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Welchen Prozentsatz des Portfolios in physische Edelmetalle tauschen?

10.06.2024  |  Dr. Jürgen Müller

Im folgenden Aufsatz möchte ich meine persönlichen Gedanken bzgl. einer sinnvollen Portfolio-Struktur im aktuellen wirtschaftlichen, politischen und monetären Umfeld mit Ihnen teilen. Immer wieder heisst es, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen sollte. Wer streut rutscht bekanntlich nicht aus. Diversifikation.

Warren Buffett hingegen, der ja schon immer bekanntermaßen ein sehr konzentriertes Aktien-Portfolio unterhält (die 10 größten Positionen bei Berkshire machen derzeit in Summe ca. 91 Prozent, Apple alleine bereits 41 Prozent aus [1]), sagte einst sinngemäß zu diesem Thema, dass Diversifizierung nur etwas für Leute sei, die nicht wissen was sie tun [2].

Die Frage ist demnach, wie sinnvoll Diversifikation im aktuellen Zustand unserer Wirtschaft und unserer aktuellen politischen Lage ist.

Vor zehn Jahren, im Juli 2014, veröffentlichte ich zum Thema Portfolio-Struktur im Kopp-Verlag das Buch "Drei Speichen Regel" (als E-Book noch erhältlich, in gebundener Form über den Autor).

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Abb. 1: Titelbild meines Buches "Drei Speichen Regel" (Quelle: Kopp-Verlag)


Im Klappentext hieß es hierzu: "Durch die menschliche Angst und Gier werden Anleger immer wieder zu unüberlegten Entscheidungen getrieben, die letztlich nur der Finanzbranche höhere Umsätze bescheren. Dem gegenüber gibt es die alte Drei-Speichen-Regel, die von Rabbi Isaak bar Aha im vierten Jahrhundert nach Christus im Babylonischen Talmud formuliert wurde:

Man soll sein Vermögen stets in drei Teile teilen: ein Drittel Land, ein Drittel Handelswaren und ein Drittel bar zur Hand. Neue Studien zeigen, dass eine solche einfache Vermögensaufteilung, auf heutige Anlageklassen übertragen, nachweislich keine schlechteren Ergebnisse liefert als ein nach der Markowitz-Theorie aufgebautes "modernes Wertpapier-Portfolio". Sie entziehen Ihr Vermögen durch Direktinvestments in Sachwerte größtenteils den manipulierten Märkten."


Die genannten heutigen Anlageklassen, die ich im Buch beschrieb, sind:

• 1/3 Land: Acker, Wald, Grundstücke, Wohnungen, Häuser
• 1/3 Hansdelswaren: Papiergeld, Anleihen, Aktien, Fonds, ETFs, Technologiemetalle ...
• 1/3 bar zur Hand: Edelmetalle

In der Liquiditätspyramide nach John Exter (in den 1950er Jahren Vizepräsident der New Yorker "Federal Reserve Bank") werden diese Klassen wie folgt hinsichtlich Verfügbarkeit und Marktzyklus eingeteilt:

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Abb. 2: John Exter’s Liquiditäts-Pyramide (Quelle: [3])


Die erste Anlageklasse bzw. Speiche 'Land' wird ganz oben genannt, ist demnach illiquide (der Natur nach immobil) und erste Wahl in einem Wirtschaftsboom.

Die zweite Speiche der Handelswaren bzw. Wertpapiere folgt in der Abstufung Aktien, Anleihen, Staatsanleihen und Papiergeld. Läuft die Wirtschaft in eine Krise hinein, so empfiehlt Exter Sparbücher, kurzfristige Staatsanleihen sowie Bargeld. Glaubt man den Statistiken und Meldungen, folgen die meisten der Deutschen Anleger diesem Rat und sparen ihre freie Liquidität auf Sparbüchern oder Geldmarktkonten.

Befinden wir uns in einer Krise, sind Gold und Silber die liquideste Form der Anlage, so Exter (Speiche "bar zur Hand").

Dass die Pyramide auf dem Kopf steht, und Gold und Silber in der Spitze stehen, könnte dahingehend interpretiert werden, dass selbst in einer Wirtschaftskrise nur ein geringer Prozentsatz eines Portfolios in diese Klasse investiert werden sollte. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an die alte Börsenweisheit "investiere 10 Prozent Deines Vermögens in Gold und hoffe, dass Du es nie brauchen wirst". Nur, was passiert dann mit den restlichen 90 Prozent?

Ohne es für die vorliegende Diskussion näher zu vertiefen und/oder zu belegen: Dass wir in Deutschland im Jahr 2024 alles andere als in einem Wirtschaftsboom leben, sondern in einer politisch gewünschten und geförderten Deindustrialisierung, sollte allen klar sein. Die Ampelregierung hat es in bemerkenswert kurzer Zeit geschafft, dass Industriearbeitsplätze in der Schweiz in Summe billiger sind als in Deutschland (Quelle: Stiehl AG [4]). Und das in einem Land, in dem eine Pizza Margherita im Restaurant 18 Franken kostet [5].



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Abb. 3: Industrieproduktion von 2000 bis heute
(Quelle: Vortrag Hans-Werner Sinn vor dem Wirtschaftsbeirat Bayern Mai 2024; Bildquelle: [6])


Hans-Werner Sinn belegte in einem Vortrag im Mai diesen Jahres vor dem Wirtschaftsbeirat Bayern, dass die Schweizer Industrie seit 2018 um 20 % gewachsen ist, die Industrie in Deutschland hingegen um 9 Prozent geschrumpft ist. Es ist demzufolge leider "fake news", dass sich die Deutsche Industrie nach dem sog. Corona-Schock erholt hat.

Gemäß aktuellem Bericht der Deutschen Bundesbank nahm das reale Gesamt-Bruttoinlandsprodukt im 1. Quartal 2024 um – 0,9 Prozent ab (Durchschnitt im Euroraum: + 0,4 Prozent) [7]. Die aktuelle Frühjahrsprognose von Wirtschaftsminister Habeck für das Gesamtjahr 2024 lautet dem entgegen + 0,3 Prozent [8].

Wenden wir uns also den Klassen im unteren Teil ("Wirtschaftskrise") der Exter-Pyramide zu und deren grundsätzlicher Diskussion hinsichtlich Sicherheit. Ich beziehe mich im Folgenden gedanklich auf eine Artikelreihe, die in den letzten Monaten im Magazin 'Smart Investor' erschienen ist.

Die Frage in diesem Zusammenhang lautet also: Wie sicher sind meine Einlagen bei einer Bank bzw. einer Depotbank (Aktien, Anleihen, ETFs ...) und welche Gefahren und Risiken sind hiermit verbunden? An erster Stelle ist hierbei wohl das

Sanierungs- und Abwicklungsgesetz für Banken (SAG)

zu nennen. Dieses Gesetz wurde am 10.12.2014 vom Bundestag verabschiedet und trat bereits wenige Tage später, am 01.01.2015 in Kraft [9]. Dieses Gesetz regelt die Abwicklung von insolventen Kreditinstituten durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht als Abwicklungsbehörde und die Europäische Zentralbank als Aufsichtsbehörde. Kurz gesagt wurden mit diesem Gesetz die "Bail-in" Klauseln insofern gedreht, als dass die Kunden der Bank zuvorderst mit ihren Einlagen haften, und nicht mehr der Staat bzw. heutige und zukünftige Steuerzahler.

Der Paragraph 89 Ziff. 1 des SAG stellt gemäß Kommentatoren die rechtliche Grundlage dafür dar, um Aktien und Kundenkonten der betroffenen Bank zu entwerten oder in Gänze auf null zu setzen. Im Gesetzestext hört sich das wie folgt an (zur besseren Lesbarkeit mit Aussparungen) [9]:

Bezüglich dem Term "Hartes Kernkapital" definiert die Deutsche Bundesbank [10]:

Sprich: Kapitalinstrumente der Kunden werden zu hartem Kernkapital der Bank gewandelt, welches sodann selbiger unmittelbar für die Zahlung aller Verluste zur Verfügung stehen muss. Dies widerspricht der Literatur nach dem Artikel 14 unseres Grundgesetzes, wonach Enteignungen Einzelner nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig sind, nicht jedoch zum Wohle von einzelnen Banken.

Die folgende Graphik stellt das Deutsche Grundgesetz diesbezüglich der Schweizer Verfassung in den relevanten Stellen gegenüber.

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Abb. 4: Vergleich Artikel 26 Schweizer Verfassung mit Artikel 14 des Deutschen Grundgesetzes (Quelle: Eigene Darstellung).




Ziffer 3 des Paragraphen 14 des Grundgesetzes besagt zwar, dass im Streitfalle der Rechtsweg offen stünde, der Paragraph 141 des SAG definiert jedoch, dass "eine Anfechtung [..] weder innerhalb noch außerhalb eines solchen Insolvenzverfahrens möglich [ist]."

Wie vereinbart sich jedoch das zuvor gesagte mit der staatlichen Einlagensicherung über 100.000 EUR für jedes Konto? Das staatsfinanzierte Recherche-Portal CORRECTIV titelte im Jahr 2022 demzufolge auch in einem "Faktencheck" [11]:

Eine kurze Rechnung ergibt folgendes Bild. Gemäß de.statista.com gab es in Deutschland im Jahr 2021 ca. 113,6 Millionen Girokonten [12]. Diese Anzahl multipliziert mit 100.000 EUR ergibt eine theoretische Haftungsmasse von 11.360.000.000.000 EUR, oder in Worten 11,3 Billionen Euro.

Das tatsächlich vorhandene Kapital der gesetzlichen Einlagensicherung ist unbekannt. Kommentatoren geben den Wert der Deckung aus mir unbekannten Quellen jedoch mit 0,4 Prozent an - d. h. ausgehend von obiger Zahl - mit ca. 45 Mrd. Euro (Nebenbemerkung: Kann eine derart hohe Summe irgendwo einfach "herumliegen" und unnütz auf einen Insolvenzfall warten?).

Bei einem möglichen Zusammenbruch des gesamten Banksystems würden für jedes Konto also 400 EUR an staatlicher Einlagensicherung vorhanden sein, wobei gefragt werden kann, welche Kaufkraft diese 400 EUR dann noch hätten.

Zusätzlich zu dieser gesetzlichen Einlagensicherung existieren in Deutschland noch die freiwilligen Einlagensicherungssysteme der privaten Banken (Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken e.V., BdB) und der öffentlichen Banken (Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB).

Für beide Fonds besteht jedoch keinerlei Rechtsanspruch: In den Statuten des Einlagensicherungsfonds der privaten Banken heisst es, dass - Zitat - "ein Rechtsanspruch auf ein Eingreifen oder auf Leistungen des Einlagensicherungsfonds nicht besteht" (hierin Paragraph 6, Ziffer 19 [13]). Auf der Homepage des Fonds der öffentlichen Banken heisst es: "Ein Rechtsanspruch gegen den Einlagensicherungsfonds ist ausgeschlossen. Die Leistungen erfolgen auf freiwilliger Basis." [14].


Bankenschließfächer

Ein Bankschließfach bekommt man wohl nur, wenn man auch ein Konto bei der Bank unterhält. Somit ist die Bank im Besitz aller Stammdaten (Name, Geburtsdatum, Adresse, Steuernummer etc.). Auch die Nummern eines Schließfaches werden hinterlegt und einem Zentralregister gemeldet. Durch das automatisierte Abrufen dieses Zentralregisters durch die Finanzbehörden ("Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit" vom 01.04.2015 [15]) kann auf diese Daten zugegriffen werden. Sind Institute insolvenzbedroht, kann die Aufsichtsbehörde Schließungen anordnen, sodass kein Zugang zum Schließfach mehr möglich ist. Zitat aus der Homepage des Bundeszentralamtes für Steuern bzgl. des Gesetzes zur Förderung der Steuerehrlichkeit:

Auch das Fürstentum Liechtenstein setzt seit 2021 diese EU-Geldwäscherichtlinie uneingeschränkt um und meldet die Daten von Schließfachbesitzern an die Liechtensteiner Finanzmarktaufsicht. Auch hierdurch entsteht quasi ein Liechtensteiner Schließfachregister.


Collective Action Clauses CAC

Gehen wir in unserer Diskussion weiter hinunter in der Exter-Pyramide und kommen zu den Staatsanleihen. Viele Anleger haben diese im Portfolio ohne sich dessen bewusst zu sein oder diese aktiv gewählt zu haben. Es gibt eine Reihe von beliebten Finanzprodukten, in denen Staatsanleihen mit beinhaltet sein können oder, gesetzlich verankert, sein müssen: Lebensversicherungen, Rentenversicherungen, Betriebsrenten, Riester- und Rürupverträge, Pensionskassen, Rentenfonds ...

Ende 2023 waren 1,18 Billionen Euro an Bundesanleihen (7- bis 30-jährig) im Umlauf [16], 40 Prozent hiervon 10-jährige Papiere. Pro Bundesbürgerkopf also ca. 14.750 Euro.

Die CAC stammt aus dem angelsächsischen Recht und wurde nach dem Staatsbankrott Argentiniens im Dezember 2001 eingeführt, um die Schulden kontrolliert abwickeln zu können. Mittlerweile sind die CAC in allen 190 Staaten, die dem Internationalen Währungsfonds (IWF) angehören, implementiert. Im Deutschen Recht sind die CAC seit 2009 im "Gesetz über Schuldverschreibungen aus Gesamtemissionen" (Schuldverschreibungsgesetz SchVG) im Paragraph 4 eingebunden:

Der folgende Paragraph 5 Ziffer 3 regelt, was alles während der Laufzeit einer Anleihe geändert werden kann. Die ersten 5 der 10 Punkte lauten wie folgt:

Diese Änderungen in den Bedingungen einer Anleihe sind möglich, wenn die Gläubiger diesen durch einen Mehrheitsbeschluss zustimmen. Die in der Aufzählung genannten Änderungen bedürfen einer Mehrheit von 75 Prozent der Anleihebesitzer, die Änderung oder Aufhebung von Nebenbestimmungen der Schuldverschreibungen bedürfen einer Mehrheit von 50 Prozent (SchVG Paragraph 5 Ziffer 4).

Die Hürden klingen zunächst sehr hoch. Warum sollten 75 Prozent aller Gläubiger einer Änderung zustimmen, dass sie z. B. keine Zinsen mehr bekommen, oder die Rückzahlung des Nominalbetrages erst in 100 Jahren in unbekannter Höhe und unbekannter Währung stattfinden soll? Wenn man aber bedenkt, dass sich der wohl überwiegende Teil der Anleihen in den Händen großer Finanzkonzerne befindet, wird klar, dass eine Zustimmung von 75 Prozent dieser Großkonzerne wohl in der Praxis kein Problem darstellen würde.



Wenn man in Addition zum bereits gesagten weiterhin bedenkt, wie die föderalen Haushalte mittlerweile durch die Zinszahlungen belastet sind, wird klar, dass Staatsanleihen alles andere als sicher sind. Sie sind Versprechen, die jederzeit auch geändert werden können.

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Abb. 5: Zinsausgaben der USA 1950 - heute (Quelle [18])


Die Zinsausgaben der USA beispielsweise haben sich seit der Corona-Pandemie glatt verdoppelt auf aktuell 1,06 Billionen US-Dollar pro Jahr (1.060 Milliarden). Neues Geld drucken um altes zu bezahlen.


Thema Aktien:

Aktien werden häufig auch als Sachwerte eingestuft. Doch werden Sie diesem Status gerecht? Spätestens seit den Sanktionen gegen Russland habe ich persönlich meine Zweifel. Ich war bzw. bin in Lukoil und Gazprom ADRs investiert (ADR = American Depositary Receipts, Hinterlegungsscheine amerikanischer Banken). Im Falle von Gazprom liegen die ADRs bei der "Mellon Bank of New York". In meinem Depotauszug wird die Position zwar noch aufgeführt, ist jedoch ohne Wert:

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Abb. 6: Teil-Depotauszug des Autors


Ruft man die Seite www.gazprom.com auf, wird diese mit einer IP aus Deutschland nicht angezeigt ("Beim Verbinden mit www.gazprom.com trat ein Fehler auf"). Loggt man sich mit einem Virtual Private Network über einen russischen Server ins Internet ein, erfährt man jedoch auf einer Webseite von Gazprom, dass für die ersten 9 Monate 2023 eine Dividende von 82,94 Rubel ausgezahlt wurde:

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Abb. 7: Dividenden-Historie von Gazprom [19]


Ein ADR = 2 Original-Aktien = 165,88 Rubel = 1,71 Euro pro ADR. Wo ist diese Dividende geblieben? Hat Gazprom diese nicht an die Mellon Bank überwiesen? Hat die Mellon Bank diese einbehalten? Die letzte Dividende, die bei mir ankam, wurde im August 2021 ausbezahlt. D. h. auch die in Abb. 7 dargestellte Dividende von 81,94 Rubel für 2022 wurde nicht an die ADR-Besitzer weitergeleitet.

Ein Beispiel, das sehr nachdenklich machen sollte. Was mit einer russischen Aktie über Nacht möglich ist, ist sehr offensichtlich technisch mit jeder Aktie möglich! Der Handel einer Aktie oder einer ganzen Börse kann ausgesetzt, Sanktionen gegen ausländische Aktienbesitzer können verhängt, Dividenden einbehalten werden. Ist also eine Aktie ein Sach- oder wahrscheinlich doch ein Papierwert?

Nebenbemerkung: Die Tagesschau berichtete am 03.05.2024 von einem Milliardenverlust von Gazprom: "Erster Gazprom-Verlust seit Jahrzehnten" [20]. Dennoch wurde, wie oben berichtet, eine normale Dividende ausgeschüttet.

Zweiter Gedankengang bzgl. Aktien bzw. spezieller gesagt Minenaktien. Immer wieder wird von einem Hebel der Minenaktien gegenüber den Metallwerten gesprochen und geschrieben. Motto: "Steigt der Metallpreis, steigt der Unternehmensgewinn überproportional an". Diese Rechnung stimmt jedoch nur dann, wenn in dem betrachteten Zeitraum die Gesamtkosten der Förderung stabil bleiben. Steigen jedoch auch diese, schmilzt der erhoffte Hebel wie Butter in der Sonne dahin. Und ob die Börse den unternehmerischen Mehrgewinn mit steigenden Aktienbewertungen honoriert, ist auch nicht garantiert.

Untersuchungen belegen, dass es tatsächlich so ist, dass z. B. bei der Goldförderung ein mehr oder minder linarer Zusammenhang zwischen Goldpreis und Förderkosten besteht. Im aktuellen Report "In Gold we trust" der Incrementum AG [21] wird auf Seite 354 eine Graphik präsentiert, die dies verdeutlicht (ich wollte Ihnen diese Graphik hier darstellen, bekam aber vom Rechteinhaber leider keine Antwort auf meine Mail-Anfrage, ob ich dies tun dürfte).

Gemäß dieser Graphik steigen die Gesamtförderkosten bei steigendem Goldpreis mit einer Korrelation von 0,67 an. Sprich: Steigt der Goldpreis um 100 Dollar, steigen auch die Förderkosten im Schnitt um 67 Dollar mit an. Diese Linearität wirkt demnach der erwünschten Hebelwirkung entgegen und bestätigen die gefühlte Realität der letzten Jahrzehnte.




Sinkende natürliche Vorkommen von Edelmetallen

Meine Dissertation an der Universität Würzburg 2012 handelte von der mathematischen Modellierung der zukünftigen Goldförderung bzw. "Peak Gold". Vor kurzem kam mir die folgende Graphik über den Weg, die Quelle habe ich leider vergessen zu notieren.

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Abb. 8: Goldförderung USA 2005 - 2023 (Quelle unbekannt)


Die Graphik zeigt, dass die Neuförderung in den USA seit 2005 von 256 auf 170 Tonnen in 2023 gefallen ist, d. h. um ein Drittel. Andere Länder zeigen dieses Verhalten ebenfalls, zuvorderst Südafrika, welches im Jahr 1970 1.000 Tonnen Gold förderte, im Jahr 2023 hingegen nur noch geschätzte 100 Tonnen [22]. Rohstoffe sind endlich, Papiergeld unendlich.

Im Falle der Goldförderung ergaben meine mathematischen Modellierungen, dass das globale "Peak Gold" zwischen den Jahren 2027 und 2044 eintreten sollte [23].


Fazit:

In der Gesetzgebung sind für die konventionellen Märkte alle juristischen Werkzeuge implementiert, um den individuellen Anleger im Ernstfall zu enteignen. Insofern sind die Speichen 'Handelsware' und auch 'Land' (Immobilität) zu meiden.

Der Bürger bürgt nicht nur, er bezahlt auch mit dem Teil seiner gesparten Lebensleistung, die ihm nach Abzug aller Steuern und Lebenshaltungskosten noch geblieben ist. Jedwelche Papiere und deren Verwahrstellen sind demzufolge am Ende eines Papiergeld-Fiat-Systems kein sicherer Aufbewahrungsort für Erspartes. Dies betrifft Sichteinlagen auf Girokonten genauso wie ein Aktiendepot. Anleihen können über die Änderung der Bedingungen quasi-wertlos verfallen, und somit auch Lebens- oder Rentenversicherungen.

Ich persönlich komme daher immer mehr zu der Erkenntnis, dass es in einer (kommenden) Krise außer den Edelmetallen keine sicheren Anlageklassen mehr gibt und man demzufolge prinzipiell 100 Prozent seiner Ersparnisse in physische Metalle im direkten Eigentum - d. h. nur in die Spitze der Exter-Pyramide - umschichten sollte.

Die Lagerorte sollten bewusst und gezielt gewählt und diversifiziert werden. Handbestand vor Ort und langfristige Sparmetalle im Nicht-EU-Ausland, vorzugsweise Schweiz oder Liechtenstein. Da diese Länder eine Zollunion bilden, sehen ich im großen und ganzen keinen Unterschied zwischen diesen beiden Jurisdiktionen.

Immer wieder höre ich von unseren Kunden Dinge wie "wenn Silber auf 50 steigt, überlege ich mir auch einen Verkauf". Bedenken Sie hierbei folgende Graphik und lösen Sie sich vom Denken in Euro. Er wird am Ende null Kaufkraft haben und die Metalle werden dies invers abbilden wie in 1923. Die letzten Verzehnfachungen des Goldpreises im Staate Weimar dauerten immer nur noch wenige Tage und waren im Grunde auch völlig bedeutungslos. Der der Gold besaß, hätte es wohl vernünftigerweise für keinen RM-Betrag verkauft.

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Abb. 9: Goldpreis in Reichsmark 1918 - 1923 (Quelle unbekannt).


© Dr. Jürgen Müller
Einkaufsgemeinschaft für Sachwerte GmbH
www.goldsilber.org



Haftungsausschluß: Dieser Artikel stellt keine Anlageberatung oder Empfehlung dar, jedwelche Anlageprodukte oder Anlagegüter zu erwerben oder zu veräußern. Der Artikel gibt lediglich die private Meinung des Autors wider.


Quellen:

[1] http://www.valueinvesting.de/berkshire-hathaway/portfolio/
[2] https://www.aktienwelt360.de/2022/10/01/diversifikation-warren-buffett-liefert-diese-2-zitate/
[3] David Swesen: „Proaktive Portfolio-Strategien“, Murmann-Verlag Hamburg, 2. Auflage 2007, Seite 152
[4] https://www.blick.ch/wirtschaft/rahmenbedingungen-sind-sehr-gut-deutscher-kettensaegen-konzern-stihl-will-in-die-schweiz-id19611746.html
[5] https://dagio.ch/speisekarte/
[6] https://www.youtube.com/watch?v=trYO5KtLq0Q (ca. Minute 30 im Video)
[7] https://publikationen.bundesbank.de/caas/v1/media/929802/referenceDoc/41053464f7300c6ccdf8f8564e71473b
[8] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/fruehjahrsprognose-bundesregierung-wachstum-100.html
[9] https://www.gesetze-im-internet.de/sag/BJNR209110014.html
[10] https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/bankenaufsicht/einzelaspekte/eigenmittelanforderungen/eigenmittel/eigenmittel-597820
[11] https://correctiv.org/faktencheck/2022/09/21/sanierungs-und-abwicklungsgesetz-was-geschieht-bei-einer-bankenabwicklung-mit-dem-sparguthaben-von-privatkunden/
[12] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/38041/umfrage/anzahl-der-girokonten-in-deutschland-nach-bankengruppe/
[13] https://bankenverband.de/files/2023-02/012023_Statut_des_Einlagensicherungsfonds_DE_0.pdf
[14] https://www.voeb.de/was-wir-tun/einlagensicherung
[15] https://www.bzst.de/DE/Privatpersonen/Kontenabruf/kontenabruf_node.html
[16] https://www.deutsche-
finanzagentur.de/bundeswertpapiere/bundeswertpapierarten/bundesanleihen
[17] https://www.gesetze-im-internet.de/schvg/__4.html
[18] https://fred.stlouisfed.org/series/A091RC1Q027SBEA
[19] https://ir.gazprom-neft.com/shareholders/dividends/history/ (nur mit VPN und russischer IP aufrufbar)
[20] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/gazprom-rekordverluste-2023-100.html
[21] https://ingoldwetrust.report/download/34294 (Seite 354)
[22] https://pubs.usgs.gov/periodicals/mcs2024/mcs2024-gold.pdf
[23] Jürgen Müller: "Modellierung der globalen Goldproduktion durch Anwendung der Hubbert'schen Peak-Oil Methodik", BoD-Verlag 2012, ISBN 978-3-8448-1813-0