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Der unbekannte Preisfaktor: Diese Trends werden den Silberkurs nach oben katapultieren

25.10.2017  |  Steve St. Angelo

Für Edelmetallinvestoren ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass die künftige Explosion des Silberpreises nicht die Folge der typischen Nachfrage- und Angebotsfaktoren sein wird. Zahlreiche Mainstream-Analysten beziehen sich in ihren Preisprognosen noch immer hauptsächlich auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage und vergessen dabei den wichtigsten Faktor. Offenbar haben selbst die Top-Analysten der Wall Street noch nicht herausgefunden, dass Angebot und Nachfrage letztlich nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Silberpreise haben.

Ich lese beispielsweise immer wieder Artikel von Analysten, die die Meinung vertreten, dass die industrielle Nachfrage den Silberpreis in Zukunft beeinflussen wird. Sie sind der Ansicht, dass ein zunehmender Silberbedarf in der Industrie den Preis des Edelmetalls steigen lassen würde, während eine geringere Nachfrage die gegenteilige Wirkung hätte. Nach all meinen Recherchen kann ich hier allerdings keine echte Korrelation erkennen.

Wenn die Industrienachfrage den Silberpreis in der Vergangenheit nicht beeinflusst hat, warum sollte sie das dann in Zukunft tun? Der folgende Chart illustriert, dass kein Zusammenhang zwischen der globalen Industrienachfrage nach Silber und dem Preis des weißen Metalls zu bestehen scheint:

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Aus dieser Grafik geht hervor, dass sich die industrielle Nachfrage nach Silber zwischen 2008 und 2011 unterm Strich lediglich um 17 Millionen Unzen erhöht hat. Der jährliche Durchschnittspreis ist in dieser Zeit allerdings von 14,99 $ auf 35,12 $ gestiegen und hat sich damit mehr als verdoppelt. Zudem hat sich der Kurs des weißen Metalls zwischen 2012 und 2015 halbiert, obwohl die Nachfrage nur um 30 Millionen Unzen gesunken ist - von 600 Millionen auf 570 Millionen Unzen. Erhöhungen und Verringerungen der Industrienachfrage nach Silber können also nicht der ausschlaggebende Faktor sein, der das Kursniveau am Silbermarkt bestimmt.

Auf der anderen Seiten haben manche Analysten auch die Vermutung geäußert, dass ein sinkender Silberpreis einen höheren Silberverbrauch in der Industrie zur Folge hätte. Doch nachdem der Kurs im Jahr 2011 seinen Höchststand überschritten hatte und wieder zu sinken begann, nahm auch die Nachfrage der Industrie erneut ab. Einige von Ihnen glauben sicherlich, dass dieser Rückgang dadurch erklärt werden kann, dass der Silberverbrauch der Fotoindustrie in den letzten Jahren deutlich gesunken ist.

Das stimmt auch, aber es ist nur ein Teil der Antwort. Wie wir anhand des nächsten Charts erkennen können, war industrielle Silbernachfrage im Jahr 2007 mit 529 Millionen Unzen selbst dann noch höher als im Jahr 2016 (517 Millionen Unzen), wenn man das für fotografische Anwendungen benötigte Silber herausrechnet:

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Darüber hinaus waren auch die Prognosen zur industriellen Silbernachfrage selbst immer wieder falsch. In einem Artikel aus dem Jahr 2014 schrieb ich dazu:

"Ich weise schon seit Langem darauf hin, dass die Industrienachfrage nach Silber und insbesondere die Nachfrage seitens der Solarzellenhersteller in Zukunft keinen entscheidenden Einfluss auf den Silberpreis haben wird. Die Analysten der Wall Street erzählen uns immer und immer wieder, dass der Silberbedarf in der Industrie in den nächsten 5-10 Jahren zunehmen wird. Unsinn.

Wenn die globale Ölförderung ihr Maximum innerhalb der nächsten Jahre überschreitet, wird sich das auch auf das weltweite Wirtschaftswachstum auswirken. Tatsache ist, dass die globale Wirtschaftsleistung im Gleichschritt mit der globalen Ölproduktion sinken wird. Das bedeutet, dass auch die industrielle Silbernachfrage zurückgehen wird."


Der folgende Chart zeigt den Anstieg des Silberverbrauchs in der Industrie, den GFMS im März in einem für das Silver Institute erstellten Bericht prognostiziert hatte:



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Die Analysten von GFMS sagten vorher, dass die industrielle Silbernachfrage bis 2015 auf 650 Millionen Unzen ansteigen würde. Wenn wir jedoch erneut einen Blick auf die erste Grafik werfen, sehen wir, dass die benötigte Silbermenge in den letzten fünf Jahren abgenommen hat und 2016 mit 562 Millionen Unzen ein Tief erreichte. Es ist zwar durchaus möglich, dass sich die Nachfrage nach Silber seitens der Solarindustrie in den nächsten paar Jahren weiter erhöht, aber ich glaube, dass der globale Gesamtbedarf weiter sinken wird - vor allem, falls die Märkte crashen und es zum Rückgang der Ölproduktion kommt.


Silberrecycling: Keine Zunahme trotz höherer Preise

Die Menge des wiedergewonnenen Altsilbers ist auf den niedrigsten Wert des letzten Jahrzehnts gefallen. Nach Angaben der World Silver Survey von 2017 wurde beim Silberrecycling im Jahr 2011 ein Hoch von 260 Millionen Unzen verzeichnet. Bis zum letzten Jahr hat sich die Menge allerdings auf 140 Millionen Unzen reduziert - ein Rückgang um 46% in nur fünf Jahren:

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So wenig Silber wurde auf globaler Ebene zuletzt im Jahr 1990 wiedergewonnen. Damals wurden insgesamt nur 135 Millionen Unzen des weißen Metalls recycelt - allerdings kostete eine Unze Silber damals auch nur 4,82 $. 2016 betrug der Preis fast das Vierfache, doch die Menge des wiederaufbereiteten Silbers war die gleiche. Das deutet darauf hin, dass der Markt bereits einen Großteil des leicht verfügbaren Altsilbers dem Recycling zugeführt hat.

Um die langfristige Wertentwicklung des Edelmetalls abschätzen zu können, ist es wichtig zu verstehen, wie sich die Dynamik der industriellen Silbernachfrage und des Angebots an Altsilber verändert. Kurzfristige, jährliche Preissignale lassen sich auf diese Weise allerdings nicht erkennen. Weder die Industrienachfrage noch das Silberrecycling haben einen so großen Einfluss auf den Silberkurs wie ein ganz anderer Faktor: der Ölpreis.

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Wie wir anhand des obenstehenden Charts erkennen können, hat der Silberpreis seine Höchststände in der Vergangenheit parallel zum Ölpreis erreicht. Die Kursentwicklung hing folglich stärker vom oft sehr volatilen Ölpreis ab, als von den fundamentalen Angebots- und Nachfragefaktoren am Silbermarkt. Dennoch sollten Silberinvestoren natürlich darüber informiert sein, auf welche Weise sich die Fundamentaldaten des Sektors langfristig verschieben. Ein großer Teil des Angebots am Silbermarkt wurde beispielsweise jahrelang von den Silberverkäufen der Regierungen bereitgestellt:



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In der Zeit, in der die Zentralbanken ihre Silberreserven reduzierten und am offenen Markt verkauften, hatte das zusätzliche Angebot eine geringere Auswirkung auf die Preisentwicklung als der plötzlich in die Höhe schießende Ölpreis. Wichtig ist vor allem die Tatsache, dass die Zentralbanken ihre Silberbestände fast vollständig liquidiert haben und diese Quelle des Angebots damit versiegt ist. Den in der World Silver Survey 2017 veröffentlichten Daten zufolge haben die Notenbanken in den vergangenen drei Jahren keine einzige Unze mehr verkauft.


Die drei wichtigsten Erkenntnisse aus dem obenstehenden Chart:

1. Die Zentralbanken haben dem Markt dringend benötigtes Silber bereitgestellt, aber mittlerweile sind ihre Bestände fast aufgebraucht.

2. Silberverkäufe durch die Notenbanken sind als Fundamentaldaten nicht geeignet, Auskunft über kurzfristige Kursentwicklungen zu geben, sondern zeigen vielmehr auf, wie das Fehlen dieses staatlichen Silberangebots den Markt in Zukunft beeinflussen wird.

3. Die Zentralbanken hielten über Jahrzehnte hinweg große Mengen an alten, offiziellen Silbermünzen als Reserven vor. Die USA verfügten über die größten Bestände, aber das meiste davon wurde schon vor vielen Jahren verkauft. Die verbleibenden Silberreserven befanden sich in den Tresoren einiger weniger Notenbanken, beispielsweise in China, Russland und Indien. Die Regierungen dieser Staaten waren die Hauptquelle der staatlichen Silberverkäufe in den letzten beiden Jahrzehnten. Doch nunmehr sind auch diese Bestände stark dezimiert und werden in Zukunft nicht mehr als Quelle des Silberangebots dienen.

Betrachten Sie die Silberverkäufe der Notenbanken also, wie oben erwähnt, am besten als fundamentalen Faktor, der für die Einschätzung langfristiger Dynamiken nützlich ist. Kurzfristige Preisentwicklungen lassen sich mit Hilfe dieser Informationen jedoch nicht erklären.


Die Fundamentaldaten des Silbermarktes in Perspektive gesetzt

Um zu verstehen, was in Zukunft am Silbermarkt geschehen und wie sich der Preis entwickeln wird, müssen wir korrekt analysieren, welche Rolle die einzelnen Fundamentaldaten spielen. Viele Analysten berufen sich auch in vergleichsweise kurzfristigen Preisprognosen auf die Entwicklung von Nachfrage und Angebot, doch ich nutze diese Faktoren nur, um langfristige Veränderungen der Marktstruktur zu erkennen.

Die Silbernachfrage der Industrie ist, wie ich schon oft erwähnt habe, kein fundamentaler Preisfaktor, sondern zeigt vielmehr den langsamen Niedergang der Weltwirtschaft an. Auch die Silberverkäufe der Zentralbanken und die jährliche Gesamtmenge des recycelten Altsilbers geben keine schlüssigen Hinweise auf kurzfristige Preisbewegungen. Allerdings handelt es sich dabei dennoch um wichtige Fundamentaldaten, die darauf schließen lassen, dass das verfügbare Silberangebot aus diesen beiden Quellen zu großen Teilen bereits erschöpft ist.

Viele meiner Leser sind frustriert, weil die fundamentalen Faktoren noch nicht zu einem starken Anstieg der Silberpreise geführt haben. Wenn ich Artikel über diese Trends und ihre Veränderung im Laufe der Zeit schreibe, werde ich oft kritisiert. Viele halten die Fundamentaldaten für bedeutungslos, da sie den Preis offensichtlich nicht beeinflussen. Zur Zeit mag das noch stimmen, doch in Zukunft wird das nicht mehr der Fall sein.

Frustrierte Edelmetallinvestoren sollten sich der folgenden drei Schlüsselfaktoren bewusst werden:

1. Die Fundamentaldaten des Silbermarktes deuten für die Zukunft auf einen "perfekten Sturm" hin, weil auf die Quellen, die in der Vergangenheit ein stetiges Silberangebot garantierten, in Zukunft kein Verlass mehr sein wird.

2. Der Großteil der physischen Silberinvestments befindet sich in den Händen überzeugter Anleger, die kein Interesse am Verkauf Ihrer Bestände haben.

3. Der Niedergang des Energiesektors ist der wichtigste und bislang weitestgehend unbekannte, fundamentale Faktor, der künftig großen Einfluss auf den Wert des weißen Metalls haben wird.

Von diesen drei Faktoren ist der dritte der ausschlaggebende, der den Silberpreis am stärksten beeinflussen wird. Doch noch immer ist den meisten Privatanlegern, Kommentatoren und anderen Marktbeobachtern im Edelmetallsektor nicht bewusst, wie sich die Lage am Energiemarkt künftig auf den Silbermarkt und -preis auswirken wird. Auch in den alternativen Finanzmedien konzentrieren sich viele hauptsächlich auf die Wechselwirkungen zwischen dem Silbermarkt und der Wirtschaft und der Finanzindustrie.

Ich werde schon bald weitere Artikel veröffentlichen, um zu zeigen, wie stark sich die Lage in der Ölindustrie verschlechtert hat, sowohl in den Vereinigten Staaten als auch weltweit. Wenn der Zusammenbruch der Ölindustrie ernsthaft beginnt, wird das den Wert der meisten Aktien, Anleihen und Immobilien in den Keller sinken lassen. Die Edelmetalle und insbesondere Silber werden jedoch beispiellose, historische Preisanstiege verzeichnen.


© Steve St. Angelo
(SRSrocco)



Dieser Artikel wurde am 10. Oktober 2017 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.