Schweizer Zentralbank verlagerte Gold von Bern zu einem staatlichen Bunker in Kandersteg (Teil 2)
26.07.2022 | Jan Nieuwenhuijs
In der Schweiz gilt es als Staatsgeheimnis, wo die Zentralbank ihr Gold im Inland lagert. Aus all den Informationen, die ich sammeln konnte, schlussfolgere ich, dass die Schweizer Zentralbank ihr Gold - und das ausländischer Zentralbanken und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleichs - primär am Bundesplatz 1 in der Hauptstadt Bern lagert. Dieser Tresor mag einer der größten weltweit sein. Doch aufgrund einer Renovierung ist dieser Tresor nun leer. Das Metall wurde temporär in einen staatlichen Bunker nahe Kandersteg, tief in den Schweizer Bergen, verlagert.
Eine mehrjährige Verzögerung einer Goldlieferung der Österreichischen Zentralbank von London in die Schweiz war es, was mich dazu brachte, diese Thematik zu recherchieren. Mit Lesen meines vorherigen Artikels zu diesem Thema könnte man gewillt sein, zu glauben, dass das Gold der Österreichischen Zentralbank verschwunden ist, oder dass die Bank of England dessen Transfer verhindert. Laut meiner Analyse ist London jedoch nicht das Problem. Die Lieferung sollte nun eigentlich in Bern sein, doch aufgrund einer Verzögerung der Renovierung des Tresors wurde das Gold bisher nicht verlagert.
Um dem auf den Grund zu gehen, werden wir die Tresore der Schweizer Zentralbank in diesem Artikel näher betrachten. In einem folgenden Artikel werde ich weitere Beweise präsentieren, warum die Österreichische Zentralbank die Metalllieferung nach Bern verzögert. Die ersten zwei Kapitel dienen als eine Einleitung. Wenn Sie wenig Zeit haben, springen Sie zum dritten.
Die Schweizer graben sein Jahrhunderten Höhlen
Wenn es ein Land gibt, dass beim Bau von Tunneln und Höhlen hervorragend abschneidet, dann ist es die Schweiz. Bern wurde etwa 1200 auf einer Halbinsel im Fluss Aare gegründet. Die Halbinsel ist aufgrund der Abnutzung durch Wasser wie ein Hügel geformt. Umgeben von der Aare konnte die Altstadt recht einfach mit einer Mauer im Westen verteidigt werden. Die Sicherheit innerhalb dieser natürlichen Festung erlaubte das Florieren der Stadt.
Viele der frühen Einwohner Berns hatten Weinberge außerhalb der Stadt. Bereits im 13. Jahrhundert wurden Kellergewölbe unter den Gebäuden der Stadt gebaut, für mehr Raum und das richtige Klima, um den Wein aufzubewahren. Der Boden Berns, der hauptsächlich aus Kies und Sand besteht, die von Gletschern während der letzten Eiszeit dorthin befördert wurden, ist gut für den Bau von Kellern. Das Gewicht des Eises sorgte dafür, dass sich der Boden zusammenzog. Heute werden viele dieser Keller als Bars, Restaurants, Läden, etc. verwendet.
Seit 1983 ist die Altstadt Berns aufgrund ihres herausragenden Planungskonzepts ein UNESCO Weltkulturerbe. Bern hat seinen historischen Charakter schon immer beibehalten und präsentiert Variationen der späten Barockzeit sowie des späten Mittelalters. Die Altstadt ist weiterhin ein Ort des Lebens, der Arbeit und des Handels. Der erste Tunnel der Schweiz wurde 1707 gebaut, um den Weg über das Gotthardmassiv in die Alpen zu vereinfachen. Seitdem wurden mehr Straßen, Eisenbahnstrecken, Schiffswege und Wartungstunnel gebaut, die insgesamt nun erstaunliche 2.000 Kilometer ausmachen.
In den 1880er Jahren begann die Schweiz, eine Reihe Befestigungen in den Alpen für seine Truppen zu bauen, um sich dorthin zurückzuziehen und das Land gegen ausländische Invasionen zu verteidigen. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein Netzwerk aus militärischen Tunneln und Bunkern hinzugefügt.
Während des Kalten Krieges, im Jahr 1963, wollte die Schweiz Bunker für alle Bürger zur Verfügung stellen, sollte es zu einem nuklearen Angriff kommen. Zu einem Zeitpunkt gab es geschätzte 300.000 Atombunker. Nach dem Kalten Krieg wurde viele Bunker in den Alpen als obsolet erklärt. Einige wurden als Hotels und Museen wiedereröffnet, oder fanden anderweitig Nutzung.
Der große Goldmarkt der Schweiz
Die Schweiz ist einer der größten physischen Goldmärkte weltweit. Es ist jedoch nicht viel bekannt, weil Diskretion eine der Dienstleistungen ist, die diesen Markt attraktiv machen. Vor den 1930er Jahren war das Bankgeheimnis ein ungeschriebenes Gesetz in der Schweiz. Dies wurde dann 1935 offiziell ins Gesetz verankert, was die Schweizer Banken, in Kombination mit ihrer politischen Neutralität, attraktiv für ausländisches Kapital machte: Währung, Bankeinlagen und Gold.
Als der Gold Pool 1968 kollabierte und der Londoner Bullionmarkt für zwei Wochen die Türen schloss, reagierten die Schweizer Banken aggressiv, indem sie versuchten, den Marktanteil aus London zu übernehmen. Die Verarbeitungskapazität verlagerte sich von London in die Schweiz. Derzeit gibt es keine von der London Bullion Market Association (LBMA) akkreditierten Scheideanstalten im Vereinigten Königreich, während es in der Schweiz vier Giganten gibt: Valcambi, PAMP, Argor-Heraeus und Metalor. Jedes Jahr bewegen sich etwa 2.000 Tonnen Gold durch Schweizer Scheideanstalten, gemessen in nicht-monetären Goldimporten und -exporten.
Neben den Tresoren der Scheideanstalten gibt es zudem die Tresore der Geschäftsbanken, der Aufbewahrungsunternehmen (Brinks, Loomis, Malca-Amit, etc.) und der Schweizer Zentralbank. Zusätzlich wurden mehrere Militärbunker innerhalb der Alpen nach dem Kalten Krieg an Nischenlagerunternehmen verkauft, die Lagerräume für Edelmetalle und andere Wertgegenstände in den tiefen Höhlen anlegten.
Es gibt keine zentralisierte Goldbörse in der Schweiz, also findet jeglicher Handel außerbörslich statt. Da einige große Schweizer Bullionbanken ihr Hauptbüro im Zentrum Zürichs haben, ist "Zürich" oftmals eine Anspielung auf den Schweizer Goldmarkt. Doch das kann irreführend ein, da nicht aller physischer Handel in Zürich konzentriert ist. Zum Beispiel:
- Es gibt Scheideanstalten im Süden der Schweiz sowie im Westen.
- Brinks hat Goldtresore in Zürich, Genf und Chiasso. Malca-Amit hat Tresore in Zürich und Genf. Loomis erzählte mir, es könne "Gold überall in der Schweiz lagern."
- Zahlreiche andere Tresore findet man in alten Militärbunkern innerhalb der Alpen im südlichen Teil der Schweiz.
- Einzelhändler und Tresorfächer gibt es im ganzen Land.
- Viele Uhrmacher befinden sich im Westen.
Und wie wir unten sehen werden, wird das Währungsgold (üblicherweise) in Bern eingelagert. Offiziell sind die Standorte der inländischen Goldreserve der Schweizer Zentralbank (SNB) ein Staatsgeheimnis. Im April 2013 enthüllte die SNB, dass sie 20% ihrer 1.040 Tonnen Gold bei der Bank of England, 10% bei der Bank of Canada und 70% im Inland "in den eigenen Tresoren" halten würde. Fragen im Parlament zu den inländischen Standorten werden aus Sicherheitsgründen nicht beantwortet. Ungeachtet der Standorte der Tresore bestätigt die SNB, dass sie Gold bei ausländischen Zentralbanken lagert.
Der Hauptgoldtresore der Schweizer Zentralbank befindet sich in Bern
Es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass sich der Großteil des SNB-Goldes schon immer in Bern befunden hat. Eine wichtige Quelle, die ich für meine Recherchen verwendet habe, ist ein Buch, das 2012 von der SNB veröffentlicht wurde und das 100. Jubiläum ihres Hauptbüros in Bern feierte. Der Titel des Buchs lautet "Die Schweizerische Nationalbank in Bern – Eine illustrierte Chronik" (DSN).
Als die SNB 1907 errichtet wurde, baute man zwei Hauptbüros zur angemessenen Machtverteilung. Eines in Bern, dem politischen Zentrum und der Hauptstadt der Schweiz, und eines in Zürich, dem Finanzzentrum. Die SNB war in drei Abteilungen unterteilt, von denen sich Abteilung I und III in Zürich befanden. Abteilung II in Bern kümmerte sich um alle Probleme in Bezug auf Banknoten, die Verwaltung der Goldreserven (die Quittungen, Auslieferung und Lagerung von Goldbarren und -münzen), sowie Interaktionen mit der Bundesverwaltung.
Das Hauptbüro in Bern am Bundesplatz 1, mit seinem Goldtresor im Keller, wurde 1912 vervollständigt. Es befindet sich in der Altstadt neben dem Bundeshaus, in dem die Bundesversammlung und der Bundesrat sitzen.



Nachdem sich die SNB am Bundesplatz etablierte, zog sie Geschäftsbanken mit politischem sowie finanziellem Interesse in die Gegend. Auf Google Maps sieht man, dass die SNB noch immer von Geschäftsbanken umgeben ist. Banken in der näheren Umgebung zu haben, kann die Goldtransaktionen der SNB in Bern erleichtern.

Bis und während des Zweiten Weltkrieges behielt Bern seinen Status als Währungsgoldzentrum. In den 1990er Jahren untersuchte eine Kommission die Rolle der SNB im Zweiten Weltkrieg in Bezug auf Goldtransaktionen mit der deutschen Zentralbank (Reichsbank). Der endgültige Bericht enthüllte, dass viele Zentralbanken den Tresor der SNB während des Krieges verwendet hatten. Die folgenden Tabellen zweigen die Einlagen der Reichsbank bei der SNB, und wohin die Reichsbank verkaufte. Es ist klar, dass diese Einlagen und Transaktionen im SNB-Tresor in Bern getätigt wurden.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Goldreserven der SNB deutlich. Im oben genannten Buch, DSN, wurde jedoch nicht erwähnt, dass das Hauptgebäude nach dem Krieg zwei Renovierungen durchlief.

Im Jahr 1946 wurde das erste Untergeschoss modifiziert, wie aus den Bauarchiven der Stadt Bern hervorgeht. Keinerlei Details zur Renovierung sind öffentlich verfügbar, doch da die Goldreserven der SNB stiegen und sich der Tresor im Keller des Gebäudes befand, können wir davon ausgehen, dass der Tresor renoviert wurde. In den Jahren 1951 und 1952 wurde ein unterirdischer Luftschutzbunker gebaut. Derselbe Architekt, der den Tresor 1946 renoviert hatte, Otto Brechbühl, wurde angestellt, um den Bunker zu bauen.
Doch baute er einen Bunker oder fügte er dem Tresor zusätzliche Geschosse hinzu?
Die Autoren von DSN meinen, dass Abteilung II in den 1950er Jahren weiteren Platz brauchte. "Neue Tresore wurden Anfang der 1950er Jahre installiert", schreiben sie, was sich auf Brechbühls Arbeit beziehen könnte. Ende der 1950er Jahre "beantragte die Hauptkasse ebenfalls ein unterirdisches Bullionbüro zwischen dem Hauptgebäude und dem Bundeshaus Nord [das Gebäude auf der östlichen Seite des Hauptgebäudes, wo die SNB Büros anmietete] für die Lieferung und Verpackung des Goldes." Die Autoren von DSN können natürlich nicht vollkommen ehrlich sein. Sicherheitsdetails und andere Informationen über den Tresor müssen geheim bleiben.

Hier eine Zeichnung des Gebäudes von 1960, das aus DSN stammt. Es zeigt das Hauptgebäude rechts, einen Teil des Bundeshaus Nord links und (in blau) das neu geplante Bullionbüro. In gestrichelten Linien erkennen wir hier auch den Luftschutzbunker.
In der Zeichnung wird der Bunker als "Luftschutzturm" bezeichnet. Das Wort "Turm" deutet auf mehrere Geschosse hin. Interessant ist, dass die unteren Geschosse des Bunkers keinen Boden haben, was andeutet, dass die Zeichnung unvollständig ist. Warum zeigt die Zeichnung also nicht den gesamten Bunker? Warum ist der Bunker mehr als 15 Meter tief? Warum ist nur der Bunker in gestrichelten Linien eingezeichnet? Was ist an dieser Struktur so besonders?
Laut DSN wurde das Bullionbüro von 1961 bis 1963 gebaut, eine Renovierung wurde nicht in den Bauarchiven der Stadt Bern aufgezeichnet. Der Grund, warum beide Dokumente unvollständig sind, ist die Geheimhaltung. Ich habe versucht Pläne, Zeichnungen und Baugenehmigungen von der Renovierung in den Jahren 1946, 1951-1952, 1961-1963 und in den folgenden Jahren zu bekommen, sowohl aus den Bauarchiven als auch den eigenen Archiven der SNB. Ohne Ausnahme wurde mir gesagt, dass all diese Dokumente als "geheim" oder "sensibel" gelten und damit nicht eingesehen werden dürfen.
Die gestrichelte Linie in der obigen Zeichnung zeigt wahrscheinlich keinen Bunker, sondern den Eingang vom Bullionbüro zu einem Tresor, der aus mehreren Geschossen besteht, die sich unter dem alten Kellergewölbe und darüber hinaus befinden.

Tatsächlich ist der Tresor größer als das, was auf der Zeichnung von 1960 gezeigt wird. Im Jahr 2018 gelangten Bluewin-Journalisten an Zeichnungen von Berns Geoinformationsabteilung. Unten ein Screenshot aus dem Video, das einen Plan des Bundesplatzes zeigt. Ein Experte schlussfolgerte, dass sich das Kellergewölbe der SNB über etwa 10 Meter unter dem Platz erstreckt. Keine (öffentlichen) Dokumente enthüllen, dass die Untergeschosse unter dem Platz erweitert wurden. Was wurde noch verschwiegen?

Ein Rentner namens Othmar Dillon, der bei Berns Amtliche Vermessung gearbeitet hatte, erklärte der Zeitung Der Bund, dass er seit den 1970er Jahren mehrfach im Tresor am Bundesplatz 1 war. Er sah das dortige Gold. Laut Dillon verläuft der Tresor bis auf das Niveau der Aare, was andeuten würde, dass er insgesamt etwa 40 Meter tief ist. Abhängig von der Anzahl der Geschosse und Dillons Erinnerung könnte der Goldtresor bis zu 100.000 Quadratmeter umfassen.
Der Artikel von 2008, der Dillon zitierte, ging verloren, doch Der Bund gab mir die Erlaubnis ihn erneut zu veröffentlichen (Download hier). Ich habe Berns Einwohnerdatenbasis überprüft und Dillon existiert tatsächlich. Jedoch war ich nicht in der Lage, ihn zu kontaktieren. Andere Quellen untermauern, dass der Tresor am Bundesplatz 1 sehr groß ist. Im Jahr 2013 war es einem Journalist von SRF erlaubt, das Währungsgold der SNB zu filmen. Hier ein Screenshot von einem Video, das veröffentlicht wurde.

Das Video ist sehr wahrscheinlich aus dem Inneren des Tresors am Bundesplatz 1 und kein anderer Tresor. Der Fotograf Martin Ruetschi durfte den SNB-Tresor in Bern 2001 betreten (nachdem er darum zehn Jahre lang bat). Wenn man Ruetschis Bilder (siehe unten) mit dem Video vergleicht, dann zeigen sie genau dieselben Regale mit Gold und dieselben Bodenfliesen. Was weitere Zweifel ausräumt, ist eine Kopie von Ruetschis Serie in DSN. Ruetschi erklärte, er wäre "durch ein langes Labyrinth aus Korridoren und letztlich durch die dicken Tresortüren" geführt worden, bevor er Bilder machen konnte. Das klingt so, als gäbe es mehr als zwei Untergeschosse.


Der Gabelstapler in SRFs Video enthüllt, dass es einen Schwergewichtsaufzug im Tresor geben muss. Gabelstapler selbst können mehrere Tonnen wiegen, weil sie Gegengewichte für die Ladung tragen, die sie befördern. Wenn wir einen Blick auf die Zeichnung von 1960 und die kürzlichen Bilder von Google Street View werfen, denke ich, dass so ein Aufzug nahe der Eingänge für gepanzerte Fahrzeuge am südlichen Teil des Gebäudes Platz hätte, und dort zum Bullionbüro und den unteren Geschossen führt. Genau über dem "Luftschutzturm".

Der Gabelstapler bestätigt zudem, dass es ein großer und aktiver Tresor ist, der nicht nur Gold für die SNB einlagert, sondern auch für ausländische Zentralbanken und die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (und Schweizer Banknoten). Auf der Webseite der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) heißt es, dass man Zentralbanken "Goldstandortaustausch, Verwahrung und Abwicklung: loco London, Bern oder New York" anbieten würde. Die Anspielung auf einen Tresor in Bern, den die BIU seit den 1930er Jahren nutzt, muss am Bundesplatz 1 sein.
In den 1970er Jahren vergrößerte die SNB ihre Präsenz am Bundesplatz. Im Jahr 1971 kaufte sie ein Grundstück nördlich des Hauptgebäudes: das Kaiserhaus. Aufgrund der strikten Regulierungen innerhalb der Altstadt musste sich die SNB ein Baukonzept ausdenken, das den ästhetischen sowie funktionellen Bedürfnissen der Stadt sowie den eigenen entsprach. Es wurde entschieden, dass das Erdgeschoss sowie das erste Obergeschoss an Läden vermietet wurden. Die oberen Geschosse sollten für Büros und andere Zwecke genutzt werden. Ein Keller wurde ebenfalls angelegt. "Die schwierigste Arbeit fand im Untergeschoss statt", so schreiben die Autoren von DSN.
Auf Seite 90 von DSN gibt es ein Foto des Tunnels, der das Hauptgebäude und das Kaiserhaus verbindet. Der Boden des Tunnels sieht so aus, als wäre er mit weichem Plastik bedeckt, was für einen Gabelstapler nicht geeignet ist. Ich denke nicht, dass sich unter dem Kaiserhaus ein Goldtresor befindet.

Kanderstegs Staatsbunker
Im Jahr 1999 entdeckten Schweizer Journalisten, dass die Regierung ein geheimes Kommandozentrum nahe Kandersteg in den Alpen, 40 Meilen südlich Berns, arrangiert hatten, um sich dort während eines Atomangriffs verstecken zu können. Seit 2004 sind die exakten Koordinaten der Anlage öffentlich zugänglich.

Fast zwei Jahrzehnte lang hörte man kein Wort davon, dass in diesem "K20"-Bunker etwaiges Gold gelagert sei. Dann, im Jahr 2018, berichtete der unabhängige Journalist Henry Habegger, dass K20 ebenfalls einen Tresor der SNB habe. Leute, die mit der Materie vertraut waren, erzählten Habegger, dass die SNB beim Bau von K20 die Gelegenheit nutzte, einen Atomtresor für seine Goldreserven zu erwerben. K20 hat Platz für 6.000 Tonnen Gold. Die Menschen, die in Kandersteg leben, haben oftmals gepanzerte Wagen gesehen, die von Militärfahrzeugen in voller Montur, einschließlich Maschinengewehren, begleitet wurden.
Laut meiner Analyse wurde all das Gold im Tresor in Bern nach Kandersteg verlagert, wird jedoch in einigen Jahren wieder zurückkehren. Hier ist der Grund dafür: Im Februar 2015 begann man mit einem massiven Bauprojekt, das das Hauptgebäude der SNB und das Kaiserhaus in Bern renovieren sollte. Das Hauptgebäude ist nun fertig (oberirdisch), doch die Bauten am Kaiserhaus laufen noch. Unten Bilder der Renovierung von Google Street View, Maps und Earth aus den Jahren 2017 und 2022.



Ein weißer Zaun ist um das Kaiserhaus (an der Amthausgasse) sichtbar sowie vor einem der Eingänge für gepanzerte Wagen am südlichen Teil des Hauptgebäudes. In Kombination mit anderen Beweisen sagt mir dies, dass der Tresor derzeit außer Betrieb ist.
Erstens: Ein Schweizer Journalist, der mir mit meiner Recherche half - er möchte anonym bleiben - sprach mit einem der Directors der SNB bei einem Medienessen im Jahr 2016. In Bezug auf die Renovierung meinte der Director "Sie können annehmen, dass sich das Gold an einem sicheren Ort befindet." Ihm wurde erzählt, dass man das Gold während der Zeit der Renovierung ausgelagert habe.
Zweitens: Im Jahr 2015 erklärte der Österreichische Rechnungshof, dass die Österreichische Nationalbank (ÖeNB) - die damals und jetzt 6 Tonnen Gold in der Schweiz lagert - ihren Zugang zur Prüfung des Metalls in der Schweiz aufgrund Renovierungsarbeiten an der Lagereinrichtung bis 2018 nur eingeschränkt wahrnehmen könne. Nach der Renovierung könnten Prüfungen wieder normal durchgeführt werden. Die frühsten Prognosen der SNB besagten, dass die Renovierung bis Ende 2018 fertig sei. (In einem folgenden Artikel werde ich mehr Beweise aufzählen, dass sich die 6 Tonnen der ÖeNB in der Schweiz derzeit in einem SNB-Tresor befinden, und weitere 50 Tonnen für einen SNB-Tresor bestimmt sind.)
Schlussfolgerung
Es kann kein Zufall sein, dass die ÖeNB begrenzten Zugang zu ihrem SNB-Tresor in der Schweiz hat, am Bundesplatz 1 Renovierungsarbeiten stattfinden und es zeitgleich eine Geschichte über einen aktiven Goldtresor in Kandersteg in den Schweizer Medien gibt. Üblicherweise befindet sich das Gold der ÖeNB, Gold ausländischer Zentralbanken, Gold der BIZ, und der Großteil des SNB-Goldes am Bundesplatz 1, wurde jedoch aufgrund von Renovierungsarbeiten nach K20 verlagert.
Ich schlussfolgere, dass es die SNB bevorzugt, den Großteil ihres Goldes in Bern zu halten, weil es historisch der Haupttresor war. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Reserven der SNB stiegen, hätte man überall in der Schweiz Tresore bauen können, doch die SNB entschied sich dennoch den Tresor am Bundesplatz zu erweitern.
Des Weiteren sagt mir die Tatsache, dass das Gold der ÖeNB in Kandersteg nach Bern zurückkehren wird, dass das eigene Gold der SNB auch zurückkehren wird (oder zumindest das, was zuvor in Bern eingelagert wurde). Warum sollte man das Gold der ÖeNB jedoch nicht das Schweizer Gold zurückbringen?
Wenn der Tresor in Kandersteg, der bis zu 6.000 Tonnen halten kann, besser als der in Bern wäre, hätte die SNB der ÖeNB erzählt, dass man den Tresor permanent verlegt habe. Neue Verträge wären abgeschlossen worden und den Österreichern hätte man vollständigen Zugang zur Goldprüfung in Kandersteg gewährt. Doch das ist nicht, was passiert ist. Nicht im Jahr 2015, als die Renovierung in Bern begann, und nicht im Jahr 1999, als K20 beendet wurde.
Kann es sein, dass die SNB auch einen Tresor in Zürich und an anderen Orten hat? Ja. Es gibt jedoch nur wenige Beweise, dass einer dieser Tresore eine deutliche Rolle bei der Lagerung des Metalls spielt, das der SNB, ausländischen Zentralbanken und der BIZ gehört. Sollte ich weitere Beweise finden, werde ich diese mit Ihnen teilen.
Die Renovierung in Bern soll nun bis 2024 abgeschlossen werden. Dann, oder kurz davor, kann das Gold zum Bundesplatz 1 zurückgebracht werden. Die ÖeNB wird normalen Prüfungszugang erhalten und weitere 50 Tonnen in die Schweiz schicken. Alle bleibenden Fragen werden in meinem folgenden Artikel angesprochen werden.
© Jan Nieuwenhuijs
Gainesvillecoins.com
Dieser Artikel wurde am 17. Juli 2022 auf www.gainesvillescoins.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.