Zentralbanken interessieren sich für den Goldpreis - Genug, um ihn zu manipulieren!
26.04.2018 | Ronan Manly
Die Goldpreisdrückung durch Zentralbanken ist ein gut belegter Fakt. Die Zentralbanken besitzen eine lange und bewegte Geschichte der Goldpreismanipulation. Diese Manipulation hat über die Jahre hinweg viele Farben und Formen eingenommen. Es sollte deshalb auch nicht überraschend sein, dass sich die Zentralbanken in den Goldmarkt einmischen; wenn man bedenkt, dass sie sich auch in alle anderen Finanzmärkte einmischen. Es wäre naiv zu denken, dass der Goldmarkt hier eine Ausnahme ist.
Tatsächlich ist Gold ein Spezialfall. Für die Zentralbanken ist das Gold wie die Sonne für Vampire. Sie fürchten sich davor und sind dennoch in gewisser Weise fasziniert. Furcht empfinden sie, da Gold ein Inflationsbarometer und Indikator für die relative Stärke der Fiat-Währungen ist. Der Goldpreis beeinflusst Zinssätze und Anleihekurse. Aber Zentralbanken (die ihr Handwerk verstehen) sind ebenso fasziniert von Gold, da sie den Wert und die Macht des Edelmetalls innerhalb des geldpolitischen Systems und seine Wichtigkeit als Reservewährung respektieren und verstehen.
Also sind sich die Zentralbanken über das Gold voll im Klaren: Als Wertanlage und finanzielle Absicherung halten sie große Mengen davon in ihren Beständen. Zeitgleich sind sie jedoch ständig auf der Hut, keinen vollständig freien Goldmarkt zuzulassen, an dem sie keinen Einfluss über die Preisrichtung und die Marktstimmung hätten.
Die Zentralbank der Zentralbanker
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wird häufig als zentraler Koordinationsschauplatz der Goldpreismanipulation und als führende Hand vieler Manipulationspläne beschrieben. Das entsprach in allen Jahrzehnten der Wahrheit: von den 1960er bis zu den 2000er Jahren. Wenn Sie sich über die Goldpreismanipulation der Zentralbanken informieren wollen, ist die BIZ ein guter Startpunkt. Leider ist die BIZ eine Macht für sich und daher niemandem unterstellt; mit Ausnahme ihrer Zentralbankmitglieder.
In den 1960er Jahren wurde die Goldpreismanipulation der Zentralbanken in der Öffentlichkeit durchgeführt, größtenteils mittels des Londoner Goldpools. Dies fand damals statt, als der offizielle Goldpreis 35 Dollar je Unze betrug. Damals hielten das US-amerikanische Finanzministerium und ein Konsortium, bestehend aus den Zentralbanken Westeuropas, den Goldpreis explizit bei 35 Dollar je Unze und koordinierten ihre Tätigkeiten von der in Basel gelegenen Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus, während die Bank of England in London als Transaktionsvertreter herhielt.
Diese Preismanipulation scheiterte im März 1968, als die Standardgoldbarren des US-Finanzministeriums knapp wurden und dies wiederum den Schritt zu einem Goldpreis des "freien Marktes" einleitete.
Die Zentralbanken manipulierten die Goldpreise in den 1970er Jahren weiterhin. Indem man Gold zum einen entwertete und zum anderen Unmengen physisches Gold an den Märkten platzierte, um Kursbewegungen abzumildern. Diese Verkäufe waren einseitig, also Goldverkäufe des US-Finanzministeriums im Jahr 1975 und von 1978 bis 1979, und wurden ebenso koordiniert (und durch die USA orchestriert), z.B. durch Goldverkäufe des IWFs von 1976 bis 1980.
Goldpool 2.0 - Drück ihn nach unten, schnell und kräftig
Absprachen zur Preismanipulation fanden ebenfalls statt. Als am Ende des Jahres 1979 und zu Beginn 1980 beispielsweise die Goldpreise in die Höhe schossen, versammelten sich erneut auf Anweisung des US-amerikanischen Finanzministeriums und der Federal Reserve hin dieselben Zentralbanken des Londoner Goldpools bei der undurchsichtigen BIZ in der Schweiz, um einen Versuch zu unternehmen, einen neuen und geheimen Goldpool zu kreieren, der die Goldpreise im Zaum halten könnte. Das war im Grunde genommen die Wiederbelebung des alten Goldpools, oder Goldpool 2.0.
Diese Treffen, von denen nicht viele wissen, bestanden aus G10 Zentralbank-Gouverneuren, in anderen Worten: Sie fanden auf dem höchsten Niveau der Finanzwelt statt. All ihre Besprechungen wurden Schwarz auf Weiß in den Archiven der Bank of England festgehalten und können auf der BullionStar Webseite gelesen werden.
Die Formulierungen in diesen Besprechungen sind sehr offenherzig und zeigen die Abneigung, die Zentralbanker für einen frei funktionierenden Goldmarkt empfinden.
Formulierungen, die in diesen Treffen verwendet wurden, umfassen: "es ist notwendig, die Psychologie des Marktes zu brechen" und "keine Rede von irgendeiner Stabilisierung des Goldpreises, er muss nur zu ausschlaggebenden Zeiten in einem Zielbereich gehalten werden" und "um den Preis innerhalb einer Bandbreite zu stabilisieren" und "es wäre einfach und gut für die Zentralbanken, den Preis schnell und kräftig nach unten zu drücken".
Und diese Treffen der führenden Zentralbanker fanden Anfang 1980 statt, 11 Jahre nach dem Londoner Goldpool und 8 Jahre nachdem das US-amerikanische Finanzministerium im August 1971 seine Verpflichtung nicht einhielt, ausländische Bestände des US-Dollars in Gold umzuwandeln.
Ob dieser neue BIZ-Goldpool 1980 eingeführt wurde oder nicht, steht zur Debatte. Jedoch wurde er von den Gouverneuren an der BIZ monatelang und vollumfänglich besprochen und könnte womöglich in einer Form eingeführt worden sein, die den Ölproduzenten den Besitz von physischem Gold (Gold für Ölhandel) ermöglicht, ohne den Goldpreis dabei in die Höhe zu treiben. Ihre Hauptsorge war es, es den Ölproduzenten aus dem Nahen Osten zu erlauben, Gold im Austausch mit Öl zu erhalten ohne die Goldpreise dabei steigen zu lassen.
Die Bank of England war 1980 ebenso in der Preismanipulation des London Gold Fix verwickelt, was ein ehemaliger Angestellter der Bank of England euphemistisch als "Preisbildungshilfe" beschrieb. Und in den 1980er Jahren hat die Bank of England sogar manches Mal Formulierungen wie "Operationen zur Reibungslosigkeit" und "Operationen zur Stabilisierung" verwendet, sobald man die koordinierten Leistungen zur Kontrolle des Goldpreise erwähnte, die von Zentralbanken erbracht wurden.
Papiergold Ponzi
Zwei der wahrscheinlich einflussreichsten Veränderungen am Goldmarkt in der Moderne sind Strukturänderungen des Goldmarktes, die die Goldnachfrage vom physischen Gold auf das Papiergold übertragen. Diese zwei Veränderungen von den 1980er Jahren an waren die Einführung nicht zugewiesener Konten, fraktional gedeckter Goldbestände am Londoner Goldmarkt und die Einführung der in den USA gehandelten Goldfutures im Januar 1975.
Beim Handel nicht zugewiesenen Goldes am Londoner OTC-Markt werden Goldtransaktionen mit Barausgleich durchgeführt; dabei kommt ein Austausch von physischem Gold eher selten vor. Die Handelspositionen sind nur Ansprüche gegenüber den Bullionbanken, die nicht im Entferntesten ausreichend Gold besitzen, um diese Ansprüche zu erfüllen. Nicht zugewiesenes Metall ist demnach nur eine synthetische Papiergoldposition, die Beteiligung am Goldpreis gibt, aber die Nachfrage nach physischem Gold nicht steigert.
Laut einem damaligen Sprecher des US-Außenministeriums war der Hauptgrund dafür, dass Goldterminkontrakte im Januar 1975 in den USA eingeführt wurden, die Schaffung einer Alternative zu den physischen Märkten, die die Nachfrage nach Gold reduzieren und somit Trading schaffen würde, das den physischen Markt in die Knie zwingen und zeitgleich die Volatilität steigern würde, die wiederum Investoren davon abbringen sollte, in physisches Gold zu investieren. Goldterminkontrakte sind ebenso fraktional gedeckt und werden größtenteils per Barausgleich durchgeführt; ihre Handelsvolumen sind astronomische Vielfache der realen Liefervolumen.
Letztlich sind Zentralbanken als Aufsichtsbehörden der Finanzmärkte demnach für das Aufkommen des fraktionalen Reservegoldhandels in London und New York verantwortlich. Dieser Handel untergräbt die Nachfrage nach physischem Gold und ermöglicht es, den weltweiten Goldpreis in diesen synthetischen Goldhandelsplätzen zu bilden. An diesen physischen Goldmärkten findet keine Preisfindung statt. Das geschieht an den London OTC (frei) und COMEX-Derivatmärkten. Also ist dies auch eine Form der Goldpreismanipulation, da die Zentralbanken wissen, wie diese Märkte funktionieren. Aber sie tun nichts, um gegen das vorzugehen, was im Grunde genommen Gold-Ponzi-Schemata sind.
Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Zentralbanken genauso hart bei Papiergold durchgreifen, wie sie es aktuell auf den Kryptowährungsmärkten tun. Nun stellen Sie sich vor, was passieren würde, wenn Zentralbanken den fraktionalen Goldhandel verbieten würden oder auf ähnliche Weise Panik machen würden, wie sie das bei den Kryptowährungen tun? Was passieren würde, ist, dass die Teilnehmer des Goldmarktes panisch werden und ihre Papierpositionen liquidieren würden.
Dies würde eine Trennung des Papiergold- und des physischen Goldmarktes zur Folge haben. Indem sie also milde mit der fraktionalen Struktur des Goldmarkthandels umgehen, fördern Zentralbanken und ihre Aufsichtsbehörden die Tätigkeiten bedingungslos, die eine mildernde Wirkung auf den Goldpreis haben.
Goldkredite - Ein Rätsel gehüllt in ein Mysterium in einem Enigma
Der Goldleihemarkt, größtenteils in London, ist ein weiterer Bereich, in dem Zentralbanken die Fähigkeiten haben, den Goldpreis zu deckeln. Hier übertragen Zentralbanken ihre physischen Goldbestände an Bullionbanken, und dieses physische Gold kommt dann auf den Markt. Diese Transaktionen können entweder in Form von Goldkrediten oder Goldswaps durchgeführt werden. Das zusätzliche Angebot an Gold durch Kredite und Swaps stört das existierende Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und wirkt sich so drückend auf den Goldpreis aus.
Der Goldleihemarkt ist komplett undurchsichtig und geheim, ohne verpflichtende oder freiwillige Berichterstattung durch Leiher-Zentralbanken oder Kreditnehmer-Bullionbanken. Die Bank of England spielt am Goldleihemarkt eine große Rolle, da Gold, das bei den Krediten verwendet wird, beinahe vollständig aus den Beständen der Zentralbank innerhalb des Lagers der Bank of England stammt.
Demnach gibt es bei der Goldleihe keinerlei informative Effizienz und genau so mögen es die Zentralbanken. Des Weiteren werden Anfragen zur Informationsfreiheit bezüglich der Goldkredite fast immer von den Zentralbanken abgelehnt, manches Mal sogar aufgrund der "nationalen Sicherheit".
Viele Zentralbanken haben ihr Gold schon vor langer Zeit verliehen und halten nur eine "Goldforderung" in ihrer Bilanz, also eine Forderung gegenüber einer Bullionbank oder mehrerer Bullionbanken. Diese Bullionbanken übertragen dabei die Haftung jahrelang an die Zentralbank, wobei das ursprüngliche Gold schon lange fort ist. Da Zentralbankengold niemals unabhängig geprüft wird, gibt es keine unabhängige Bestätigung über etwaiges Gold, das Zentralbanken angeblich besitzen.
Goldforderungen sind eine weitere Fiktion, die es Zentralbanken erlaubt, am Goldkreditmarkt unterzutauchen. Und Zentralbanken nehmen große Mühen in Kauf, um sicherzustellen, dass der Markt die Größe oder Existenz der offenen getauschten oder geliehenen Goldposition nicht erfährt.
Im Februar 1999 war die BIZ erneut Nexus geheimer Besprechungen des Goldmarktes, als eine Vielzahl großer und mächtiger Zentralbanken dem IWF regelrecht befahl, eine Buchführungsänderung rückgängig zu machen, die Gold und Goldforderungen in den Bilanzen und Betriebsrechnungen der Zentralbanken in zwei separate Posten aufgeteilt hätte. Diese Besprechungen wurden in einem IWF-Dokument archiviert, das Sie hier finden können.
Diese Buchführungsänderung hätte ein Licht auf das Ausmaß der weltweiten Zentralbankgoldkredite geworfen. Informationen, die den Goldpreis viel höher in die Höhe hätten schnellen lassen.
Goldkredite und Goldtauschgeschäfte - extrem marktempfindlich
Jedoch übte eine Gruppe großer Zentralbanken Europas, bestehend aus der Bank of England, der Bundesbank, der Bank de France und der Europäischen Zentralbank (EZB), Druck aus, um diesen Plan zu torpedieren. Diesbezüglich wurde davon gesprochen, dass "diese Informationen bezüglich der Goldkredit- und -tauschgeschäfte extrem marktempfindlich" waren und dass der IWF "nicht die separate Auskunft derartiger Informationen benötigen sollte, aber stattdessen alle monetären Goldvermögenswerte, einschließlich Tauschgeschäften unterliegendes oder verliehenes Gold als eine einzelne Information ansehen sollte."
Zentralbanken verkauften manches Mal also große Mengen an Gold; wie der schweizerische Goldverkauf im Frühjahr 2000 und die Goldverkäufe der Bank of England Ende der 1990er. Während die Details derartiger Goldverkäufe immer geheim gehalten werden, und sich deren Gründe unterscheiden - wie Rettungspakete der Bullionbanken oder Neuverteilungen der Bestände an andere Zentralbanken - so wirken sich die Ankündigungen derartiger Goldverkäufe normalerweise negativ auf den Goldpreis aus.
Es gibt viele Beispiele von Zentralbankern, die Beeinflussungen des Goldmarktes besprechen. Im Juli 1998 sagte der ehemalige Vorsitzende der Federal Reserve, Alan Greenspan, vor dem US-Kongress aus und erklärte: "Zentralbanken sind dazu bereit, Gold in großen Mengen zu verleihen, sollte der Preis steigen."
Im Juni 2005 meinte William R. White von der BIZ, dass eines der Ziele der Zentralbankenkooperation gewesen wäre, "sich zusammenzuschließen, um die Preise der Vermögenswerte (vor allem Gold und Devisen) in den Situationen zu beeinflussen, in denen dies als nützlich empfunden wird."
Im Jahr 2008 hieß es aus dem schweizerischen Hauptquartier der BIZ in einer Präsentation vor den Zentralbankern sogar, dass eine der angebotenen Dienstleistungen, die Beeinflussung der Goldmärkte sei.
Im Jahr 2011 meinte ein Goldhändler der BIZ auf seinem LinkedIn-Profil sogar, dass es eine seiner Verantwortungen sei, die Liquidität für derartige Eingriffe zu verwalten. Nachdem dies veröffentlicht wurde, änderte er schnell sein LinkedIn-Profil.
© Ronan Manly
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 28. März 2018 auf www.bullionstar.com und zuvor auf RT.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.