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Finanzkrise 2.0 - warum es diesmal sehr viel schlimmer kommt!

18.10.2018  |  Uli Pfauntsch

Ich warne an dieser Stelle seit geraumer Zeit, dass angesichts der beispiellosen Verschuldung jeglicher Anstieg der Zinsen fatale Folgen haben wird. Der gestrige Markteinbruch war der heftigste seit Februar - der Nasdaq 100 hatte sogar den schlimmsten Tag seit sieben Jahren.

Obwohl es fast erscheint wie erst gestern, sind nun 10 Jahre vergangen, als die Finanzwelt mit dem Bankrott von Lehman Brothers am Abgrund stand.

Um das Finanzsystem vor dem Untergang zu retten, kreierte die Federal Reserve gigantische 4,5 Billionen Dollar, um den Banken US-Staatsanleihen und Hypotheken-bezogene Bonds im Austausch für anhaltende Liquidität abzukaufen. Es war die größte Banken-Subvention in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

In gewisser Hinsicht fühlen sich viele Amerikaner besser. Die offizielle Arbeitslosigkeit ist mit 3,7 Prozent vor wenigen Tagen auf den niedrigsten Stand seit 1969 gesunken. Die US-Aktienmärkte haben ihre bisherigen Rekordmarken geknackt und sämtliche Vermögenspreis-Assets boomen.

Doch das ist leider nur die halbe Wahrheit. Denn die letzte Finanzkrise war eine Schuldenkrise, - und die Verschuldung ist seit 2008 massiv angestiegen. Die gesamte "Erholung" ist auf einem gigantischen Schuldenturm gebaut.

Anders ausgedrückt: die Welt ertrinkt in einem Meer von Schulden! Per Ende März erreichte die globale Verschuldung 247,2 Billionen Dollar, ein Anstieg von 11,1 Prozent allein über das letzte Jahr oder mehr als 8 Billionen Dollar in nur vier Monaten.

Wie rapide die Verschuldung ansteigt, zeigt folgender Vergleich: In 2016 belief sich die globale Verschuldung bereits auf 164 Billionen Dollar oder 225% des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Inzwischen übersteigt die Verschuldung beispiellose 318% des globalen BIPs.

Staaten und Unternehmen haben mehr Schulden angehäuft als jemals zuvor. Die großen Banken sind noch größer als vor der Finanzkrise und weiterhin "too big to fail".

Doch jetzt, zehn Jahre nach der Finanzkrise, gibt es große Komplikationen, die mit der Schuldenflut einhergehen, die durch die Politik des endlos billigen Geldes geschaffen wurde. Denn jeglicher Anstieg der Zinsen führt zu Problemen bei der Schuldentilgung, gefolgt von Zahlungsausfällen, die sich rasch zu einer veritablen Krise ausbreiten.

Wenn die nächste Hiobsbotschaft vom Himmel fällt, werden es die Kreditmärkte wegweisend sein. Ob das Platzen der Blase zuerst von Pleitestaaten wie Italien, Brasilien, Argentinien oder der Türkei ausgeht, von den aufstrebenden Staaten, angeführt von China oder von überschuldeten Unternehmen - Fakt ist, dass sich am Himmel ein Sturm zusammenbraut.

Der Hauptunterschied zur Krise in 2008 ist, dass die Bilanzen der Notenbanken weltweit drastisch höher sind und diesmal weitaus weniger Lockerungsspielraum zur Verfügung steht, als damals.

J.P. Morgan Chase sieht ebenfalls ein Problem. Die nächste Krise könnte so ernst werden, dass die Bank in ihrem jüngsten Report vermutet, "dass der nächste Finanzcrash so katastrophal sein dürfte, dass die Federal Reserve in den Markt kommen dürfte, um Aktien aufzukaufen …".

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass JP Morgan über die letzten Jahre Summen im zweistelligen Milliardenbereich ausgegeben hat, um ihre eigenen Aktien zu kaufen, damit der Preis steigt. Nun deutet die Bank an, dass man von der Fed erwartet, den gesamten Aktienmarkt zu retten, inklusive dem eigenen Papier.

Man kann diese Äußerungen von J.P. Morgan deuten wie man möchte, doch wir haben alles außer freie Märkte.

Das bedeutet: Die Federal Reserve wird, sobald die Blase an den Kreditmärkten zu platzen droht, entweder von ihrem derzeitigen Straffungs-Zyklus abweichen, ein neues Gelddruck-Programm (QE4) starten oder ihre verbündeten Notenbanken dazu bringen, dasselbe zu tun. Mit dem Ergebnis, dass Großbanken wie J.P. Morgan zu all der Unterstützung, die sie bereits erhalten haben, noch mehr bekommen.

Es sollt klar sein, dass eine solche Politik, wie sie etwa Banken wie J.P. Morgan fordern, nicht nachhaltig sein kann. Ebenso ist fraglich, ob Notenbanken diesmal überhaupt in der Lage sind, Schlimmeres zu verhindern.


Auf diese Zahl blickt die Finanzwelt!

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Wie Sie vermutlich wissen, ist die Rendite der 10-jährigen U.S. Staatsanleihe die meistbeobachtete Zahl im gesamten Finanzuniversum. Steigt diese Rate, fallen die Aktien. Denn die 10-jährige Rendite ist das wichtigste Barometer für andere Arten von Krediten, einschließlich Unternehmenskrediten, 30-jährigen Hypothekenzinsen, Konsumentenkrediten, Autokrediten, Studentenkrediten und den jährlichen Kreditkarten-Zinsen.



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Der langfristige Chart sämtlicher Arten von Kredit-Zinsen zeigt, dass sich diese im Einklang mit der 10-jährigen Rendite bewegen.

Die steigenden Zinsen sind in der gesamten Wirtschaft zu spüren. Die Kapitalkosten für Unternehmen steigen, die Schulden ausgeben wollen, Hypotheken für Hausbesitzer werden teurer, ebenso wie die Kreditkartenrechnungen für den typischen Verbraucher.


Staat in tödlicher Schulden-Spirale

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Abbildung: Zu- und Abflüsse aus US-Staatsanleihen


Die U.S. Regierung gerät immer stärker in eine Schuldenspirale, aus der es kaum einen Ausweg gibt. Zum einen sind die Ausgaben völlig außer Kontrolle geraten. Im August stellte die US-Regierung einen monatlichen Ausgaberekord von 433,3 Milliarden Dollar auf, was ein monatliches Defizit von 214 Milliarden Dollar aufwies. Damit lagen die Ausgaben der Regierung satte 30% höher als im August 2017, was den höchsten monatlichen Ausgaben aller Zeiten entspricht. Und die Ausgabewut setzt sich unvermindert fort. Denn kürzlich unterzeichnete Donald Trump einen Ausgabeplan über mehr als 850 Milliarden Dollar für Militär, Arbeit und Gesundheitsprogramme.

Doch es gibt ein Problem. Die Zinsen steigen. Dieser Zinsanstieg ist teilweise Ursache der beabsichtigten Schrumpfung der Fed-Bilanz, jedoch größtenteils Ursache von Angebot und Nachfrage. Allein im Fiskaljahr 2018 wird das Schatzamt voraussichtlich Staatsanleihen im Volumen von 1,4 Billionen Dollar zur Auktion stellen. Damit aber nicht genug. Das Tempo der Anleihe-Platzierungen soll über die kommenden Jahre noch erhöht werden, ausgerechnet zu einer Zeit, wo traditionelle Käufer, wie China, Japan und die Federal Reserve ausfallen.

Tatsächlich stehen große Gläubiger wie China, Japan und Russland auf der Verkäuferseite.

Steigende Zinszahlungen im Einklang mit einer massiv steigenden Verschuldung erzeugen eine verhängnisvolle Schuldenspirale. Steigende Verschuldung erhöht den Schuldendienst. Dies erfordert die Aufnahme von noch mehr Schulden, die auf die bestehenden Schulden hinzukommen, was die Zinszahlen erhöht - ein Teufelskreislauf.

Schon jetzt kosten allein die Zinszahlungen mehr als 500 Milliarden Dollar jährlich. Jeglicher Anstieg der Zinsen erhöht diese Kosten. Die US-Regierung werden nun doppelt getroffen - von Schulden, die sowohl steigen als auch immer teurer werden. Unter der derzeitigen Verschuldungsrate wird die U.S.-Staatsverschuldung binnen drei Jahren auf 25 Billionen Dollar steigen. Zu durchschnittlich 4 Prozent - weit unter dem Durchschnitt von mehr als 6 Prozent und leicht in Reichweite, wenn sich der jüngste Trend am Bondmarkt fortsetzt - werden die jährlichen Zinsausgaben auf 1 Billion Dollar steigen.

Damit werden die Ausgaben für Zinsen zum größten Haushaltsposten der Vereinigten Staaten - noch höher als die Militärausgaben, die weltweit mit Abstand an der Spitze liegen. Die Defizite werden steigen und steigen und mit ihnen die Zinsausgaben. Einmal in der Schuldenspirale gefangen, gibt es wenig Alternativen. Im Grunde bleibt nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder senkt die Fed die Zinsen ab und nimmt einen Dollar-Verfall und steigende Inflation beziehungsweise Stagflation in Kauf. Oder die Fed nimmt in Kauf, dass die Zinsen weiter steigen, was die Schuldenblase zum Platzen bringt.

Fakt ist: Der Markt hat es sich mit der Niedrigzinspolitik der Fed bequem eingerichtet, vielfach im Glauben, die Zinsen würden für alle Ewigkeit bei Null bleiben. Doch die Niedrigzins-Ära geht nun zu Ende. Die Spielregeln haben sich geändert, doch die meisten Marktteilnehmer sind nicht im Geringsten vorbereitet.

Wie die Federal Reserve auf die neue Situation reagiert, bleibt abzuwarten. Doch es ist kein Szenario vorstellbar, aus dem Gold, die ultimative Krisenwährung, nicht als Gewinner hervorgeht.


© Uli Pfauntsch
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