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Es ist Zeit, sich wieder für die Edelmetalle zu interessieren

05.07.2018  |  Adam Taggart

Es ist schon eine Weile her, dass ich mich in einem Artikel mit den Edelmetallen befasst habe. Die Preise waren im letzten Jahr größtenteils in einer relativ engen Spanne gefangen und es gab innerhalb des gesamten Sektors nur wenige bemerkenswerte Entwicklungen zu berichten. Heute sehe ich mich allerdings aus zwei Gründen dazu veranlasst, über die Edelmetalle zu schreiben:


Wenn technische und fundamentale Indikatoren auf diese Weise gleichzeitig grün aufleuchten, ist eine günstige Zeit gekommen, um eine Aufstockung Ihrer Edelmetallinvestitionen in Betracht zu ziehen (ich selbst habe das übrigens gestern getan).


Der menschliche Faktor

Bevor ich genauer auf die aktuelle Lage am Edelmetallmarkt eingehe, möchte ich noch eine persönliche Erfahrung teilen, die ich kürzlich gemacht habe und die zeigt, wie wenige Menschen mit Gold und Silber als Anlageklasse wirklich vertraut sind. Ganz zu schweigen davon, wie wenige überhaupt etwas Gold oder Silber besitzen (abgesehen von ein bisschen Schmuck vielleicht).

Ein guter Freund von mir brauchte vor Kurzem Hilfe beim Transport seiner Edelmetallrücklagen von seiner alten in seine neue Heimatstadt. Dabei handelte es sich zum größten Teil um Silber, genauer gesagt um mehrere tausend Unzen des weißen Metalls. So viel Silber ist verdammt schwer.

Während wir uns also damit abmühten, diese Lasten aus dem Sicherheitsfach der einen Bank, zum Auto, und von dort wieder in den Tresorraum der neuen Bank zu schleppen, versuchten wir so diskret wie möglich vorzugehen. Aber unsere schweißtreibende Zwei-Mann-Operation war für die Bankangestellten schwer zu übersehen. Die Leiter beider Bankfilialen fanden heraus, was da vor sich ging, denn es war wirklich ziemlich offensichtlich. Beide fragten uns unabhängig voneinander und aus ehrlicher Neugier: "Ist das echtes Silber?"

Mein Freund reichte ihnen kurz einen 100-Unzen-Barren, damit sie es selbst sehen konnten, und löste so ein Gespräch darüber aus, welche Vorzüge der physische Besitz von Bullion hat. Es stellte sich dabei heraus, dass keiner der beiden Manager jemals einen Silberbarren in der Hand gehalten hatte. Für mich war das ziemlich schockierend. Obwohl ihnen natürlich bewusst ist, dass in den Sicherheitsfächern ihrer Tresorräume wahrscheinlich auch Edelmetalle lagern, besaß keiner von beiden selbst Gold oder Silber oder war auch nur je damit in Kontakt gekommen. Edelmetalle sind einfach nicht Teil ihrer Welt.

Als ich die Geschichte später einem anderem Freund erzählte, war er ebenso überrascht wie ich. "Wenn nicht einmal die Banker mit Gold und Silber zu tun haben, wer dann?" wunderte er sich. Gute Frage. Aber dann erschreckte er mich mit einer weiteren Frage: "Einer dieser 100-Unzen-Barren - wie viel ist der überhaupt wert? 150 Dollar?"

Das war die Frage eines intelligenten, mathematisch gebildeten Mannes. Doch wie die meisten Menschen und auch die beiden Banker besitzt er keine Edelmetalle und verfügt daher auch nur über ein begrenztes Wissen, was Gold und Silber angelangt. So begrenzt, dass er den Silberpreis um mehr als 90% zu niedrig schätzte.

Das erinnerte mich an ein Experiment von Mark Dice, welches uns vor Augen führt, wie erschreckend ignorant der durchschnittliche Bürger ist, wenn es um den Wert von Bullion geht. In diesem kurzen Video ziehen die Passanten einen kostenlosen Snicker's-Riegel einer kostenlosen Goldmünze vor:





Einfach gesagt: Gold und Silber sind - zumindest im Westen - äußerst unterschätzte Vermögenswerte. Grant Williams hat die öffentliche und institutionelle Meinung zu den Edelmetallen in einem exzellenten Vortrag treffend zusammengefasst: "Niemanden interessiert's." Das ist ein entscheidender Faktor, der dazu beigetragen hat, dass die Kurse jahrelang stagnierten - und dass die Edelmetallströme in dieser Zeit recht einseitig von West nach Ost geflossen sind.


Interessante Entwicklungen

Mittlerweile mehren sich jedoch die Anzeichen dafür, dass es an der Zeit ist, sich wieder mit Gold und Silber zu beschäftigen. Wenn wir für einen Moment die technischen Aspekte betrachten, stellen wir fest, dass sowohl der Gold- als auch der Silberpreis in den vergangenen beiden Monaten in einem Abwärtstrend gefangen waren und mittlerweile extrem überverkauft sind. Sowohl der Relative-Stärke-Index (RSI) als auch der Trendindikator MACD signalisieren, dass sich die Kursverluste mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Ende nähern:

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Beide Metalle haben zudem ihre Bollinger-Bänder nach unten durchbrochen, was ebenfalls einen extrem überverkauften Zustand anzeigt. Hier sehen Sie den entsprechenden Goldchart:



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Ein Einbruch unter die Spanne der Bollinger-Bänder könnte zwar auch auf eine fundamentale Veränderung im Edelmetallsektor hinweisen, die eine Neubewertung zu erheblich niedrigeren Preisen rechtfertigt. Für diese Interpretation scheint es jedoch keine glaubhaften Argumente zu geben. Ja, der US-Dollar ist im gleichen Zeitraum gestiegen, doch es gibt stichfeste Gründe dafür, dass sich der Dollar auf der einen Seite und Gold und Silber auf der anderen Seite nicht immer in entgegengesetzte Richtungen entwickeln müssen. (Charles Hugh Smith legt dies in einem Artikel schlüssig dar.) Tatsächlich begünstigen die allgemeinen Rahmenbedingungen derzeit eher die Edelmetalle.

Aus technischer Sicht ist es wahrscheinlich, dass sich der aktuelle Abwärtstrend seinem Ende nähert. Während die Kurse auf 18-Monats-Tiefs sinken, kündigt sich die anschließende Erholung bereits an. Aus fundamentaler Sicht liefern die weltweiten Geschehnisse gleichzeitig immer mehr Gründe für den Besitz von Gold und Silber, vom drohenden Platzen der auf astronomische Höhen aufgeblähten Finanzblasen und der längst überfälligen Rückkehr der Volatilität an die Märkte, über die fortschreitende De-Dollarisierung, bis hin zur Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums und den steigenden Risiken an den asiatischen und europäischen Kreditmärkten. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Ganz gleich, ob Sie langfristig in Bullion investieren (wozu wir bereits seit Langem raten), oder ob Sie mittels kurzfristiger Trades an den Papiermärkten spekulieren (was wir dem durchschnittlichen Anleger nicht empfehlen würden) - Sie wollen günstig kaufen und bei hohen Preisen wieder verkaufen. Da die Edelmetalle derzeit in der Nähe eines 18-Monats-Tiefs und nahe an den Gesamtproduktionskosten je Unze zahlreicher Bergbauunternehmen notieren, ist es unwahrscheinlich, dass die Kurse noch viel weiter sinken werden.


Zeit, zu handeln

So lange die Edelmetallpreise also auf ihrem niedrigeren, aktuellen Niveau verweilen, empfehlen wir, die folgenden Punkte in Erwägung zu ziehen:

1. Schaffen Sie eine Kernposition in physischen Edelmetallen, wenn Sie das noch nicht getan haben. Viele unserer Leser verfügen bereits über solche Rücklagen - für den Fall, dass eine plötzliche Krise die Nachfrage nach den "sicheren Häfen" sprunghaft ansteigen lässt. Keine Panik, falls Sie noch keine entsprechende Position aufgebaut haben. Aber Sie sollten es auch nicht zu lange aufschieben. Ein guter erster Schritt wäre es, sich darüber zu informieren, in welchen Formen Sie physisches Gold und Silber kaufen und wo Sie es lagern können. (Unseren kostenlosen Ratgeber zu diesem Thema können Sie hier anfordern.)

2. Richten Sie ein regelmäßiges Kaufprogramm ein. Die einfachste und günstigste Methode, Ihr Edelmetallexposure zusätzlich zu Ihrer Kernposition weiter auszubauen, ist das Einrichten automatischer Käufe zu einem festen monatliche Betrag, der Ihrem Budget entspricht.

3. Investieren Sie in die entsprechenden Bergbauunternehmen. Die Aktienkurse der Edelmetallproduzenten bewegen sich in Reaktion auf die Kursschwankungen von Gold und Silber typischerweise stärker, als die Edelmetallpreise selbst. Während einer Hausse können sie daher fantastische Gewinne einbringen, bei einer Baisse aber auch zu erschütternden Verlusten führen. Letzteres war sieben Jahre lang der Fall.

Doch aus den oben genannten Gründen könnte sich der lange Winter nun dem Ende zuneigen. Für Investoren mit starken Nerven und ein wenig freiem Kapital für Spekulationen ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt, um einen Einstieg in den Minensektor in Betracht zu ziehen oder eventuell bestehende Engagements auszuweiten. Wir raten jedoch ausdrücklich dazu, mit einem professionellem Finanzberater zusammenzuarbeiten, der Erfahrung mit dieser Anlageklasse hat und weiß, wie solche hochriskanten Positionen gegen Abwärtsrisiken abgesichert werden können.

Vergessen Sie nicht, dass sich im Moment noch niemand für die Edelmetalle interessiert. Abgesehen von ein wenig Schmuck verfügen Schätzungen zufolge nur 1-3% der US-Haushalte überhaupt über Gold- oder Silberanlagen. Selbst wenn Sie also nur einige Unzen besitzen, haben Sie also schon mehr getan, als 97-99% der Bevölkerung. Das macht einen großen Unterschied für Ihre finanziellen Aussichten, wenn sich die Welt eines Tages wieder für die Edelmetalle zu interessieren beginnt.


© Adam Taggart
Peak Prosperity



Der Artikel wurde am 29. Juni 2018 auf www.peakprosperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.