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Trumps letztes Gefecht

30.05.2019  |  Peter Schiff

General George Custer fand seinen Untergang, als er in einen Kampf stürmte, von dem er dachte, er könne ihn gewinnen, gegen einen Gegner, den er nicht verstand. Aufgrund seiner Ansichten zum schnell entstehenden Handelskrieg mit China, sieht es für mich so aus, als ob Donald Trump - auch ein Blonder mit sehr hoher Meinung von sich selbst - in eine wirtschaftliche Version der Schlacht am Little Bighorn stürmt.

Indem er die wahre Natur vom internationalen Handel, den Kosten der Zölle, den Auswirkungen der Währungsbewegungen und der angeblichen Leichtigkeit, mit der die Vereinigten Staaten sich schnell als Billigproduzent neu gründen, missversteht, riskiert Trump die Sicherheitsnetze zu zerstören, die die US-Wirtschaft seit Jahrzehnten untermauern und uns in einen Krieg zu stürzen, den zu führen, wir schlecht ausgerüstet sind.

Die vorherrschende Meinung lautet, dass ein Handelskrieg beiden Seiten schadet. Doch in einem Zermürbungskrieg können wir die Konkurrenz sowohl überwältigen als auch überdauern. Viele argumentieren, dass aufgrund seiner kleineren Volkswirtschaft, der schleppenden Leistung seines Aktienmarkts und seines unverzichtbaren Bedarfs nach US-amerikanischen Verbrauchern, China sich in der schwächeren Position befinde. Mit unserer größeren Volkswirtschaft, dem ansteigenden Aktienmarkt, der starken Währung und der außergewöhnlichen Kreditaufnahmekapazität glauben sie, dass die USA China zu einer Aufgabe zwingen könnten, wenn auch mit kurzfristigem Schmerz.

Aber Präsident Trump geht noch viel weiter und behauptet, dass ein Handelskrieg selbst und nicht nur die Ergebnisse, die von ihm herrühren könnten, ein Segen für Amerika sein werde. Er glaubt, dass die Zölle gegenwärtig das Wachstum antreiben und unsere Produktionsfähigkeiten wiederherstellen. Ausgehend von seiner Rhetorik, ist es schwer vorstellbar, wieso wir überhaupt ein Ende des Handelskrieges wollen würden.

Jim Cramer von CNBC ging einen Schritt weiter und behauptete, dass Zölle US-Verbraucher zwar ein wenig belasten würden, aber chinesische Produzenten ihre Preise senken würden, um ihren Anteil am US-Markt zu wahren. Mit anderen Worten, China werde sich auf eine Granate werfen, die für uns gedacht ist, indem es die Kosten der Zölle trägt und seine Ausgaben fließen direkt in die US-Staatskassen.

Viele argumentieren auch, dass Chinas potenziell stärkste Waffe, seine Fähigkeit, mehr als 1 Billion US-Dollar in US-Staatsanleihen auf dem offenen Markt zu verkaufen, wahrscheinlich nie eingesetzt wird. Sie begründen es damit, dass solch ein Verkauf China sehr teuer zu stehen kommen könnte, da es den Wert von Chinas eigenen Staatsanleihebeständen reduzieren würde und Chinas Währung gegenüber dem Dollar stärken könnte und dadurch chinesische Exporteure, die US-Marktanteile wollen, stärker benachteiligt würden.

Bevor ich mich tiefer mit der Leere dieser Argumente über Zölle und Staatsanleihen befasse, ein Wort zu Trumps Verhandlungskünsten und seiner potenziellen Motivation. Seit Wochen sagt er, dass die Chinesen die Entscheidung in die Länge ziehen, weil sie in den Verhandlungen "derart vernichtend geschlagen worden waren". Taktisches Basiswissen legt nahe, dass der Weg, um seine Gegner dazu zu bringen, einem Deal zuzustimmen, der nicht in ihrem Interesse ist, darin besteht, sie zu überzeugen, dass er in ihrem Interesse ist.

Indem er laut verkündet, dass der Deal die USA bevorzugt, hilft Trump ihm nicht unbedingt über die Ziellinie. Meiner Meinung nach könnte Trump das Abkommen vielleicht gar nicht wollen. Er könnte stattdessen den Krieg wollen. Wichtiger noch, die wirtschaftliche Ungewissheit könnte die Federal Reserve zu Zinskürzungen zwingen. Dies könnte der Ausgang sein, den er sich am meisten erhofft.

Auch wenn es stimmt, dass Chinesen sich illegal riesige Mengen an US-amerikanischem geistigen Eigentum angeeignet haben, glaube ich, dass wir im Gegenzug größere Vorteile erhalten haben. Ohne die günstigen in China produzierten Waren, hätten die Preise einer großen Menge an für US-Verbraucher wichtigen Produkten durchaus viel höher sein können.

Und ohne den Kauf von US-Schulden durch China, hätten die Zinsen viel höher ausfallen können. Dadurch wären Kredite für Unternehmen und Verbraucher teurer. Es ist schwer zu bemessen, wie wichtig diese Vorteile für eine Volkswirtschaft wie unsere waren, die seit Jahrzehnten durch Kredite und Ausgaben angetrieben wird.

Trump glaubt, dass Zölle eine Waffe sind und da es mehr chinesische Produkte als amerikanische zum Anvisieren gibt, wir einen inhärenten Vorteil hätten. Aber Zölle sind Waffen, die unserer eigenen Nation schaden. Steuern auf importierte Produkte zu erheben, bedeutet bloß, dass US-Verbraucher mehr für die Dinge zahlen werden, die sie haben möchten. (Im Gegensatz zu Jim Cramers wildem Optimismus, wird China den USA keine Preisnachlässe geben, wenn andere Länder den vollen Preis bezahlen können.)

Trump spielt diese Ängste herunter, indem er sagt, dass es sehr einfach für die USA wäre, diese höheren Preise zu vermeiden, wenn die Produktion wieder im Inland stattfinden würde, wo Zölle entfallen. Er scheint zu glauben, dass US-amerikanische Firmen, die seit Jahrzehnten auf ausländische Produktion angewiesen sind, einfach damit beginnen könnten, im Inland zu produzieren. Das ist ein Hirngespinst.

Nehmen wir als Beispiel ein US-amerikanisches Unternehmen wie Nike. Der Schuhriese aus Oregon beschäftigt 70.000 US-amerikanische Angestellte im Produktdesign, Verkauf, Marketing, Finanzen, Operationen, Strategische Entwicklung sowie Forschung und Entwicklung. Aber das Unternehmen hat seit Jahrzehnten keine Schuhe mehr in den USA in Massen produziert. Diese Aufgabe fiel größtenteils China und anderen südostasiatischen Ländern zu. Was wäre nötig, damit Nike beginnen könnte, Millionen Paar Sportschuhe in den USA herzustellen?

Derzeit existiert dafür keine geeignete Anlage, also müsste eine gebaut werden. Das würde Jahre dauern und tatsächliche Kosten verursachen. Woher bekäme Nike das Geld? Es müsste vielleicht seine Aktienrückkäufe abbrechen oder neue Aktienemissionen auflegen, um die Kapitalaufwendungen zu finanzieren. Wenn dies in einem Zeitraum mit sinkenden Gewinnen passierte, könnte sein Aktienkurs sinken. Wenn alle US-Unternehmen, die derzeit auf Importe angewiesen sind, das gleiche täten, welchen Einfluss hätte das auf dem Aktienmarkt?



Noch wichtiger, Fabriken existieren nicht in einem Vakuum. Sie müssen an eine Lieferkette angeschlossen sein. Große Mengen an Gummi, Leder, Vinyl und Baumwolle müssten in die Fabrik geliefert werden. Und falls diese Materialien nicht in ausreichender Verfügbarkeit vorhanden sind, müssten weitere Fabriken gebaut werden, die sie produzieren können, was die Kosten für die US-Wirtschaft beträchtlich anheben würde. Aber wichtiger als die Kosten ist die Zeit, die das kosten würde.

Das ist nicht etwas, das über Nacht geschieht. Und wenn Nike dann den Betrieb aufnimmt - einmal angenommen, dass es Jahre mit geringer Produktion überstehen würde - hätte es große Schwierigkeiten, seine Schuhe zu den gegenwärtigen Kosten zu produzieren. Wenn alle US-amerikanischen Unternehmen das auf einmal machen würden, könnten die Verbraucherpreise in die Höhe schnellen und die Einzelhandelsumsätze sinken. Aber die lang erhofften Arbeitsplätze im Produktionssektor könnten auf sich warten lassen.

Im Gegensatz dazu, wie schwer und schmerzhaft es für die USA sein könnte, ihre inländische Produktion zu steigern, könnte es sich für China als ziemlich einfach erweisen, seinen inländischen Verbrauch zu steigern. Einmal angenommen, dass Nike aufhört seine Sneaker in China zu produzieren und die Anlagen, die es einst benutzte, aufgibt.

Die Arbeiter, die Fabrik und die Lieferkette würden immer noch bestehen. Neue Besitzer könnten einziehen, die Führung übernehmen und anfangen, Sneaker zu produzieren. Wenn der US-Markt dieser Produktion verschlossen wäre, müssten die neuen Besitzer woanders Kunden finden. Ich gehe davon aus, dass chinesische Verbraucher Füße haben (vielleicht etwas kleinere) und gutaussehende Sneaker zu schätzen wüssten.

Mainstream-Analysten argumentieren, dass China schlichtweg nicht die Kaufkraft besitze, um Amerikas Konsumkapazität zu ersetzen. Aber Kaufkraft ist größtenteils eine Funktion der Währungsbewertung. Und wenn der Wert der chinesischen Währung steigen würde, wären chinesische Verbraucher in der Lage, mehr zu kaufen. Was uns zum nächsten Punkt bringt, chinesische Dollar-Reserven. Indem es seine Reserven verkauft, könnte China seine Währung stärken und dabei helfen, die inländische Wirtschaft aufzubauen, die es sich seit langem wünscht.

Im Gegensatz zur derzeitigen allgemeinen Meinung denke ich, dass es einen starken unvermittelten Verkauf von US-Staatsanleihen durch China durchaus geben könnte, was den USA schaden und China zugutekommen würde. Der Verkauf von US-Staatsanleihen könnte die langfristigen Zinsen in den USA nach oben schieben und den Dollar schwächen, möglicherweise Inflation hervorrufen und die Konjunktur verlangsamen.

US-Amerikaner wären mit viel höheren Preisen für Waren konfrontiert und müssten mehr für Kredite zahlen, um sich Häuser und Autos zu kaufen oder um Unternehmen aufzubauen. Dies könnte die Fed zwingen, mit zunehmend schwächerer Konjunktur immer größeren geldpolitischen Stimulus zu liefern, wodurch der Dollar noch mehr geschwächt wird und die USA in eine möglicherweise gefährliche inflationäre Spirale geraten werden. Die unzähligen Vorteile, die US-Amerikanern als Ergebnis eines starken Dollar erwachsen, wären verloren.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Verkauf von mehr als 1 Billion USD in US-Staatsanleihen den Renminbi (RMB) stärken könnte. Aber eine starke Währung ist genau das, was China braucht, um den inländischen Verbrauch anzukurbeln und seine "Abhängigkeit" von Exporten zu verringern. Das war sowieso sein verkündetes Wirtschaftsziel. Eine günstige Währung mag dem Export helfen, aber eine starke Währung stärkt den inländischen Konsum. Solch ein Schritt könnte China helfen, sich zu einer gesünderen und ausgewogeneren Wirtschaft zu entwickeln.

Allerdings profitiert China zusätzlich vom Verkauf von US-Staatsanleihen (oder davon, einfach ihre Fälligkeit abzuwarten, ohne den Nennwert zu verlängern). All das Sparvermögen, das derzeit der US-Regierung als Kredit gewährt wird, stünde dann für die Finanzierung von inländischen Projekten zur Verfügung. Das zusätzliche Kapital daheim könnte es China erlauben, die Produktion noch mehr anzuheben, um die verstärkte Verbrauchernachfrage einer schnell wachsenden Mittelschicht zu bedienen, die durch die erhöhte Kaufkraft ihrer Ersparnisse und Löhne bereichert wurden.

Aber es ist nicht nur China, das sich seiner US-Staatsanleihen entledigen und die doppelten Vorteile einer erhöhten Kaufkraft und inländischer Investitionen genießen könnte, sondern auch der Rest der Welt, insbesondere Südostasien. Die gesamte Region könnte Zeuge der Vorteile werden, wenn lokaler Handel, Investitionen und Konsum anstiegen. Länder könnten aufhören, sich mit ihren Währungen zu unterbieten, um einen Marktanteil in den USA beizubehalten und stattdessen einen Wertanstieg ihrer Währungen zulassen, was die Möglichkeit für erhöhte inländische Investitionen und Konsum hervorruft.

Trump riskiert also, nicht nur Amerikas großes Geschäft mit China, sondern mit der ganzen Welt platzen zu lassen. Die Rolle des Dollars als Leitwährung wäre verloren, wie auch die künstlich hohen Lebensstandards, die er erschaffen hat. US-Amerikaner wären letztendlich dazu gezwungen, innerhalb ihrer stark verminderten Verhältnisse zu leben. Kredite würden aus dem flachen Pool der inländischen Ersparnissen finanziert werden müssen und der Konsum würde sich auf inländische Produktion beschränken, da Importe mit Exporten realer Produkte bezahlt werden müssten anstatt mit bloßen Papierdollars.

Obgleich Custer blind an seine Unbesiegbarkeit glaubte, war er schließlich nur ein General mit ungefähr 300 glücklosen Kavalleristen unter seinem Kommando. Doch seine Niederlage war nur ein vorübergehender Rückschlag, da das Gewicht der amerikanischen Wirtschaft schlussendlich die Fähigkeit der Ureinwohner Amerikas, ihre traditionelle Lebensweise zu verteidigen, überwältigte. Trumps Fehltritt könnte genauso töricht sein wie der von Custer, doch dieses Mal ist es die moderne amerikanische Lebensweise, die verlorengehen könnte.


© Peter Schiff
www.europac.net



Dieser Artikel erschien am 16.05.2019 auf www.europac.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.