"Zombifizierung" des Unternehmenssektors zu befürchten
22.01.2021 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
(a) Insolvenzen in den USA sind in 2020 auf ein 35-Jahrestief gefallen
Die Zahl der Insolvenzen in den USA ist im Jahr 2020 auf ein 35-Jahrestief gefallen. Der Grund: Die finanziellen Hilfen, die die US-Administration im Zuge der Lockdown-Krise ausgezahlt hat, verhinderte Pleiten auf breiter Front. Insgesamt beliefen sich die Insolvenzen der Privaten und Firmen auf 529.068 gegenüber noch etwa 800.000 in den Vorjahren. 
Quelle: Epiq.
Allerdings stiegen die Insolvenzen für größere Firmen ("Chapter 11) um 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7.128. Ganz ähnlich in Deutschland: Hier führte neben Unterstützungszahlen vor allem das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht ab März 2020 zu einem drastischen Fall der Insolvenzzahlen.
(b) Insolvenzen in Deutschland auf das Niveau von 2001 gesunken

Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa.
Die umfangreichen Eingriffe der Staaten, um Firmeninsolvenzen abzuwehren, führen zu großen Verzerrungen. Beispielsweise werden unprofitable Firmen, die eigentlich aus dem Markt ausscheiden müssten, künstlich über Wasser gehalten. Wenn die staatliche Unterstützung entzogen wird, werden die Verluste umso höher ausfallen, je länger die Insolvenz zeitlich hinausgezögert wurde.
Zudem kann für Politiker der Anreiz entstehen, eine vorübergehende Hilfe zu einer dauerhaften umzuwidmen - und es kommt dadurch gewissermaßen zu einer Verstaatlichung der Unternehmen durch die Hintertür.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH