Silber: Konsolidierungsdreieck kann sich noch bis zum Frühsommer hinziehen
15.03.2018 | Florian Grummes
1. Silber in USD
Rückblick:
Wie an gleicher Stelle vor vier Wochen befürchtet, lief der Silberpreis zuletzt unter weiter abnehmenden Schwankungen seitwärts. Dabei fand das Kursgeschehen meist unterhalb der beiden wichtigen Durchschnitte in Form der 200-Tagelinie (16,83 USD) als auch der 50-Tagelinie (16,82 USD) statt.
Silber Monatschart:
Auf dem Monatschart hat sich in den letzten vier Wochen kaum etwas verändert. Weiterhin läuft der Silberpreis hier im großen Bild zwischen 15,50 USD und 18,50 USD seitwärts. Allerdings ziehen sich die beiden Bollinger Bänder (15,59 USD und 18,95 USD) immer stärker zusammen. Damit können wir vermutlich in ca. drei bis vier Monaten mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit eine starke Bewegung erwarten.
Zunächst müssen sich die Bänder aber noch etwas weiter zusammenziehen und idealerweise eine Zeitlang seitwärts laufen, bevor die Kurse dann ähnlich wie bei einer geschüttelten Cola-Flasche durch den engen Hals explodieren.
Typischerweise wird zuvor auch noch das untere der beiden Bänder (15,59 USD) angelaufen. Mittelfristig bestätigt das Verhalten der Bollinger Bänder jedenfalls meine Erwartung, dass der Silbermarkt im zweiten Halbjahr aus seinem Tiefschlaf erwachen könnte.
Die regelmäßig aufgeführten Indikatoren MACD, RSI und Stochastik hingegen reflektieren mittlerweile durch die Bank die zähe Seitwärtsbewegung der letzten eineinhalb Jahre und sind allesamt neutral einzustufen.
Insgesamt bleibt es bei einer "neutralen" Bewertung des Monatscharts.
Silber Wochenchart:
Neben der bereits Ende 2014 etablierten, seitwärtsverlaufenden Handelspanne zwischen 15,50 USD und 18,50 USD, lässt sich auf dem logarithmischen Wochenchart auch ein potentielles Dreieck konstruieren. Dabei ist die obere Begrenzung durch die Serie der tieferen Hochpunkte relativ leicht festzumachen. Die untere Begrenzung hingegen ist aufgrund des fragwürdigen Flashcrashs vom letzten Juli nicht so eindeutig definiert.
Je nachdem welchen Kurs (tatsächliches Intraday-Tief oder nachträglich angepasster Handelskurs) man wählt, wird die untere Linie steiler oder flacher verlaufen. Ich habe mich dafür entschieden, das Tief vom Dezember 2015 mit dem Tiefpunkt Dezember 2017 zu verbinden. Die daraus resultierende "Aufwärtstrendlinie" trifft eher den nachträglich angepassten Handelskurs des Flashcrashes und lässt ein relativ symmetrisches Dreieck entstehen. Hierbei sind die Kurse auch schon relativ weit in die Spitze des Dreiecks hineingelaufen, so dass es hier tatsächlich im Frühsommer zum Ausbruch kommen müsste.
Da ich aufgrund des hohen Gold/Silber-Ratios und der günstigen Terminmarktkonstellation eher einen Ausbruch nach oben erwarte, spielt also vor allem die obere Begrenzung des Dreiecks in den kommenden Monaten eine Rolle.
Auf der Unterseite kann der Silberpreis im Rahmen des Dreiecks im Frühling allerdings nochmals bis in die wichtige Unterstützungszone um 15,50 USD abtauchen. In meinen Augen wäre dies sogar wünschenswert, denn je überverkaufter der Silbermarkt im Juni oder Juli ist, umso größer und nachhaltiger wird die Sommerrally werden.
In der Summe bleibt auch der Wochenchart "neutral". Für die kommenden zwei Monate erscheint eine Handelspanne zwischen 15,50 USD auf der Unterseite und 17,30 USD auf der Oberseite als realistisch.
Silber Tageschart:
Mit dem logarithmischen Tageschart wird die langgestreckte Seitwärtsbewegung der letzten eineinhalb Jahre noch besser sichtbar. Letztlich pendelt der Silberpreis mal volatil und mal lustlos zwischen 15,65 bzw. 16,00 USD und 17,75 bzw. 18,30 USD hin und her. Aktuell ist dabei wieder eine ganz enge Handelsspanne angesagt, welche knapp unterhalb der beiden wichtigen Durchschnitte (50-Tagelinie und 200-Tagelinie) stattfindet.
Dieses Seitwärtsgeschiebe könnte durchaus noch den ganzen Frühling über anhalten und müsste ähnlich wie im letzten November mit einem finalen Ausverkauf beendet werden. Erst dann wäre der Silbermarkt wohl wieder vollständig bereinigt und könnte ähnlich wie zuletzt ab Mitte Dezember bis Mitte Januar eine fulminante Rally aufs Parkett legen.
Noch ist es aber nicht soweit, denn kurzfristig deutet das aktive Stochastik Kaufsignal eher daraufhin, dass die Bullen nochmals die Oberseite ausleuchten wollen. Angesichts der starken Widerstände durch die beiden gleitenden Durchschnitte sowie des oberen Bollinger Bandes (16,85 USD) bietet sich den Bullen hier momentan aber nicht sonderlich viel Spielraum. Vermutlich wird es innerhalb der sich zusammenziehenden Bollinger Bänder (16,27 USD und 16,85 USD) in den kommenden Wochen einfach träge hin- und her gehen.
Zusammengefasst ist der Tageschart aufgrund des Stochastik Kaufsignals erneut "vorsichtig bullisch" zu bewerten. Silbernotierungen deutlich oberhalb von 16,85 USD wären aber eine Überraschung.
2. Gold/Silber Ratio:
Das Gold/Silber-Ratio konnte in den letzten eineinhalb Jahren deutlich ansteigen. Bei Werten um bzw. oberhalb von 80 wird die Luft aber zunehmend dünn. Zwar kann noch keine Trendwende aus dem Chart herausgelesen werden, aber das Stochastik Verkaufssignal lässt in den kommenden Wochen zumindest ein Abtauchen in die Widerstandszone 78 - 79 erwarten.
Außerdem scheint das Ratio übergeordnet in einen Keil hineinzulaufen! Kurse unterhalb von 78 würden dessen Bruch nach unten bestätigen und eine Trendwende zunehmend wahrscheinlicher werden lassen.
Insgesamt gilt weiterhin: Bei einem Gold/Silber-Ratio um 1:80 ist Silber extrem unterbewertet und sollte übergewichtet werden.
3. Silberminenaktien (SIL):
Seit dem Hoch im Juli/August 2016 stecken die Silberminenaktien in einer schwierigen Korrektur, deren Ende noch immer nicht absehbar ist. Obwohl sich die Handelspanne bzw. die Volatilität immer weiter verringert hat und gleichzeitig die noch verbliebenen Investoren zwischenzeitlich schwerstdepressiv geworden sein dürften, hat der repräsentative Silberminen-ETF "SIL" bislang im großen Bild noch immer „nur“ die typischen zwei Drittel der vorangegangenen Aufwärtsbewegung (1.Halbjahr 2016) zurückgegeben. Damit verläuft die langgestreckte Korrektur trotz allem in einem bislang gesunden Rahmen.
Aufgrund der dahinsiechenden Kursbewegungen in den letzten eineinhalb Jahren sind auch alle drei Indikatoren neutral einzuschätzen. Vor allem am MACD Indikator lässt sich das Dilemma ablesen, denn der Indikator läuft seit Anfang 2017 ohne große Ausschläge seitwärts.
Über den gleichen Zeitraum hat sich das Kursgeschehen in einen fallenden Keil hinein entwickelt. Zwar ist dieser Keil nicht sonderlich spitz, dennoch handelt es sich eindeutig um eine bullische Chartformation. Allerdings scheint ein Ausbruch vorerst noch nicht auf der Agenda zu stehen.
Insgesamt fällt der heftige Kurssturz ab Ende Januar bis Mitte Februar im großen Bild interessanterweise kaum ins Gewicht! Zwar bleibt der Wochenchart vorerst neutral bis leicht bärisch, mittelfristig lässt sich aber bereits das Potential für eine starke Rally erkennen. Vermutlich werden die Silberminenaktien im Frühsommer eine sehr vielversprechende Kaufgelegenheit bieten.
4. CoT-Report:

Laut dem aktuellen CoT-Report hatten die kommerziellen Händler zum Stichtag 6.März insgesamt 21.810 Silberfuture-Kontrakte leerverkauft.
Im langfristigen Vergleich handelt es sich hierbei um eine außerordentlich "geringe" Shortposition. Gleichzeit hat das "managed money" bzw. die großen Spekulanten (Hedgefunds) das Interesse am Silbermarkt fast vollständig verloren. Damit liefert der Analysebaustein CoT-Report für den Silbermarkt ein solides Kaufsignal.
Für den Goldpreis hingegen gibt es nach wie vor noch keine Entwarnung vom Futures-Markt. Vielmehr liegt hier weiterhin ein klares Verkaufssignal vor. Vermutlich wird Gold den Weg in den kommenden Wochen und Monaten wie fast immer vorgeben, womit sich die sowieso schon vielversprechende Konstellation am Silbermarkt mit niedrigeren Preisen und einer dann noch niedrigeren kommerziellen Shortposition weiter verbessern dürfte.
5. Sentiment:


Auf Basis der aktuellen Sentimentdaten ist die Stimmung an den Edelmetall- und Rohstoffmärkten derzeit eher ausgewogen bzw. neutral.
Zwar wird beim Silber schon wieder ein minimal erhöhter Pessimismus gemessen, Gold und Platin präsentieren sich hingegen aber ausgeglichen.
Lediglich beim Kupferpreis sowie beim nach wie vor starken Euro liegen erhöhte Optimismuswerte vor.
6. Saisonalität:
Seit Ende Februar steckt der Silbermarkt bereits in einem negativen saisonalen Zyklus, der noch bis Ende Juni anhält. Zwar kommt es ab Mitte/Ende März typischerweise zu einer kleinen Erholungsphase, ab Anfang/Mitte April wird es dann aber richtig ungemütlich.
Erst ab dem Juli dürfen wir uns daher aus der saisonalen Perspektive wieder auf nachhaltig steigende Preise freuen. Bis dahin meidet man die Edelmetallmärkte am besten.
7. Silber in EUR
Rückblick:
Auf Eurobasis liefen die Silbernotierungen in den letzten vier Wochen in einer engen Handelspanne und in einem ruhigen Handel zwischen 13,25 EUR und 13,55 EUR seitwärts. Dabei erwiesen sich alle Kursspitzen nach oben und unten bislang als nicht nachhaltig.
Euro-Silber Tageschart:
In Euro gerechnet bewegt sich der Silberpreis auf seinem Tageschart seitwärts und igelt sich gleichzeitig immer mehr ein. Dadurch haben sich die beiden Bollinger Bänder (13,26 EUR und 13,57 USD) sehr stark zusammengezogenen und laufen bereits seit zehn Handelstagen parallel, womit wiederrum der bereits erwähnte Hals einer Cola-Flasche entsteht. Früher oder später wird es hier zu einer heftigen Entladung des aufgestauten Drucks kommen (Bollinger Band Squeeze). Allerdings ist die Richtung dieses Ausbruchs noch nicht absehbar.
Gleichzeitig bewegen sich die Notierungen weiterhin klar unterhalb der 200-Tagelinie (14,24 EUR; letzte Begegnung im April 2017) sowie auch unterhalb der 50-Tagelinie (13,71 EUR). Die Unterstützungszone zwischen 13,00 und 13,25 EUR kann bislang aber gehalten werden. Erst bei Kursen unterhalb dieser Region hätten die Bären wieder eindeutig die Kontrolle übernommen.
Zusammengefasst ist der Tageschart "neutral" einzustufen. Aus der Erfahrung und in Verbindung mit der ungünstigen Saisonalität wird sich dieses zusammengestauchte Kursgeschehen aber vermutlich zunächst nach unten entladen.
Handelsempfehlung:
Silber bleibt eine Halteposition.
8. Platin
Nach der fulminanten Erholungsrally zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar kommt es in den letzten zwei Monaten konsequenterweise zur einer Korrektur bzw. Konsolidierung am Platinmarkt. Diese gestaltet sich bislang relativ volatil und mit einer klaren Serie von tieferen Hochs. Somit gibt die neue Abwärtstrendlinie vorerst die Richtung vor bzw. stellt die entscheidende Hürde für die Bullen dar.
Gleichzeitig konnte sich die Stochastik gestern aus dem "bärisch eingebetteten" Status befreien und ein ganz frisches Kaufsignal liefern. Damit ist der Platinpreis in den letzten Tagen klar an seiner 200-Tagelinie (951 USD) nach oben abgeprallt und dürfte sich bereits auf dem Weg in Richtung der Abwärtstrendlinie bzw. evtl. sogar der psychologischen Marke von 1.000 USD befinden.
In der Summe ergibt sich damit eine "zunehmend bullische" Einschätzung für den Platinpreis sowie die Erwartung einer bereits laufenden Erholungswelle mit dem Kursziel 990 -1.110 USD.
Handelsempfehlung:
Platin bleibt bis auf weiteres eine Halteposition.
9. Palladium
Die große Frage am Palladiummarkt lautet derzeit: Handelt es sich bei dem scharfen Abverkauf seit Mitte Januar (minus 180 USD bzw. -16%) lediglich um einen gesunden Rücksetzer oder hat sich möglicherweise bereits die Gezeitenlage seit dem Hochpunkt geändert?
Für einen gesunden Rücksetzer spricht die Tatsache, dass sich das Kursgeschehen bislang oberhalb der 200-Tagelinie (953,74 USD) halten kann und der überverkaufte Tageschart als auch der überverkaufte Wochenchart aktuell eine neuerliche Erholungswelle erwarten lassen.
Ein wahrscheinliches erstes Kursziel wäre dabei die leicht fallende 50-Tagelinie (1.038,40 USD). Bringen die Bullen in den kommenden Tagen und Wochen darüberhinaus Kurse oberhalb von 1.030 USD zustande, wäre die derzeitige Abwärtstrendlinie bereits Makulatur. Dann müssten sie "nur noch" das letzte Hoch bei 1.060 USD aus dem Weg räumen, um dem Rücksetzer der letzten zwei Monate einen konsolidierenden Charakter zu verpassen.
Für einen Wechseln der Gezeiten von "Flut zu Ebbe" sprechen jedoch das tiefere Hoch sowie die lediglich neutrale Lage am Terminmarkt in Verbindung mit der ungünstigen Saisonalität. Zudem war der Palladiumpreis zwei Jahre lang ausgehend von 451 USD bis auf zuletzt 1.133 USD kontinuierlich angestiegen, ohne dass es zu größeren Korrektur bzw. Unterbrechungen kam.
Ein Rücklauf bis zum Hochpunkt des Jahres 2014 um 913 USD wäre daher eigentlich das Mindeste, um den Markt von Trendfolgern und schwachen Händen zu befreien. Bestätigt wäre dies aber erst mit einem klaren Rutsch unter die weiterhin steigende 200-Tagelinie (953,74 USD). Danach sieht es aufgrund der überverkauften Lage vorerst (noch) nicht aus.
Insofern muss die Beantwortung der aufgeworfenen Frage vorerst in die Zukunft verschoben werden. Je nachdem wie sich der Palladiumpreis im Frühling verhalten wird, sollte das übergeordnete Bild dann aber klarer werden.
Kurzfristig ergibt der Tageschart jedenfalls eine "zunehmend bullische" Einschätzung und lässt bestenfalls eine Erholung bis zur 50-Tagelinie (1.038,40 USD), mindestens aber bis zur Abwärtstrendlinie (aktuell ca. 1.035 USD) erwarten.
Handelsempfehlung:
Palladium bleibt bis auf weiteres eine Halteposition.
10. Zusammenfassung & Konklusion
Wie in den letzten Wochen bereits ausführlich vermutet, dürfte sich mittlerweile die ungünstige saisonale Komponente wie ein Schatten über den Edelmetallsektor gelegt haben. Einzig der Goldpreis zeigt weiterhin eine relative Stärke und will sich noch nicht geschlagen geben. Solange es hier aber nicht zu einem nachhaltigen Schlusskurs oberhalb von 1.335 USD kommt, bleiben alle Bemühungen der Bullen lediglich heiße Luft.
Weiterhin erwarte ich, dass die leicht steigende 200-Tagelinie (1.289 USD) den Goldpreis in den kommenden Wochen wie ein Magnet anziehen und knapp unterhalb von 1.300 USD auch wiedertreffen wird. Darüberhinaus wäre ein vorübergehender, aber rabiater Abverkauf ungefähr im Mai oder Juni sehr typisch, bevor ab dem Frühsommer die beste Phase des Jahres beginnt.
Was den Silbermarkt angeht, sind die Handelsschwankungen bereits auf ein absolutes Minimum zusammengestaucht worden, während die Kurse gleichzeitig weiter in die Spitze der Dreiecksformation hineinlaufen. Hier scheint es, als würde der Silberpreis noch zwei bis vier Monate Zeit benötigen, bevor es zum Ausbruch aus dem Dreieck kommen müsste.
Insgesamt gibt es weiterhin keinen Grund den Edelmetallen aktuell hinterher zulaufen. Vielmehr übe ich mich in Geduld und Vorfreude auf eine mit hoher Wahrscheinlichkeit im Juli startende fulminante Sommerrally, bei der vor allem der Silberpreis und die Silberminenaktien positiv überraschen dürften.
© Florian Grummes
www.goldnewsletter.de
Quelle: pro aurum Silberedition vom 14.03.2018
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