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Negative Zinsen und wie reagieren die Pensionsfonds?

23.04.2019  |  Dr. Dietmar Siebholz

Ich höre immer wieder von den Schäden, die die Null- oder Negativzinsen den Sparsamen und Zukunftssichernden zufügen. Die realen Beträge können kaum nachweislich erfasst werden. Aber machen wir es uns einfacher: Bei angenommenen ca. 4 Billionen € (das sind dann 12 Nullen) Bankguthaben wären das bei einem Verlust des Habenzinses von 1,5% und einem Negativzinssatz von 0,5% immerhin 80 Mrd. €, die die deutschen Sparer pro Jahr verlieren.

Aber es gibt noch andere Verlierer; das sind die Banken, denn die können aufgrund der gefallenen Zinsmargen ihre Erträge kaum noch generieren und kommen so aus ihrem Ertragstal nicht mehr heraus. Wir dürfen hier mit neuen Schwächeanfällen rechnen. Und wer kennt die Antwort auf die Frage, warum die Commerzbank und die Deutsche Bank unbedingt fusionieren müssen? Ich mache es mir wieder einfach: Die beiden zusammen erreichen eine Bilanzsumme, die es allen Politikern erlaubt, diese neue Bank unbedingt retten zu müssen. Herzlich willkommen im Jahr 2019, ihr Bankiers aus dem Jahre 2008. Alles schon mal dagewesen, also 2008 - Teil 2.

Und die Mieter sind auch betroffen. Denn der Kapitalabfluss aus den Sparkonten wegen des Negativzinses treibt die Immobilienpreise nach oben und damit auch die Mieten, um die Finanzierung der erheblich gestiegenen Kaufpreise der Käufer abzusichern.

Nicht viel hört man von den Pensionskassen und den Pensionseinrichtungen der Betriebe in der BRD. Die Sachkosten dieser Einrichtungen lassen sich kaum noch nach unten drücken, der Nettoertrag liegt je nach der Mischung der Anlagen der Kassen auf jeden Fall weit oder wirtschaftlich untragbar unter den Zahlungsverpflichtungen der Kassen. Es ist zu vermuten, dass das Schweigen über die reale Situation im Markt kein gutes Omen für den derzeitigen Stand der Kassen ist.

Wenn man sich die Mühe macht, sich einmal die Überschusslage der Versicherungen anzusehen, dann wird man ein etwas realeres Bild der Pensionseinrichtungen erhalten. Und dazu kommt dann auch noch, dass es strenge Auflagen über die Assetaufteilung bei den Pensionskassen gibt, die die Chancenauswertung bei alternativen Investments stark eingrenzt.

Ein klareres Bild kann man aus den USA erhalten, wenn man sich darum bemüht. Dort wurde von einigen Jahren ganz, ganz heimlich ein Gesetz für Pensionseinrichtungen erlassen, nachdem Pensionseinrichtungen, die bereits damals und auch jetzt aufgrund ihrer Vertragsverpflichtungen ermitteln können, dass sie diese im Jahre 2025 nicht mehr erfüllen können, diese Kassen ein außerordentliches Recht auf Reduzierung der vertraglichen Auszahlungen in Anspruch nehmen können.

Mein Kontaktpartner in den USA hat mir in diesem Zusammenhang mitgeteilt, dass bei der zuständigen Behörde Ende 2017 von den dort erfassten über 1.400 Instituten bereits mehr als 10% der dort erfassten Pensionseinrichtungen diese außerordentliche Regelung registrieren ließen.

Nun schreibt mir meine US-Geschäftspartner, dass derzeit eine Lücke zwischen den Assetwerten und den Verbindlichkeiten der staatlichen Pensionspläne von knapp einer Billion (also die deutsche Billion mit zwölf Nullen) klafft. Das mit den Billionen-Defiziten oder -Risiken kommt langsam in Mode. In den USA haben sowohl die Kreditkartenschulden, die in Probleme geratenen Studentenkredite und die Finanzierungen für Autokäufe diese zahlenmäßige Hürde locker gemeistert. Und nun auch noch die staatlichen Pensionsreinrichtungen.

Ich weiß nicht, welche Portefeuille-Regelungen in den USA für solche Einrichtungen bestehen, aber ich vermute einmal, dass der zugelassene Aktienanteil weit über dem des in der BRD erlaubten liegt. Wie schön für die Kassen in den USA, wenn die Niedrigzinspolitik weiter anhält, denn dann kommt immer mehr Kapital an die Börse und treibt die Aktienkurse nach oben. Jetzt kommt ein großes Aber: Die Kalkulationen der dortigen Einrichtungen basieren auf einem jährlich zu erzielenden Überschuss von 7,3%; und der kann nun gerade nur aus den Anlageklassen kommen, die sich schon in der Endphase der Blasenbildung befinden.

Es sei aber die Frage gestattet, ob dieser Trend die Garantie für die Ewigkeit hat. Mir als altem Börsenianer (ich stand als 21-Jähriger im Jahre 1963 in Berlin das erste Mal auf dem Börsenparkett) ist aber nicht unbekannt, dass alle überzogenen Trends seitdem ihr Ende gefunden haben. Auf jeden Fall wird dies für die aktuellen Blasenbildungen noch zu meinen Lebzeiten der Fall sein. Warten wir es ab, es ist ähnlich wie bei der Obsternte: Man muss nur warten können, bis die Früchte nach unten kommen..

Was das bedeutet, ist ziemlich genau zu analysieren: Sie haben den Sicherungsstift der Handgranate schon gezogen und halten die Granate in der Hand. Nur einschlafen dürfen Sie nicht.

Aber was bedeutet diese schwierige Situation für die Kunden der Pensionseinrichtungen? Ich habe dies in unserer Siedlung in Panama hautnah erleben dürfen; da verlassen sich Pensionäre aus den USA auf die nahezu garantierten Zahlungen aus den betrieblichen oder staatlichen Einrichtungen, ihre materielle Zukunft war präzise und verantwortlich geplant.

Und dann kamen zwei Nachrichten: Nr. 1 - die Mitteilung der betrieblichen Altersversorgung, mit der wurde die monatliche Auszahlung um 35% reduziert sowie Nr. 2 die halbstaatliche reduziert sich ab 2019 um ca. 25%. Kein Problem, sagten meine Nachbarn aus den USA, unsere Aktien sind weiter gestiegen. Das ist richtig, aber die Aktienrenditen sind vor allem bei den derzeit beliebten Titeln im Vergleich zu den Kursen lächerlich und ersetzen nicht die Ausfälle der bisherigen monatlichen Ausschüttungen.



Und das bedeutet, bei fallenden Kursen (wenn die dortige Blase platzt oder die Liquiditätsüberversorgung sich irgendwann einmal in Preissteigerungen aller Güter in den USA niederschlägt) können Aktien nicht zum optimalen Zeitpunkt sondern müssen zwangsläufig zur Liquiditätsbeschaffung verkauft werden. Das kann nicht gut gehen.

Alle aktuellen Faktoren wie Schuldenstand der Staaten, der Unternehmen und der Bürger, manipulierte Lebenshaltungskostenindices weltweit, nicht veröffentlichte Problemzonen bei den Pensionseinrichtungen weisen dringend auf die nächste und derzeit nicht in der Öffentlichkeit verfolgte Implosionsblase hin. Und das Schlimme daran ist, dass man ja nicht in eigener Reaktion auf dieses Problem eingehen kann, denn eine Kündigung wäre einerseits kaum möglich und schon gar nicht anzuraten.

Man muss die Kürzungen hinnehmen, ohne eine Ausgleichsmöglichkeit für die Ausfälle zu haben. Es sei denn, man liquidiert andere Investments (so man diese noch hat).

Die Chance, die ein Jüngerer noch hat, nämlich für die Zukunft dagegen zu steuern, fällt bei den meisten ob bereits aktuellen oder künftigen Senioren weg. Es ist ein Gefühl wie eine Höllenfahrt, das einem kaum eine Chance lässt.

Drei unserer Nachbarn hier wollen ihr Haus verkaufen, sich ein ganz kleines Haus in den USA anschaffen, also einen erheblichen Lebensqualitäts-Verlust realisieren, um sich Liquidität zu verschaffen, damit sie die kommenden Jahre einigermaßen überbrücken können. Und nun hoffen sie auf ein Wunder, also auf Phänomene, die es im täglichen Wirtschaftsleben kaum kennt. Zumindest, wenn man die derzeitigen Voraussetzungen ausreichend analysiert.

Nun könnte man denen ja die Hoffnung machen, dass sich in der Zukunft etwas ändern könnte. Aber auch diese Hoffnung ist trügerisch. Denn steigende Zinsen, also für die Pensionskassen steigende Einkünfte, würden dann aber bei den Anleihen und den Aktien große Kursverluste bedeuten. Und vor allem, die Wirkungen von Zinssteigerungen in der Zukunft sind extrem langfristig verzögert und wirken in der Regel erst nach ca. 10 Jahren. Sie werden dazu noch durch heftige Kursverluste in den Assetwerten selbst begleitet.

Wenn Sie die Wirkungen der Risiken im Bereich der Pensionseinrichtungen abschätzen wollen, lesen Sie doch einmal die Informationen aus der Versicherungswirtschaft und die Stellungnahmen der BAFIN.

Was kann man jetzt noch tun? Ich meine: In der Blasenbildung befindliche Anlagen auch mit dem Risiko, nicht die Höchstwerte zu erwischen, liquidieren, damit man nicht unter Druck gerät, denn bei der Entleerung der Blasen läuft man die Gefahr (ich würde sagen, hat nahezu die Garantie) in eine missliche Abwärtsspirale zu kommen.

Und daher sollte man sich jetzt auf den mühsamen Weg machen, sich um alternative Engagements zu bemühen, bei denen aus natürlichen Gründen keine durch Finanztransaktionen ausgelöste Blasenbildung erfolgt bzw. in der Zukunft zu erwarten ist.

Ich weiß, das ist ungemein anstrengend, aber Sie sollten für die Sicherheit Ihrer Zukunft selbst arbeiten und sich bemühen. Die herkömmlichen Angebote und deren Anbieter haben das falsche Modell umgesetzt, das nur Versprechungen wie die aus der Vergangenheit gebracht hat, aber derzeit keine langfristige Überlebenschancen mehr hat. Und ein "Game Over-Zeichen" auf Ihrem Computerbildschirm sollten Sie dringend vermeiden.

Keine gute Nachricht, aber denken Sie daran, dass Sie für Ihr Geld arbeiten müssen. Sie können aber auch nur vertrauen. Das beste Beispiel ist unser gut bekannter früherer Minister Norbert B. mit seinem tröstenden Wort "eines ist sicher, die Rente". Nur Zyniker werden nun behaupten, er meinte damit seine eigene. Soweit würde ich aber nicht gehen. Dennoch: Die demografischen Fakten sind uns allen schon seit Jahrzehnten bekannt und gelten genauso wie die Grundbedingungen bei den Pensionseinrichtungen.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de



Nachsatz: Die Mitteilung meines US-Geschäftspartners endet mit folgender Schlusssentenz: „That´s exactly how the American debt cycle continues: Chasing bad money with bad money, and pumping up the balloon until someday it pops and almost nobody saw it coming. We are seeing it coming, though – and I hope you are preparing now for the head-on collision that will be loud, ugly and unstoppable“.

Dem ist nichts von mir hinzuzufügen.