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Die Fed belügt uns - "Im Ernstfall muss man Lügen"

23.10.2019  |  Chris Martenson

Die kürzlichen Statements der Federal Reserve und der anderen großen Weltzentralbanken (EZB, BoJ, BoE und PBoC) sind alarmierend, da ihre Handlungen ganz und gar nicht mit dem alignieren, was sie uns erzählen.

Ihre Worten sollen uns beschwichtigen, "alles sei in Ordnung" und dass sich die Weltwirtschaft gut entwickeln würde. Doch ihr Verhalten spiegelt verzweifelte Besorgnis wider.

Ehrlich gesagt: Wir werden angelogen.

Hier ein typisches Beispiel: Am 4. Oktober behauptete der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, öffentlich, dass sich die US-Wirtschaft an "einer guten Position" befinden würde. Doch irgendwie pumpt die Fed plötzlich zusätzliche 60 Milliarden Dollar im Monat in das System, um die Dinge am Laufen zu halten - trotz der Tatsache, dass sich bereits 1,5 Billionen Dollar Reserven im US-Bankensystem befinden.

Spiegeln derartig drastische und dringende Maßnahmen eine Wirtschaft wider, die sich "an einer guten Position" befindet?


Die Rettung durch die Fed war niemals real

Erinnern Sie sich, dass die US-amerikanische Federal Reserve ihr Programm zur quantitativen Lockerung (d.h. Gelddruckerei) vor einigen Jahren nach einem ganzen Jahrzehnt der "Notfallstimuli" beendet hat.

Mission ausgeführt, so wurde deklariert. Wir haben das System gerettet.

Doch das Ende von QE war bedeutungslos. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) übernahm sofort die Pflicht der Fed und begann aggressiv damit, ihre eigene Bilanz zu erhöhen - was dazu führte, dass der weltweite Pool neuen Geldes weiter wuchs.

Lassen Sie uns einen Blick auf die Daten werfen. Zuerst betrachten wir, wie die Fed tatsächlich aufhörte, ihre Bilanz 2014 zu erhöhen:

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Und wir können noch andere wichtige Informationen aus dem Chart entnehmen.

Wir können klar sehen, wie die Fed 2008 mehr Geld in nur wenigen Wochen druckte, als in den 100 Jahren vorheriger Operationen.

Der flachen Stellen der Kurve in diesem Chart stellen die Instanzen dar, in denen die Fed ihre Druckerei pausierte. Und bei jedem dieser Plateaus hörten die Aktienmärkte auf zu steigen und drohten sogar zu sinken, ohne Rückenwind von Milliarden Dollar, die aus dem Nichts gedruckt werden.

Was tat die Fed als Reaktion also? Sie setzte ihre Gelddruckerei fort.

Der obige Chart ist tatsächlich ein Mahnmal des Scheiterns. Die anfänglich gedruckten Billionen Dollar lösten gar nichts, also wurden noch mehr Billionen Dollar gedruckt.

Man probierte es mit allen Tricks. QE. Operation Twist. Seelenmassage durch Bernanke, Yellen und nun Powell. Mehr Beschwichtigungen und Twitter-Posts vom Präsidenten und seiner Regierung. Und nun, neue Zinssenkungen und eine Wiederaufnahme der QE (doch nennen Sie es nicht so!) durch die Fed.

Kollektiv haben diese Bemühungen die Aktien und die Anleihen über das letzte Jahrzehnt nach oben getrieben - was die Absicht war. Doch je höher sie steigen (und somit von ihren zugrundeliegenden Bewertungsgrundlagen verzerrt sind), desto mehr scheint sich die Fed vor einer Korrektur zu fürchten.

Betrachten wir nun, was passierte, nachdem die Fed den Stab der Gelddruckerei an die EZB weitergereicht hat.

Wir können im unteren Chart klar sehen, dass die EZB direkt einstieg und die Dinge bis dieses Jahr weiterführte, nachdem die Fed ihre Druckerei 2014 stoppte:



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Während der Jahre der EZB-Druckerei (und der Druckerei anderer Weltzentralbanken) stiegen Aktien und Anleihen weiterhin höher. Zumindest bis die EZB ihre Bemühungen Ende 2018 verlangsamte, als die Federal Reserve ihren Leitzins erhöhte.

Sehen Sie, 2019 sollte das Jahr sein, in dem die wichtigsten Zentralbanken damit beginnen sollten, ihre massiven Bilanzen ernsthaft zu reduzieren, und damit beginnen, die massiven Marktverzerrungen ungeschehen zu machen, die ihre vorherigen Handlungen verursacht hatten.

Und was ist Ende 2018 passiert? Die Märkte überrollten schnell und heftig.

Panisch hetzten die Zentralbanken zurück, um das System "zu retten." Und dabei zeigen sie, dass sie die Billionen Dollar, die aus dem Nichts heraus gedruckt wurden, wahrscheinlich niemals "reduziert" werden.

Werfen wir noch einen Blick auf die Fed-Bilanz:

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Wir können erkennen, dass die Fed den langsamen Prozess begann, einen Teil der Liquidität, die es über das letzte Jahrzehnt ins System eingeführt hat, zu entfernen - beginnend 2017.

Man kam jedoch nicht weit.

Aufgrund von Sorgen über Rezessionsanzeichen und schwankende Aktienkurse (noch immer innerhalb der Prozentsätze ihrer Rekordhochs) haben die kürzlichen Handlungen der Fed 5 Monate der "Straffung" in nur fünf Wochen der Panik zunichtegemacht hat.

Es ist extrem besorgniserregend, dass der Aktienmarkt sich aktuell alleinig auf das Zentralbankenwesen fokussiert. Der Aktienmarkt ist ein sehr schlechtes Instrument, um irgendetwas anzuleiten (mit Ausnahme des Wachstums des scheinbaren Reichtums der Ultra-Reichen - dabei ist er sehr gut).

Erinnern Sie sich. Die Fed hörte mit der Druckerei auf und begann, die Zinsen zu erhöhen, um etwas Raum zu schaffen, die nächste Rezession zu handhaben, wenn diese unausweichlich eintritt.

Doch das war niemals der Fall.



Die letzte Zinserhöhung fand im Januar statt und die Fed ist nun dabei, die Zinsen wieder zu senken. Da sich der Leitzins bei mageren 2% befindet und wahrscheinlich noch tiefer ausfallen wird, besitzt die Fed praktisch keinerlei Raum:

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"Im Ernstfall muss man lügen."

Das obige Zitat stammt von Claude Junker der EU-Technokratie, als er (2014) erklärte, warum er glaube, Lügen seien notwendig in finanziellen Notfällen.

Kommen wir zurück zur letzten Woche. Als Jerome Powell zu erklären versuchte, warum die Fed plötzlich zurück im Geschäft sei, 60 Milliarden Dollar im Monat (aus dem Nichts) zu drucken, um mehr US-Staatsanleihen zu kaufen, so schien es eher, als hätte er sich an Junker orientiert.

Lügt er nun, weil es "der Ernstfall" ist?

"Ich möchte betonen, dass das Wachstum unserer Bilanz für Reservezwecke in keinster Weise mit dem Program zum Ankauf von Wertpapieren verwechselt werden sollte, das wir nach Finanzkrisen anwenden", erklärte er. "Weder die kürzlichen technischen Probleme noch die Käufe der Staatsanleihen, die wir in Betracht ziehen zu lösen, sollten die Haltung der Geldpolitik in irgendeiner Weise beeinflussen."

"In keinster Weise ist dies QE", so Powell in einer moderierten Diskussion nach seiner Rede.


(Quelle: Bloomberg)

Keine QE?

Nun, was ist mit der Tatsache, dass die Fed 60 Milliarden Dollar neuen Geldes jeden Monat erschafft und diese ins Bankensystem fließen lässt?

Und was ist mit der Tatsache, dass diese neue Geldmenge die finanziellen Umstände lockert und die Fed-Bilanz erneut wachsen lässt?

Meinen Sie, dass dies - mit Ausnahme dieser Ähnlichkeiten - definitiv kein QE ist, Jerome?

Selbst die Wall Street stimmt mir zu:

"Ich denke, dass es vernachlässigbar ist, wie der Fed-Vorsitzende es nennt", so Yousef Abbasi, Marktstratege bei INTL FCStone, an MarketWatch. "Aus der Diskussion ist zu schließen, dass dies exakt das ist, was einst als QE bezeichnet wurde. Sie würden Wertpapiere kaufen und Liquidität erhöhen und das ist Lockerung. Wie auch immer man es bezeichnen möchte, es unterstützt letztlich die Aktien", meinte er.

Mike O'Rourke, führender Marktstratege bei Jones Trading, meinte in einem Interview, dass die Bilanzerweiterung vielleicht anders sein könne, da es den Kauf kurzfristiger Regierungsschulden umfasst, anstatt langfristiger Schulden. Doch dass die Wirkung sei, es den Privatbanken zu erlauben, größere Bilanzen aufrechtzuerhalten und mehr Risiken auf sich zu nehmen. "Das ist QE sehr ähnlich," sagte er.


(Quelle: MarketWatch)

Ja, das ist "QE sehr ähnlich." Unmerklich.

Weiterhin ist zu beachten, dass die Entscheidung, das QE-Programm plötzlich erneut zu starten, in der Mitte des Zyklus getroffen wurde, also zwischen den Treffen des FOMC. Das ist ein guter Indikator dafür, dass die Dinge "ernst" sind, da die Fed typischerweise nicht so erscheint, als habe man sie auf dem falschen Fuß erwischt.

Aus meiner Perspektive gibt es etwas Großes und Besorgniserregendes in der Wirtschaft. Die Fed schiebt im Geheimen Panik und lügt uns an.




Die Dinge sind nun "ernst"

Im Spätjahr 2019 beginnen nun Federal Reserve und EZB beide damit, erneut zu lockern - oder zurück zur "betrügerischen Gelddruckerei" zu kehren, wie ich es vorzugsweise bezeichne.

Vielleicht ist eine Definition angebracht. Ein Betrug soll in die Irre führen, während einer oder mehreren Parteien etwas von Wert genommen wird.

Wenn Geld gedruckt wird, meinen die Zentralbanken, dass sie dies tun würden, um die Wirtschaft, Arbeitsplätze und das Finanzsystem zu schützen.

Doch letztlich ist es so, dass Reichtum wie ein rasender Fluss zu einigen wenigen Einzelpersonen und Unternehmen fließt.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass Zentralbanken keinen Wohlstand drucken können. Alles, was sie als Umverteilungsorganisationen tun können, ist die Kaufkraft von einer Seite zu entfernen und sie einer anderen zuzuweisen.

Die wichtige Frage, die man sich also nun stellen sollte, lautet: Wer gewinnt und wer verliert?

Nun, hier in den USA wissen wir bereits, dass die Gewinner die oberen 0,1% sind. Den nächsten 0,9% geht es ebenfalls recht gut. Doch wenn wir unter die oberen 10% blicken, dann gibt es fast keine "Gewinner" mehr.

Ergo: die unteren ~90% von uns sind die Verlierer:

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Das bringt mich enorm zur Weißglut. Es ist so ein offensichtlicher Betrug, der enthüllt werden kann, doch irgendwie sind die US-Medien dieser Aufgabe überhaupt nicht gewachsen.

Aus irgendeinem wahnsinnigen Grund ist es vollkommen normal für die Ultra-Reichen geworden, alles für sich selbst zu behalten und der heutigen Unterschicht oder den zukünftigen Generationen so gut wie nichts übrigzulassen.

Wann ist ein derartiger Geiz normal geworden? Wie kann das für irgendjemanden akzeptabel sein?

Wir können immer mehr beobachten, wie das für Leute nicht in Ordnung ist. Die Gelbwestenproteste in Frankreich, die Aufstände in Ecuador und Hongkong, die Klimaproteste, die Extinction Rebellion - all dies sind Formen der Ablehnung des zerstörerischen, blinden Geizes.

Dies sind ebenfalls voraussagende Zeichen dafür, dass unsere gesellschaftlichen und politischen Systeme extrem belastet werden. Wenn die Menschen endlich Hoffnung verlieren, dann stellen sie sich gegen ihre "Führung" und rebellieren.

In anderen Worte: Es wird nun ernst.

Die Zentralbanken hätten nun realisieren sollen, dass ihre Bemühungen, die Assetpreise andauernd anzukurbeln, die grundlegende Sozialkontrakte erodieren, auf denen unsere gesellschaftliche Stabilität und der relative politische Frieden beruhen.

Doch wenn das der Fall ist, dann haben sie das bisher nicht gezeigt. Stattdessen wird weiterhin vorgegaukelt, man befände sich "in einer guten Position."

Das Kernproblem, dem sich die Fed und die anderen Zentralbanken gegenüberstehen, ist die Tatsache, dass die Realität verzögert, jedoch nicht ignoriert werden kann.

Der Druck der Instabilität nimmt exponentiell zu, je mehr Zentralplaner versuchen, sie einzudämmen und (wortwörtlich) mit Papier zu plakatieren.

Es ist nicht länger das Problem, die Aktienpreise attraktiv hoch zu halten. Es geht um die Verstärkung der sozialen Ungleichheit, der Verleugnung des Kapitalismus und der Globalisierung, die wachsenden geopolitischen Spaltungen, Ressourcenknappheit und der Verlust von Freiheit, Gesundheit und Glück. Die extrahierende Politik der Zentralplaner manifestiert sich nun in all diesen Üblen.

Wie lange kann das System noch davon abgehalten werden, außerhalb deren Kontrolle zu explodieren?


© Chris Martenson
Peak Prosperity



Der Artikel wurde am 18. Oktober 2019 auf www.PeakProsperity.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.