Weltweite Verwirrungen um ETF´s
15.03.2020 | Hannes Huster
Am Freitag habe ich auf die massiven Einbrüche beim GDX-Junior ETF hingewiesen. Diese Bewegungen sorgen derzeit in der weltweiten Anlegergemeinde für weitere Spekulationen.
Freitag fiel der große Bruder des ETF´s, der GDX, einer ähnlichen Bewegung zum Opfer, wie der GDXJ einen Tag zuvor. Der GDX wurde Freitag in der letzten Handelsstunde stetig nach unten gehandelt und dies bei kontinuierlich steigendem Handelsvolumen. In den letzten 10 Handelsminuten (!) rutschte der GDX von 19 USD auf 16,50 USD nach unten. Plötzlich riesige Umsätze und am Ende ein Sprung von 16,50 USD auf 19 USD in 4 Handelsminuten:
Auch beim GDXJ war ein ähnliches Handelsmuster erkennbar:
Der Preis wurde von über 25 USD innerhalb einer Dreiviertelstunde auf 19,50 USD gepresst, um dann in den letzten vier Handelsminuten von 19,50 USD auf 22,17 USD zu steigen. Was dort los ist, weiß aktuell niemand. Ich habe mit diversen Leuten gesprochen und auf sehr gut informierte Marktteilnehmer, können sich diese Bewegungen nicht erklären. Seit zwei Handelstagen werden die beiden ETF´s deutlich unter ihren eigentlichen Netto-Inventar-Werten gehandelt.
So lag der NAV beim GDX Freitag bei 20,49 USD, doch der ETF ging bei 19 USD aus dem Handel:
Beim GDXJ (US-Version, siehe Update von Freitagabend zur Erklärung) lag der NAV Freitag bei 25,74 USD, doch der Preis bei 22,17 USD. Ein Abschlag von fast 14% auf den Wert der gehaltenen Aktien:
Der Netto-Inventarwert des vorgestellten ETFs (A12CCM) lag Freitag bei 22,24 USD:
Es ist nicht klar, was bei den beiden weltgrößten ETF´s seit einigen Tagen gespielt wird. Avi Gilburt, einer der angesehensten Elliot-Wave-Strategen kommentierte wie folgt:
"That move down in GDX seems incredibly manufactured. You have never heard me say that about anything. But, when the underlying stocks do not break below those levels that GDX broke, then something is VERY wrong. The fact that it came back to the 19 region right away suggests that something is wrong under the hood of the GDX product."
Übersetzung: Dieser Schritt nach unten im GDX scheint unglaublich konstruiert zu sein. Sie haben mich das noch nie sagen hören. Aber wenn die zugrunde liegenden Aktien nicht unter die Niveaus sinken, die der GDX durchbrochen hat, dann stimmt etwas ganz und gar nicht. Die Tatsache, dass es sofort wieder in die 19er-Region zurückkam, lässt vermuten, dass unter der Haube des GDX-Produkts etwas nicht stimmt.
Es sieht also entweder so aus, als würde hier jemand versuchen, die Preise zu manipulieren (1) oder es gibt Probleme innerhalb der ETF´s (2). Im GDX sind aktuell 8,9 Milliarden USD, im GDXJ 3,1 Milliarden USD.
Es handelt sich also nicht um kleine oder unseriöse ETF´s sondern um die beiden weltweit führenden ETF´s für Goldaktien.
Wie gesagt, niemand den ich kenne und auch niemand in den sozialen Medien oder anderen Trading-Plattformen kann sich diese Bewegung erklären. Dazu passen auch die Bewegungen einiger Goldaktien nicht. So zogen gestern zum Schluss viele der vorher gebeutelten Titel wieder nach oben. Nachfolgend, zur besseren Visualisierung, sehen Sie die Top 10 Holdings im GDX ETF:
Nun zeige ich ihnen den Chart-Verlauf des GDX in den vergangenen zwei Handelstagen und dazu die Verläufe der Top 3 Holdings:
Die schlechteste der 3 Top-Aktien hat in zwei Handelstagen weniger als 8% verloren. Die anderen beiden zwischen 2% und 5%. Dagegen im krassen Gegensatz der GDX mit einem Verlust von bis zu 26% in der Spitze bzw. knapp 17% auf Schlusskursbasis.
Eine (meine) Vermutung
Ich habe eine Vermutung, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Ob das richtig oder falsch ist, weiß ich nicht, doch es spricht aus meiner Sicht Einiges dafür.
In den USA gibt es gehebelte Varianten auf die beiden ETFs von DIREXION. Dies Konstrukte sind aus meiner Sicht toxisch und ich rate dringend davon ab, diese Papier anzufassen.
Der JNUG (USA: JNUG) ist zum Beispiel ein Instrument, das mit einem Hebel von 3 auf den GDXJ-ETF gehandelt wird. Das heißt, steigt der GDXJ um 5%, steigt dieses Instrument um 15%. Fällt der GDXJ aber wie zuletzt um 10% oder 20% am Tag, dann verliert dieses Instrument 30% bzw. 60%.
Täglich werden in dieser Gattung Millionen von Stücke gehandelt. Doch diese Art von gehebelten Produkten funktioniert nur in einem Aufwärtstrend (bzw. für die Short-Produkte in eine Abwärtstrend). Sobald die Trends brechen, die Volatilität massiv anzieht und die Tageschwankungen außer Kontrolle geraten, sind diese Instrumente dem Tode geweiht. Schon mehrfach wurden diese Instrumente daher in der Vergangenheit zurückgerollt.
Sie sehen nachfolgend den JNUG-Chart seit Auflage. Dieser wurde in der Geschichte schon mehrfach zurückgerollt, was man nur im langen Chart erkennt. Beachten Sie die Skala rechts:
Chart JNUG 12 Monate:
Oben sehen Sie diesen JNUG (12 Monate). Er stieg von rund 30 USD auf über 100 USD mit der Aufwärtsbewegung beim GDXJ. Rechts sehen wir aber, was in den vergangenen Tagen passiert ist. Das Papier verlor von über 100 USD (!) auf unter 6 USD (!) über 94% des Wertes. Jeder Anleger, der seit Jahresbeginn dieses Instrument gekauft hat, hat somit so gut wie sicher einen Totalverlust im Depot.
Es könnte also sein, so meine Vermutung, dass sich hier große Spekulanten verbündet haben, um dieses Instrument erneut komplett in den Boden zu stampfen. Denn es gibt auch einen Gegenspieler zum JNUG, den JDST.
Das ist die Short-Variante von DIREXION.
Fällt der GDXJ um 10%, steigt der JDST um 30%. Der JDST notiert im Februar bei unter 9 USD und stieg in den vergangenen zwei (verrückten) Handelstagen auf bis zu 40 USD an:
Zu beachten ist das Handelsvolumen. Es werden hier tagtäglich mehr als 10 Millionen Stücke umgesetzt. Doch auch hier zur Abschreckung der langfristige Chart dieses Teufelswerks. Beachten Sie die Skala!!!
Beide gehebelten Produkte lassen sich über die Manipulation der zugrundeliegenden ETFs entsprechend beeinflussen. Schafft man es also, den GDXJ innerhalb von zwei oder drei Handelstagen nach unten zu pressen (auch unter den NAV), dann könnte man auf der anderen Seite mit den Auswirkungen auf den JNUG und den JDST Gewinne in exorbitanter Höher erzielen.
Fazit und abschließende Worte
Was wir am Donnerstag und Freitag bei den beiden weltgrößten Goldaktien-ETFs gesehen haben, hat mit normal funktionierenden Märkten nichts mehr zu tun.
Es handelt sich um milliardenschwere ETF´s, die nichts anderes tun, als Goldaktien zu halten. Wäre eine NEWMONT, eine BARRICK oder eine FRANCO NEVADA um 30% in zwei Tagen eingebrochen, könnte man die Bewegungen noch begründen. Doch das war nicht der Fall.
Daher gibt es nur zwei Schlussfolgerungen. Die Erste ist, dass es massive manipulative Eingriffe gab, um entweder das Vertrauen in die ETFs zu erschüttern oder aber, um die gehebelten Varianten zu zerstören, um so Milliarden zu verdienen. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte dieser gehebelten Produkte, dass diese aufgrund des Hebel-Effektes total zerstört werden. Die Anbieter legen sie dann später einfach wieder in einem bestimmten Verhältnis zusammen und das Spiel beginnt von Neuem.
Die zweite Möglichkeit wäre, dass etwas bei VAN ECK nicht stimmt. Hierfür gibt es aber keine Anzeichen. Auch 2008/2009 gab es keinerlei Ausschläge oder Schieflagen im Ausmaß, wie jüngst.
Meine Gedanken
Abschließend möchte ich noch ein paar persönliche Worte loswerden. Wir haben in den vergangenen 14 Tagen einen Indexeinbruch bei den Standardaktienmärkten gesehen, den es in dieser Schnelligkeit und Heftigkeit noch nie in der Geschichte der Aktienmärkte gegeben hat. Selbst 1929 fiel der Index nicht so schnell und hart wie in 2020.
Es gibt hierfür kein Handbuch oder keinen "besten Weg". Jeder der Ihnen das erzählt, belügt Sie einfach.
Ich gebe alles dafür, Sie zu informieren, uns die besten Informationen zu besorgen und die Sachlage klar zu analysieren. Dass es die Goldaktien bei einem Goldpreis von über 1.500 USD derart in die Tiefe reißt, habe ich nicht gedacht.
Schrecklich und moralisch mehr als fragwürdig sehe ich das Verhalten der Crash-Propheten in den vergangenen Tagen und Wochen.
Wer jahrelang total falsch gelegen hat und nun plötzlich einmal in vielen Jahren Recht behält, hat aus meiner Sicht kein Ansehen verdient. Zudem bitte ich, den gesunden Menschenverstand trotz aller Panik nicht zu verlieren. Jeder, der sich den totalen Untergang der Wirtschaft und des Systems wünscht und die Situation jetzt feiert, weiß nicht, was er da tut.
Sollte wirklich alles zusammenbrechen, was aus meiner Sicht fern der Realität ist, dann werden diese Menschen auch kein schönes Leben mehr haben.
Wer in aller Welt wünscht sich, dass man im Supermarkt nichts mehr zu essen kaufen kann, das soziale Leben komplett beendet wird und die Weltwirtschaft zusammenbricht, ebenso wie das Finanzsystem?? Wer leere Supermarktregale bevorzugt, sich nur noch mit einem Keller voller Waffen wohlfühlt, in einem Land leben will, in dem 70% keine Arbeit mehr haben und eine Währung haben will, die jedes Jahr 90% an Kaufkraft verliert, der kann gerne jetzt schon nach Venezuela oder Simbabwe auswandern.
Für mich wäre dies keine Welt, in der ich leben möchte, da hilft mir auch mein Gold nichts mehr.
© Hannes Huster
Quelle: Auszug aus dem Börsenbrief "Der Goldreport"
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