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Deutschland: BDI erwartet weitere Schrumpfung der Industrieproduktion

01.04.2025  |  Folker Hellmeyer

EUR/USD eröffnet bei 1,0826 (05:49 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0785 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 149,75. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,11. EUR-CHF oszilliert bei 0,9561.


Märkte: DAX-Börsenampel jetzt auf "Gelb"

An den Finanzmärkten kam es gestern hinsichtlich der verschärften Gangart in der US-Zollpolitik an den Aktienmärkten temporär zu einem Einbruch.

Der DAX gab in der Spitze bis auf 21.971 Punkte nach, um sich dann zu fangen. Die Börsenampel sprang auf „Gelb“ (Schlusskurs DAX Xetra unter 22.250 Punkten). Der S&P 500 und Dow Jones konnten am Ende sogar im positiven Bereich landen. Mit Ausnahmen des Aktienmarkts Indiens dominierten heute früh Anstiege den fernöstlichen Aktienmarkt. Rentenmärkte waren seitwärts gerichtet. Gold profitiert weiter und markierte ein neues Allzeithoch bei knapp 3.148 USD. Bitcoin stabilisierte sich.

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte überwiegend positive Datensätze. So überraschten deutsche Einzelhandelsumsätze positiv. Die Erstschätzungen der Verbraucherpreise der größeren Länder der Eurozone waren überwiegend milder. Der Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes Chinas legte deutlicher zu und signalisiert stärkeres Wachstum.

Das Nachrichtenpotpourri aus Deutschland ernüchtert dagegen fortgesetzt. Im Jahr 2024 gingen 120.000 Jobs im Verarbeitenden Gewerbe (20% des BIP, unser Geschäftsmodell, hohe Löhne) laut der Bundesagentur für Arbeit verloren.

Aktienmärkte: Late Dax -0,73%, EuroStoxx 50 -0,89%, S&P 500 +0,55%, Dow Jones +1,00%, NASDAQ 100 -0,02%. Aktienmärkte in Fernost Stand 0:02 Uhr: Nikkei (Japan) +0,25%, CSI 300 (China) +0,29%, Hangseng (Hongkong) +1,06%, Sensex (Indien) -0,31% und Kospi (Südkorea) +1,89%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,73% (Vortag 2,73%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,19% (Vortag 4,20%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (-0,0011) gab gegenüber dem USD im Tagesvergleich leicht nach. Gold (+38,50 USD) konnte gegenüber dem USD deutlich an Boden gewinnen. Silber gab geringfügig nach (-0,05 USD). Der Bitcoin notiert bei 82.540 USD (06:05 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 990 USD.


Deutschland: BDI erwartet weitere Schrumpfung der Industrieproduktion

Der BDI rechnet erneut mit einem schwierigen Jahr. Die Produktion dürfte 2025 um 0,5% schrumpfen. Seit 2019 sei die Industrieproduktion um knapp 11% zurückgegangen. Im europäischen Vergleich verliere die deutsche Industrie an Boden, denn die Produktion in der EU sei im selben Zeitraum um 1% ausgeweitet worden.

Kommentar: Seit Jahren sieht der BDI dieser Entwicklung zu. Warum kommen erst jetzt in den letzten 18 Monaten kritische und mahnende Worte?

Vor unseren Augen zerfällt das einzige Geschäftsmodell, das Deutschland hat und das uns trägt. Das Delta zwischen der Industrieproduktion der EU und Deutschland liegt seit 2019 bei 12% (11% Rückgang hier, 1% Wachstum in der EU). Das ist prekär. Der Zerfall ist begründet durch unsere diskretionäre Politik. Hier liegt kein Fremdverschulden vor. Vor unseren Augen zerfällt das uns tragende Geschäftsmodell.

Standen die zeitig mahnenden Geister ob dieser Entwicklung auf den Einladungslisten des BDI oder bewegte man sich zu lange im Fahrwasser Berlins und des DIW & Co. mit Häppchen und Drinks im „Habitat der links-grünen Narrative“ (sie sind geplatzt)?


Die Stimmung in der Industrie sei schlechter als man es je erlebt habe. So der Chef des BDI. Die nächste Regierung müsse eine mutige Reformagenda vorlegen. Die durch Schulden finanzierten Investitionen sollten dazu beitragen, die strukturellen Schwächen des Standorts zu beheben. Entscheidend sei ein klares Konzept für den effizienten Einsatz des Milliardenpakets, das Vertrauen schaffe. Der BDI forderte einen spürbaren Bürokratieabbau. Die Steuerbelastung von Firmen sollte zudem auf maximal 25% gesenkt werden, um Investitionen anzuregen. Außerdem müsse die Energieversorgung planbar und bezahlbar sein.

Kommentar: So ist es, danke für die Flankierung. Gerne stehe ich für vertiefende Gespräche und Diskurse zur Verfügung. Derzeit ergibt sich täglich weiterer Substanzverlust!


Deutschland: Inflationsrate laut IFO in kommenden Monaten über 2%

Die Inflationsrate wird laut Prognose des Ifo-Instituts in den kommenden Monaten bei gut 2% liegen. Diese Vorhersage leitet das IFO-Institut aus der aktuellen Unternehmensumfrage zu den Preiserwartungen ab. Das Barometer fiel im März von zuvor 19,3 auf 18,7 Punkte. Im Großen und Ganzen setze dieser Frühindikator für die Preisentwicklung seine seit fast zwei Jahren anhaltende Seitwärtsbewegung fort. Die Inflationsrate dürfte daher auch in den kommenden Monaten weitgehend unverändert bei etwas mehr als 2% liegen, so das IFO-Institut.



Kommentar: Ich höre die Worte des IFO-Instituts. Diese Prognose gilt weitgehend, sofern die US-Zollpolitik nicht zu einem Handelskrieg führt, aber auch ohne Handelskrieg ist es hoch wahrscheinlich, dass das Preisniveau unter überschaubarem Aufwärtsdruck stehen wird. Ein Handelskrieg lieferte eine nachhaltig veränderte Preislage.

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Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Unerwartet starke deutsche Einzelhandelsumsätze

Nachfolgend sind die Erstberechnungen der Verbraucherpreise per Berichtsmonat März tabellarisch aufgeführt.

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Deutschland: Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Berichtsmonat Februar preisbereinigt im Monatsvergleich um 0,8% zu (Prognose 0,2%, Vormonat 0,7%, revidiert von 0,2%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 4,9% (Prognose 3,1%) nach zuvor 3,3% (revidiert von 2,9%).

Deutschland: Die Importpreise verzeichneten per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich eine Zunahme um 0,3% (Prognose 0,0%, Vormonat 1,1%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 3,6% (Prognose 3,1%) nach zuvor 3,1%.


USA: Stimmung in Chicago besser, in Dallas deutlich schwächer

Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago stellte sich per Berichtsmonat März auf 47,6 Punkte (Prognose 44,5) nach zuvor 45,5 Zählern. Es ist der höchste Indexstand seit November 2023. Der Dallas Fed Manufacturing Business Index verzeichnete per Berichtsmonat März einen Rückgang von -8,3 auf -16,3 Punkte. Es ist der Tiefststand seit Juli 2024.


Japan: Dienstleistungssektor stärker, Industrie schwächer

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PMIs: Erstschätzungen diverser Länder für das Verarbeitende Gewerbe

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Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0730 – 1.0760 negiert das Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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