GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

David Morgan: Ich bin darauf gespannt, dass Silber endlich abhebt!

22.08.2019  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Es ist mir nun ein Privileg, unseren guten Freund David Morgan von The Morgan Report bei uns begrüßen zu dürfen. David, es ist wie immer ein Vergnügen, Sie bei uns zu haben. Wie geht es Ihnen?

David Morgan: Mike, es geht mir gut und es freut mich, hier zu sein.


Mike Gleason: Nun, David, ich weiß, dass wir heute nicht viel Zeit haben, aber ich bin froh, dass wir in dieser Woche mit Ihnen sprechen können. Denn endlich haben wir echtes Feuerwerk im Edelmetallsektor beobachten können. Ich möchte Sie hierzu bitte um Ihre Kommentare bitten.

Ich sollte zudem erwähnen, dass es gerade Donnerstagmorgen ist und sich Gold derzeit bei etwa 1.500 Dollar je Unze und Silber bei etwa 17 Dollar je Unze befindet. Erst gestern, also Mittwoch, sind die beiden Metalle über diese Werte gestiegen. Also, was halten Sie von dieser Entwicklung, David? Wodurch wird sie angetrieben? Und die wichtigere Frage: Wird sie dauerhaft sein?


Open in new windowDavid Morgan: Nun, die Entwicklung wird von etwas angetrieben, über das niemand wirklich spricht. Das ist zumindest meine Meinung, nach der Sie ja gefragt haben. In den Finanzmedien heißt es: "Nun, das alles hängt mit dem Handelskrieg zwischen China und USA zusammen und dieser verschlimmert sich. Zudem wird es noch mehr Sanktionen geben", und so weiter. Und das könnte sehr wohl etwas damit zu tun haben.

Doch der zugrundeliegende Grund ist die finanzielle Unsicherheit. Das ist Grund Nummer 1. Doch darüber hinaus findet etwas am physischen Markt statt, über das niemand wirklich schreibt. Und ich kann zu meinem derzeitigen Wissensstand nur sagen, dass es ein Teil davon sein muss. Das sage ich, da das Papierparadigma ziemlich offen damit umgeht, wie an den Futures-Märkten agiert wird, indem diese Papier, um Silber zu kaufen und zu verkaufen, vor und zurück gehandelt wird. Und tatsächlich legen sie nur den Papierpreis fest.

Und natürlich bewegt sich der Metallpreis im Einklang dazu. Ich versuche nicht, dies zu dementieren. Stattdessen möchte ich sagen, dass die Papiermärkte den Preis wieder und wieder dominieren. Und manchmal gerät man in derartige Situationen, in denen etwas passiert, in denen Forderungen offen sind und man noch nicht abgerechnet hat.

Sagen wir beispielsweise es gibt eine Bank, die eine physische Zahlung in Gold verlangt und diese noch nicht erhalten hat. Sobald diese durchgeführt wurde, wird man den Markt sehr wahrscheinlich dabei beobachten können, wie er sich beruhigt und in eine Art Handelsspanne fällt, in der man eher dazu geneigt ist, einen Blick auf Papiertransaktionen zu werfen; Niveaus, die wir eher gewöhnt sind.

Ich denke also, dass da etwas im Busch ist. Ich bezweifle aktuell, dass dies mit Silber zu tun hat, angesichts der Tatsache, dass Silber so stark hinter Gold zurückgeblieben ist. Und es gibt einige Gaps innerhalb der Charts, die wahrscheinlich noch geschlossen werden; Sie haben diese Entwicklung nicht verpasst. Wenn Sie gestern zum Hoch gekauft haben und sich der Preis nach unten bewegt, oder Silber bis zurück auf etwa 15,50 Dollar je Unze fällt, dann haben Sie nicht sonderlich viel verpasst.

Trotzdem würden Sie nicht kaufen und direkt einen Verlust verzeichnen wollen. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass dies die echte Entwicklung ist. Diese wird mehrere Jahre andauern. Und Silber- und Goldpreis werden nach Ende dieser drei bis vier Jahre deutlich höher ausfallen als heute.


Mike Gleason: Das sind sicherlich einige überzeugende Kommentare. Sie haben schon immer gerne vernünftige Ansätze verfolgt und haben in den letzten Jahren nicht nur gute Miene gemacht, als es zu Rallys kam. Also ist dies definitiv etwas, das wir im Auge behalten sollten.

Nun, Silber - und das haben Sie erwähnt - scheint sich gegenüber Gold etwas unterdurchschnittlich zu entwickeln. Und nun haben wir beobachten können, wie das Gold-Silber-Verhältnis von etwa 93:1 innerhalb der letzten paar Monate zurückging. Es liegt derzeit bei etwa 88:1. Der Silberpreis ist also etwas gestiegen. Doch vielleicht nicht so, wie erwartet, wenn man die deutlich bullische Bewegung bedenkt und angesichts der Tatsache, dass Silber Gold während eines Bullenmarktes deutlich übertreffen sollte. Ist diese scheinbar fehlende Performance seitens Silber ein Grund zur Sorge?


David Morgan: Das ist sie irgendwie noch immer. Ich möchte zumindest ein Verhältnis von 80:1 sehen. Und selbst das wäre ein Extrem.

Meine damalige Webseite - ich denke, Sie wissen, dass meine Webseite TheMorganReport.com ist - habe ich vor einigen Jahren bereits umbenannt, weil ich jedermann darauf aufmerksam machen wollte, dass ich sowohl den Rohstoffsektor, als auch Lithium, Seltene Erden etc. abdecke und nicht nur Silber.

Doch damals, mit Silver-Investor.com, belief sich das Verhältnis auf 80:1, und das war ein Extrem. Und hätten Sie mich vor etwa drei Jahren gefragt: "Erwarten Sie ein Gold-Silber-Verhältnis von über 80:1?" Dann hätte ich gesagt: "Nein, nicht wirklich, das bezweifle ich stark." und ich liege falsch. Es stieg auf 93, 94, 95.

Ich bin davon überzeugt, dass wir uns in einem neuen Bullenmarkt befinden. Um davon überzeugt zu sein, dass die beiden Metalle viele andere Sektoren übertreffen werden - die Aktienmärkte, die Anleihemärkte, die Immobilienmärkte und alles andere - und innerhalb der Währungskrise die dominierende Führung übernehmen werden, müsste ich Silber unter einem Verhältnis von 70:1 sehen. Das wäre für mich die ultimative Bestätigung, Mike. Aktuell befinden wir uns jedoch nicht auf dem Weg dorthin. Das Verhältnis beläuft sich auf etwa 88.

Silber hat noch einige Arbeit vor sich. Silber ist, meiner Ansicht nach, deutlich schwieriger zu analysieren als Gold, kann derartige Entwicklungen jedoch drastischer und schneller als das gelbe Metall vollziehen. Natürlich, Silber hat hier in letzter Zeit gute Arbeit geleistet, Momentum aufgenommen und ist von seiner Preisflaute auf die 17 Dollar gestiegen - was noch immer lächerlich billig ist.

Ich meine, wenn Sie die All-In Sustaining Costs einiger großer Silberproduzenten betrachten, dann wird Ihnen erzählt, dass sich diese auf 15 Dollar je Unze belaufen; doch die Steuern werden Ihnen verschwiegen. Und diese belaufen sich grundlegend auf den Wert, bei dem wir uns aktuell befinden, also 17 Dollar. Das ist gerade mal so der Break-Even-Punkt.



Und bei jedem Unternehmen sollten Sie eine Gewinnmarge haben wollen, die so weit wie möglich ist; proportional dazu, was der Markt gewillt ist, für Ihr Produkt zu zahlen. Und im Falle von Silber haben diese Unternehmen selbst bei diesen Niveaus Probleme. Silber hat also noch einen langen Weg vor sich, ebenso wie Gold, bis die Margen groß genug sind, dass diese Unternehmen leichter atmen können, ein lohnenswertes Geschäft betreiben und in der Lage sind, einen Cashflow zu generieren, der es Ihnen erlaubt, weitere Assets zu entdecken oder zu behalten. Ich sehe also eine Menge Aufwärtspotenzial, bin jedoch auch gespannt darauf, dass Silber seine Flügel zeigt und endlich abhebt.


Mike Gleason: Gold ist auf Niveaus gestiegen, die wir zuletzt 2013 beobachten konnten, als es eingebrochen ist. Doch Silber befindet sich offensichtlich nicht annähernd nahe dieser Niveaus, die in den 20ern lagen. Was braucht es, damit Silber zurück über die 20-Dollar-Spanne steigen kann und was sind einige wichtige Widerstandspunkte, die Sie derzeit im Auge haben?

David Morgan: Okay. Nun, es braucht allgemein mehr Interesse an den Metallen. Offensichtlich nimmt dieses aktuell stetig zu, doch größtenteils von der institutionellen Seite. Es sind diesmal nicht die Kleinanleger. Ich spreche mit vielen Händlern wie Ihnen, Mike. Und was ich herausgefunden habe, ist etwas überraschend. Ein Großteil der Handelstransaktionen wird von Institutionen durchgeführt, was also Futures-Handel und ETFs bedeutet.

Eine Menge Kleinanleger meint: Hey, der Goldpreis ist wieder auf dem Niveau, zu dem ich das Metall gekauft habe, 1.450 Dollar. Bei diesem Preis ist es angekommen, also verkaufe ich es. Viele Kleinanleger glauben also nicht, dass diese Rally echt ist. Und tatsächlich kriegen Sie nur ihr Geld zurück. Nicht jeder von ihnen natürlich; doch es gibt noch eine Menge Arbeit auf Seiten des Silbers. Dabei gibt es mehrere Widerstandsbereiche.

Ich nehme hier einen Chart zur Hand, Mike, weil ich diese Frage erwartet habe. Also, es gibt einen deutlichen Widerstand bei 17 Dollar je Unze. Das ist der derzeitige Wert, während wir uns gerade unterhalten. Wird Silber diesen durchbrechen? Ja, das wird es letztlich. Wird es das sofort tun? Das bezweifle ich. Ich denke, dass es zurückkommen und dieses Gap schließen wird. Normalerweise zeige ich gute Einstiegspunkte mithilfe der Aktienmärkte.

Ich benutze die Futures als Stellvertreter für den allgemeinen Markt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie Futures handeln sollten. Tatsächlich möchte ich Ihnen davon abraten, den Futures-Markt zu verwenden. Dort wird schlicht der Preis festgelegt. Also ist er einfacher zu analysieren und ich kann Ihnen auf dem Chart zeigen, wann Silber auf dieses Niveau steigen wird. Das ist ein guter Zeitpunkt, um ein Top-Tier-Unternehmen oder ihr liebstes Junior-Unternehmen zu erwerben.

Also, 17 Dollar... 17 Dollar bis 17,25 Dollar ist eine ziemlich große Widerstandsspanne. Danach geht es weiter zu 19 Dollar bis 20 Dollar. Sobald wir also dieses Niveau durchbrochen haben, Mike, sollte der Silberpreis von etwa 17,50 Dollar auf bis zu 19,50 Dollar steigen. Ich denke, dass es dieses Niveau ziemlich schnell erreichen wird. Vielleicht nicht innerhalb von zwei Handelstagen, doch es wird wahrscheinlich nicht sonderlich lange dauern. Silber könnte jeden mit seinen Reaktionen überraschen, sogar mich selbst.

Es scheint nie das zu tun, was man erwartet. Doch nichtsdestotrotz wird es sich überdurchschnittlich entwickeln. Wir werden ein höheres Niveau verzeichnen müssen. Sobald wir über den 20 Dollar je Unze sind, denke ich, dass sich die Stimmung wieder verändern wird und die Leute sagen werden: "Es ist Silber, nicht ganz so schlecht." Aktuell würden sie es nicht einmal bei 15 Dollar anrühren. Ich weiß, dass ihr Leute da draußen Silber auf allerhand Niveaus jeden Tag verkauft und es gibt immer auch einige Käufe.

Doch behalten Sie sich meine Worte im Kopf, überprüfen Sie Ihr Volumen und die Aktivität Ihres Geschäfts. Wie viele Leute kaufen Silber? Wie viele kaufen es, wenn es über die 20 Dollar steigt? Wie verhält es sich aktuell? Und ich bin mir sicher, Sie werden bei diesem Niveau mehr verkaufen können. Die Leute lieben es einfach, dass Metall zu einem höheren Preis zu kaufen. Dann haue ich auf den Tisch und sage: "Das ist es."

Denn die meisten Leute haben nicht die notwendige Zeit, die Geduld, um mit Silber umzugehen, wenn sie es zu 14 Dollar Ende 2015 gekauft haben. Ich habe beobachtet, wie es bis auf 21 Dollar stieg. Damals war ich mir sicher, dass der Bullenmarkt intakt war. Und irgendwie ist er das auch. Wenn man aus dieser Perspektive heraus einen Blick auf Gold wirft, dann bildete das Metall dort einen Boden und verzeichnete seitdem Hochs oder Tiefs.

Der Silberchart sieht nicht so aus. Silber bildet zur selben Zeit wie Gold Böden, also Dezember 2015. Und es verzeichnete keine Hochs oder Tiefs. Grundlegend sind wir bei etwa 15,75 Dollar geblieben und dann ging es von dort aus zurück; bis in den 14-Dollar-Bereich. Also noch immer höher als im Dezember 2015. Es ist jedoch ein unübersichtlicher Chart, sage ich.


Mike Gleason: Ja, es gibt sicherlich einige sehr große Niveaus über uns und ja, dem stimme ich zu. Ich denke, wenn Silber erneut diese Niveaus erreicht, dann werden viele Leute erkennen, dass es Zeit wird, in Bewegung zu kommen; die schlauen Leute werden zuvor Maßnahmen ergreifen.

Ich danke David an dieser Stelle und möchte Ihnen noch einmal die Gelegenheit geben, unsere Zuhörer über die anderen Märkte zu informieren, die Sie im Auge behalten.


David Morgan: Sicher. Ich betrachte immer den Aktienmarkt und natürlich die Anleihe- sowie Währungsmärkte - wir behalten alles im Auge. Ich denke, dass der Aktienmarkt etwas Schwäche zeigt. Er befindet sich nun schon seit langer Zeit in einem Bullenmarkt. Nach jedem Maßstab, den ich verwende, ist er überbewertet. Ich betrachte ihn und stelle fest, dass er immer wieder verlängert wird. Und der Anleihemarkt ist natürlich wichtig, da es die Schuldenmärkte sind, von denen alles abhängt. Zudem bestimmt das Maß an Vertrauen die Zukunft des finanziellen Systems.

Und das gilt auch für die wichtigen Währungen. Wie ich bereits einige Male gesagt habe, können wir beobachten wie Gold und der Dollar steigen. Der Dollar verzeichnet neue Hochs. Gold verzeichnet ein 6-Jahreshoch. Und ich sagte: "Beobachten Sie." Und hier sind wir nun. Es gibt einen Grund dafür.


Mike Gleason: Das war wie immer ein gutes Gespräch, David. Wir freuen uns immer darauf, Sie bei uns zu haben. Ich danke Ihnen vielmals und hoffe, Sie genießen Ihren restlichen Sommer. Ich freue mich bereits auf unser nächstes Gespräch, machen Sie es gut.

David Morgan: Ich danke Ihnen, Mike. Es war gut, erneut mit Ihnen sprechen zu können.


Mike Gleason: Nun, das war es dann für diese Woche. Vielen Dank noch einmal an David Morgan, Herausgeber des The Morgan Report.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange



Der Artikel wurde am 09. August 2019 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.

Hinweis: Der Brief "Der Morgan Report" kann in deutscher Sprache unter www.morgan-report.de abonniert werden.