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Interview mit James Turk: "Dieses Jahr Gold bei USD 850!"

22.11.2006  |  Dr. Volkmar Riemenschneider

James Turk ist der Gründer von Goldmoney.com, eines online Bezahldienstes auf Edelmetallbasis. Er ist außerdem seit 1987 Herausgeber des Börsenbriefs "Freemarket Gold & Money Report". Nachdem er das letzte Jahrzehnt im Management der Chase Manhattan Bank gearbeitet hat, ist er nun für das Rohstoffgeschäft bei der Abu Dhabi Rohstoff-Behörde zuständig. Turk gilt als ausgemachter Kenner der Rohstoffmärkte und ist gern gesehener Interviewpartner u.a. bei CBS, CNBC, Barrons und dem Wall Street Journal.


V.R.: Sie predigen in Ihrem Buch den Untergang des heutigen ungedeckten Papiergeldstandards. Können Sie unseren Lesern kurz darstellen, worin die entscheidenden Schwächen des heutigen Geldsystems liegen?

James Turk: Es ist unvermeidlich, daß das Fiat-Geldsystem kollabieren wird, denn unter den Politikern und Zentralbankern gibt es keine Disziplin im Prozess der Geldschöpfung. Seit dem Ende des Goldstandards hat es auch nie eine gegeben. Sie schöpfen ganz einfach zu viele Währungseinheiten, zu viele Dollars, zu viel von welcher Währung auch immer und dadurch wird die Kaufkraft ihrer Währungen zerstört. Außerdem gibt es ein einzigartiges Problem in den Vereinigten Staaten. Die USA geben mehr aus als sie verdienen, sie borgen mehr, als sie sparen. Diese Situation kann nicht immer so bleiben. Letztendlich werden diese Störungen zu einem Kollaps des Geldsystems führen. Der Dollar wird kollabieren und Gold wird, in Dollars gemessen, massiv ansteigen.


V.R.: Wie wird dieser Kollaps aussehen? Wird es eines Tages eine Abwertung geben und wird dann die Fed uns eines Morgens verkünden, daß der Dollar das Papier nicht mehr wert ist, auf dem er gedruckt ist oder werden wir eine Art Hyperinflation erleben? Oder erwarten uns "nur" kontinuierlich hohe Inflationsraten wie in den 1970ern, wobei das Geldsystem bestehen bleiben wird?

J.T.: Sie müssen wissen, daß es unmöglich ist die Zukunft vorauszusagen. Wir können nur versuchen uns vorzustellen, wie die Dinge sich in den nächsten Monaten und Jahren entwickeln werden. Aber wir können Beispiele aus der Geldgeschichte verwenden, um ein paar grundsätzliche Schlüsse zu ziehen.

Was wir heute erleben, ist eine sinkende Nachfrage nach US-Dollars. Zentralbanken diversifizieren, weg vom US-Dollar. Große und erfolgreiche Investoren wie Warren Buffet diversifizieren weg vom US-Dollar. Wir wissen also, daß die Nachfrage nach dem US-Dollar sinkt und ich erwarte, dass dies bis zu einem bestimmten Ereignis, einem Auslöser für einen wirklich starken Rückgang dieser Nachfrage, so weitergehen kann.

Es wird ähnlich wie bei der Krise des argentinischen Peso vor ein paar Jahren sein. Die Nachfrage nach dem Peso brach ein und innerhalb von sechs Monaten war die Währung fast zerstört. In den USA finden wir ähnliche Umstände. Das Problem ist, vorherzusagen, wie dieses Ereignis aussehen soll. Wir wissen einfach nicht, ob es dieses Ereignis geben wird und wir können auch nicht sagen, was passieren wird. Es ist einfach unmöglich, dies vorauszusagen. Aber die Fundamentaldaten, die den US-Dollar in diese Richtung bewegen, sind ziemlich klar. Der Dollar steckt aufgrund der wirtschaftlichen Umstände in den USA in Schwierigkeiten.


V.R.: Sie sprechen immer über den US-Dollar. Denken Sie, daß einige europäische Währungen besser sind als der US-Dollar? Einige Experten sagen, dass der US-Dollar kollabieren wird, aber niemand spricht über den Euro. Es stellt sich die Frage, ob der US-Dollar gegenüber anderen Währungen abwerten oder ob er gemeinsam mit allen wichtigen Währungen an Kaufkraft verlieren wird?

J.T.: Das ist wirklich eine gute Frage. Es ist relativ einfach, ein Land wie Argentinien zu betrachten und daraus Schlüsse zu ziehen, als damals die Währung kollabierte. Das Problem mit dem US-Dollar ist, dass wir es hier mit der Weltreservewährung zu tun haben. Wenn also der US-Dollar kollabiert, betrifft das in gewissem Maße auch jede andere Währung. Auch der Euro wird getroffen werden, denn schließlich bestehen die Reserven des Euro zu einem großen Teil aus US-Dollars.

Aber die Zentralbanken haben bereits begonnen, darauf zu reagieren. Wie Sie wissen, diversifiziert die schwedische Zentralbank weg vom Dollar, die italienische Notenbank hat gerade erst verkündet, dasselbe zu machen, und wir hören Nachrichten aus Asien über die Bank of China. Sie alle bewegen sich weg vom US-Dollar, weil sie meiner Meinung nach spüren, dass sich ein Problem mit dem US-Dollar entwickelt und daher ihre Abhängigkeit vom US-Dollar minimieren wollen.

Das macht es also wahrscheinlicher, dass sie ihre Währungen durch die schweren Zeiten bringen können, die uns bevorstehen. Letztendlich ist es aber unmöglich vorherzusagen, welche Währungen sich besser entwickeln werden - manche werden es besser machen, manche schlechter. Ich denke, dass der Schweizer Franken aus historischen Gründen ein sicherer Hafen werden könnte. Aber auch der Schweizer Franken ist natürlich nicht mehr so stark wie vor 20 oder 30 Jahren.

Daher denke ich, dass alle wichtigen Währungen gleich stark betroffen sein werden. Der entscheidende Faktor wird letztendlich sein, zu welchem Teil die Reserven dieser Währungen aus US-Dollars bestehen. Wenn dieser Anteil größer ist, wird die entsprechende Währung stärker getroffen werden als eine andere Währung mit einem geringeren Dollar-Anteil an ihren Reserven.


V.R.: Welche Möglichkeit hat Ihrer Meinung nach ein Investor, der heute sein Geld retten will? Sollte er nur Gold kaufen und es in seinem Haus bunkern? Was kann er eigentlich machen, um sein Geld zu schützen?

J.T.: Er sollte sich darauf konzentrieren, materielle Anlagen zu kaufen und seine finanziellen Anlagen zu minimieren. Wie Sie wissen, kann man zwei Arten von Besitz unterscheiden. Entweder halten Sie finanzielle Anlagen oder Sie halten materielle Güter.

Wir befinden uns in einer Situation, in der materielle Güter immer wichtiger werden. Versprechen werden mehr und mehr angezweifelt werden und deshalb wollen die Leute reale Dinge besitzen. Gold und Silber sind also klarerweise der bequemste Weg, um materielle Dinge zu kaufen. Aber ich denke, dass auch Immobilien und andere Rohstoffe attraktiv sein können.

Ich würde das also auch in den USA empfehlen, denn ich denke, es ist besser eine Million Dollar in ein Haus zu investieren, als sie auf ein Bankkonto zu legen. Sie werden mit dem Haus viel besser aussteigen, denn am Ende des Tages haben Sie immer noch ein Haus. Natürlich sollte dieses Haus aber abbezahlt sein, so dass Sie sich nicht um Cash-Flow, Zinszahlungen und Tilgungen sorgen müssen. Ich denke, dass Immobilien in Asien oder anderen Regionen sehr attraktiv sind. Sogar Immobilien in Europa sind eine Möglichkeit, seine Anlagen zu diversifizieren.

Ich denke auch, dass die Aktien von Rohstoffproduzenten, also von Goldminen oder Kupferproduzenten, eine weitere gute Investitionsmöglichkeit bieten. Sie werden Ihnen helfen, sich vor dem zu schützen, was ich einen monetären Umsturz nenne. Was Sie versuchen sollten zu vermeiden, sind vom US-Dollar abhängige Anlagen. Sie sollten keine T-Bonds oder Corporate Bonds in US-Dollar halten.





V.R.: Es gibt heute viele Rohstoff-Fonds; dies sind üblicherweise Fonds mit Rohstoff-Futures. Sie müssen also US-Anleihen halten, um die Komponente des Collateral-Returns für ihre Investments zu erreichen, und daher ist jeder Rohstoff-Fond zu 90% ein Investment in den US-amerikanischen Anleihenmarkt. Was denken Sie über diese Investments, die ja für große Investoren im Rohstoffmarkt die wichtigste Anlageform darstellen?

J.T.: Das ist eine gute Frage. Sie müssen sich den Unterschied zwischen dem Besitz von Rohstoffen und dem Besitz von Finanzanlagen mit Abhängigkeit von Rohstoffpreisen vor Augen halten. Die Fonds, die Sie beschrieben haben, sind an Rohstoffpreise gebunden, aber sie besitzen die zugrunde liegenden Rohstoffe nicht tatsächlich. Ich empfehle diese Fonds also nicht wirklich, außer wenn Sie ein Trader oder ein Spekulant sind, der von den Rohstoffpreisen profitieren will.

Wir sprechen hier, wie Sie wissen, von fundamentaleren Dingen. Sie sollten eigentlich physische, materielle Anlagen besitzen, denn damit haben Sie nicht nur die Vorteile des Besitzes, sondern sind auch abgesichert, wenn die Preise sich ändern. Das unterscheidet sich von einem Fonds, der nur an den Preis gebunden ist. Kürzlich gab es einen Lieferausfall an der London Metal Exchange (LME). Leute, die long in Nickel waren, dachten, sie würden Nickel besitzen, aber dann fanden sie heraus, dass sie eine vom Nickelpreis abhängige Finanzanlage besaßen. Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen dem Besitz eines Rohstoffes und dem Besitz einer preisabhängigen Finanzanlage.


V.R.: Gibt es andere Möglichkeiten für den Besitz physischer, materieller Anlagen, abgesehen von Edelmetallen und Immobilien? Würden Sie auch den Besitz von tausenden Litern Öl oder einem Ölfeld empfehlen?

J.T.: Zum Beispiel der Kauf von Waldland oder Aktien von Unternehmen, deren Anlagevermögen zum Großteil aus materiellen Gütern besteht. Aber ich denke, es ist am einfachsten, Gold und Silber zu kaufen. Es ist sehr einfach abzuwickeln und es ist eine klare Sache.

Wenn Sie Aktien von Rohstoffproduzenten halten, besitzen Sie ein Investment mit Risiken; Management-, Regierungs- oder Länderrisiko. Die Sache ist also nicht so klar wie beim Besitz des Metalls selbst. Das politische Risiko ist rund um die Welt unterschiedlich. Es gibt politische Risiken in den Vereinigten Staaten, es gibt politische Risiken in Europa und es gibt sie in Asien. Wenn Sie Anlagen besitzen, müssen Sie diese Risiken einkalkulieren.

In den USA haben sich zum Beispiel viele Leute entschlossen, kein Gold zu besitzen, ganz einfach, weil hier Gold einmal konfisziert wurde. Die Leute sind sich dessen bewusst und wenn Sie wirklich Gold besitzen wollen, halten sie es außerhalb der USA. Jeder von ihnen muss also diese Schritte, die er als notwendig erachtet unternehmen, um seine persönliche Situation abzusichern, sodass ihre Familien in Zukunft sicher sind, unabhängig von der monetären Entwicklung. Die beste Möglichkeit dafür ist immer noch Diversifikation durch den Besitz von materiellen Anlagen.


V.R.: Wir haben viel über Anlagen gesprochen, aber die Leute brauchen auch Geld für ihr tägliches Leben. Wie könnten Sie also ihr Geld für diesen Zweck absichern? Es existieren eine Handvoll so genannter digitaler Goldwährungen (DGC), es gibt also Alternativen zum Fiat-Geldsystem. Wie funktioniert dieses digitale Geld?

J.T.: Digitale Goldwährungen, also das, was wir auf goldmoney.com machen, sind sehr einfach. Es ist wie eine Bank, aber ihr Konto wird statt in Dollars, Cents, Pfund oder Pennys in Gramm Gold geführt. Sie besitzen tatsächlich Gold und Transaktionen werden in verschiedenen Mengen Gold durchgeführt.

Weiters ermöglicht Ihnen goldmoney, Gold als Währung zu verwenden. Es ist wie Paypal, aber statt Euro oder US-Dollar verschieben Sie bestimmte Mengen Gold von einem Konto auf das andere. Es ist eine Online-Währung. Derzeit sind bei goldmoney.com etwa 162 Millionen in Gold und Silber investiert und es wächst rasch. Wir sind immer noch klein und erst seit ein paar Jahren im Geschäft, aber die Leute beginnen, die Vorteile unseres Systems der Verwendung von Gold als Währung zu erkennen.

Die meisten Transaktionen sind so genannte Peer to Peer-Zahlungen. Es ist zum Beispiel viel günstiger, eine Transaktion zwischen einem Geschäftsmann in Deutschland und einem anderen in Hongkong über goldmoney durchzuführen, als über eine normale Banküberweisung. Unsere Zielgruppe sind grenzüberschreitende Transaktionen und ich denke, dass dieses Geschäft wachsen wird.


V.R.: Es gibt derzeit drei oder vier Firmen, die diese Währungen anbieten. Ist es möglich, Transaktionen zwischen diesen unterschiedlichen Systemen durchzuführen? Denn eigentlich ist ja Gold das Underlying für jedes dieser Systeme.

J.T.: Nein, denn wir haben uns von Firmen wie e-gold ziemlich isoliert, da wir mit den Grundsätzen, denen e-gold folgt, nicht zufrieden sind. Wir haben das absichtlich so gemacht, um unsere Kunden zu schützen.

Zum aktuellem Zeitpunkt ist es schwierig von einem System zum anderen zu wechseln. Aber beachten Sie bitte, dass wir uns immer noch in den Anfängen dieser digitalen Goldwährungen befinden und wir werden sehen, wie sich die Sache entwickelt. Wir denken, dass wir auf dem richtigen Weg für größeres zukünftiges Wachstum sind und dass wir auch mit unserer Integritäts-Versicherung richtig liegen, sodass die Verbraucher wissen, dass ihr Gold und Silber bei goldmoney absolut sicher ist. Sie werden diese Versicherung von keiner der anderen Firmen auf dem Markt bekommen.


V.R.: Wo ist das Gold gelagert?

J.T.: Das Gold und Silber wird in einem speziellen Tresor in UK, in der Nähe von London, gelagert. Allerdings nicht direkt in London und das ist heutzutage in Bezug auf Terrorismus und ähnliche Dinge ein wichtiger Punkt. Im nächsten Jahr beabsichtigen wir, weitere Tresore in anderen Ländern auf der ganzen Welt zu installieren. Jeder Einzelne kann dann wählen, wo er sein Gold und Silber gelagert haben will. Es könnten dann auch mehrere Tresore sein, um seinen Besitz zu diversifizieren. Es gibt wachsende Bedenken über London, aber es ist ein bedeutender Edelmetallmarkt und in der Geschichte des UK gibt es keine Konfiszierung von Anlagen wie in den USA. Auf jeden Fall werden wir aber im nächsten Jahr weitere Tresore in anderen Teilen der Welt hinzufügen und die Leute werden dann die Möglichkeit haben, ihren Besitz auf verschiedene Tresore aufzuteilen.


V.R.: Was muss passieren, damit diese digitalen Goldwährungen auf der ganzen Welt weit verbreitet werden? Ist es eine Frage der Werbung oder müssen die Leute erst mehr über den Wert ihres Geldes nachdenken? Muss der Goldpreis zuerst explodieren?

J.T.: Es sind ein paar Dinge. Vorab muss ich sagen, dass ich nur über goldmoney im Speziellen und nicht über andere Firmen reden kann. Ich denke, dass diese Entwicklung von zwei Dingen angetrieben wird. Erstens wird das Problem mit nationalen Währungen immer offensichtlicher und zweitens sind Inflation und ähnliche Dinge zu nennen. Auch Bedenken in Bezug auf Banken zählen dazu. All diese Dinge führen dazu, dass die Leute Alternativen suchen. Aber ich denke, die große treibende Kraft ist letztendlich die Technologie. Die Kosten von online abgewickelten Geschäften mit digitalen Goldwährungen sind so viel geringer als bei anderen Alternativen, dass es schließlich die Technologie sein wird, die für den Boom der digitalen Goldwährungen in den kommenden Jahren verantwortlich ist. So wie der PC die Computerindustrie veränderte.

Ich bin der Meinung, es ist eine Frage der Zeit, vielleicht sind es noch ein paar Jahre, bis online-basierte, digitale Goldwährungen die Zahlungssysteme auf dieselbe Art beeinflussen werden. Der Grund dafür ist die Möglichkeit, Zahlungen so viel effizienter und günstiger abzuwickeln.




V.R.: Sie nannten die Kosten für den Zahlungsverkehr. Aber sind Transaktionen in normalen Banken nicht aufgrund sehr strenger gesetzlicher Regeln und der daraus resultierenden Bürokratie derart hoch? Wie sieht das bei goldmoney aus? Normalerweise will ja meine Regierung von mir als deutschem Verbraucher wissen, wo mein Geld ist und was ich damit mache?

J.T.: Technologie ist ein wichtiger Faktor, aber wenn Sie traditionelle Banken ansprechen, dann sind das so genannte Kreditsysteme. In einem Kreditsystem ist das in Umlauf befindliche Geld eine Verbindlichkeit dieser Bank und erfordert daher Clearing und Verrechnung und das ist ein sehr, sehr teurer interner Prozess. Das hat für lange Zeit sehr gut funktioniert, aber die Technologie wird das ändern.

Goldmoney ist ein Debit-System. Statt in Umlauf befindlicher Verbindlichkeiten ermöglichen die Finanzinstitutionen den Umlauf einer Anlage als Währung. Wir brauchen kein Clearing und keine Verrechnung, denn sie klicken Gold von ihrem Konto auf irgendein anderes Konto. Es handelt sich um eine unmittelbare Übertragung des Titels, also eine Zahlung, die dem entsprechenden Schuldverhältnis entspricht. Es gibt kein Clearing und keinen Verrechnungsprozess. Vielmehr ist dies ein viel günstigerer Zahlungsmechanismus für eine globale, grenzüberschreitende Umgebung als das traditionelle Banksystem.


V.R.: Aufgrund der Tatsache, dass normale Banken Kreditsysteme sind, verdienen Sie ihr Geld durch die Fristen- und Risikotransformation von Krediten. Goldgedeckte Banksysteme hingegen kosten normalerweise Geld, denn Gold bringt keine Zinsen und es fallen Lagerkosten an. Muss der Kunde für den Service von goldmoney eine Gebühr bezahlen? Wie finanziert sich goldmoney?

J.T.: Ja, es fällt eine Gebühr für Zahlungen an. Sie bezahlen eine Kontoführungsgebühr von nur 1/10 Gramm Gold (2,02 US$) pro Monat, egal wie viel Gold Sie besitzen. Wenn sich kein Gold auf ihrem Konto befindet, fällt keine Gebühr an. Es ist also viel günstiger als zum Beispiel eine normale Banküberweisung. Das kann leicht 20 bis 30 Euro kosten.

Bei goldmoney wird unmittelbar gebucht, bei Banküberweisungen kommt das Geld nach zwei Tagen an. Um es von einer anderen Perspektive zu betrachten, verdient die Bankbranche ihr Geld auf zwei Arten. Sie verleihen Geld, aber sie verdienen auch am Zahlungsverkehr.

Laut einer kürzlich von der Boston Consulting Group durchgeführten Studie verdienen die Banken weltweit 229 Milliarden US-Dollar allein durch das Zahlungsverkehrsgeschäft. Es gibt unterschiedliche Arten von Gebühren: Umwechslungsgebühren, Kontoführungsgebühren, Überweisungsgebühren, aber grundsätzlich Transaktionsgebühren. Diese Gebühren haben nichts mit dem Verleih von Geld zu tun. Das ist der Teil des Marktes, auf den wir abzielen und wir liefern ein Produkt, das stark in den Markt eintreten wird; einfach, weil es so effizient und günstig ist.


V.R.: Über wie viele Kunden verfügt goldmoney aktuell?

J.T.: Wir haben ungefähr 25.000 Konten und derzeit etwa 162 Millionen US-Dollar in Gold und Silber im System. Diese kommen aus über 100 Ländern dieser Welt. Es gibt eine hohe Konzentration englischsprachiger Länder, da wir derzeit nur eine englischsprachige Website haben, aber wir werden das demnächst ändern, etwa nächstes Jahr oder das Jahr darauf.


V.R.: Wie ich gelesen habe, sind Sie auch Rohstoffanalyst. Sie sind für ein Unternehmen in Abu Dhabi tätig. Wie beurteilen Sie persönlich zurzeit die Rohstoffmärkte?

J.T.: Ja, ich bin dort Manager der Rohstoffabteilung der Investmentbehörde von Abu Dhabi. Mein Hauptverantwortungsbereich ist das Management eines Edelmetallportfolios. Wir sind auch bei Basismetallen involviert, aber zu einem viel geringeren Anteil. Ich verfolge zwar den ganzen Markt, aber ich habe mich auf Edelmetalle spezialisiert und ich denke, dass die Rohstoffpreise aufgrund der Probleme mit dem US-Dollar weiter steigen werden.

Der wichtigste Faktor, der die Rohstoffpreise antreibt, ist der Rückgang der Kaufkraft des US-Dollar, also das, was wir üblicherweise als Inflation bezeichnen. Diese Probleme werden die stärkste Kraft sein, aber China und Indien werden die Rohstoffpreise ebenfalls zu einem gewissen Grad beeinflussen. Der Markt wird immer die Rohstoffe liefern, die der Markt braucht, es ist nur eine Frage des Preises.

Gemessen in US-Dollar werden die Rohstoffpreise weiter steigen. Der Goldpreis wird in Währungseinheiten steigen, aber Sie werden dafür dieselbe Menge an Rohöl oder anderen Rohstoffen kaufen können wie heute. Es gibt einige kleine Abweichungen, aber langfristig bleibt das Verhältnis zwischen den verschiedenen Rohstoffen dasselbe.

Gold ist zurzeit im Vergleich zu Rohöl relativ billig, obwohl dieses in den letzten Monaten gefallen ist. Ich denke, dass dieser Einbruch des Rohölpreises nur temporär ist und dass wir uns auf Ölpreise zwischen 80 und 100 USD im nächsten Jahr einstellen sollten.

Bei Gold erwarte ich 850 USD in diesem Jahr. Wenn wir es nicht Ende dieses Jahres sehen, dann werden wir es im ersten Quartal 2007 sehen. Noch bullisher bin ich aber für Silber als für Gold. Aktuell beträgt die Ratio etwa 50 zu 1, Sie brauchen also 50 Unzen Silber, um eine Unze Gold zu kaufen. Ich denke, dass dies in den nächsten sechs Monaten wahrscheinlich auf 40 fallen könnte. Wenn also der Goldpreis auf 850 USD steigt und die Ratio auf 40 fällt, könnten wir einen Silberpreis von über 20 USD erleben. Dies wäre ein massiver Anstieg im Vergleich zu seinem heutigen Preis.

Ich denke, dass wir dieses Jahr sehr stark beenden werden. Die Zentralbanken saßen in den letzten paar Monaten auf dem Goldpreis und versuchten dadurch im Vorfeld der US-Wahlen, die Inflation gering erscheinen zu lassen. Ich denke, dass die Metalle nach den US-Wahlen rapide zu steigen beginnen werden und sowohl Gold als auch Silber werden Stärke zeigen. Im Fall von geopolitischen Risiken und Ölpreisen zwischen 80 USD und 100 USD könnten wir Goldpreise von weit über 850 USD erleben. Jedenfalls deutet der langfristige Trend auf einen weit höheren Goldpreis hin und ich denke, wir werden 2007 einen vierstelligen Goldpreis sehen!


V.R.: Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt in München!


Weitere Informationen zu Goldmoney von James Turk finden Sie auf www.goldmoney.com. Sein aktuelles Buch ist auch in deutscher Sprache im Finanzbuchverlag erschienen. Der Titel lautet: "Der Kollaps des Dollars". Das Interview wurde am 4. November 2006 am Rande der "Internationalen Edelmetall- & Rohstoffmesse" in München geführt und wurde vorab im "Rohstoff Spiegel" - Nr. 11/2006 veröffentlicht.


© Dr. Volkmar Riemenschneider