Chinesische Strategie (Teil 2)
01.10.2019 | Dr. Dietmar Siebholz
Fast unbeachtet, aber daher umso wichtiger: Die nächste Stufe der chinesischen Strategie auf dem Weg zur Weltmacht Nr. 1 - und was hat Gold damit zu tun?
Wer meine Kommentare unter dem Titel "Meine Meinung zu ..." seit dem Jahre 2001 - da kamen meine Frau Katrin und ich aus Australien zurück - laufend gelesen hat, wird sich sicherlich an meine Stellungnahme vom Anfang Oktober 2004 - also vor fast 15 Jahren erinnern. Dort gab ich meine Gedanken, wie China die USA vom Thron der Weltmacht Nr. 1 stürzen wird, zum Besten.
Ich schilderte die 13 Stufen, wie dieses langfristige Konzept umgesetzt werden würde. Mein rückwirkender Kommentar zu meiner eigenen Meinung ist kurz: "Wegen meiner angeborenen Ungeduld liege ich mit kurzfristigen Einschätzungen oft daneben, aber die langfristigen sind vorzeigenswert".
Dazu ist zu sagen, dass nur noch ein einziger oder maximal zwei letzte Schritte passieren müssen, damit China sein Ziel erreichen wird. Beide beziehen sich auf die Währung und auf damit verbundene Faktoren.
Anfang Oktober 2004 meinte ich, dass die letzte Trumpfkarte, die China ausspielen wird, der Verkauf oder allein schon die Androhung des Verkaufs der damaligen ca. 2 Billionen US-Anleihen an den Märkten sein wird. Ich hatte damals schon gewisse Zweifel daran, dass China so ungeschickt sein könnte, sich die Preise für die von ihm gehaltenen US-Titel zu beschädigen.
Heute kann ich eine neue Voraussage wagen, nachdem ich mich mit den Vorgängen der letzten 30 Monate intensiv beschäftigt habe. Ich darf vorausschicken, dass das Ergebnis auch für uns Deutsche nicht sehr erfreulich ist, weil uns ja von unserem Hegemon USA nicht trennen können. Dank sei an "Altantikbrücke" und ähnliche Institutionen gesagt.
Was veranlasst mich heute, diese Prognose abzugeben, die sich auf das Thema "Weltleitwährung" bezieht? Wir wissen, dass 1944 in Bretton Woods die finanziellen Weichen für die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg erstellt wurden; da wurde der uneingeschränkte Herrscher der Währungen - nämlich der Dollar - als Weltleitwährung gekürt. Das war ja kein Wunder, denn die anderen großen Nationen hatten sich ja gegenseitig bekriegt, mussten ihr Gold für Rohstoff-Importe für die Kriegsführung zur Verfügung stellen und fast alles von diesem Gold landete in den USA.
Der Dollar war der absolute "König" unter den Währungen, weil er in sehr hohem Maße goldgedeckt war. Die USA führten dann ihre internationalen Aktionen und auch ihre Kriege und so verfiel der Goldschatz der USA, bis dann im Jahre 1971 Nixon das Goldfenster zuschlug und der Dollar nicht mehr ans Gold gebunden war. Ich glaube, dass das Zitat auf den Dollarscheinen "in God we trust" (Wir vertrauen auf Gott) auch spöttisch interpretiert werden kann, wenn man sagt, "falls ihr Euch auf dieses Geld verlasst, müsst Ihr schon auf Gott vertrauen".
Im Vertrauen, das gilt für alle Währungen - aber es geht ja hier um Größeres, nämlich um die Frage der US-Dollar-Nachfolge.
Zurück zur chinesischen Strategie: Hier sind meine aktuellen Stufen:
- 1. Die Mitgliedschaft in der WTO, der Welthandelsorganisation. Die war wichtig, um volle Wirkung und Durchsetzung der chinesischen Verkaufsstrategie zu erreichen.
- 2. Liberalisierung (Step-by-Step) der chinesischen Währung durch bilaterale Verträge; man kann sich so an die neue Währung gewöhnen und langsam Vertrauen zu ihr fassen.
- 3. Aufbau einer Goldvorratsbildung. Wir wissen, dass China der größte Goldproduzent der Welt - und dies seit Jahren - ist. Wo sind denn die ca. 400 Tonnen, die jährlich produziert werden? Und: Gold darf importiert, aber keinesfalls exportiert werden. Wer den chinesischen Statistiken glaubt, ist selber schuld; das kann man viel einfacher in den uralten Kriegsstrategiepapieren der dortigen Herrscher nachlesen. Thema "Täuschen und Tarnen".
Oder für Mathematiker: Ist es möglich, dass China mehr als zehn - wahrscheinlich schon an die fünfzehn Jahre 400 Tonnen Gold pro Jahr gewinnt, kein Gold exportiert werden darf und dennoch die offiziellen dem World Gold Council gemeldeten Bestände gerade einmal ca. 1.800 Tonnen ausmachen. Für mich ist klar, dass Gold für China - ein Land, das mit einer Silberwährung hervorragende Erfahrungen gesammelt hat - einen wichtigen Baustein für den ins Auge gefassten Thronsturz des US-Dollars darstellt.
Dazu eine eigene Schätzung, die natürlich unbelegt ist: (A) Offiziell hat China also ca. 1.800 Tonnen Staatsgold. (B) Dann gibt es noch Goldbesitz aus den 6.000 Tonnen der eigenen Gewinnung, denn die 1.800 Tonnen sind ja nur ein geringer Teil der zusätzlich offiziell importierten Goldmengen. Dazu kommen noch Teile der über Hongkong und Shanghai geholten Goldbarren, die angeblich die Anschaffung von Privatpersonen sind. Dazu hatte ja die dortige Regierung schon vor Jahren ausgerufen. Welche Weitsicht der Kommunisten! Ich glaube, daran, dass viele von den für das Volk importierten Goldbarren eher dem Staatsgold zuzurechnen sind. - 4. Warum ich an einen staatlichen (oder besser gesagt an einen stattlichen (staatlichen) Goldschatz von mindestens 10.000 Tonnen Gold glaube? Ganz einfach, wenn Gold nicht exportiert werden durfte, aber in Unmengen importiert wurde, dann haben es entweder die privaten Chinesen oder der Staat. Und selbst wenn es die Privatpersonen haben sollten, dann kann es sehr schnell - wenn es erforderlich wird - dem Staate gehören. Denken Sie nur an die USA im Jahre 1933 und an seinen damaligen Präsidenten Franklin D. Roosevelt.
- 5. Wann könnte dieser Goldschatz nun echt vorhanden gewesen sein? Für mich ganz klar, das war Mitte 2017. Inzwischen war China Mitglied im Edelclub der bevorzugten Währungen gelandet (Thema: Sonderziehungsrechte als übergeordnete Währung). Das wir ihr drittes Ziel und nun war es auch erreicht. Und dann kam im September 2017 der große Griff, der nicht so recht verstanden wurde. Nach der Einführung der eigenen Goldbörsennotiz in Shanghai mit den neuen Merkmalen, die weder die in den USA noch die in Großbritannien liegenden Barren erfüllen, nämlich Kilogramm-Barren mit 999/1000 Feinheit.
Die Comex und die LBMA fordern ja "nur" 995/1000 und so können bei einer Extremsituation die nicht in China liegenden Goldbarren z.B. in Shanghai nicht mehr handelbar sein, also den Stempel "good delivery" nicht erhalten. Fragen Sie einfach bei den weltmarktbeherrschenden Schweizer Schmelzen nach, was die in den vergangenen Jahren an Gold in Richtung Osten mit der neuen Shanghai-Qualifikation umgeschmolzen haben.
- 6. Ja und dann wurde eine eigene Öl-Future-Notiz geschaffen, die wiederum chinesische Eckwerte hat. Und diese Öl-Notiz hat es wörtlich in sich. China fordert und bietet an, dass Staaten, die mit China große Öl-Geschäfte tätigen, dies in ihrer Währung Yuan tun. Und damit der Yuan nun nicht als Stiefkind angesehen werden und gegen den hoheitsvollen Ruf des Dollars ankämpfen muss, wurde die Erfüllung der Ölgeschäfte sowohl in Yuan als auch in physischem Gold angeboten. Wer würde solch ein solides Angebot ablehnen?
Und so kann man in Ruhe verfolgen, welche Staaten und in welchem Umfange diese Staaten mit dem größten Ölimporteuer der Welt Geschäfte machen und welche Währung sie akzeptieren. Und wer den Yuan nicht will und auf dem alten Petrodollar als Erfüllungsgehilfe besteht, wird seine Exportchancen schädigen. Fragen Sie einmal Saudi-Arabien, warum seine China-Öl-Exporte stagnieren. Sie wollen also kein Gold, sondern lieber das grüne "Scheingeld". Andere sind da klüger. Die Folgen sind klar, immer weniger Dollars werden für den Welthandel gebraucht. Und was geschieht, wenn es von etwas im Handel zu viel gibt? Klar, der Preis für diese Einheit sinkt. - 7. Nun bleibt ja noch das Risiko der chinesischen Wertpapierbestände und sonstige Forderungen in US-$. China kauft weltweit Rohstoffe, Hafenanlagen, Infrastrukturprojekte und bezahlt mit diesen Dollars. So langsam wandelt sich die Währungsreserve der Chinesen um in wahre und strategisch wichtige Substanz. Hier in Panama haben sie schon innerhalb von 18 Monaten ca. 5,5 Mrd. $ untergebracht und wollen jedes Jahr mindestens 4 Mrd. $ in Infrastruktur und in Rohstoffen investieren.
- 8. Und was ist mit den US-Staatsanleihen? Die Antwort ist schnell gegeben: Dank der genialen Erfindung von negativen Zinsen (mir als altem Bankkaufmann streben sich die letzten noch vorhandenen Federn) werden ja die "hoch" verzinsten US-Staatsanleihen zu Kursen zu liquidieren sein, die für mich vor Jahrzenten noch utopisch klangen. Eine Staatsanleihe mit einem Börsenkurs von 142 % (verglichen mit ihrem Nennwert zu 100%) ist doch das Geschenk des Himmels und Kursverluste muss man bei diesen Kursen wirklich nicht fürchten. Und dann das Kapital zusammen mit den realisierten Kursgewinnen in richtige Substanz umwandeln, das spielt doch denn Herren aus Peking in die Hände.
Somit schließt sich der Kreis. Der Hegemon wird - wie von Termiten zerfressen - in sich zusammenfallen. Er hat den Turbo bereits gezündet und wenn man in den USA die Schuldenobergrenze ganz aufhebt (das gibt Sinn, denn bisher wurde sie ja immer nach einigen Hin und Her erhöht, hatte also außer Theaterdonner keine Wirkung), dann geht es vom leichten Abhang bald in den freien Fall. Das lehren einen die physikalischen Gesetze. Und dann präsentiert China seine dann partiell goldgedeckte Währung als Problemlöser und alle anderen hängen am gescheiterten Hegemon wie ein Rettungsboot an der Titanic.
Dank sei unseren Politikern, die zugelassen haben, dass wir unsere Prinzipien so wie unsere Bundesbank aufgegeben und solchen "Fachleuten" wie Draghi und Lagarde das Spielfeld überlassen haben. Ich sehe schon, dass China auf dem Platz des himmlischen Friedens den Protagonisten, also den diversen FED-Präsidenten, dem Herrn Draghi und der Frau Lagarde zum Dank für ihre große Leistung Monumente widmet. Das mag meine pure Fantasie sein, aber das oben Geschilderte ist doch jetzt schon Realität. Leider haben noch zu wenig Verantwortliche das Problem nicht so richtig erkannt. Es wäre wirklich gut, wenn wirtschaftlich und finanziell geschulte Fachleute und nicht nur getreue Parteisoldaten in den Regierungsrängen säßen.
Diese Erkenntnis ist bittere Medizin, aber wohl unvermeidlich. Die Langfriststrategie aus dem Reich der Mitte wird gewinnen, wenn sich meine Gedanken als richtig erweisen. Sie können natürlich auch meine ausschweifende Fantasie im Zusammenhang mit meinem fortgeschrittenen Alter als senile Schwäche interpretieren. Aber denken Sie daran, Fakten sind Fakten und Einstein´s Aussage "es ist Wahnsinn, immer wieder das Gleiche zu machen und dann andere Ergebnisse zu erhoffen ..." ist so sicher wie der Pythagoras-Satz für uns Ungebildete.
Vielleicht stellen Sie mir nach dieser - nennen wir es einmal - persönlichen Analyse die Frage, „was haben Sie denn gemacht, um die Interessen ihrer Familie zu sichern?“
Die Antworten werden Sie nicht überraschen:
- 1. Wir haben Deutschland verlassen, als für uns feststand, dass die BRD das große europäische Opfer werden wird. Genau gesagt, als der Forderungssaldo der Bundesbank für die unverzinsten und durch nicht gesicherten und dazu noch ohne Laufzeitbegrenzung an die EU-Notenbanken ausgereichten Kredite die 600 Milliarden €-Grenze überschritten hatte, war mir klar, dass dieses EU-Konzept nur ein Ende haben kann und dies wird uns vor allen anderen richtig treffen. Das wollte ich mir gern aus der Entfernung ansehen. Merken Sie sich das Stichwort: TARGET-2-Verfahren. Das wird Sie noch erheblich beschäftigen.
- 2. Die Familie hat sich einen neuen Lebensmittelpunkt gewählt, solange dies noch geht, denn die Empfängerländer wollen sich ja normalerweise die Einreisenden aussuchen und wir konnten die Behörden davon überzeugen, dass man mit uns einen Zugewinn erzielen kann.
- 3. Da der IWF, der Interessenstatthalter der USA, schon damals von negativen Zinsen faselte, war uns klar, dass so etwas Ungewöhnliches kommen muss, um die nächste Stufe des Verfalls einzuleiten. Auch wenn das Frisches-Geld-Drucken bislang keine Inflation ausgelöst hat - natürlich ausgenommen bei den Anlagemedien der Vermögenden, also Aktien, Anleihen, Antiquitäten, Edelmetalle, Immobilien etc. - dann garantieren negative Zinsen zwei Folgen (a) die Sparer werden geschröpft wie bei den beiden Felsen Skylla und Charybdis und (b) die reale meist statistisch verschönerte Inflation holt sich dann den Rest. Und die Schuldner lachen sich ins Fäustchen. So können sich die Staaten ohne Steuerhöhungen am Vermögen ihrer Bürger gütlich halten.
- 4. Wir kauften und kaufen in strategisch aussichtsreichen Lagen Agrarland und überließen die Nutzung den Verkäufern. Uns ging es um das Eigentum an Substanz, nicht um Zinsen und Zinseszinsen.
- 5. Und fürs Überleben der "Game-Over-Periode" natürlich physisches Gold und Silber am Besten in Münzen, denn mit denen kann man immer zahlen, wenn es einem nicht der Staat holt. Und wenn das bedruckte Papier keinen anderen Wert als den Heizwert hat, kann man mit dem Metallwert zahlen. Und bei der Frage der Aufbewahrung kann dann die Fantasie jedes Einzelnen wirksam werden, um das Risiko des ungewollten Zugriffs zu vermindern.
- 6. Merken Sie ferner vorsorglich die Begriffe Energiewende, CP2-Reduktion, Stromausfälle und Wassermangel. Ich werde Sie bei geeigneter Zeit daran erinnern.
Wenn Sie mein Kommentar aus dem Oktober 2004 interessiert oder auch meine oben beschriebenen Lösungsansätze, hier ist meine E-Mail-Anschrift: wthlz2@gmx.de. Ich freue mich auf Ihre Fragen.
© Dr. Dietmar Siebholz