sich aus den aktuellen Dollarcharts und insbesondere dem Hedgers-Chart ergibt.



Der Market Vectors Gold Miners ETF (GDX), der gleichzeitig die Funktion eines Goldaktienindex erfüllt, bildet einen riesigen Boden in Form eines umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Musters aus, ganz ähnlich der Chartformation, die sich auch bei Gold selbst beobachten lässt. Die Tatsache, dass der GDX noch immer weit unterhalb des Widerstands am oberen Ende der Umkehrformation notiert, ist ein Zeichen dafür, dass die Aktienkurse zahlreicher Gold- und Silberunternehmen noch immer sehr günstig sind.

Die Entwicklung des Handelsvolumens im Laufe der Bodenbildung ist sehr bullisch, denn nach dem Tief (d. h. nach dem "Kopf") hat das Volumen stark zugenommen, um dann während der Bildung der rechten Schulter wieder zu sinken.





Der Dollar scheint indes einen mittelfristigen Boden gebildet zu haben. Im untenstehenden 1-Jahres-Chart des US-Dollar-Index können wir sehen, dass der Kurs deutlich aus seinem Abwärtstrend ausgebrochen ist. Auch hier scheint eine umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation zu entstehen, allerdings ist es noch zu früh, um das mit Sicherheit sagen zu können. Sollte diese Einschätzung zutreffen, werden wir während der Bildung der rechten Schulter zunächst noch einen leichten Rückgang erleben, bevor sich der Dollarkurs wieder nach oben wendet.



Der aktuelle Hedgers-Chart des US-Dollars macht einen bullischen Eindruck, denn die Commercials haben ihre Short-Positionen eingedeckt.