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Im Interview: David Morgan

08.01.2018  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Es ist mir eine Ehre, hier unseren guten Freund David Morgan vom The Morgan Report begrüßen zu dürfen. David, wie immer freue ich mich, Sie dabei haben zu können. Ganz besonders freu ich mich auf die Diskussion einiger gerade aktueller Themen. Wie geht es?

David Morgan: Mir geht es gut Mike, vielen Dank.


Mike Gleason: Reden wir darüber, wie gefährlich Nachlässigkeit ist. Ich zumindest glaube, dass diese Frage sehr auf die aktuelle Situation passt. Leute wie Sie und ich, und auch andere, die in unserem Bereich arbeiten und dieselbe Weltsicht teilen - für uns gibt es jede Menge Gründe, Edelmetalle zu besitzen.

An vielen Orten dieser Welt droht Krieg. Bei uns in den USA haben wir einen Präsidenten, den das Establishment hasst und den man, wenn sich die Chance bietet, loswerden will. Wir haben nationale Zentralbanken, die überall auf der Welt in einem ungekannten Umfang frische Fiat-Währung schöpfen.

Dem gesamten europäischen Kontinent scheint politisch wie währungspolitisch ein Zusammenbruch zu drohen, Terror ist überall zur Bedrohung geworden, es gibt eine Flüchtlingskrise - die Liste lässt sich weiter fortsetzen. Unterdessen markieren die Aktienmärkte immer neue Allzeithochs, und die meisten Menschen scheinen zu glauben, das sei alles in Ordnung so.

Gleichzeitig wird komplett ignoriert, welch geopolitischer und monetärer Gegenwind sich aufbaut. Und diejenigen, die es doch zu begreifen scheinen, beginnen möglicherweise zu glauben, dass all das gar nicht mehr zählt. Denn letztlich werden die Zentralbanken und Zentralplaner in der Lage sein, alles für immer und ewig zu managen.

Reden wir also jetzt über Nachlässigkeit und Selbstzufriedenheit: Warum, David, gibt es keinen starken Trend hin zu “Sicheren Häfen“, Krisenschutzanlagen - zumindest nicht hier im Westen. Können Sie uns erläutern, welche Gefahren damit verbunden sind, wenn wir in Nachlässigkeit versacken oder quasi in der Einstellung "Nichts wird sich jemals ändern.".


Open in new windowDavid Morgan: Uh, das ist eine schwere Frage. Ich würde sagen, das wichtigste ist ewige Wachsamkeit. Davon hängt Freiheit doch letztlich ab. Also mein Gedanke oder mein Ideal ist von Anfang an gewesen, dass alle Fiat-Währungen letztlich zusammenbrechen werden. Ich glaube zudem, dass das noch zu meinen Lebzeiten passieren wird, und heute bin ich definitiv älter als damals, als ich zu dieser Überzeugung kam. Aber ich bleibe davon überzeugt.

Es ist tatsächliche eine Art Pflicht, einen Teil seines Vermögens zu sparen - das ist anderes ausgedrückt Kapitalismus, so wie er funktionieren sollte: Man baut eine Spargrundlage auf und diese Ersparnisse werden in Kapitalbildung gesteckt, man konstruiert also etwas, sei es Software, Hardware, ein Gebäude, Autos, egal was - und dieses Produkt nützt der Gesellschaft im weiteren Sinn.

Am Markt stimmen die Menschen mit ihren Dollars darüber ab, ob diese Projekte gefördert werden, sozusagen. Es gibt Gewinne, die an die zurückfließen, die anfänglich investiert hatten, und so geht es dann weiter. Das ist zumindest das Ideal.

Ich meine aber, dass man in solchen Zeiten, wie den heutigen, nicht nur ein echter Kapitalist sein muss - so wie ich es eben umrissen habe -, sondern ein noch größeres Maß an Ersparnissen braucht, weil es da draußen zu viele Unsicherheiten gibt, aber eine Sicherheit: Jede Fiat-Währung auf dem Planeten Erde ist, seitdem es Geschichtsschreibung gibt, gescheitert.

Zu sagen, dass es den Dollar nicht treffen wird, ist eine Falschaussage - zumindest mit Blick auf alle historischen Fakten. Wird es dieses Mal aber vielleicht doch anderes kommen? Eh, möglich wäre es vielleicht. Doch objektiv betrachtet, muss man feststellen, was bis jetzt schon mit dem US-Dollar geschehen ist:

Man kann auf die Webseite des US-Zentralbankenvorstands gehen, dort geben sie freimütig zu, dass der heutige Dollar im Vergleich zum US-Dollar von 1913 nur noch ca. drei Cents wert ist. Wir haben also einen Wertverlust von 97%, obwohl der offizielle Auftrag der Zentralbank eigentlich Wertstabilität lautet. Daran sind sie erbärmlich gescheitert.

Die meisten, die sich bei Ihnen oder mir informieren und verfolgen, über was die „Hard-Money“-Fraktion, also die Gold-Silber-Leute, reden - die verstehen das, aber sie sind sehr ermüdet und erschöpft. Ich hatte ja vor langer Zeit schon den Satz geprägt, dass der Silbermarkt einen „entweder abschreckt oder überstrapaziert“. Wir stecken jetzt definitiv in der Phase der Überstrapazierung.

Und in dieser Phase ist auch die Nachlässigkeit zuhause - der Markt wurde und wird manipuliert, wir haben sogar den Beweis, dass die Deutsche Bank das zugibt, die CFTC hat einen Erlass rausgebracht - eine Person wurde entlarvt, welche nun Beweise übergeben wird und wahrscheinlich auch andere noch wegen Silbermarktmanipulation reinziehen wird... und trotzdem sehen wir nicht wirklich große Kursbewegungen.



Eine nachlässige Grundhaltung ist also ungefähr so: Ich weiß, was da vor sich geht, aber es ist nicht wichtig, weil diese Typen dort alles unter Kontrolle haben und immer die Kontrolle behalten werden. Wissen Sie, das erinnert mich an den Spruch: Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten, der harte Kampf der Saat beim Keimen, das letzte Quäntchen Schwung, das benötigt wird - und ich bin der Meinung, dass wir sehr kurz vor dem Umschlagpunkt stehen - und ich werde gleich noch mal mehr dazu sagen.

Zuerst möchte ich aber noch mal ganz kurz zurückgehen. Mike, Sie selbst nutzen meinen Service. Am frühen Morgen habe ich eine Eilmeldung geschickt bezüglich der zweiten Maiwoche und geschrieben, dass es hier passieren wird. Also die fundamental entscheidende Verschiebung zwischen Papier-Anlagen und Sachanlagen; noch wissen wir nicht, dass Gold und Silber hochgehen und der Aktienmarkt nach unten abdrehen wird.

Ok, seitdem ich diese Aussage getroffen habe, haben die Aktienmärkte ein neues Hoch markiert, das möchte ich hier gesagt haben. Trotzdem sieht es so aus, als würde sich die Aussage bezüglich Gold bestätigen. Denn Gold steht aktuell am Ausbruchpunkt aus einem 6-Jahre-Abwärtstrend, und dabei handelt es sich meist um Vermögensschutzkäufe. Doch damit meine ich nicht die normalen Leute, hier agiert im Grunde das Smart Money, sprich Großinvestoren, große Hedgefonds und China in erster Linie.

Chinas Goldnachfrage wird dieses Jahr rasant um ca. 50% auf ungefähr 1.000 t steigen. Die Goldbarrennachfrage der Chinesen ist auf dem Weg, eine 50%-Bewegung für 2017 hinzulegen. Die internationalen geopolitischen Risiken haben womöglich ein Allzeithoch erreicht und das lässt die Nachfrage nach Krisenanlagen steigen - beim Smart Money, Nationalstaaten, wissenden Leuten, Leuten, die ihre Aktien schon vor einer ganzen Zeit nahe der Hochs verkauften und ihr Kapital rausgenommen haben; dieses Kapital beginnt nun langsam in den Goldmarkt durchzusickern. Das hat auch viel mit den Wahlen in Großbritannien zu tun, mit Terrorismus, steigenden Spannungen im Nahen Osten - all das unterstützt Gold, ganz besonders nach den Angriffen kürzlich in London.

Ein anderer Fakt: Gold liegt auf Jahresbasis mit 12% im Plus und schneidet tatsächlich besser ab als Aktien. Würde man aber den durchschnittlichen Anleger auf der Straße anhalten und fragen, was besser lief dieses Jahr, dann würden wohl ca. 90% sagen - wahrscheinlich mehr sogar, vielleicht 98% -, dass Aktien besser liefen als Gold.


Mike Gleason: Ja, das ist ein sehr stichhaltiger Punkt. Um gleich noch mal nachzuhaken - und ich weiß, es ist ein recht grenzenloses und sehr breites Thema. Ich bitte Sie dennoch um ein paar Kommentare zum Thema Gegenpartei-Risiko, weil ich weiß, dass sie es jüngst im The Morgan Report besprochen hatten. Ganz gleich wie Sie rangehen, uns interessiert aber Ihre Meinung; Teil jener Nachlässigkeit ist auch das Nichterkennen des gewaltigen Gegenpartei-Risikos, das heute in der Welt existiert. Ihre Gedanken zu Thema, David.

David Morgan: Oh ja, da könnte ich ausholen, aber ich versuche es kurz und bündig. Erst einmal existiert ein unheimlich starkes Glaubenssystem; trotzdem ist die Wahrheit manchmal in der Tat das Gegenteil dieser sehr strengen Glaubensgrundsätze.

Das etablierte ökonomische System - also alle Nationalstaaten, großen Hedgefonds, alle Banken, etc. - halten weltweit am Glauben fest, dass der sicherste aller Orte der Anleihemarkt der Vereinigten Staaten von Amerika sei - ob nun Treasury Bills, eine T-Note, ein langlaufender Bond und alles dazwischen. Besitzt man das "volle Vertrauen und die Bonität" der Schulden der Vereinigten Staaten, dann hat man etwas extrem Sicheres. Die Wahrheit ist aber genau das Gegenteil. Dies ist wahrscheinlich der Ort, vom dem irgendwann in Zukunft jeder weg will, vielleicht sogar gleichzeitig oder fast.

Wie kann ich das erklären? Ok, ich komme zurück auf meine Aussage, dass alle Fiat-Währungen am Ende scheitern; das hat sich wieder und wieder bewahrheitet, trotzdem wird sich dieses Glaubenssystem erst noch dramatisch verschieben müssen. Die Kryptowährungen sind jedoch so eine Art Hinweis darauf, dass hier jemand versteht, was vor sich geht. Sie sind zudem - das gebe ich zu - der beste Ort, an dem man seit mehr als 30 Jahren aufhalten konnte. Klar, für langfristige Anlagen - nach der Art: "Halten-und-Nicht-mehr-drüber-nachdenken" - wäre das der US-Anleihemarkt gewesen, das stimmt. Aber nichts wächst über den Himmel hinaus. Naja, alle Bäume wachsen so hoch, wie sie wachsen, und dann eben nicht weiter. Dasselbe gilt auch für den Anleihemarkt.

Es existiert also jene Schuldenbombe, über die wir in The Silver Manifesto schrieben, die darauf wartet zu explodieren. Wenn sie das tut - und das muss nicht notwendigerweise an einem einzigen Tag geschehen - dann geht sie hoch und es knallt und jeder wird das verstehen. Wahrscheinlicher ist, dass es langsam, langsam, langsam geschieht und dann ganz plötzlich.

Das bedeutet auch, dass viele schlaue Leute aus dem Dollar aussteigen werden, was wir auch schon seit Jahren beobachten können. Man kann sehen, dass viele Nationalstaaten im Grunde langsam vom Dollar Abstand nehmen, manchmal auch ziemlich schnell: China, Russland wickeln ihre Zahlungen untereinander inzwischen in ihren eigenen Währungen ab.

Es gibt ja nun viele Periphersituationen, welche den cleveren Leuten bekannt sind und auch als Möglichkeit genutzt werden - nicht nur von Einzelpersonen wie im Kryptobereich - sondern von Nationalstaaten, um der eigenen US-Dollar-Exponierung zu entkommen, oder diese eben zu verringern. Das sind Vorzeichen dessen, was irgendwann in Zukunft passieren wird.

Also, solche Dinge finden immer ein Ende. Je länger man die “Extend-and-Pretend“-Strategie fährt, um es mit Jim Sinclair zu sagen - sprich: man gibt vor, alles sei ok und die Jungs geben vor, sie könnten bis in alle Ewigkeit weitermanipulieren und das Problem aufschieben und ausweiten - desto schlimmer wird es werden, und das ist der Zustand, den wir jetzt erreicht haben.




Mike Gleason: Auch nochmal beim Thema Kryptowährungen nachgehakt. In letzter Zeit war dort ein echter Boom zu beobachten. Ich denke, wir beide sehen auch Vorteile im Besitz von Bitcoin oder einer der Alternativen. Aber wir müssen uns dabei immer im Klaren sein, dass Digitalwährungen nicht als Ersatz für Gold und Silbereigentum gelten sollten. Beide Metalle haben sich als Geld schon bewiesen und sind geschichtlich schon immer Geld gewesen. Haben Sie vielleicht dazu Anmerkungen?

David Morgan: Gut, es gibt zwei Theorien zum Geld. Eine besagt, dass Geld das ist, was vom Staat dazu bestimmt wurde - also eine legale Fiktion; und natürlich könnte man auch argumentieren, dass es Salz sein könnte oder Kuhhäute oder Schafe oder was auch immer. Das wurde, geschichtlich betrachtet, auf jeden Fall schon alles ausprobiert, aber der eigentliche Knackpunkt ist, ob es sich dabei um eine legale Fiktion oder um Hartgeld handelt:

Geld ist etwas, das Wert an sich hat, und ich würde behaupten, dass Silber eigentlich mehr Wert hat als Gold, weil man es für medizinische Zwecke einsetzen kann, im Elektronikbereich, man kann es als Geld oder Tauschmittel nutzen - es leistet eigentlich mehr Dienste für jeden, der es besitzt als Gold. Doch ganz abgesehen davon, was ich von den beiden Metallen denke, so waren sie seit Beginn der Geschichtsschreibung vom freien Markt als Geld von Substanz auserwählt.

Um dieses Argument kommt man einfach nicht drum rum; sehen Sie, viele Menschen wurden einer Gehirnwäsche unterzogen, so dass sie glauben, Gold und Silber hätten heute einfach keinen Verwendungszweck mehr, sie wären eigentlich gar kein Geld mehr - und so weiter und so fort. Also: Die Vorstellung, dass sich etwas aus dem Nichts schöpfen lässt und dann Wert besitzt, wurde wieder und wieder getestet; diese Vorstellung war, wie gesagt, immer zum Scheitern verurteilt.

Zu den Kryptowährungen: Erstens habe ich überhaupt nichts gegen sie, ich habe sogar gerade erst einen Vortrag über sie gehalten. Ich sprach über Gold, Silber und die Blockchain. Natürlich habe ich in erster Linie Bitcoin erwähnt, weil er führend ist. Der Bitcoin ist ungewöhnlich... das müsste ich nochmal ausführen, Mike.

Erstens, um intellektuell ehrlich zu bleiben: Würde ein kuriertes Fiat-System in der Theorie funktionieren? Die Antwort lautet möglicherweise ja, um intellektuell ehrlich zu bleiben. Wenn es ein begrenztes Dollar-Angebot gäbe, und nur dann. Zudem dürfte dieses nur im Verhältnis zur Wirtschaft wachsen. Dann hätte man, in der Theorie, ein ziemlich gutes Papiersystem.

Allerdings ist dies nie der Fall gewesen. Wenn Goldstandard-Beckmesser Gold durch den Dreck ziehen, dann sagen sie wiederum, auch der Gold-Standard hätte nie funktioniert. Ok, ja und nein. Der Goldstandard würde funktionieren, weil es der Zweck des Goldes ist, dass das Geldangebot praktisch mit 2% jährlich wächst; wahrscheinlich würden das auch viele Linke mögen, weil es nachhaltiges Wachstum ist.

Und in einem realen, echten Wirtschaftssystem, das durch physische Wirklichkeiten gedeckt ist, und nicht durch eine Reihe von Fantasie-Derivaten, welche zur Zeit einfach unfassbar sind, dann hat man ein Wirtschaftssystem, in dem jeder Dollar über die Zeit auch immer wertvoller wird. Aber dort sind wir eben nicht.

Wir befinden uns in einer Situation, wo das System auf eine Herausforderung trifft, und diese Herausforderung ist nicht in erster Linie Gold oder Silber; die Hauptherausforderung geht von den Kryptowährungen aus.

Bitcoin ist ganz offensichtlich der Marktführer unter den aktuell 750 verschiedenen Kryptowährungen - die Situation ist ähnlich wie beim Platzen der Technologieblase, wo viele jener Domain-Namen für sehr kurze Zeit riesige Börsenbewertungen bekamen und die Leute in Strömen Aktien kauften. Und davon blieben uns Yahoo.com, Amazon ist der große Führer. Sicher gab es damals auch Unternehmen, die es richtig drauf hatten und die den Test der Zeit überstanden. Auf der anderen Seite verschwanden sehr viele dieser verrufenen spekulativen Wertpapiere dann wieder ganz schnell.

Ich denke, dasselbe wird auch bei den Kryptowährungen passieren. Ja, ich glaube, dass einige von ihnen bleiben werden; Ethereum ist meiner Meinung nach kein richtiger Coin, eher eine Plattform. Ich glaube, kaum jemand versteht wirklich das Potential dieser Währungen. Ich denke, ich bin ihnen günstig gestimmt. Gegen Bitcoin lässt sich schwerlich argumentieren, ich meine, die Märkte stimmen doch tatsächlich sehr stark für ihn ab. Dash ist eine interessante. Ich kenne sie mit Sicherheit nicht alle. Ich behaupte auch nicht, Experte zu sein.

Eine Sache, wo ich aber wirklich Bedenken habe, ist das Thema Sicherheit. Und auf meiner Rede vor kurzem in Vancouver habe ich dieses Hauptbedenken auch geäußert. Natürlich gab es da Gegenwind von einigen Leuten, die mir sagten, man können sein Konto nehmen, es auf ein Stück Papier schreiben und unter seinem Schreibtisch verstecken oder so. Ich kapiere es ja. Aber schon jetzt hat es Sicherheitsprobleme mit Bitcoins gegeben und viele Menschen würde es aus diesem Grund nicht machen.

Nur weil es potentiell sehr sicher sein kann, heißt das ja nicht unbedingt, dass die meisten Menschen es machen werden. Es gibt also einige Schwachstellen da, und das ist jetzt nicht allein meine Meinung. Auf einer Tech-Konferenz haben ein paar Leute darüber berichtet; das waren hochrangige Leute, die über das Internet der Dinge sprachen und wie an anfällig dieses ganze Modell ist; das was man Big Data nennt, was gerade um uns rum passiert, hat Sicherheitsprobleme. Und die gibt es nun einmal, das sollte man nicht vergessen.

Was nun Fragen angeht, wieviel Geld man in Bitcoin stecken sollte und all das, da bin ich auf jeden Fall für den freien Markt: Jeder entscheidet für sich selbst. Ich denke aber, dass Bitcoin noch einen langen Weg vor sich hat, und das sage ich auf Grundlage technischer Analysen. Ich hab mir die Charts vor meiner Präsentation angeschaut, weil ich mich sehr genau vorbereite, wie Sie wissen.



Beim Bitcoin war das Handelsvolumen in den letzten Monaten riesig groß gewesen, was bedeutet, dass Bitcoin noch viel höher steigen wird, das ist gar keine Frage. Und Momentum erzeugt Momentum, besonders dann, wenn neue Hochs markiert werden. Für einen Markt gibt es nichts Positiveres als neue Hochs, weil jeder, der etwas hat, daran festhalten will, weil keiner weiß, wie hoch hoch ist. Deswegen gibt es nur wenige, die ihre Coins zurückverkaufen.

Es wird einige Gewinnmitnahmen geben, aber nicht viel, weil es jedem darum geht: „wow, ich habe heute soundso viel Prozent gemacht, ich frag mich, wieviel es morgen wird“. Richtig viel Verkaufsdruck gibt es also nicht. Und der Bitcoin wird weiter steigen. Sehr interessanter Markt, einer, den ich hervorheben würde und zudem ich sicher eine andere Meinung habe als viele andere. Wir haben hier eine Konkurrenzwährung zum derzeitigen System und ganz offensichtlich startet sie gerade durch.


Mike Gleason: In ihrer Karriere stand in erster Linie der Silbermarkt im Fokus. Sie sind sehr überzeugt vom langfristigen Erfolg des weißen Metalls - und ich habe den Eindruck, dass es besser laufen könnte als Gold und andere Sachanlagen. Ihr Glaube an das Metall hat zum Teil mit jenen explosiven Bewegungen in diesem so kleinen Markt zu tun, der wohl etwa 1/10 der Größe des Goldmarktes hat. Können Sie über diese Dynamik reden und uns wieder daran erinnern, dass das Erkennen dieser Bewegungen ziemlich essentiell im Silbermarkt ist - nicht nur bei den Abwärtsbewegungen, sondern auch auf dem Weg nach oben.

David Morgan: Ja, genau. Wir hatten es eben schon angesprochen: China kaufte dieses Jahr mehr Gold, und auch im letzten. Das Smart Money kann ins Gold gehen, trotzdem ist Gold ein kleiner Markt im Vergleich zu den gesamten Finanzmärkten. Aber sie können sich mit Gold absichern und schützen.

Doch das "Big Money" kann unmöglich in den Silbermarkt wandern, dafür ist er viel zu klein. Wenn Gold sich losreißt - und aktuell stehen wir kurz vor einem Durchbruch eines 6-jährigen Abwärtstrends - dann wird das nicht von heute auf morgen passieren. Das wird in einer Zeitspanne passieren, möglicherweise im Jahr 2018, wenn wir wirklich Momentum in diesen beiden Märkten sehen werden.

Schaut man sich die gesamte Anlagekapitalbasis weltweit an, dann kommt physisches Gold anteilig auf 1% und Silber auf 0,2%. Ab einem bestimmten Punkt werden viele Leute einen Teil ihrer Bitcoin-Profite in hartes Metall tauschen wollen. Sicherlich nicht alle, aber eben ein bestimmter Prozentsatz.

Das wird die Metallmärkte in Bewegung bringen, und sobald die Metalle ernsthaft loslegen, so wie wir es 2011 gesehen hatten, wird auch viel „Geld“ auftauchen, das in die Edelmetallmärkte möchte, weil irgendwann genau das offensichtlich wird, was ich am Anfang des Interviews erwähnt hatte - es wird offensichtlich, dass der Niedergang des Dollars da ist, und ihm wird keiner mehr trauen. Es ist eine Frage der Zuversicht und des Vertrauens. Und die Edelmetalle genießen am Ende das allergrößte Vertrauen, mehr als alles andere, selbst als Bitcoin - das zumindest zeigt die Geschichte.

Es wird also jene geben, die einen Teil ihrer Bitcoin-Gewinne gegen Metalle eintauschen, einige andere machen dasselbe mit anderen Währungen, dann gibt es Leute mit riesigen Anleihebeständen, die da raus wollen und rein in die Metalle. Sobald sich Gold auf einem Niveau bewegt, wo viele Leute anfangen zu überlegen, ob sie es sich noch leisten können, wird diese Bewegung in den Silbermarkt überfließen.

Doch der Silbermarkt ist so winzig, dass er deutlich höher steigen wird, denn am Ende kümmern sich die Menschen nicht mehr wirklich um den Preis - an diesem Punkt kümmern sie sich um Schutz. Und das bedeutet: „ich kann mir Silber leisten, es kostet nur…nehmen wir eine Zahl... 50 $ und Gold liegt bei 5.000 $. Das Verhältnis steht bei 100:1, ich kann Silber kaufen, ich kann es mir leisten, also kauf ich es."

Wir werden sehen; so passierte es in den 1980ern. Im Grunde kauften damals einige Araber und die Hunts sehr früh eine große Silberposition, bevor der Markt die große Bewegung machte. Was den Markt in die Höhe trieb, waren aber tatsächlich die kleineren Käufer, es war nicht Hunt selbst, der war schon positioniert. Auch dieses Mal wird es, denk ich, ähnlich sein, mit der Ausnahme, dass wir es mit einem globalen Markt zu tun haben und zudem das Internet existiert.

Das heißt: Menschen, die nie zuvor in ihrem Leben eine Silber- oder Goldmünze gekauft haben, können sofort googeln, wie man Silber kauft. Sie können nachschauen und es dann auch innerhalb von wenigen Minuten im Internet tun. Das wird gewaltigen Druck auf die Märkte ausüben, den sie so in der Vergangenheit nie erfahren haben.


Mike Gleason: Nur als Einwurf: Wir haben bei uns einen großen Anstieg von Bestellungen mit Bitcoin gehabt, die wir auf unserer Seite MoneyMetals.com akzeptieren, und das schon seit gut zwei Jahren jetzt. Wir merken gerade, dass wir tatsächlich schon Einfluss haben, ob sie es glauben oder nicht.

Wir nähern uns dem Ende unseres Interviews. David, ihr Hauptaugenmerk ist natürlich auf den Metallmärkten, wir schätzen aber auch ihre Einblicke in andere, allgemeinere Bereiche wie zum Beispiel die Themen "ehrliches Geld" oder persönliche Freiheit.

Im Jahr 2008 bekam die Liberty-Bewegung in den USA enormen Auftrieb, unter anderem ausgelöst durch die Finanzkrise und das Bekanntwerden von Ron Paul. Sehr viele Menschen wurden mit Problemen in unserem Staat und in unserem Geldsystem konfrontiert. Aber auch heute, 10 Jahre nach der Finanzkrise, ist herzlich wenig behoben wurden; die Menschen hingegen sind müde oder nachlässig geworden, was wir am Anfang des Interview besprochen hatten.



Nehmen wir zum Beispiel das Thema Fed-Audit, Schulkinder schrien vor ein paar Jahren noch solche Slogans. Das Establishment währte solche Anstrengungen aber ab und der Schwung scheint seither verlorengegangen zu sein. Jetzt könnte man argumentieren, dass diese Anstrengungen nur Energieverschwendung gewesen seien, weil sich US-Kongress und Wall Street mit ihren eigenen, manipulierten Spielregeln eben nicht schlagen lassen. Was halten Sie vom derzeitigen Stand der Liberty-Bewegung? Welche Anstrengungen werden hier unternommen und welche Herausforderungen gibt es?


David Morgan: Oh, das ist wirklich eine schwere Frage. Ich werde mit dem ganz Grundlegenden anfangen. Nummer 1 lautet: Kümmere dich um dich selbst und deine Familie. Man möchte doch selbst gesund, vermögend und weise sein, um Ben Franklin zu zitieren. Also ändere, was du kannst, sorge dafür, dass du gesund isst, sorge dafür, dass du Sport treibst, stell sicher, dass Gesundheit an erster Stelle kommt. Die letzten Grußzeilen im Morgan Report waren immer schon gewesen: "Ich wünsche Ihnen Gesundheit, noch vor Geld".

Das hat einen Grund. Weisheit hinter dem Wissen. Wissen über etwas zu haben, bedeutet nicht viel, solange man es nicht einbringt. Weise sein bedeutet, dass man weiß, wie die Welt funktioniert und mit ihr auch arbeitet - das ist dann Arbeit an der Wirklichkeit. Ok, das ist das ganz Grundlegende: Kontrolliere, was du kontrollieren kannst.

Von hier ausgehend, stellt sich die Frage, was man tun kann. Nun, ich bin ja mehr oder weniger ein Pazifist. Ich muss da zum Beispiel an Ted Butler denken, was er all diese Jahre gemacht hat - an dieser Stelle einen Gruß an ihn.

Er war überaus hilfreich, er war die Speerspitze dieser ganzen Bewegung, die hinterfragt, was bei der CFTC vor sich geht - und lange Zeit war diese Aufgabe ziemlich undankbar, aber er hat seinen Position beibehalten und die Menschen gebeten, der CFTC zu schreiben, damit die Manipulation am Silbermarkt untersucht wird, und jahrelang passierte da fast gar nichts. Aber dieser kleine Typ, der als Marktmanipulator jetzt hochgehalten wird und einen Prozess gemacht bekommt - all das lässt sich wahrscheinlich auf die Anstrengungen von Ted zurückführenden, gerade die der letzten Zeit.

Man kann also dafür sorgen, dass man gehört wird, und aufgeben möchte man sicherlich nicht. Der Kongress antwortet den Volksmassen, das tut er tatsächlich. Ein Anruf ist viel besser als eine E-Mail, und eine schriftliche Korrespondenz hat viel mehr Gewicht als eine E-Mail, und es muss auch kein langes Manifest sein, man könnte einfach nur schreiben: "Ich unterstütze die Freiheit, und sie tun es nicht" - oder etwas Besseres, von meinem politischen, vielleicht fragwürdigen, Standpunkt aus, aber voll und ganz legal: "Sie haben einen Eid geleistet, die Verfassung vor allen Feinden aus Aus- und Inland zu schützen und ich beginne daran zu zweifeln, ob Sie sich noch an diesen Eid halten, antworten Sie mir."

Sowas in der Art wird die dort wachrütteln, ob man nun eine Antwort bekommt oder nicht. Ich bezweifle es; vielleicht erkennt dort ein Computer alles mit dem Wort "Verfassung" und schickt dann einen Standardbrief an Sie raus.

Aber egal wie, man kann es schaffen. Ich bin für friedlichen Protest. Wir haben jetzt dieses Problem einer “Anarchie“ im politischen Glaubenssystem, man setzt Sachen in Brand und schlägt Fenster ein - damit löst man aber nichts, das ist dekonstruktiv, nicht konstruktiv. Aber es scheint da ein Element zu geben, das derartige Formen der Aussage tatsächlich genießt. Und das ist in der Tat sehr traurig, und es fällt auf uns als Gesellschaft zurück, dahingehend, was der allgemeinen Bevölkerung hier beigebracht wird und was die moralischen Werte sind, die uns in der Tat groß machen.

Was uns groß macht, ist hohe Integrität, wir haben einst die Wahrheit gesagt. Das hat Amerika groß gemacht, nicht das Finanzsystem. Ein ehrliches Finanzsystem würde schon sehr helfen. Ich habe es schon oft gesagt und werde es wohl wiederholen: Es gibt eine direkte Korrelation zwischen der Integrität des Geldsystems und der moralischen Integrität der allgemeinen Bevölkerung. Je stärker das Geldsystem verfällt, desto stärker verfällt auch die moralische Gesellschaft der Bevölkerung. Beides geht Hand in Hand, und wir sehen das jetzt direkt vor uns.


Mike Gleason: Schön formuliert. Dabei wollen wir es belassen. Wir sind am Ende des Interviews, sagen Sie uns noch kurz, woran Sie beim Morgan Report gerade arbeiten, vielleicht wollen Sie die letzten Bücher erwähnen und wo sie erhältlich sind. Sie haben das Schlusswort.

David Morgan: Ja. Gehen Sie einfach auf meine Webseite TheMorganReport.com. Wenn Sie schon im Mailverteiler sind, dann können sie den gleich kostenlos herunterladen. Unser System ist smart genug zu wissen, ob sie schon in der Liste sind. Falls Sie sich für das Buch interessieren, dann gehen Sie einfach auf "Bücher" auf der Webseite, dort können Sie beide Bücher bestellen: The Silver Manifesto oder Second Chance. Und danke Mike, dass Sie das für mich erwähnen.


Mike Gleason: Sehr gut. Wie immer außergewöhnliche Einblicke von Ihnen. Wir sind Ihnen sehr dankbar, dass Sie sich wieder die Zeit für ein Interview genommen haben und uns Ihre Ansichten zu diesen wichtigen Fragen geäußert haben. Es ist immer sehr angenehm, mit Ihnen zu reden. Vielleicht auf ein nächstes Mal. Alles Gute.

David Morgan: Vielen, vielen Dank.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange


Der Artikel wurde am 29. Dezember 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

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