Märkte: Erosion der Risikobereitschaft erkennbar
25.02.2025 | Folker Hellmeyer
EUR/USD eröffnet bei 1,0474 (05:42 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0454 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,49. In der Folge notiert EUR-JPY bei 156,58. EUR-CHF oszilliert bei 0,9396.
Märkte: Erosion der Risikobereitschaft erkennbar
An den Finanzmärkten flackert bisweilen Risikobereitschaft auf, die dann aber zeitnah höheren Risikobewusstseins Raum gibt.
An den Aktienmärkten dominierten Gewinnmitnahmen, allen voran im US-Technologiesektor. Ansonsten waren die Bewegungen an den Aktienmärkten überschaubar. Am US-Rentenmarkt kam es im Gegensatz zum deutschen Rentenmarkt zu einer Entspannung. Die "Luft" oberhalb der Marke von 1,05 scheint zumindest aktuell für den EUR gegenüber dem USD zu dünn zu sein. Edle Metallen verloren an Boden, bei Bitcoin waren die Verluste ausgeprägt.
Die sich abzeichnende geopolitische Entspannung im Ukraine-Konflikt hat derzeit kaum oder keine Traktion bei der Diskontierung an den Finanzmärkten. Fakt ist, dass die USA sich mit ihrer Initiative weitgehend durchsetzen (siehe unten). Europa wirkt gefangen in der Solidarität mit den Neocon-geprägten US-Regierungen unter Bush, Obama und Biden. Fakt ist, dass Frieden ernährt. Zur Zeit befinden wir uns auf dem Weg in die richtige Richtung!
Das Datenpotpourri lieferte Katalysatoren für leicht erhöhte Risikobereitschaft. Sowohl der US-National Activity Index als auch der Dallas Fed Manufacturing Index setzten negative Signale. Zudem enttäuschte der IFO-Index.
Aktienmärkte: Late Dax +0,62%, EuroStoxx 50 -0,30%, S&P 500 -0,49%, Dow Jones +0,08%, US Tech 100 -1,10%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:55 Uhr: Nikkei (Japan) -1,22%, CSI 300 (China) -0,40%, Hangseng (Hongkong) -0,62%, Sensex (Indien) +0,26% und Kospi (Südkorea) -0,30%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,47% (Vortag 2,46%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,37% (Vortag 4,44%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0039) verlor gegenüber dem USD im Tagesvergleich und scheiterte erneut am Widerstandsfeld bei 1.0500 – 30 (Hoch bisher 1,0528). Gold (-3,60 USD) und Silber (-0,39 USD) gaben gegenüber dem USD nach. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 92.000 (05:59 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 3.300 USD.
USA begrüßen Zustimmung des UN-Sicherheitsrats zur US-Ukraine-Resolution
Der UN-Sicherheitsrat nahm die UN-Resolution der USA zum Ukraine-Krieg mit zehn Stimmen und fünf Enthaltungen an. Die US-Resolution enthält keinen Hinweis auf die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine.
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen begrüßte das Votum der Mehrheit des Weltsicherheitsrates für die US-Ukraine-Resolution. Diese Resolution bringe den Weg zum Frieden. Sie sei ein erster, aber entscheidender Schritt, auf den alle stolz sein sollten. Nun müsse man die Resolution nutzen, um eine friedliche Zukunft für die Ukraine, Russland und die internationale Gemeinschaft aufzubauen.
Der französische Präsident Macron sagte nach den Gesprächen mit Trump in Washington in einem Interview des US-Fernsehsenders Fox News, ein Waffenstillstand zwischen der Ukraine und Russland könne bereits in den kommenden Wochen vereinbart werden. Er habe mit europäischen Staats- und Regierungschefs gesprochen und viele von ihnen seien bereit, Sicherheitsgarantien zu geben.
Kommentar: Aus den Nachrichten bezüglich der Ukraine-Krise ist ablesbar, dass die USA sich mit ihrer Neuausrichtung durchsetzen. Man will seitens der USA Diplomatie (und Geschäfte), um die eigenen Interessen durchzusetzen, nachdem unter Biden, Obama und Bush (Neocon-Ausrichtung) der Regime-Change und Gewaltansatz zur Machtausweitung verfolgt wurde. Die jetzt laufenden Gespräche zwischen Moskau und Washington implizieren neben Schaffung der Grundlagen für Waffenstillstand und Frieden, dass die USA in der wirtschaftlichen Kooperation mit Russland den "first-mover" Vorteil haben werden.
Während die EU gegen Moskau das 16. Sanktionspaket verabschiedet, nachdem 15 Pakete maßgeblich die eigene Wirtschaft belasteten, verabschieden sich die USA voraussichtlich von der Sanktionspolitik, zumindest in Teilen. Europa ist sowohl politisch als auch wirtschaftlich der Verlierer dieser sich abzeichnenden Konstellation.
Erkennbar hat sich Europa mit den Neocon-Ausrichtungen in den USA in den letzten mehr als 14 Jahren solidarisiert. Dafür hat Europa einen hohen Preis gezahlt (Politisches Ansehen global, Wirtschaft, aber auch Migration).
Zahlen wir jetzt wieder bei der Abkehr von der US-Neocon-Politik, weil unsere Politiker Gesichtsverluste vermeiden wollen? Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Fakt ist aber, dass der eigene Standort, die hier tätigen Unternehmen und die Menschen vor Ort bestraft werden. Die Politiker sind von den Konsequenzen ihres Handelns wirtschaftlich weitestgehend isoliert.
Es geht nicht um Eitelkeiten der politischen Klasse, sondern um unsere Zukunftsfähigkeit.
BDI-Chef fordert von künftiger Regierung "wirklichen Neubeginn"
BDI-Präsident Leibinger fordert angesichts der Wirtschaftskrise von der künftigen Regierung "einen wirklichen Neubeginn". Eine schwarz-rote Koalition werde diesem Land nur gerecht werden, wenn sie sich als eine Koalition für die Lösung von großen Aufgaben verstehe, so derChef des BDI, Alles, was Wachstum schaffe, müsse jetzt im Mittelpunkt stehen. Eine Trendumkehr könne nur durch ein Paket von Maßnahmen erreicht werden: Dazu zählten öffentliche Investitionen in eine moderne Infrastruktur, in Transformation und die Widerstandskraft der Volkswirtschaft.
Zeitnahe Entlastungssignale im Energiebereich durch schnelle Entscheidungen bei der Kraftwerksstrategie und dauerhafte Entlastungen bei Netzentgelten und Stromsteuer gehörten auch dazu.
Kommentar: Herr Leibinger fasst das heiße Eisen Außenpolitik nicht an. Unsere Statur als ehrlicher Makler hat uns stark gemacht, da müssen wir wieder hin. Wir brauchen freie Märkte!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Deutscher IFO-Geschäftsklimaindex enttäuscht Erwartung
Gemäß finaler Berechnung sanken die Verbraucherpreise der Eurozone per Januar im Monatsvergleich um 0,3% und legten im Jahresvergleich um 2,5% zu. Die Kernrate der Verbraucherpreise der Eurozone wies per Februar im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,9% (vorläufig -1,0) und im Jahresvergleich eine Zunahme um 2,7% aus.
USA: US-Daten weiter mit negativen Vorzeichen
Der von der Federal Reserve Chicago ermittelte "National Activity Index", ein Sammelindex aus 85 US-Einzelindikatoren, der sehr viel mehr Aufmerksamkeit verdiente, stellte sich per Berichtsmonat Januar auf -0,03 nach zuvor +0,18 Punkte (revidiert von 0,15). Der regionale von der Federal Reserve Dallas berechnete Manufacturing Business Index sank per Februar von zuvor +14,10 auf -8,3 Zähler.
Südkorea: Notenbank senkt Leitzins von 3,00% auf 2,75%
Die Notenbank Südkoreas senkte den Leitzins (Base Rate) erwartungsgemäß von zuvor 3,00% auf 2,75%.
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0500 – 1.0530 negiert dieses Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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