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Können Sie Nachts schlafen, wenn sich die Märkte gegen Sie stellen?

25.09.2018  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Es ist mir nun ein Privileg, Axel Mark, Präsident und CIO von Merk Investments und Autor des Buches Sustainable Wealth bei uns willkommen zu heißen. Axel ist ein sehr bekannter Marktkommentator und Vermögensverwalter und ist auch beliebter Gast bei Finanzkonferenzen und Nachrichtenportalen auf der ganzen Welt. Es ist wundervoll, ihn heute hier bei uns zu haben.

Axel, es ist immer wieder ein Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen und danke, dass Sie wieder bei uns sind.


Axel Merk: Gut, hier zu sein.


Mike Gleason: Nun, bevor wir uns anderen Themen zuwenden, wie der Fed-Politik und den aktuellste Nachrichten bezüglich der Handelskriege, sollten wir vielleicht mit dem Aktienmarkt beginnen, Axel, der sich derzeit zu entwickeln scheint, als sei er mit Teflon beschichtet. Die Dinge gehen einfach weiter ihrem Gang und wir scheinen noch nicht einmal die Korrektur zu bekommen, die viele erwartet haben. Sollten wir die Idee eines Aktienrückzugs aufgeben, Axel?

Axel Merk: Vielleicht. Vielleicht sollten wir das. Und um ehrlich zu sein, war ich äußerst vorsichtig am Markt. In den letzten Wochen bin ich tatsächlich deutlich neutraler geworden und habe sogar nur eine kleine Aktienposition eingenommen. Und der Grund dafür ist nicht, dass ich das Handtuch werfen möchte. Ich betrachte alles im Kontext dessen, was ich tue.

Open in new windowTatsächlich denke ich, dass wir uns hier in den Spätphasen der wirtschaftlichen Expansion befinden. Doch haben wir diesen enormen wirtschaftlichen Stimulus im System, der offensichtlich Rückenwind für die Gewinne darstellt. Die Frage ist dann: Was wird zu einer Entgleisung führen?

Nun, ich warne hier, dass die meisten Menschen einfach mitgezogen und ihren Einsatz nicht vom Tisch genommen haben. Und ich empfehle jedem, die eigenen Investitionen zu überdenken und Portfolios Stresstests zu unterziehen. Zeitgleich ist dieser Stimulus jedoch offensichtlich auch ein Faktor. Auf der anderen Seite des Spektrums hat man die weltweiten Bedrohungen. Eben in diesem Augenblick findet das Treffen der Europäischen Zentralbank statt, während dessen Draghi sagen wird: "Hey, der Welthandelsausblick ist unsicher und von der EZB wird erwartet, dass sie ihre Wachstumsprognose nach unten korrigiert."

Aber lassen Sie uns nicht vergessen, dass unsere Exekutive oftmals schnauft und keucht, doch wenn es um die echte Auswirkung auf die Wirtschaft geht, dann nimmt der Handel einen eher kleinen Teil ein. Und obgleich diese Unsicherheit einige Investitionen reduzieren wird, so denke ich, dass es durch diesen wirtschaftlichen Stimulus mehr als nur ausgeglichen wird. Behalten Sie sich auch im Gedächtnis, dass die Inflation trotz steigender Zinsen weiter zunimmt.

Also denke ich nicht, dass die Dinge straffer geworden sind. Des Weiteren haben sich auch die Metriken, die ich betrachte, nicht verändert, die einfache Kreditzugänglichkeit blieb unverändert. Und so gibt es Kreditzugänge im Überfluss und das bedeutet, dass wir innerhalb der Wirtschaft Vollgas geben. Und obwohl wir offensichtlich viele Bullenmärkte verzeichnet haben, stellten sich Gegenwetten als kostspielig heraus und sorgten dafür, dass viele Bären einfach aus dem Spiel ausstiegen.


Mike Gleason: Ja, sehr gut gesagt. Nun, der Offenmarktausschuss wird sich in weniger als zwei Wochen treffen. Es scheint, als sei eine Zinssteigerung in diesem Monat ziemlich sicher, wobei ein weiterer Zinsschritt nach oben im Dezember wahrscheinlich scheint. Die Beschäftigtenzahlen sind solide. Die Regierungsstatistiken zeigen, dass die Preisinflation relativ unter Kontrolle ist und die BIP-Daten zeigen Wachstum.

Es sieht also aus, als hätte die Fed genug Deckung, um die Zinsen weiter zu erhöhen, auch wenn Präsident Trump beginnt, sich zu beschweren. An einem speziellen Punkt sollten höhere Zinsen jedoch beginnen, auf dem Wirtschaftswachstum zu lasten. Darum sorgt sich Trump natürlich. Wo denken Sie, befindet sich dieser Punkt? Und befinden wir uns aktuell an diesem oder kann die Fed die Sache durchziehen und vielleicht eine weitere Runde Zinserhöhungen in diesem Jahr unterbringen und die Zinsen vielleicht vier- bis fünfmal in einem Zeitraum von heute bis Ende nächsten Jahres erhöhen?


Axel Merk: Nun, lassen Sie mich einige Dinge hierzu sagen. Erstens: Allgemein betrachtet hat Trump seinem Missmut gegenüber höheren Zinsen offensichtlich Luft gemacht. Und einige Leute nehmen das gelassen hin und sagen: "Nun, der Typ sagt nur irgendwas. Darum sollten wir uns keine Sorgen machen." Doch es ist wichtig. Bei der Fed-Politik dreht sich alles um Wahrnehmung. Wenn die Leute der Forward Guidance glauben, der Geldpolitik, dann ist das viel billiger. Wenn man nur sagt, dass man etwas tut, ohne es wirklich zu tun, dann muss man kein Geld drucken, die Zinsen erhöhen oder was auch immer.



Wenn der Plan also von jemandem torpediert wird, der einflussreich ist - wie dem Präsidenten - dann macht das die Politik sehr viel teurer und das bedeutet wiederum, dass die Zinsen vielleicht noch weiter erhöht werden müssen. Ich deute nicht an, dass die Unabhängigkeit der Fed irgendwie gefährdet ist, aber das könnte es einfach deutlich teurer machen. Es macht Sinn, dass die langfristigen Anleihen verkauft wurden, als Trump sagte: "Hey, die Fed tut das Falsche." Das ist teurer als eine Finanzierung. Es ist deutlich teurer für die USA, wenn sie torpediert werden. Das ist also ein Nebengedanke.

Nun, ich bin schon seit einer ganzen Weile der Meinung, dass der Markt die Zinsschritte unterbewertet. Der Grund dafür ist teilweise in dem zu finden, was ich gerade gesagt habe. Wir haben einen wirtschaftlichen Stimulus im System. Gehälter steigen endlich. Der Gehaltsdruck nimmt allmählich zu und die Arbeitslosenzahlen befinden sich natürlich auf äußerst niedrigen Niveaus. Und selbst mit all dem befinden wir uns noch immer im "akkommodierendem" Modus; das bedeutet, dass wir noch immer einen Stimulus auf der geldpolitischen Seite zur Verfügung stellen. Das macht für mich keinen Sinn. Das bedeutet, dass sich dieser Trend so fortsetzen wird, wenn nichts Drastisches passiert.

Der ganze Sinn von Zinserhöhungen besteht darin, Finanzierungen schwerer zu machen. Das ist der ganze Zweck. Das ist bis jetzt noch nicht passiert. Also ja, dieser Trend wird sich weiter so fortsetzen. Das Niveau des S&P ist nicht von Interesse für die Fed, egal was die Leute in der Blogwelt sagen. Der Grund dafür, dass so viele Menschen dieser Ansicht sind, sehe ich im Jahr 2008 und einige Zeit danach, als dies perfekt korrelierte; eben wann immer es schlechte Nachrichten gab. Die Aktien wurden verkauft und die Fed druckte Geld oder lockerte ihre Politik.

Das letzte Mal, dass etwas derartiges passierte, war Anfang 2016, als Fracking in Schwierigkeiten steckte. Die Leute meinten: "Oh, das ist der erste Dominostein, der fallen wird. Das wird sich ausbreiten." Nun, so ist es nicht. Die einzige Gefahr oder den einzigen Kanarienvogel in der Kohlemine, den es gibt, sind die Schwellenländer. Schwellenländer sind das schwächste Kettenglied. Sie beginnen zu warnen: "Hey, der Zugang zu Finanzierungen wird schwerer." Und an einem Punkt, ja, wird das die Wertekette hinaufklettern und die US-Wirtschaft als Ganzes erreichen. An diesem Punkt sind wir noch nicht. Wir beobachten dies äußerst genau mit einer Vielzahl von Metriken.

Ich bin der Ansicht, dass diese Wirtschaft heißlaufen wird, was bedeutet, dass die Fed ihre Politik straffer machen muss, als die Leute aktuell für notwendig halten. Und so wird verändert, was der Markt jeden Tag einpreist. Aber der Markt preist 1,48 Zinserhebungen mehr in diesem Jahr ein, wobei eine Zinserhebung 25 Basispunkte oder 0,25% beträgt, was weniger als zwei Zinssteigerungen in diesem Jahr bedeutet. Ich sehe keine Möglichkeit, wie wir in diesem Jahr nicht zwei Zinserhebungen haben können.

Im nächsten Jahr sind bisher weniger als zwei Zinserhebungen eingepreist. Ich persönliche empfinde dies als unmöglich, es sei denn, wir werden eine Überraschung erleben. Wenn schlechte Nachrichten für den Handel auftreten - oder dies und das - dann wird dies eintreten.

Doch betrachten wir unseren lieben Präsidenten. Er meint, dass mit Russland alles schrecklich sei, dann trifft er den russischen Präsidenten und alles ist großartig. Dasselbe bei Mexiko. Alles ist schrecklich, dann führt man eine Telefonkonferenz durch und alles ist wunderbar. Alles läuft schrecklich mit Kanada und tatsächlich, nur einen Tag, bevor wir uns hier treffen, scheint eine Vereinbarung machbar. All diese Dinge scheinen also in eine bestimmte Richtung zu tendieren... und im Übrigen wurden gerade sogar neue Gespräche mit China angekündigt.

Also scheint es, als würden wir doch nicht auf diesen schrecklichen Handelskrieg zusteuern. Wenn man dieses Risiko eingeht oder es reduziert, dann erwarte ich zwei weitere Zinserhebungen in diesem Jahr und vier im nächsten Jahr.


Mike Gleason: Ist es für unsere Zentralbank machbar, den anderen Zentralbanken auf der Welt in einem derartig großen Ausmaß voraus zu sein, wenn es um die Zinsen geht? Ich meine, irgendwann wird dieses Ungleichgewicht, das sich weiter ausweitet, die wirtschaftlichen Märkte ernsthaft belasten, nicht nur hier in den Staaten, sondern international, richtig?

Axel Merk: Nun, ja und nein. Das Mandat der Fed umfasst - und es gibt mehrere Mandate - Inflation, Arbeitslosenzahlen und die Finanzstabilität. Sie alle stehen im Zusammenhang mit den USA und so ist der Rest der Welt nur relevant für die Auswirkung des Effekts auf die USA. Die USA ist eine relativ geschlossene Wirtschaft. Etwa 15% der US-Wirtschaft hängt mit dem (Außen-) Handel zusammen. Der Großteil jedoch nicht. Das bedeutet, dass die USA die Dinge relativ weit strapazieren kann, bevor andere Ereignisse auftreten.

Das bedeutet nicht, dass Argentinien kein Problem haben wird, oder dieses Land. Aber das zählt für die Fed-Politik nicht, solange und bis es nicht den US-amerikanischen Verbraucher, das US-Wachstum oder die Kreditzugänglichkeit für US-amerikanische Unternehmen beeinflusst.



Nichtsdestotrotz muss etwas die Differenz zwischen US-Staatsanleihen und den deutschen Wertpapieren irgendwann ändern, sie liegen meilenweit auseinander. Das ist nicht nachhaltig. Ein Großteil dessen entstammt der Tatsache, dass Draghi, Leiter der EZB - der im Übrigen Ende nächsten Jahres in Rente gehen wird - dies so haben möchte. Tatsächlich meinte er während einer EZB-Versammlung - und einige Ihrer Zuhörer, werden sich dieses nach unserem Gespräch anhören - dass er eine Aufwertung des Euro nicht mögen würde. Er möchte alles niedrig halten.

Doch damit steigert man nur die Anspannung, da wir uns irgendwann von dieser Strategie trennen müssen. Sogar von der EZB heißt es: "Hey, in den USA gibt es einen wirtschaftlichen Stimulus. Die Fiskalpolitik in der EU ist expansiv. Die Geldpolitik in der EU ist expansiv." Das alles bedeutet, dass die Inflation steigen sollte. Stellen Sie sich vor. Die EZB erwartet eine Inflation von 1,7% für dieses Jahr, nächstes Jahr und das Jahr darauf, äußerst stabil.

Ich denke, das ist Unsinn. Wir müssen also darauf achten, ob der nächste Fed-Vorsitzende genauso starrköpfig sein wird. Sozusagen? Aber wie dem auch sei, wie werden die Märkte reagieren? Ich denke, dass eine deutliche Anpassung am Markt benötigt werden wird. Also ja, das bedeutet höhere Volatilität, was höhere Zinsen im Übrigen andeuten, jedenfalls allgemein betrachtet. Aber ja, die Dinge werden interessant sein. Der Euro befindet sich aktuell im Übrigen bei etwa 116. Er hat sich angemessen volatil verhalten, doch angesichts der Gegebenheiten sind wir keine Parodie für diejenigen, die glauben, dass er sich bei diesem Wert angesichts der Abweichung befinden sollte.


Mike Gleason: Behandeln wir nun die Metalle. Sie haben vor kurzem einen Chart zum Gold-Silber-Verhältnis auf Twitter gepostet. Axel, diesem zufolge kann man 84 Unzen Silber für eine einzige Unze Gold kaufen. Das Verhältnis war seit 1991 nicht mehr so hoch. In den letzten Jahrzehnten schien es zumindest ein ziemlich verlässliches Zeichen für eine Marktumkehr zu sein, wenn das Verhältnis 80 überschritt. Sollte sich die Geschichte wiederholen, dann würde sich Silber besser als Gold entwickeln, zumindest kurzfristig. Was denken Sie über diese Art Extrem, das wir hier mit Silber sehen, das gegenüber Gold so billig ist? Was denken Sie, bedeutet das für die Märkte?

Axel Merk: Nun, das weiß ich nicht. Und das sage ich ziemlich ehrlich. Ich habe diesen Chart gepostet, weil jemand einen kurzfristigen Chart auf Twitter postete und ich meinte: "Nun, lassen Sie uns einen Blick auf die langfristige Perspektive werfen." Es ist als Indikator so verlässlich wie die Tatsache, dass es eine Rezession in den USA geben wird. Wir wissen nur nicht wie. Derartige Verhältnisse erzählen Ihnen nichts über das Timing. Wir können also Tag und Nacht davon reden, dass dieses Verhältnis enger ausfallen sollte, aber passiert das morgen oder in fünf Jahren? Das wissen wir einfach nicht, also verrät Ihnen dieser Chart nichts über das Timing.

Offensichtlich besitzt Silber deutlich mehr industriellen Nutzen und besitzt somit komplexere Dynamiken und steht enger im Zusammenhang mit der Entwicklung anderer industrieller Rohstoff, während Gold sein eigenes Ding durchzieht. Ja, irgendwann wird das Verhältnis übertrieben ausfallen. Aber ist es das bereits aktuell, oder bei einem noch höheren Niveau? Und das ist einfach äußerst schwer zu sagen. Betrachten wir nun Gold, das weniger industriellen Nutzen besitzt. Es besitzt keinen Cashflow... nun, offensichtlich tut Silber dies auch nicht... aber es ist einfach der reinste monetäre Indikator.

Die Frage ist und einige Leute meinen: "Oh, warum ist es nicht durch die Decke geschossen?" Nun, die andere Frage lautet: "Warum ist es nicht deutlich gefallen, obwohl die Zinsen höher gestiegen sind?" Und ich habe zwei Erklärungen. Erstens: Auf der einen Seite hat die Inflation zeitgleich mit den steigenden Zinsen auch etwas zugenommen, also sind die Realzinsen - die einzige echte Konkurrenz des Goldes - nicht wirklich höher gestiegen.

Zweitens: Es ist eine Diversifikation. Gold hat sich während Bärenmärkten historisch gut entwickelt. Seit den frühen 1980er Jahren hat es sich während jedes Bärenmarktes überdurchschnittlich entwickelt und blieb während diesen auch im positiven Bereich, mit Ausnahme des Bärenmarktes der frühen 1980er Jahre, als die Realzinsen äußerst hoch waren. Wenn Sie also denken, dass Paul Volker zurück am Steuer der Fed sei, dann würde ich kein Gold besitzen. Aber wenn Sie irgendwann über eine Korrektur besorgt sind, dann könnte sich Gold als eine der einfachsten Diversifikationen herausstellen. Beispielsweise aufgrund seiner langfristigen geringen Korrelation.

Und aus einer grundlegenden Perspektive heraus betrachtet, ist der Grund, dass Aktien einen Cashflow besitzen. Und wenn die Zinsen steigen, wenn die Volatilität zunimmt, dann verlieren diese zukünftigen Cashflows mehr Wert.

Da Gold keinen Cashflow besitzt, findet keine Wertabnahme statt. Historisch gesehen, ist dies zumindest meine Erklärung dafür, dass sich Gold während eines Bärenmarktes so gut entwickelt. Einige Leute waren frustriert darüber, dass Gold aufgrund all dieser "Krisen" auf der Welt nicht durch die Decke geschossen ist. Aber eine Krise liegt im Auge des Betrachters, richtig? Ist ein Post des Präsidenten auf Twitter wirklich eine Krise? Ich denke, dass hängt von Ihrer politischen Überzeugung ab. Der Markt hat befunden, dass es das nicht ist.


Mike Gleason: Steigen wir tiefer in diese Materie ein. Die Metalle wurden in den letzten Monaten ziemlich schwer getroffen. Wir haben dies der Dollarstärke an den Devisenmärkten und den höheren Zinsen zugeschrieben sowie der fehlenden Nachfrage nach sicheren Häfen. Die Wall Street sucht sicherlich immer noch das Risiko, wie wir zuvor sagten. Aber wir hätten gern Ihre Meinung zur kürzlichen Schwäche. Übersehen wir etwas, dass den Fall der Gold- und Silberpreise im Juli und August erklären könnte? Was ist Ihre Prognose für die Metalle? Die Charts sehen ziemlich hässlich aus, doch die Daten des Commitments of Traders Bericht zeigen den Markt gut positioniert für eine Rally. Was sind Ihre Gedanken hierzu?



Axel Merk: Nun, das Schöne an Charts ist, dass man alles in sie hineininterpretieren kann, was man möchte. Also lassen Sie uns einen Schritt zurückgehen. Der Dollar hat sich vor der Einführung der Steuerreform gut entwickelt und wurde dann deutlich verkauft. Die Leute realisierten dann: "Oh, mein Gott, die Zinsen steigen trotzdem und das tun sie im Rest der Welt nicht." Daraufhin stieg er wieder. Aber wenn man den Dollarpreis gegenüber anderen wichtigen Währungen vergleicht, nicht gegenüber Schwellenlandwährungen, dann hat er sich eigentlich nicht groß verändert. Er hat sich ein wenig bewegt.

Ich habe zuvor die EZB erwähnt und dass diese niedrigen Zinsen nicht nachhaltig sind. Ich denke nicht, dass ich der einzige bin, der das sagt. Es ist nur manchmal sehr beliebt, gegenüber dem Euro negativ aufgelegt zu sein. Also muss sich manchmal etwas bewegen. Wenn ich bis zu den Futures-Märkten hin betrachte, was eingepreist ist und wie sich die Zinsen entwickeln werden, dann haben sie sich nicht sonderlich bewegt, nur ein wenig. Oder man hätte Ereignisse wie in Italien.

Italien hat plötzlich fiskale Disziplin gefunden. Eine Menge Schlagzeilen darüber, wie der Haushalt unter Kontrolle gehalten werden soll und der Euro entwickelt sich besser. Nun glauben viele Leute offensichtlich nicht, dass Italien kapitalstark ist. Doch die Leute werden denken, dass man dort vielleicht nicht viel zu Stande bringen wird, was bedeutet, dass schlechte Ereignisse auch nicht auftreten. Eine Menge guter Nachrichten wurde in den US-Märkten eingepreist.

Nichtsdestotrotz geht es der US-Wirtschaft offensichtlich gut. Die Zinsen in den USA steigen offensichtlich und das stellt einen Rückenwind für den Dollar dar. Währenddessen warten zu viele gute Nachrichten auf einen Rückschlag. Sie haben hervorgehoben, dass sich Spekulanten auf einer Seite versammeln und deshalb typischerweise liquidieren. Kurzfristig tendiert man also dazu, so oder so einen Schlag abzubekommen, wenn man versucht eine grundlegende Interpretation aufzustellen, warum etwas passiert. Einfach, weil irgendeine interne Dynamik die Dinge auf eine andere Art und Weise antreibt.

In den letzten Monaten konnten wir diese Kapitalflüsse am Monatsende beobachten, während Investoren ihre Portfolios auch grenzüberschreitend neu ausbalancieren. Und das hat oftmals einen größeren Einfluss auf die Wirtschaftsnachrichten des Tages. Außer wenn man die Schlagzeilen in den Nachrichten liest, glaub man, dass dies alles aufgrund einer Wirtschaftsschlagzeile passiert ist. Das ist teilweise so, weil Journalisten jeden Tag etwas schreiben müssen.


Mike Gleason: Ja, gut gesagt. Geben Sie uns nun, da wir uns dem Ende zuneigen, Axel, Ihre finalen Gedanken, die Sie mit uns teilen möchten. Oder sprechen Sie vielleicht über einige der Datenpunkte oder möglichen Ereignisse, die Sie kurzfristig näher beobachten werden und dann auch, wie Sie die Dinge für die Wirtschaft und die Märkte für den Rest des Jahres einschätzen.

Axel Merk: Meiner Ansicht nach sehen wir uns mit einer Wirtschaft konfrontiert, die eventuell zu heiß läuft. Und die Frage ist: Was bedeutet das für Investoren? Offensichtlich lautet die Frage: Wie lange möchten Sie diese Welle reiten und mitziehen? Ich persönlich kann mich für steigende Zinsen positionieren. Das ist nicht einfach für einen privaten Investor. Sie brauchen Derivate, um dies zu tun und ich plädiere sicherlich nicht dafür, dass Privatinvestoren mit den Futures-Märkten oder Options-Märkten oder derartigem spielen sollten. Aber man kann einen direkten Vorteil daraus ziehen.

Ich besitze weiterhin Gold, da ich es als Diversifikation mag und ich auch der Ansicht bin, dass die Inflation zunehmen wird. Aber es ist diese merkwürdige Dynamik, richtig? Wann immer es irgendwo höhere Inflationszahlen gibt, gewinnt eine Währung in dem jeweiligen Land oftmals an Stärke, da weitere Zinserhebungen erwartet werden. Dann verliert die Währung mittelfristig an Wert, wenn die Zentralbank nicht wirklich etwas dagegen tut. Für mich ist das attraktive am Gold, unter anderem, dass ich nicht glaube, dass die Fed schnell genug handeln wird.

Wenn ich von einer Überhitzung spreche, dann spreche ich davon, dass der inflationäre Druck irgendwann stärker als erwartet ausfallen wird; nicht nur ein bisschen stärker, sondern anhaltend. Und das ist beispielsweise ein Umfeld, in dem sich Gold gut entwickeln kann. Aber wichtiger ist meiner Meinung nach, dass Investoren Stresstests ihrer Portfolios durchführen sollten. Können Sie nachts schlafen, wenn sich die Märkte gegen Sie stellen? Leute, die sich seit einiger Zeit nicht mehr rebalanciert haben, könnten einigen Bereichen übermäßig ausgesetzt sein.


Mike Gleason: Nun, danke noch einmal, Axel. Ich liebe es immer, Ihre Meinung zu den aktuellen Begebenheiten zu hören und wir schätzen es, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben. Nun, bevor wir Sie gehen lassen, erzählen Sie unseren Zuhörern doch ein wenig über Ihr Unternehmen und Ihre Dienstleistungen und dann auch wie man Ihnen näher folgen kann.

Axel Merk: Sicher. MerkInvestments.com ist unsere Webseite. Sehen Sie sich dort ein wenig um. Wir verfolgen eine Menge Aktivitäten. Wir veröffentlichen unsere Meinungen, Chartbooks über verschiedene Aspekte - die Zinsen, den Konjunkturzyklus, den Markt, eine Menge Dinge eben. Wenn Ihnen das zu akademisch ist, dann folgen Sie mir einfach auf Twitter, wo Sie Interpretationen in Echtzeit und manches Mal meine Meinung zu aktuellen Ereignissen bekommen können.

Verbinden Sie sich mit mir auf LinkedIn. Wir versuchen fast überall vertreten zu sein und abhängig von der Seite bekommen Sie mehr oder weniger Informationen. Auf Twitter bekommen Sie bessere Einblicke, auf LinkedIn weniger. Aber wir haben auch einen Newsletter, mit dem Sie informiert darüber bleiben können, was wir gerade tun. Unsere Webseite ist ein guter Einstiegspunkt, oder welche Social-Media-Plattform Sie auch immer am liebsten mögen, oder sogar beim Money Metals Exchange, zu dem ich vielleicht in ein paar Monaten als Gast zurückkehren werde.


Mike Gleason: Exzellent. Danke noch einmal, Axel. Wir freuen uns darauf, Ende des Jahres erneut mit Ihnen über diese Thematik zu sprechen. Bis dahin lassen Sie es sich gut gehen und danke, dass Sie bei uns waren.

Axel Merk: Machen Sie es gut.


Mike Gleason: Nun, das war es dann für diese Woche. Ich danke hier noch einmal Axel Merk, Präsident und CIO von Merk Investments, Manager der Merk-Fonds. Mehr Informationen finden Sie unter MerkInvestments.com.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange



Der Artikel wurde am 14. September 2018 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.