Schlussfolgerung: Langfristige Zinssätze werden anziehen
18.08.2007 | Martin Goldberg
Der derzeitige Sell-Off am Markt wurde von einer Flucht in die Sicherheit der Wertpapiere begleitet. Aktien runter - Bonds hoch - in letzter Zeit ist dies offensichtlich täglich der Fall. Dennoch sollte man hierzu bemerken, dass, trotz des kurzfristigen Trends, der langfristige Trend bei den langfristigen Zinssätzen nicht mehr nach unten zeigt, sondern nach oben. Dennoch sind die Markterholungen im Bondmarkt (Zinssätze sinken) deutlich und überzeugend gewesen. Auf lange Sicht betrachtet, kann man zum dem Schluss kommen, dass die langfristigen Zinssätze steigen werden. Ein technischer Chart, der diese Ansicht unterstützt, ist unten abgebildet.
Die nach oben tendierenden Zinssätze der 1960er Jahre toppten schließlich im Jahr 1982. Hohe Inflationsraten begleiteten den langfristig steigenden Trend bei den Zinssätzen. Der lange Bullenmarkt bei den Aktien begann im Jahre 1982 und dies geht in der Regel mit dem Beginn eines Abwärtstrends bei den langfristigen Zinssätzen einher. Die Aktien hatten ihre Tiefphase als die Zinssätze toppten. Von 1982 bis vor kurzem gab es einen aktiven Abwärtstrend bei den langfristigen Zinssätzen; der Trend niedrigerer Zinssätze ist wahrscheinlich vorbei und langfristige Zinssätze sind wahrscheinlich in einem jungen, längerfristigen Aufwärtstrend begriffen.

Unten ist ein wöchentlicher Chart der US-Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit abgebildet - von 1990 bis heute. Die Tiefphase der Zinssätze Mitte 2003 folgte eine Reihe von höheren Höchstständen und höheren Tiefs, dies kann man auf der rechten Seite des Charts sehen. Trotz der derzeitigen Erholung des Bondmarkts, die durch die Flucht in die Sicherheit ausgelöst wurde, reichte es (bislang) jedoch nur zu einem Rückdrängen der Zinssätze zum 2-Jahre-Durchschnitt (104 Wochen). Diese "Flucht in die Sicherheit" erscheint nur als ein unwichtiger Tick auf der ganz rechten Seite des langfristigen Charts.

Ähnliches bei dem unten abgebildeten Chart zu den US-Wertpapieren mit 30-jähriger Laufzeit. Die im oberen Teil angedeutete Linie verbindet einfach nur die Hochs der Zinssätze und die untere Linie verbindet die wichtigen Tiefs. Es zeigt sich deutlich, dass sich die Hochs geglättet haben und die Tiefs nach oben tendieren. Schlussfolgerung: Der langfristige Trend der langfristigen Zinssätze zeigt nach oben. Was könnte diese Schlussfolgerung außer Kraft setzen? Ein entschiedener Einbruch des Aufwärtstrends der Tiefstände bei den Papieren mit 10-jähriger Laufzeit (siehe oberer Chart) oder ein entschiedener Einbruch der Trendlinie für die seit Mitte 2005 höher tendierenden Tiefstände (siehe unteren Chart).

Der Markt heute
Heute sieht es ganz so aus, als ob sich alles umkehren könnte, da die größten Indizes an der Linie enden. Das Volumen war beachtlich und der NASDAQ 100 zeigte ein Doji Candlestick. Er schloss bei einem Punkt des 200-Tage-Durchschnitts.

Hier ist der Candlestick-Chart für die kleineren S&P-Aktien - er zeigt einen bullischen Hammer.

Hier ist der Transportation-Index - wieder ein bullischer Hammer.

Hier ist der Schwellenland-ETF. Das ist der bullischste Hammer von allen.

Hier ist der Dow Industrial - wieder ein bullischer Hammer.

Was ist ein Hammer? Ein Hammer ist, wenn ein Markt oder eine Aktie in einer engen Spanne öffnet und schließt - nach einem Abwärtstrend. Es entsteht ein "Schweif" der anzeigt, dass tagsüber der Handel innerhalb einer niedrigeren Spanne stattfand. Je länger der Schweif ist, desto weiter (und niedriger) war die Handelspanne tagsüber. Ein hohes Volumen (wie man in den Dow Jones Industrials sehen kann) betätigt oft den bullischen Charakter eines Hammers. Der bullische Charakter des Hammers, so wie im Dow und im Schwellenland-ETF, müsste noch bestätigt werden. Im Fall des Dows hieße Bestätigung, dass er ein paar Ticks über dem 200-Tage-Durchschnitt stiege.
Das lese ich aus dem technischen Chart heraus. Und was passiert hinter den Kulissen? Stellen sie sich folgende Möglichkeit vor. Über das Wochenende, wurde der Öffentlichkeit eine große Dosis von "Die Notenbank bringt noch mehr Liquidität" gegeben. Ich habe selbst einen Anruf vom meinem Cousin (von Beruf Arzt) bekommen, der mir eben dies sagte. Zu Beginn der Woche, während die Öffentlichkeit auf die Rettung des Marktes (durch eben diese "zusätzliche Liquidität") wartet, setzt sich der Sell-Off am Markt fort. Das war der perfekte Ausgangspunkt für Panikverkäufe und aggressive (aber späte) Sprünge der Händler auf die Seite der Bären. Vielleicht hatte die Liquidität genau noch darauf gewartet, bevor sie schließlich ihren Weg in die Finanzmärkte fand (heute Nachmittag). Jetzt, da es dank der Liquidität ausreichend Kaufkraft gibt, werden die Panikverkäufer zu Panikkäufern mit Short-Absicherung, der Markt wird freier und steigt. Natürlich ist dies nur einen Theorie aber der tägliche Hammer verdient, aus kurzfristiger Handelsperspektive, Respekt.
Hier ist ein kurzer Blick auf den $HUI. Bei diesem Korrekturmuster kann zurzeit noch Zweifel angebracht sein. Es ist schon ein wenig entmutigend, dass die jüngsten Tiefs heute entschieden unterboten wurden. Das Oktober-Tief von 2006 wurde noch nicht unterboten und so lang die 270 nicht nach unten durchbrochen wird, handelt es sich immer noch um einen bullischen (aber schwierigen) Markt.

Hier ist die Monatsübersicht für Gold. Wie sie sehen können, zeigt sich langfristig ein ausgedehntes Konsolidierungsmuster.

In Bezug auf die langfristige Analyse des Bondmarkts hat sich nichts verändert. Eine Erholung am Aktienmarkt würde die Flucht in die Sicherheit beenden und in der Folge würden die Zinssätze - gemäß ihrem, seit Mitte 2003 bestehenden, Trend - steigen.
Letzte Woche habe ich eilig den Chart von Berkshire Hathaway angehangen. Jetzt werfen wir einen genaueren, aber zeitlich späteren Blick auf die Bewegung des Preises und des wöchentlichen Volumens. Wie sie sehen könne akkumuliert diese Aktie seit Beginn der Konsolidierung ihrer Gewinne im Dezember 2006. Morgen ist es möglich, dass sie aus dem Konsolidierungsmuster des hohen wöchentlichen Volumens ausbricht, vorausgesetzt, dass der allgemein Markt hält.

Ich wünsche schönen Abend.
© Martin Goldberg
www.marketviews.tv
Quelle: Der Artikel wurde am 16.08.07 auf www.financialsense.com veröffentlicht.