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Wie in 2000 und 2008 - die Gefahr, die kaum jemand sieht!

30.04.2019  |  Uli Pfauntsch

Vermeintlich starke US-Wirtschaftsdaten, der wiedererstarkte Dollar und über den Erwartungen liegende "Earnings" der Unternehmen aus Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq sind die offizielle Erklärung, warum die "Sicherheitsprämie" im Gold zwischenzeitlich verpuffte und der Preis nach unten ging.

Tatsächlich ist der unerbittliche Anstieg der Aktienmärkte, der sich vor unseren ungläubigen Augen abspielt, kein Grund zum Jubeln. Seit den Dezembertiefs feiern die Märkte die radikale Kehrtwende der Zentralbanker, die mit dem Festhalten an ihrer lockeren Geldpolitik die Asset-Preise einmal mehr auf "wundersame Weise" höherschweben lassen. Es ist eine Marktreaktion, die wir über die letzten 10 Jahre wieder und wieder erfahren haben. Rekordhohe Aktienrückkäufe beflügeln die Märkte zusätzlich und die Tage des billigen Geldes sind zurück.

Investoren werden früher oder später zu spüren bekommen, dass diese plötzliche Kapitulation der Zentralbanker kein positives Zeichen ist, sondern pure Verzweiflung. Tatsache ist, dass die Zentralbanken ausweglos gefangen sind. Die Beibehaltung des Krisenmodus seit 10 Jahren ist nunmehr zur "neuen Normalität" geworden.

Machen wir uns nichts vor - eine "Normalisierung" der Geldpolitik würde die globalen Aktienmärkte zusammenbrechen lassen. Allein die Vorstellung eines chaotischen Crashs ist der Albtraum jedes Zentralbankers. Wir bewegen uns weiterhin in einem Umfeld, in dem die Krisenpolitik der Notenbanker (QE, Null- und Negativzinsen), die ursprünglich als Notfallmaßnahme gedacht war, zum dauerhaften Zustand geworden ist. Es ist ein paradoxer Gedanke: Die Notenbanker glaubten, sie müssten Marktgesetze aussetzen, um das normale Funktionieren der Märkte wiederherzustellen.

Konsequenz ist somit die die Fortsetzung der Politik des billigen Geldes bis in "alle Ewigkeit".

Fest steht: Die globale Kapitulation ist vervollständigt, indem 10 Jahre nach der Finanzkrise keine einzige Zentralbank einen Exit-Plan parat hat.

Was für eine Absurdität. Eine sich abschwächende Wirtschaft wird durch die Märkte völlig ignoriert, weil billiges Geld einmal mehr zum alles dominierenden Faktor wird.


Wir sehen also, dass sich die "finanzielle Repression" auf dem höchsten Stand aller Zeiten befindet, während die Frühindikatoren auf ein wachsendes Rezessionsrisiko hindeuten.


Die versteckte Gefahr am Bondmarkt!

Sie fragen sich sicherlich, wer um Himmels Willen Anleihen kauft, die negativ rentieren und somit sichere Verluste garantieren. Die Antwort sind institutionelle Bond-Player, die Trading-Desks der Banken und Hedgefonds. Der Grund, dass diese Bonds gekauft werden, ist die pure Spekulation auf Kursgewinne.

Es ist nichts anderes als ein Trade. So lange wie Zentralbanken an ihren ultra-niedrigen Leizinsen festhalten und diese leicht senken, stiegen die Anleihe-Preise. Trader mit gehebelten Positionen setzen auf Kursgewinne, nicht auf Renditen. Die Rally in Bonds drückt die Renditen für Investoren, die feste Zinsen benötigen (etwa Staats- und Pensionsfonds), so stark nach unten, dass diese gezwungen sind, auf Aktien mit höheren Dividendenrenditen auszuweichen.

Es ist eine fantastische Liebesbeziehung zwischen Aktien und Bonds. Je niedriger die Bond-Renditen, desto mehr Kapital wird von Bonds in Aktien umgeschichtet. Doch es ist eine gefährliche Liebesbeziehung, die jederzeit enden kann.

Wie Bloomberg am 12. April berichtete, hat sich das Volumen von Investment-Grade Bonds seit der Finanzkrise auf 52 Billionen Dollar verdoppelt. Die Renditen sind durchschnittlich auf 1,8% gesunken, die Hälfte des Levels in 2007. Die so genannte „Duration“ notiert mit aktuell 7 nahe Rekordhoch. Die Duration (Bonds mit niedrigen Renditen und langer Laufzeit tendieren zur höchsten Duration) misst, wie sich der Preis des Bonds im Verhältnis zur Veränderung der Rendite verhält.

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Das erschreckende Ergebnis: Wenn die Renditen nur um ein winziges halbes Prozent steigen, bedeutet dies einen durchschnittlichen Rückgang der Bond-Preise um 3,5% oder fast 2 Billionen Dollar (!) Verlust für die Bonds-Investoren. Die eigentliche Gefahr ist, rechtzeitig aus dem Trade herauszukommen, sobald jeder zum Ausgang drängt. Die Liquidität am Bond-Markt ist inzwischen spürbar ausgetrocknet - das sorgt für die Gefahr eines Flash-Crashs, der einen "Schock" am Finanzmarkt auslösen könnte.

Die Liebesbeziehung zwischen Aktien- und Bondmarkt könnte etwa dann enden, wenn es zu steigender Inflation kommt, wenn Notenbanker versuchen, die inverse Zinsstruktur umzukehren, oder von Bond-Spekulanten, die in großer Anzahl abspringen und den Markt in Panik versetzen, wenn sich zeigt, dass die Liquidität verpufft ist.




"Blow-Off Top" - wie im Jahr 2000

In ihrer Verzweiflung haben die Notenbanker einen Mechanismus in Gang gesetzt, den sie nicht mehr stoppen können. Mit weitaus schlimmeren Konsequenzen als die Marktprobleme, die sie vermeiden zu suchten.

Ein Blow-Off Top (ein letzter steiler Anstieg vor dem Crash) wird durch mehrere Faktoren unterstützt: eine unverantwortlich lockere Geldpolitik der Zentralbanken, die ihr Pulver verschossen haben, die verzweifelte Jagd nach Rendite, ausufernde Billionen Defizite (1,1 Billionen Dollar in 2019) und eine US-Regierung, die sich das ausdrückliche Ziel gesetzt hat, die Märkte bis zu den US-Wahlen 2020 auf noch höhere Niveaus anzuheben.

Tatsache ist, dass der Anstieg der Aktienmärkte über das letzte Jahrzehnt vielfach stärker war als das Wirtschaftswachstum. So ist der Börsenwert der US-Aktien in dieser Zeit um 21,3 Billionen Dollar gestiegen, was dem Dreifachen des $6,5 Billionen Anstiegs der Wirtschaftsleistung entspricht. Inzwischen sind die Märkte so groß, dass sie gesamte Wirtschaft mit in den Abgrund reißen, sobald die Luft schnell und unkontrolliert entweicht.

Es ist die zugrunde liegende Motivation der Notenbanker: Jeglichen Schaden für die Aktienmärkte zu verhindern, um den Einfluss auf die Wirtschaft so gering als möglich zu halten. Exakt aus diesem Grund intervieren die Notenbanken jedes Mal, wenn es an den Märkten droht, brenzlig zu werden.

Das Ergebnis sind die niedrigsten Leitzinsen im Endstadium des längsten Expansionszyklus aller Zeiten und einer Fed, die zu verängstigt ist, die Zinsen anzuheben.

Die Steilheit und Unnachgiebigkeit dieser Rally seit dem Einbruch im vierten Quartal hat viele Marktteilnehmer verwirrt. Doch aufgrund der Tatsache, dass so viele Anleger und Fonds außen vor geblieben sind und an der Rally nicht teilhaben, könnte eine psychologische Kapitulation zusätzlichen Treibstoff freisetzen.

Wie die Bank of America im März berichtete, wurden bis dato mehr als 60 Milliarden Dollar aus Aktien abgezogen. Es waren die höchsten Mittelabflüsse seit 2008. Hedgefonds performen schlecht und die generelle Teilhabe an der Rally ist schwach ausgeprägt.

An der Wall Street macht derzeit eine Abkürzung die Runde - FOMO (Fear Of Missing Out), die Angst etwas zu verpassen. Das führt uns zu folgender Frage: Was passiert, wenn all diese Marktteilnehmer es nicht länger aushalten, nicht mit von der Partie zu sein und auf den fahrenden Zug aufspringen? Wir haben bereits zahlreiche Phasen erlebt, wo die Menschen gierig wurden, sämtliche Bedenken über Bord warfen und mit vollen Händen zugriffen, bis alles auseinanderfiel und die Märkte crashten.

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Chart: Nasdaq in der Zeit von 1998 bis 2002: Von Oktober 1999 bis März 2000 kam es zum Blow-Off Top, dem das Platzen der Dotcom-Blase folgte. Millionen Anleger holten sich eine blutige Nase – viele erholten sich nie wieder von den dramatischen Verlusten.

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Chart: S&P 500 3 Jahre: Auch zum jetzigen Zeitpunkt ist vorstellbar, dass eine psychologische Kapitulation einsetzt, mit ähnlichen Konsequenzen wie im Jahr 2000-2002 oder 2008/2009. Natürlich könnten die Notenbanken die bevorstehende Rezession noch eine Zeitlang künstlich verlängern, doch die Bewertungen sind von der wirtschaftlichen Realität bereits in beispielloser Art und Weise entkoppelt. Ähnlich wie im Jahr 2000, können Extreme noch extremer werden, doch die historische Erfahrung zeigt, dass ein solcher Anstieg auf neue Hochs nicht nachhaltig sein kann und möglicherweise großes Unheil für die Märkte nachfolgt.


Fazit

Aufgrund der vorliegenden Faktenlage wird die Luft an den Märkten immer dünner. Einem Restpotenzial von möglicherweise nur noch wenigen Prozent steht ein Abwärtsrisiko von 30% bis 50% gegenüber. Wie Sie wissen, ist Gold ein perfekter Ort um zu investieren, sowohl vor als auch während einer Krise.

Mit einem Anstieg von 50% in weniger als 12 Monaten glänzte Gold etwa in 2007/2008. Gold ist somit ein perfekter Ort, um sich in Sicherheit zu bringen, wenn Sie glauben, eine Finanzkrise heraufziehen zu sehen. Noch besser entwickeln sich Goldaktien, insbesondere in der Zeit nach der Crashphase. Ende 2008 war es leicht, Goldaktien zu finden, die sich ver10fachten. Es gab sogar eine gewisse Anzahl von Goldaktien, die um das 100-fache stiegen. Auf Basis der historischen Erfahrung, sollten Gold und Goldaktien die sichersten Gewinne liefern, sowohl für Spekulanten, als auch langfristige Investoren.


© Uli Pfauntsch
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