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Halbzeit 2023

09.06.2023  |  Craig Hemke

Wir sind noch nicht ganz durch die erste Hälfte des Jahres 2023, aber lassen Sie uns spaßeshalber einen Blick darauf werfen, was wir in der zweiten Hälfte erwarten könnten, zumindest was die Gold- und Silberpreise betrifft. Es ist Anfang Juni, und die nächste FOMC-Sitzung ist nur noch eine Woche entfernt. Wird die Fed den Leitzins um weitere 25 Basispunkte anheben oder wird sie eine Pause einlegen und sich Zeit nehmen, um den wirtschaftlichen Schaden zu bewerten, der bereits angerichtet wurde? Wir können die Antwort auf diese Frage nicht wissen, aber ob sie es tun oder nicht, die Prognose für den Rest des Jahres 2023 wird die gleiche bleiben. Zu diesem Zweck sollten wir mit einer Zusammenfassung unserer Jahresprognose beginnen, die Anfang Januar verfasst und veröffentlicht wurde.

Die zentrale Prämisse der diesjährigen "Makroprognose" ist, dass sich das Jahr 2023 in ähnlicher Weise wie 2010 und 2019 entwickeln dürfte. Beide Jahre begannen ähnlich wie das Jahr 2023, da dieselbe Geldpolitik mit höheren Zinssätzen und quantitativer Straffung von den Volkswirtschaftlern der Wall Street und den Finanzmedien freudig angepriesen wurde. Doch sowohl 2010 als auch 2019 geschah etwas Seltsames auf dem Weg zur "Normalisierung" der Bilanzen und Zinssätze. Die US-Wirtschaft begann zu schwächeln, und als die Gesamtliquidität zu schrumpfen begann, schwenkte die Fed schnell wieder auf niedrigere Zinssätze und/oder quantitative Lockerung um. Es war leicht zu erkennen, dass die Fed, wenn es wirtschaftlich hart auf hart kommt, aus Gründen der "Glaubwürdigkeit" eher darauf setzen würde, dass sich das Rad weiterdreht.

Und nun befinden wir uns im Jahr 2023. Das Jahr begann mit der gleichen Rhetorik der Zentralbank, aber nach 18 Monaten der extremsten Zinserhöhungen, die die Fed je vorgenommen hat, ist die US-Wirtschaft ganz klar ins Wanken geraten. Sicher, man kann den statistischen Unsinn des monatlichen Beschäftigungsberichts nehmen und behaupten, eine "weiche Landung" zu sehen. Aber dabei müssen Sie alle anderen Daten ignorieren, die darauf hindeuten, dass die Rezession entweder unmittelbar bevorsteht oder bereits begonnen hat.

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Nächste Woche stehen die Juni-Sitzung des FOMC, die Powell-Pressekonferenz und die neueste Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen an. Wird sie auch eine weitere Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte mit sich bringen? Vielleicht? Vielleicht auch nicht? Ist das überhaupt wichtig? Nein. Angesichts der nachweislichen Verlangsamung der US-Wirtschaft, der Verschärfung der finanziellen Spannungen im Bankensektor und des bevorstehenden Wahljahres 2024 ist es absolut vorhersehbar, dass die Fed bald eine Pause einlegen und dann noch vor Jahresende zu einer Zinssenkung übergehen wird. Nach welchem Zeitplan könnte sich dies alles abspielen? Zunächst sollte man bedenken, dass in der Vergangenheit zwischen der letzten Zinserhöhung und der ersten Zinssenkung im Durchschnitt weniger als 90 Tage lagen. Wenn man das berücksichtigt, ergibt sich folgendes Bild:

- 13.-14. Juni FOMC: 50/50 Chance auf eine letzte Zinserhöhung
- 25.-26. Juli FOMC: keine Zinserhöhung
- 26. August Jackson Hole: Powell legt ein neues Inflationsziel fest und deutet an, dass der Zinserhöhungszyklus beendet ist und Zinssenkungen nun möglich sind
- 19.-20. September FOMC: erste Zinssenkung der Fed Funds Rate
- 12.-13. Dezember FOMC: zweite Zinssenkung der Fed Funds Rate

Das ist nur eine Vermutung auf der Grundlage des heutigen Wissensstandes. Was wir nicht vorhersagen können, sind Kriege, Hungersnöte, Krankheiten oder ganz einfach Bankzusammenbrüche. Wussten Sie übrigens, dass die Zahl der Banken auf der FDIC-Liste der "Problembanken" allein im ersten Quartal dieses Jahres von 4 auf 43 gestiegen ist? Wussten Sie das nicht? Sie meinen, die Presse hat nicht viel darüber berichtet, als der Bericht letzte Woche veröffentlicht wurde? Hmmm, nun, falls Sie es verpasst haben...

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Und noch etwas über diese so genannte "verantwortungsvolle" Fed. Was werden sie tun, wenn von den insgesamt 32 Billionen Dollar Staatsschulden 24 Billionen Dollar fällig werden und in den nächsten drei Jahren zurückgezahlt/neu ausgegeben werden müssen? Werden sie einfach die Zinssätze weiter auf 6% und darüber hinaus erhöhen und damit die Zinskosten für die Bedienung der bestehenden Schulden in Richtung 2 Billionen Dollar im Jahr treiben? Nein, natürlich nicht. Auch hier werden die Zinssätze also sinken, und niedrigere Zinssätze werden schließlich durch Taktiken wie die Kontrolle der Renditekurve auf dem Markt für Staatsanleihen erzwungen werden. Dessen können Sie sich sicher sein.

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Um zum Anfang zurückzukehren: Was bedeutet das alles für die Gold- und Silberpreise in der zweiten Jahreshälfte 2023? Im Januar schrieben wir, dass Edelmetallfans in der ersten Jahreshälfte mit einer überwiegend seitwärts gerichteten Preisentwicklung rechnen sollten, und genau das ist eingetreten. Bis heute ist COMEX-Gold im Jahresvergleich um etwa 8% gestiegen, während COMEX-Silber nur um 2% zugelegt hat. Nachstehend finden Sie jedoch einige Hinweise. Sehen Sie sich die Preisentwicklung von COMEX-Gold in der ersten Hälfte des Jahres 2010, der ersten Hälfte des Jahres 2019 und der ersten Hälfte des Jahres 2023 an. Kommen Ihnen diese Charts irgendwie bekannt vor?

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Mit der Geschichte als Leitfaden wollen wir diese Woche mit einem Blick auf die zweite Hälfte der Jahre 2010 und 2019 abschließen. Eine schwächelnde Wirtschaft führte zu QE2 im November 2010, und eine schwächelnde Wirtschaft führte zu Zinssenkungen ab Juni 2019. Wird eine schwächelnde Wirtschaft zu Zinssenkungen im Jahr 2023 führen? Ja. Wird der Chart der COMEX-Goldbörse zum Jahresende so aussehen? Das scheint recht wahrscheinlich.

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Die Änderung der Fed-Politik führte dazu, dass COMEX-Gold vom 1. Juni bis zum 31. Dezember 2010 um 15,8% und vom 1. Juni bis zum 31. Dezember 2019 um 16,5% zulegte. Wird die bevorstehende Änderung der Fed-Politik in diesem Jahr zu ähnlichen Gewinnen führen? Wenn ja, und wir addieren 16% zum aktuellen Preis von 1.980 Dollar, erhalten wir ein Jahresendziel von 2.300 Dollar, was zufälligerweise genau dem entspricht, was wir in unserer Jahresprognose vom 5. Januar vorausgesagt haben:

"Wenn wir jedoch in die Zukunft blicken und den Preis bis 2023 weiter hochrechnen, müssen wir zwei Dinge berücksichtigen, die uns die Geschichte gelehrt hat:

1. Wie bereits erwähnt, stieg der Preis schnell um mehr als 20% an, als die wirtschaftliche und monetäre Realität 2010 und 2019 erkannt wurde. Der Mittelpunkt des aktuellen Flaggen-/Konsolidierungsmusters liegt bei 1.900 Dollar. Wenn wir 20% dazu addieren, erhalten wir 2.280 Dollar.

2. Gold, Silber... wirklich fast alles... wird, wenn es ein neues Allzeithoch erreicht, eine spekulative Welle von frischem Geld aufnehmen und um weitere 10% ansteigen, bevor es wieder zurückgeht und seine Gewinne konsolidiert. Das aktuelle Allzeithoch für Comex Digital Gold liegt bei 2.100 Dollar. Wenn wir 10% auf den Preis für das kommende neue Allzeithoch aufschlagen, erhalten wir 2.310 Dollar.

Also, okay, das klingt ungefähr richtig. Erwarten Sie, dass der Goldpreis an der Comex irgendwann vor Ende des Jahres 2023 auf 2.300 Dollar steigt."


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sie sich von all dem täglichen Getöse der Fed nicht frustrieren oder ängstigen lassen sollten. Sie wird ihre Politik in diesem Jahr ändern, so wie sie es 2010 und 2019 getan hat, und die COMEX-Edelmetalle werden entsprechend reagieren. Es ist nur eine Frage der Zeit.


© Craig Hemke
TF Metals Report



Der Artikel wurde am 7. Juni 2023 auf www.sprottmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.