Torgny Persson: QE-Wahnsinn, Helikoptergeld & Hyperinflation
14.05.2020 | Presse anonym
QE-COVID
In den letzten zwei Monaten haben Zentralbanken und Regierungen auf der Welt eine Reihe an geldpolitischen und fiskalpolitischen Interventionen an Märkten und in Wirtschaften durchgeführt, die ein präzedenzloses Ausmaß angenommen haben und fast einer Zerstörung unseres derzeitigen Finanzsystems gleichkommen.
Während die weltweite Ausbreitung von COVID-19 den Auslöser und den Kontext für ausgemachte quantitative Lockerung, Gelddruckerei, Assetkäufe und wirtschaftliche Bailouts bot, so lässt das derzeitige Eingreifen an den freien Märkten die vorherigen Interventionen der Zentralbanken und Regierungen eher nichtig erscheinen.
Die Märkte sind nun offiziell zerbrochen. In einigen Fällen sind die US-amerikanische Federal Reserve und die Europäische Zentralbank zu den Märkten geworden; und ihre Handlungen lassen die Bailouts von 2008 und 1998 wie einen Spaziergang wirken.
Von quantitativer Lockerung bis hin zu Nullzinsen und darüber hinaus, von Helikoptergeld bis hin zu wirtschaftsweiten Bailouts, das kombinierte geld- sowie fiskalpolitische Eingreifen an den Märkten und in den Wirtschaften in den letzten Wochen hat alles verzerrt; von den Marktpreisen, bis hin zu Risikopräferenzen und den Zeitwert des Geldes, während Konzepte wie freier Markthandel und freie Unternehmen zerstört wurden.
All dies in einem Umfeld stillgelegter Wirtschaften, minimaler Wirtschaftsaktivität, großer Arbeitsplatzverluste, rückläufiger Steuereinnahmen und wirtschaftlicher Stagnation sowie der Bedrohung einer präzedenzlosen weltweiten Rezession, die zu einer Depression werden wird, sollte sie länger anhalten.
Auf der geldpolitischen Seite verlängert die erneuerte und grenzenlose quantitative Lockerung - mit all dem Zentralbankgeld, das aus dem Nichts erschaffen wird, um Finanzassets aller Risikokategorien zu erwerben - in Kombination mit Zinsverzerrungen die Assetblasen, die von den Zentralbanken selbst erschaffen wurden, während zeitgleich die Geldmenge explosionsartig steigt. Das führt wiederum zur Zerstörung des Währungswertes und - schlimmer noch - bereitet die Bühne für die reale Möglichkeit einer Hyperinflation.
Auf der fiskalpolitischen Seite erschaffen staatliche Anreizpakete über weite Teile der wirtschaftlichen Sektoren nicht nur eine zukünftige Abhängigkeit von Einkommensunterstützung und einen Kontext für die Einführung direkter Transfers an Einzelpersonen, sondern belasten zudem dieselbe Arbeiterschaft mit zukünftigen Steuerlasten und noch mehr Schulden.
Helikopterabwürfe
In diesem Szenario kommt das Helikoptergeld - ähnlich einem Helikopter, von dem aus eine Person Geld direkt in die Menge wirft - ins Spiel. Das Helikoptergeld stellt essentiell direkte Methoden dar, die Verbrauchernachfrage durch Verteilung von Währungseinheiten anzukurbeln, indem diese direkt auf die Bankkonten der Personen überwiesen werden. Wie quantitative Lockerung ebnet dies den Weg für eine Zerstörung der Währung und kann der Auslöser für eine Hyperinflation sein.
Wichtiger noch ist die Tatsache, dass die schiere Flut offizieller Interventionen an geldpolitischer und fiskalpolitischer Front über die Märkte und Wirtschaften hinweg nun das größte moralische Problem erschafft, das die Welt jemals gesehen hat. Dabei werden Investoren und wirtschaftliche Akteure auf Erwartungen konditioniert, dass Zentralbanken und Regierungen immer zur Rettung eilen werden, indem Assetpreise angehoben und gesamte Sektoren gerettet werden.
Während das Ausmaß dessen, was derzeit geschieht, beängstigend und schwierig im Blick zu behalten ist, so deutet eine ungefähre Schätzung an, dass die Gesamtgröße der Interventionen von nur einigen der geld- und fiskalpolitischen Führungskräften der Welt bereits mehr als 10 Billionen Dollar oder mehr beträgt. Um zu sehen, wie gefährlich diese QE werden kann, ist ein Blick auf USA und Europa sehr lehrreich.
Eine Quantifizierung der QE - USA: Was auch immer nötig ist
Nachdem die Zinsen mithilfe zweiter Notfallentscheidungen im März auf null gesenkt wurden, kündigte die Federal Reserve am 15. März an, dass man über die kommenden Monate QE erhöhen würde, indem man Staatsanleihen im Wert von mindestens 500 Milliarden Dollar und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere im Wert von 200 Milliarden Dollar erwerben würde.
Das sind 700 Milliarden Dollar Fed-Schulden, die von Banken und Finanzministerium über eine weite Bandbreite an Risikokategorien erworben werden. Zeitgleich begann die Fed, das System mit Kredit zu überfluten, um die Liquidität anzukurbeln; dies umfasste 1 Billion Dollar an Rückkaufoperationen am Tag.
Als dies die Märkte nicht besänftigte, ging die Fed "All-In" und kündigte den Beginn einer unbegrenzten QE mit unbegrenzter Menge an, um eine Vielzahl an Schulden aller Risikoklassen zu erwerben. Die Fed etablierte zudem Verbindungen mit einer Vielzahl anderer wichtiger Zentralbanken der Welt und stellte diesen Dollarfinanzierung im Austausch gegen US-Staatsanleihen zur Verfügung. Das erhöhte die Geldmenge in US-Dollar auf der ganzen Welt.
Am 9. April war die Fed wieder zurück und kündigte weitere QE über 2,3 Billionen Dollar an, in Form von Schuldenkäufen über 600 Milliarden Dollar sowie Käufen von Kommunalobligationen über 500 Milliarden Dollar und 850 Milliarden Dollar in Kreditfazilitäten von US-Unternehmen und durch Vermögenswert gedeckte Vehikel. Es scheint somit keine Grenzen zu geben, wie weit die Fed gewillt ist, zu gehen, um die Preise oben zu halten, die Wall Street Banken und Hedgefonds zu retten und die Finanzmärkte zu zerstören.
Es ist nicht überraschend, dass man diese unbegrenzte QE der Fed bereits über März und April hinweg in der Explosion der US-Geldmenge sehen konnte. Der Maßstab für die Geldmenge M2 ist aufgrund des neuen Geldes in die Höhe geschlossen. Das kann man im unteren Chart erkennen. Als genau beobachteter Indikator für die Bestimmung der zukünftigen Inflation spricht der Chart Bände.
Auf ähnliche Weise wirkt sich diese heftige QE auf das Fazit der Fed aus und zeigt die rapide Erhöhung der Fed-Bilanz, die von 4,17 Billionen Dollar Ende Februar auf aktuelle 6,4 Billionen Dollar gestiegen ist. Das sind unglaubliche 2,2 Billionen Dollar, die seit Anfang März hinzugekommen sind, oder 50% Erhöhung der Fed-Bilanz seit Ende Februar. 
Ende März verabschiedete die US-Regierung ein Rettungspaket über 2,2 Billionen Dollar, den CARES Act - eine Intervention, die so groß ist, dass sie 10% des US-amerikanischen BIPs ausmacht. Dieser CARES Act deckt alles von Schulden, großen und kleinen Unternehmen, die Rettung der US-Flugindustrie, Kredite an staatliche und lokale Regierungen und direkte Zahlungen an Einzelpersonen ab.
Die letzte Kategorie ist wortwörtlich "Helikoptergeld"; wobei jeder Steuerzahler in den USA eine Zahlung von 1.200 Dollar sowie zusätzlich 500 Dollar je Kind erhält. Die Transfers finden jeweils über Schecks und direkte Zahlung auf Bankkonten statt. Dieses Geld wird aus dem Nichts gedruckt und direkt an die Bevölkerung ausgegeben; und wichtiger noch, es erhöht die Geldmenge, während zeitgleich die Kaufkraft aller existierenden Währungseinheiten verwässert wird.
Eine Quantifizierung der QE: Europa - EZB
Nachdem sie ihren Refinanzierungszins Anfang März auf -0,75% gesenkt hat, kündigte die Europäische Zentralbank neue QE-Interventionen am 12. März im Form von Anleihekäufen über 120 Milliarden Euro an, um das bestehende Anleihekaufprogramm zu komplementieren. Am selben Tag kündigte die EZB an, dass man europäischen Banken mithilfe langfristiger Refinanzierungsoperationen billige Liquidität zur Verfügung stellen würde.
Am 18. März erhöhte die EZB die QE und kündigte ein enormes Notfallprogramm über 750 Milliarden Euro an; weitere QE, die auf den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen abzielte. Insgesamt sind das 870 Milliarden Euro geldpolitischer QE-Intervention seitens der EZB.
Auf fiskalpolitischer Seite führt Europa bisher mit dem größten Rettungspaket; das führt insgesamt zu massiven 3,2 Billionen Euro fiskalpolitischer Bailouts auf dem Kontinent. Dies umfasst Rettungspakete von individuellen europäischen Staaten wie Deutschland, Spanien und Frankreich, doch auch einen EU-weiten Bailout von 540 Milliarden Euro, dem die Europäische Union zustimmte.
Obwohl die Europäische Zentralbank behauptet, dass Helikoptergeld keine Option sei, würden Sie ihr tatsächlich glauben? In einem kürzlichen Brief an ein Mitglied des Europaparlaments geht Christine Lagarde der Frage aus dem Weg, ob Helikoptergeld fiskal- oder geldpolitischer Natur sei und erklärte nur, dass man es nie diskutiert habe. Doch um es in den bekannten Worten von Jean-Claude Juncker auszudrücken: "Wenn es ernst wird, muss man lügen."
Über die Fed und die EZB hinaus führen andere geldpolitische Behörden und Regierungen auf der Welt ebenfalls massive QE und Bailouts durch; von der Bank of Japan, der Bank of England bis hin zu den Chinesen und dem Internationalen Währungsfonds, von Australien bis Brasilien und Südkorea bis Singapur. Die Bank of England hat beispielsweise ihr eigenes QE-Programm über 645 Milliarden Pfund und finanziert die Ausgaben des britischen Finanzministeriums nun direkt; eine Form des Helikoptergeldes.
Währenddessen hat die Bank of Japan gerade bekanntgegeben, dass man nun unbegrenzte Anleihekäufe von Regierungs- und Unternehmensanleihen in Betracht ziehe. Wo man nur hinsieht, überall gibt es Beweise; es ist QE bis zur Unendlichkeit, der Kauf von Schulden aller Arten und aller Risikokategorien zu jedem Preis, was dabei zur Zerstörung des Finanzsystems führt und die Bühne für Hyperinflation bereitet.
Hyperinflation
In einem Interview aus dem Jahr 2010 versuchte der damalige Fed-Vorsitzende Ben Bernanke Sorgen um Gelddruckerei, QE und Marktintervention der Fed auszureden. Er meinte:
"Diese Angst vor Inflation ist viel zu übertrieben. Wir senken die Inflationsrate durch den Kauf von Staatsanleihen. Und indem wir die Inflationsrate senken, hoffen wir die Wirtschaft dazu stimulieren zu können, schneller zu wachsen. Der Trick ist hierbei, den richtigen Moment zu finden, diese Politik abzubrechen. Und das ist es, was wir tun werden."
Es gab kein echtes Abbrechen. Das war ein Trick und eine Ablenkung. Das ist derselbe Beranke, der erklärte, dass die Kreditvergabe der Fed nur elektronische Druckerei sei - eine Erschaffung von Geld aus dem Nichts - und damit die Geldmenge erhöhen würde.
Quantitative Lockerung, trotz des komplizierten Namens, ist ein einfacher Fall von einer massiven Erhöhung der Geldmenge. Helikoptergeld ist dies ebenfalls. Indem die Nachfrage in einem Szenario niedriger Produktion und engem Angebot mithilfe von Druckerpressen und dessen elektronischem Äquivalent künstlich erhöht wird, betreten mehr Fiatwährungseinheiten das existierende System. Das kann zu Produktknappheit, Horten und höheren Verbraucherpreisen, d.h. steigender Inflation führen.
Steigende Inflation führt wiederum zu niedriger Kaufkraft einer Papierwährung, dem Vertrauensverlust in diese Währung und zu höheren Ausgaben, um eine zunehmend wertlose Währung loszuwerden; und das führt wiederum zu noch höheren Preisen, Horten und Inflation. Und all dies in einem Umfeld wirtschaftlicher Stagnation und Rezession. Dies führt dann zu höheren Inflationserwartungen und letztlich Hyperinflation.
Hyperinflation ist essentiell eine rapide und steigende Inflation mit zeitgleich kollabierendem Währungswert. Und sie kann rapide in einem Umfeld auftreten, in dem häufige Preisanstiege bereits begonnen haben. In derartigen Szenarien wird nationales Geld wertlos und Edelmetalle und Reservewährungen zu Wertanlagen.
Doch was, wenn Hyperinflation große Volkswirtschaften wie USA und Europa und deren "starke" Währungen in Form von US-Dollar und Euro trifft? Im aktuellen Umfeld ausgemachter quantitativer Lockerung und aufsteigender Popularität von Helikoptergeld werden wir das wohl bald herausfinden.
In diesem möglichen Szenario wird Gold zu einem der wenigen, vertrauensvollen Assets werden, das als Wertanlage und Reichtumserhalt bestehen bleiben wird, wenn Papierwährungen einbrechen und zerstört werden. Physisches Gold hat sich in einer Welt, die dem Risiko einer Hyperinflation gegenübersteht, als Asset erster Wahl erwiesen.
© Torgny Persson
BullionStar
Dieser Artikel wurde am 03.05.2019 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.