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Dänemark veröffentlicht Goldbarrenliste, doch die Seriennummern fehlen

15.05.2022  |  Jan Nieuwenhuijs

Ende 2021 veröffentlichte die dänische Zentralbank eine Barrenliste ihres Währungsgoldes. Leider fehlen die individuellen Seriennummern der Barren - deren Enthüllung der Hauptzweck der Barrenliste ist. Regierungsinstanzen auf der ganzen Welt verfolgten in den letzten Jahren eine zunehmende Transparenz in Bezug auf Gold, haben jedoch noch einen langen Weg vor sich.

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Zentralbanken, Glaubwürdigkeit und Transparenz

Glaubwürdigkeit ist das wertvollste Asset einer Zentralbank. Wenn die Glaubwürdigkeit verloren geht, kann eine Zentralbank zu machen. Transparenz ist eines der Mittel, mit dem eine Zentralbank Glaubwürdigkeit erlangen kann. Da die geldpolitische Instabilität seit Jahren zunimmt, sind Zentralbanken dazu gezwungen, immer transparenter zu werden. Das Währungsgold einer Zentralbank kann als deren "Plan B" angesehen werden. Wenn eine Zentralbank beispielsweise daran scheitert, die Preisstabilität via Geldpolitik ("Plan A") zu kontrollieren, kann es ihre Währung zur Herstellung der Stabilität an Gold koppeln.

Gold ist jedoch ein sensibles Thema. Auf der einen Seite braucht eine Zentralbank Goldreserven, um das Vertrauen in ihre Bilanz zu untermauern. Vor allem Zentralbanken, die Reservewährungen ausgeben. Auf der anderen Seite könnte eine Zentralbank Plan A destabilisieren, wenn sie Gold zu viel Bedeutung schenkt. Zentralbanken haben Schwierigkeiten damit, eine Balance bei der Goldtransparenz zu finden. Seit 2008 geht der Trend hin zu mehr Transparenz, jedoch nicht zu schnell. Die folgenden Punkte sind Beispiele von Regierungsinstanzen, die ihre Goldtransparenz in den letzten 14 Jahren erhöht haben:

• Alle wichtigen europäischen Zentralbanken, mit Ausnahme der Banco De España (Spanien), veröffentlichten die geographischen Standorte ihrer Goldreserven.

• Zahlreiche Zentralbanken waren transparent, wenn es um die Heimführung von Gold ging. Venezuela, Deutschland und Österreich gaben im Vorfeld bekannt, dass sie eine Heimführung planten. Andere Länder, wie die Niederlande und die Türkei, machten die Aktion öffentlich, nachdem das Gold ins Inland zurückgebracht wurde.

• Die deutsche Zentralbank hat eine Übersicht seiner Goldlagerstandorte veröffentlichte, die bis 1950 zurückreicht. Dabei wurde bekannt, dass die Deutschen um die Jahrtausendwende fast 1.000 Tonnen aus London zurückführten.

• Deutschland publizierte ein Buch über seine Währungsgoldreserven, veröffentlichte ein achtminütiges Video des Frankfurter Tresors und hielt eine Ausstellung seines Goldes.

• Die russischen Zentralbank veröffentlichte Bilder ihrer Goldreserven.

• Zentralbanken haben angefangen, sich über die Prüfung ihres Goldes auszutauschen.

• Die Bank of England (BoE) veröffentlichte monatliche Goldleasingdaten, die bis 1999 zurückreichen. Ich denke, dies bezieht sich auf das Gold, das von der HM Treasury (via BoE) verliehen wurde.

• Großbritannien hat angefangen, Import- und Exportdaten von Nicht-Währungsgold zu veröffentlichen, was Zu- und Abflüsse des größten, weltweiten Goldmarkts enthüllte: der Londoner Bullionmarkt.

• Die Schweiz, Weltzentrum für die Weiterverarbeitung von Gold, hat eine Excel-Tabelle mit dem Wert und Gewicht der Nicht-Währungsgoldimporte und -exporte je Land veröffentlicht, die bis ins Jahr 1982 zurückreicht.

• China hat angefangen, Import- und Exportdaten des Nicht-Währungsgolds zu veröffentlichen.

• Die USA veröffentlichten eine Barrenliste ihres Währungsgoldes.

Im Oktober 2021 veröffentlichte die dänische Zentralbank einen Bericht mit Titel "Gold der dänischen Nationalbank - eine historische Übersicht". Der Bericht enthält einen historischen Hintergrund des dänischen Goldes, deren Lagerorte seit dem Zweiten Weltkrieg und wie viel verliehen wurde. Derzeit besitzt Dänemark 66,5 Tonnen Währungsgold. Davon werden 0,5% bei der Federal Reserve Bank in New York gelagert, 2,5% in Kopenhagen und 97% bei der BoE in London.

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Laut dem Bericht untersuchte die dänische Nationalbank eine mögliche Heimführung des Goldes aus London im Jahr 2010. Es wurde entschieden, "zum derzeitigen Zeitpunkt" keine Heimführung durchzuführen.


Wir brauchen volle Transparenz, wenn es um Gold geht

Der Goldbericht der dänischen Nationalbank deckt ebenfalls "Probleme in Bezug auf... die Kontrolle und Prüfung des Goldvorrats" ab. Zusätzlich wurde eine Goldbarrenliste veröffentlicht. Aus dem Bericht:

"Nachdem die Bank of England die Möglichkeit von Inspektionsbesuchen eröffnete, führte die dänische Nationalbank 2014 und 2018 physische Inspektionen bei der Bank of England durch, bei denen Stichproben der Goldvorräte gemacht wurden. Die Registrierungsnummern und Reinheit der ausgewählten Goldbarren wurden überprüft, indem das Siegel auf den Goldbarren kontrolliert wurde, deren Gewicht getestet und ein Ultraschall durchgeführt wurden. Ultraschall-Scans werden verwendet, um zu prüfen, dass der einzelne Goldbarren durchgehend aus demselben Material besteht. Die Inspektionen gaben keinen Anlass zu Kommentaren."

Es ist erstaunlich zu lesen, dass die BoE vor 2014 keine Prüfungen erlaubte und ausländische Zentralbanken nicht auf physische Inspektionen bestanden. Mit Erwähnung physischer Inspektionen bestätigten die Dänen jedoch die Wichtigkeit von Prüfungen. Wichtig für eine physische Inspektion ist Transparenz, Beteiligung eines unabhängigen Prüfers und die Legitimität der Dokumentation.

Letztlich sind die dänischen Steuerzahler die "Aktionäre" der dänischen Zentralbank und die letztlichen Besitzer ihrer Goldreserven. Die dänische Nationalbank ist der Verwalter des Goldes, die die BoE als Unterverwalter anstellt. Im Jahresbericht 2021 der dänischen Nationalbank teilt PricewaterhouseCoopers (PwC) die Verantwortung:

"Wir sind unabhängig von der dänischen Nationalbank... Wir haben unsere eigene Prüfung gemäß der internationalen Prüfungsstandards und der in Dänemark geltenden zusätzlichen Bedingungen durchgeführt... Unserer Ansicht nach vermitteln die Finanzberichte eine wahre und faire Übersicht der Aktiva, Passiva und finanziellen Position der dänischen Nationalbank zum 31. Dezember 2021..."

Ich weiß nicht, ob PwC das Gold bei der BoE physisch verifiziert hat, doch lassen Sie uns annehmen, dass die Prüfung so stattgefunden hat, wie es sein sollte. Nun zur Barrenliste, die von der dänischen Nationalbank veröffentlicht wurde und keine Seriennummern enthält. Die Good-Delivery-Regeln für Gold- und Silberbarren der London Bullion Market Association (LBMA) setzten voraus, dass eine Goldbarrenliste die Seriennummer, Markencode, Bruttogewicht, Feingehalt und Feingewicht eines Barren enthält. Siehe unten:

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Die dänische Nationalbank muss sich im Besitz einer derartigen Liste befinden. Auf der Webseite der BoE lesen wir: "Wir akzeptieren nur Barren, die den Good-Delivery-Standards der LBMA entsprechen." Und die Seriennummern der Good-Delivery-Barren werden von der BoE für ihre Klienten basierend auf den Regeln der LBMA (siehe oben) dokumentiert. Zusätzlich heißt es in dem Bericht, dass die dänische Nationalbank physische Inspektionen durchführte, indem die "Registrierungsnummern [Seriennummern auf einer Liste]... der Goldbarren" mit Siegeln auf den Goldbarren verglichen wurden.

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Da praktisch das gesamte dänische Gold bei der BoE gelagert wird, wo zusätzliche 5.660 Tonnen anderer Zentral- und Geschäftsbanken gelagert werden, müssen wir Prüfungsvorgängen skeptisch gegenüberstehen. Wenn alle Zentralbanken, die Gold bei der BoE einlagern - wie Zentralbanken Dänemarks, Australiens, der Niederlande, Belgiens, Deutschlands, Finnlands, Italiens, Portugals, Österreichs, Schwedens, der Schweiz, Rumäniens, Polens, Japans, Südkoreas und Indiens - eine richtige Barrenliste veröffentlichen würden, könnte jeder überprüfen, ob Barren zweifach gelistet sind. Als nächstes sollten Zentralbank ihr Gold mit unabhängigen Prüfern physisch inspizieren. Dieser Vorgang würde den Zentralbanken vollständige Glaubwürdigkeit zusprechen. Glaubwürdigkeit, die sich in Zukunft als nützlich erweisen könnte.

Meines Wissens hat alleine Mexiko, das die Lager der BoE nutzt, eine Goldbarrenliste mit Seriennummern veröffentlicht. Die Goldbarrenliste der USA entspricht den Branchenstandards, doch die Amerikaner haben kein Gold in London eingelagert. Die Barrenlisten, die kürzlich von Dänemark, Deutschland und Australien veröffentlicht wurden, sind praktisch nutzlos. Wenn Mexiko eine richtige Goldbarrenliste veröffentlichen kann, warum nicht die anderen?


© Jan Nieuwenhuijs
Gainesvillecoins.com



Dieser Artikel wurde am 07. Mai 2022 auf www.gainesvillecoins.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.