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Warum müssen immer Resets in der Finanzwirtschaft die Exzesse beenden?

27.07.2019  |  Dr. Dietmar Siebholz

Mathematik war neben Latein und Geographie das einzige, was mich in der Schulzeit in Berlin fasziniert hat. Alles andere habe ich nach dem ökonomischen Prinzip behandelt, also dort, wo ich zu gut für "befriedigend" war, habe ich mich zurückgehalten und dort wo ich nur nahe an "ausreichend" heran kam, da steckte ich Arbeit hinein (mein Lehrer nannte mich "Saisonarbeiter"). Und so gelangte ich 1961 zu einem Abitur mit genau 3,0 Durchschnitt. Nur damals gab es noch keinen Numerus Clausus.

Was mich in den einzelnen Bereichen der Mathematik stark beschäftigte, waren die analytische Geometrie, die Wahrscheinlichkeitsberechnung und die Auswirkung der Zinseszinskonsequenzen. Wen das interessieren sollte, gehe auf GOGGLE und frage nach dem "Josephspfennig". Da wird Ihnen ein Licht aufgehen, denn wir können uns kaum die Dynamik der Zinseszinsen so richtig vorstellen.

Die Bankausbildung hat mich sehr intensiv beschäftigt; das war noch richtige Bankwissenschaft und nicht die heutige Spiel- und Wette-Stimmung, der jetzt zum Beispiel die Deutsche Bank so viel opfern muss. Ich war in der Lehrzeit sehr engagiert und erfolgreich.

Ich hatte mir damals in den Jahren 1961 bis 1963 aber nicht die Frage gestellt, wohin eigentlich die Zinseszins-Systematik führt. Und heute als 77-Jähriger suche ich nach historischen Lösungen, ob und wie diese zerstörerische Systematik vermieden werden kann. Lassen Sie es mich unwissenschaftlich sagen, das Leid der USA kommt aus den Schulden aus dem Korea- aber besonders aus dem Vietnamkrieg.

Warum? Der Vietnamkrieg wurde, nachdem die USA ihres sehr großen Goldbesitzes durch die Regeln von Bretton Woods überwiegend verlustig gingen (nach diesen Regeln konnten alle Staaten ihre Forderungen an die USA auch in Gold ausgleichen lassen) ab 1971 über Euro-Dollars finanziert, also anleiheähnliche Gestaltungen, die vor allem in Europa platziert wurden und mit denen der kostenträchtige Krieg finanziert werden konnte.

Was das mit dem Zinseszinseffekt zu tun hat, werden Sie fragen? Diese Euro-Dollarbonds wurden nie mit verdientem Geld oder aus Überschüssen der USA sondern immer nur mit neuem Schuldgeld getilgt. So wuchs die Belastung der USA überquadratisch. Man muss nur die langfristigen Auswirkungen analysieren.

Sehr zurückhaltende Schätzungen des Krieges werden mit zwischen 150 und 250 Mrd. Dollar beziffert. Bei nur 4% permanent Zins und Zinseszins sind aus 150 Mrd. $ heute inzwischen $ 1,025.001.300.000 also ca 1 Billion $ Schulden entstanden. Aus 250 Mrd. wären es dann schon 1,7 Billionen $ für eine damalig relativ niedrige Schuldsumme, die aber nie real getilgt wurde.

Und so kann man heute die vernichtende Entwicklung der Staatsschulden der USA seit 1971 nur an dem einen Sündenfall eines fremdfinanzierten Krieges nachvollziehen. Bitte verstehen Sie diese Werte als nicht verbindlich, denn erstens wurden diese Kosten nie so richtig publiziert und daher ist die Berechnung eher als Nachdenkmodell über die Systematik generell berechtigt.

Im Jahre 2010 wurde für mich das Zwanghafte der Verschuldung und der Zinseszins-Automatik durch einen Aufsatz aus dem Hause Boston Consulting Group bewusst gemacht, als drei Volkswirte (Dr. Daniel Stelter, Dr. Lelle und ein Dritter, dessen Name mir entfallen ist) eine sehr ausführliche Analyse veröffentlichten, wie die unausweichlichen Folgen der zu hohen gesamten Verschuldungen vermieden werden könnten. Damit meinten die drei Herren die Staatsschulden, die Schulden der Haushalte und die der Unternehmen. Die Benennung ihrer Analyse "Mesopotamia" erstaunte mich.

Und da fand ich dann heraus, dass im historischen Zweistromland (heute meist Irak) alle Schulden beim Tode der Herrscher auf Null gestellt wurden. So vermieden schon damals die Potentaten, dass sich durch die Zinseszinsberechnung eine extreme Polarisation von arm und reich durch die laufend steigende Verschuldung einstellen konnte. Es war schon damals bekannt, dass diese extremen Vermögensunterschiede zu Revolten oft auch zu Kriegen führten, wenn Herrscher versuchten, die Verschuldung durch die Beraubung von anderen Staaten auszugleichen.

Nun wurde ich extrem neugierig und forschte weiter. Im Alten Testament, so fand ich heraus, war auch diese Form des Schuldausgleichs erwähnt und zwar im Buch Levitikus Kapital 25. Dort erfolgte ein rigoroser Schuldenschnitt alle 49 Jahre und so konnte ein gesellschaftlicher Frieden aufrechtgehalten werden. Denn die Zinseszinsformel begünstigte die Gläubiger und belastete die Schuldner. Eine extrem gespannte Attitude wäre sonst zwischen Gläubigern und Schuldnern entstanden.

Bei diesem Schuldenschnitt wurden die für die Kredite gegebenen Sicherheiten dem Schuldner zurückgegeben und er konnte befreit weiterarbeiten, bis zum nächsten Schnitt. Bei diesem Verfahren wurden nicht die erarbeiteten Ergebnisse, sondern nur die Forderungen, die aus Zinsen und Zinseszinsen bestanden, auf Null gestellt. Wer sein erarbeitetes Geld reinvestierte und nicht gegen Zinsen verlieh, musste diesen Schnitt nicht fürchten.



Und dann fand ich in einem Buch von Porter Stansberry, den ich sehr schätze, ähnliche Hinweise auf inneramerikanische Abläufe, die dort "Jubilee" genannt werden. Heute in Zeiten, dass man die Menschen mit verbrämten Werten besser noch mit unverständlichen Abkürzungen desinformiert, nennt man das GMR (Global Monetary Reset“) oder kurz Reset.

Porter Stansberry beschreibt die drei Möglichkeiten, ohne den Einsatz des brutalen "Resets" aus der Historie zur Kappung der Verschuldungs- und Zinsautomatik verwenden zu müssen, Schulden zu bereinigen.

Die Entspannung, so sagt Stansberry, kann entweder durch harte Sparpolitik (Austerity) mit schrittweiser Zurückführung der Schulden (kaum denkbar, da heute ja in der Demokratie Stimmen gekauft werden müssen) oder durch Einräumung der Möglichkeit, dass alle und jeder und auch der Staat Insolvenz anmelden können und somit die erforderliche Bereinigung von schlechten Geschäften nach Schumpeter erfolgen kann (also der private und der staatliche Reset) oder auch durch das Gelddrucken durch die Notenbanken erreicht werden.

Wir wissen heute, wie sich die feige Politik entschieden hat; das Gelddrucken tut keinem schnell weh und der Verlust seiner Kaufkraft wird ja durch das vermeintlich steigende Bruttosozialprodukt ausgeglichen. Aber auch dort ist keine Entspannung zu erwarten, denn durch die Zinssystematik sind die unteren Schichten immer die Leidtragenden, und das nicht nur die Armen, sondern vor allem der Mittelstand.

Und Stansberry sagt sehr deutlich, dass dies solange gut gehen kann, wenn der Verschuldungszuwachs geringere Steigerungsraten aufweist als die Werte der Steigerung des Bruttosozialprodukts. Doch diese Kondition wird seit Jahrzehnten nicht mehr eingehalten.

Wenn Sie die deutsche Historie betrachten, hat es solche Resets immer dann gegeben, wenn wir in den Krieg gezogen sind, also in 1923/24 und 1948/49. Diese Resets sind weltweit überall fest-zustellen. Man nennt sie nur anders.

Nun zurück zu "Mesapotamia". Die Sache interessierte mich und ich schrieb dann in "Meine Meinung zu..." im Jahre 2011 ausführlich darüber. Und wie man dort nachlesen kann, stellte diese Analyse der Boston Consulting folgendes als Arbeitsgrundlage heraus:

1. Eine gesunde Volkswirtschaft kann sich bei marktüblicher Verzinsung bis zu 180% des Bruttosozialprodukts verschulden, ohne in den Mahlstrom der Zinsproblematik zu kommen. Ideal wäre es, wenn die Haushalte, der Staat und die Unternehmen - also jede Gruppe bis zu 60% des BSP - aufnehmen würde und wie oben gesagt, die Steigerungsrate der Verschuldung unter der des Bruttosozialprodukts läge.

2. Zu diesem Zeitpunkt Ende 2010 lag dieser Satz für die BRD bei über 200%. BCG machte nun den Vorschlag, einen "kleinen Reset" zu machen, indem alle Bankguthaben um 10% abgeschöpft wurden, um den Maximalsatz von 180% zu erreichen. Dabei blieb es. Nach der Analyse hätten damals gerade die Schweiz, ich glaube Finnland und Luxemburg unter dem Satz von 180% gelegen. Schon damals hätte die Abschöpfung aller Bankguthaben in manchen Ländern nicht einmal ausgereicht, um dieses Ziel von 180 überhaupt zu erreichen.

3. Wir wissen, dass heute die USA einen Satz von knapp 400% erreicht haben und damit befinden sie sich in bester Gesellschaft, zum Beispiel aller EU-Südländer.

4. Eine Verzögerung des Resets ist natürlich auch durch "Kooperationen" und internationale Verträge wie den ESM etc. denkbar. Da laben sich die Verschwender an den Gütern und Guthaben der Vernünftigeren und senken die Sätze ihrer toxischen Ökonomie.

5. Und nun haben die vereinigten Politiker und Volkswirte eine Lösung zu finden, die den Reset herauszögert. Das sind negative Zinsen, sodass man ohne Zusammenbrüche der Schuldner deren Liquidität durch zinsfreie oder sogar negative Zinsen subventioniert und die Sparer und deren Bankguthaben zum Opfer nimmt.

6. Das kann aber nicht lange gut gehen, denn negative Zinsen belasten die Banken extrem, weil sie die Margen ihres Hauptgeschäfts nahezu auf Null stellen und ihre Kunden immer unsolider werden lassen. Dr. Markus Krall hat uns vorgerechnet, dass der Tag der "Abrechnung" spätestens Ende 2020 eingetreten sein wird. Dann sind die Banken ihr Eigenkapital los und müssen dann die Ausfälle der mit Nullzinsen am Leben gehaltenen von ihm als "Zombieunternehmen" bezeichneten Unternehmen, die mangels Ertragskraft schon lange aus dem Markt verschwunden sein müssten, ausgleichen. Auch diese Variante eines Resets ist regional und international möglich.



Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass das Schuldgeld und das aus der hohlen Luft und ohne Leistung geschaffene Geld sowie die Zinslosigkeit oder die für die Schuldner in ihrer Wirkung positiven "Negativzinsen" den Eintritt des Resets nur verzögern kann und die negativen Auswirkungen extrem vervielfacht werden.

An der Realität dieser Systematik kommt keiner vorbei. Und nicht vergessen: Die biblischen 50 Jahre in der BRD sind schon lange vorbei und nur strenge Disziplin in den Jahren bis 1969 hat uns die Stärke gebracht, von der wir und die anderen EU-Staaten indirekt profitieren. Aber bald sind diese 50 Jahre vorbei.

Nun weiß ich, wie sich die unlösbare Problematik von allein auflösen wird, wenn man die oben geschilderten drei Alternativen oder die Vorschläge aus der Historie nicht befolgen will oder kann. Wir leben also genauso wie der Selbstmörder, der sich vom 102-ten Stockwerk des Empire-State-Buildings in New York stürzt, also mit der gleichen Konsequenz, hier mit den Regeln der Schwerkraft, dort mit den Regeln der Mathematik.

Beide Regeln kann man nicht aufheben. Man kann sie verzögern, quasi einen kleinen Brems Fallschirm öffnen, aber das Ende ist ähnlich. Der Reset muss sein und beim Aufprall nach den Regeln der Physik verändert sich der in Bewegung (von oben nach unten) befindliche Körper in seiner äußeren Form erheblich.

Unsere Vorfahren haben dies gewusst und so "Unterbrecher" oder Sicherungen (engl. Fuses) eingebaut. Wir haben diese nicht.

Was sollte der Privatmann tun, um die Wirkungen abzuschwächen bzw. was habe ich getan?

Da wäre die familieninterne Zuordnung der Vermögenswerte und der Schulden. Auch die inter-nationale Aufteilung der Anlage des Vermögens kann die Folgen abschwächen, da der Reset zwar überall Wirkungen entfalten muss, aber nur in Staaten wie der BRD, den USA etc. voll durchschlagen wird. Bezüglich der BRD wurde ja ausreichend durch die zu Lasten Deutschlands abgeschlossenen EU-Verträge gesorgt.

Ein Standortwechsel aus dem Auge des Taifuns heraus wäre eine weitere Teillösung. Und natürlich auch der Erwerb von Edelmetallen in physischer Form, anonym und legal gekauft und privat verwaltet.

Das wichtigste ist jedoch, die familiären und nachbarschaftlichen bislang so sehr vernachlässigten menschlichen Kontakte aufzubauen. Ich erinnere mich daran, dass dies nach 1946 in Berlin zu den wichtigsten Grundlagen der Existenzsicherung gehörte. Das Prinzip "kann ich Dir helfen und wo kannst Du mir helfen?", hat viele Leiden reduziert. Ob das angesichts der neuen ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung so einfach sein wird, wage ich zu bezweifeln.

Dazu noch zwei Hinweise, damit Sie die Zeichen der Zeit erkennen können. Die Freigrenze für das anonyme Kaufen von Edelmetallen soll ab dem 01.01.2020 von EUR 10.000 auf EUR 2.000 gesenkt werden. Und: Ich glaube an die Publikation, dass die BAFIN, die sich wirklich um die Wildwüchse in der Kapitalanlage kümmern sollte, nun einem Edelmetallanbieter, den ich kenne, die Information seiner Kunden über die Senkung der Freibeträge ab 2020 mit dem Argument untersagt haben soll, dass dieses "einen unlauteren Wettbewerb" darstellen würde. Ja, soweit sind wir schon.

Ferner denkt man über Wege nach, den Kapitaltransfer aus der EU heraus zu vermindern. Meine Kunden werden bei Anschaffungen außerhalb der EU von ihren Banken nach der Verwendung der Mittel gefragt und es werden sogar Nachweise gefordert. Dass die Banken unsere Schuldner sind, vergessen sie gelegentlich. Nur unsere Kredite an die Banken sind im Gegensatz zu den Bankdarlehen an uns ungesichert. Wie gerecht ist diese Welt, nicht wahr?

Und nun weiß ich auch, warum in den USA in der Verfassung Anfang des zwanzigsten Jahrhundert vereinbart war, keine Zentralbank mehr zuzulassen; doch die Verschwörer von Jekyll Island - also die Gründer der privaten US-Notenbank FED - haben gegen Ende 1913 gegen diese Forderung verstoßen. Und niemand hat sie damals aufgehalten. Belegt ist der Ausspruch des damaligen Präsidenten Woodrow Wilson nach seiner Genehmigung des FED-Gesetzes "das war der größte Fehler, den man machen konnte..."

Nochmals die Warnung: Stellen Sie sich auf den Reset, ob er nun Reset, GMR, Jubilee oder Mesopotamia heißt, ein. Er ist nach natürlichen Regeln unvermeidbar.


© Dr. Dietmar Siebholz
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