Silber: Trendwende zeichnet sich ab
09.10.2017 | Clive Maund
Am Freitag konnten wir bei Silber klarere Anzeichen für eine Wende erkennen als bei Gold, denn hier bildete sich im Kerzenchart eine eindeutigere Umkehrformation. Im 6-Monats-Chart sehen wir eine Kerze mit langem Schatten, die in etwa einem bullischen Hammer entspricht, da der Kurs nur knapp unter dem Tageshoch schloss. Gleichzeitig wurde das höchste Handelsvolumen seit mehr als einem Monat verzeichnet.
Nach der kürzlichen Abwärtskorrektur macht die jüngste Entwicklung definitiv den Eindruck einer erneuten Umkehr des Silberkurses nach oben, insbesondere da sich der Abwärtstrendkanal zunehmend verengte. Nachdem Silber zuvor überkauft gewesen war, hat sich die Lage nun grundlegend geändert und der Preis ist zurück in Richtung einer Unterstützungszone gesunken.
Der Silber-ETF iShares Silver Trust zeigte am Freitag im Kerzenchart sogar eine noch deutlichere Umkehrformation.
Der Silberkurs bildet ebenso wie der Goldkurs einen Boden in Form einer enormen, umgekehrten Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Im Fall von Silber ist das Muster jedoch abwärts geneigt (siehe 8-Jahreschart unten), weil sich das weiße Metall gegen Ende eines Bärenmarktes und am Anfang eines neuen Bullenmarktes im Edelmetallsektor typischerweise schlechter entwickelt als Gold. Längere Underperformance des Silberkurses ist daher ein Hinweis auf eine Bodenbildung.
Dieser Chart illustriert sehr deutlich, wie unbeliebt Silber derzeit ist. Doch obwohl der Kurs im Laufe der letzten Jahre unterm Strich leicht gesunken ist, zeigen die Volumenindikatoren eine Verbesserung an, vor allem in diesem Jahr.
Ein Ausbruch über die schwarz eingezeichnete Nackenlinie wäre eine positive Entwicklung, aber noch besser wäre ein Ausbruch des Silberpreises über das Widerstandsband in der Nähe der Hochs von 2016. Ist diese Hürde überwunden, wird die viel stärkere Widerstandszone zwischen 26 $ und 28 $ das nächste Hindernis darstellen. Derzeit zählt Silber noch zu den unbeliebtesten Metallen, aber es ist davon auszugehen, dass sich das ändern wird - auch, weil die Silberbugs ein manisch-depressives Völkchen sind, und nun schon sehr lange depressiv waren. Es wird sicher nicht mehr allzu lange dauern, bis sie ihr Glück wieder in alle Welt hinausposaunen.
Die Marktstruktur des Terminmarktes hat sich den COT-Daten zufolge im Laufe der letzten Wochen verbessert, während der Silberpreis gefallen ist. Ebenso wie am Goldmarkt kann die Situation auch hier nicht als eindeutig bullisch angesehen werden. Dennoch sind die Werte für Silber vielversprechender als für Gold - möglicherweise ein Zeichen dafür, dass das weiße Metall künftig endlich die bessere Performance zeigen wird.
Extreme Tiefs des Silber/Gold-Verhältnisses sind zuverlässige Anzeichen für das Erreichen eines Bodens im Edelmetallsektor oder für die frühe Anfangsphase einer neuen Hausse. Anhand des langfristigen Charts unten, der die Entwicklung der Edelmetallkurse sowie ihres Verhältnisses ab 1997 zeigt, ist das gut zu erkennen. Als das Silber/Gold-Verhältnis 2003 ein Tief erreichte, hatte der neue Bullenmarkt bereits begonnen, doch wie wir sehen, verfügte dieser damals noch über ein enormes Aufwärtspotential.
Das nächste wichtige Tief wurde im Zuge des Crashs von 2008 verzeichnet. Zuletzt wurden diese extrem niedrigen Niveaus Ende 2014 und Anfang 2016 erneut ausgelotet, als der Boden nach dem langen, harten Bärenmarkt, der auf die Höchststände von 2011 gefolgt war, endlich erreicht wurde. Aktuell notiert das Verhältnis nur um Haaresbreite über diesen Tiefs - ein deutliches Anzeichen dafür, dass die nächste Hausse schon hinter der nächsten Ecke wartet.
© Clive Maund
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Der Artikel wurde am 08.10.17 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.