GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

Technische Analyse zu Silber: Silber vor dem Ausbruch? – Stoische Ruhe in enger Spanne

21.05.2025  |  Markus Blaschzok

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.


COT-Report für Silber vom 16. Mai:

Der Silberpreis fiel zur Vorwoche um 34 US-Cent, wofür die Spekulanten mit 1,6 Tsd. Kontrakten Short gingen. Das ist eine neutral bis leicht schwache Entwicklung. Der COT-Index hat sich dementsprechend um zwei Punkte auf 21 Punkte verbessert, während sich der COT-Index zum Open Interest adjustiert nur um einen Punkt auf 12 Punkte verbessert hat.

Die Terminmarktdaten sind mit 12 Punkten weiterhin im Verkaufsbereich und es gibt jede Menge Long-Drop-Potenzial, auch wenn sich der Silberpreis in den letzten Wochen in einer engen Handelsspanne von nur 1,50 $ bewegt hat. Auf Monatssicht zeigt sich kein Defizit wie am Goldmarkt, stattdessen zeigt sich der Markt bestenfalls neutral bis leichte Schwäche. Die physische Nachfrage, die wir im letzten Jahr am Goldmarkt sahen, sehen wir noch immer nicht am Silbermarkt.

Open in new window

Der Preiseinbruch bei Silber wurde primär durch den Terminmarkt getrieben


Open in new window
Die großen vier Händler an der COMEX halten noch immer eine rekordhohe Shortposition


Seit fünf Wochen handelt der Silberpreis in einer engen Spanne von nur 1,5 $, während der Goldpreis eine ausgeprägte Berg- und Talfahrt durchlief. Der dynamische Preisrückgang bei Gold der letzten beiden Wochen wirkte sich kaum auf den Silberpreis aus – obwohl das Edelmetall traditionell als "kleiner Bruder" des Goldes gilt und in der Vergangenheit dessen Kursbewegungen nicht nur nachvollzog, sondern häufig sogar übertraf.

Die Korrelation von Silber zu Gold, die die letzten 40 Jahre bestand hatte, ist definitiv gebrochen. Erst lösten sich in den letzten Jahren Palladium und Platin von der einstigen positiven Korrelation mit dem Goldpreis und im letzten Jahr folgte Silber. Die automatischen Handelssysteme, die früher den Silbermarkt entsprechend der Bewegung am Goldmarkt nachvollzogen, wurden nach der überraschenden Rallye des letzten Jahres abgeschaltet.

Trotzdem dürfte für die kurzfristige weitere Entwicklung des Silberpreises die Richtung des Goldpreises ausschlaggebend sein. Die neuesten Daten des letzten Monats zeigen, dass das physische Defizit am Goldmarkt noch immer anhält und es sich bei dem kürzlichen Preisrückgang womöglich um eine gezielte kurzfristige Intervention von Notenbanken und des Plunge Protection Teams handelte.

Ein Risikofaktor für den Silberpreis bleibt eine konjunkturelle Schwäche, welche die industrielle Nachfrage beeinflussen würde. Mit einem Gold-Silber-Ratio von 100 ist Silber im historischen Vergleich weiterhin historisch günstig zu Gold. Vor diesem Hintergrund dürfte es weiterhin sinnvoll sein, wenn Investoren einen Teil ihrer Goldbestände zugunsten von Silber umschichten und die Gewichtung von Silber im Portfolio erhöhen.

Kurzfristig orientierte Marktteilnehmer sollten jedoch Vorsicht walten lassen: Eine weitere Eintrübung der Konjunktur könnte die industrielle Nachfrage nach Silber zusätzlich dämpfen. Ebenso könnte eine nochmalige Korrektur des Goldpreises auch Silber erneut unter Druck setzen. Auch wenn das Potenzial für eine deutliche Aufholbewegung bei Silber vorhanden ist, dürfte der Weg dorthin zunächst noch von erhöhter Volatilität und Unsicherheit geprägt sein, solange sich der Wirtschaftsausblick weiter eintrübt.




Trading:

Die enge Handelsspanne von nur 1,5 $ bietet ein schönes Trading-Setup. Da sich der Goldpreis zuletzt stark gehalten hat, könnte es nun sein, dass Investoren Gold verkaufen und Silber kaufen. Ein Anstieg der Investmentnachfrage könnte dafür sorgen, dass der Silberpreis aus dieser Handelsspanne bullisch ausbricht. Nur wenn Gold noch einmal erneut Richtung 3.000 $ korrigiert und/oder neue Hiobsbotschaften über Twitter die Märkte in Aufruhr versetzen, wäre ein bärischer Ausbruch mit einer folgenden stärkeren Korrektur nochmals wahrscheinlicher. Die Wahrscheinlichkeit für einen kurzfristig bullischen Ausbruch scheint etwas größer zu sein, doch letztlich hat der Markt immer recht.

Trader kaufen dementsprechend einen Ausbruch aus der Handelsspanne und setzen einen engen Stop-Loss, sodass man mit einem Rückfall in die Handelsspanne wieder aus dem Markt ist. Alternativ kauft man einen Test der Unterseite der Handelsspanne und setzt hier einen engen Stop-Loss, sollte es einen Ausbruch nach unten geben.

Im Falle eines bärischen Ausbruchs shortet man und stellt die Position glatt, sobald der Preis in die Handelsspanne zurückkehrt. Sollte der Goldpreis auf unter 3.000 $ fallen, kann es am Silbermarkt zu einem Long-Drop kommen, der den Preis rasch auf 28 $ oder tiefer bringt. Das wären mittelfristig bis langfristig womöglich gute Kaufniveaus, auch wenn der Terminmarkt zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig bereinigt wäre.

Open in new window
Der Silberpreis blieb unbeeindruckt und unverändert in seiner Handelsspanne, während der Goldpreis eine Achterbahnfahrt durchlief


Der Einbruch vor 7 Wochen brachte den Silberpreis zurück an die Kreuzunterstützung bei 27,50 $, bestehend aus einem Aufwärtstrend und einer Unterstützung bei 28 $. Von dort aus kam es zu einer technischen Erholung. Dieser Rücksetzer bot eine gute kurz- und langfristige Kaufchance. Mittelfristig könnte eine ausgeprägte deflationäre Rezession dem Silberpreis jedoch noch einmal zusetzen, weshalb man noch immer vorsichtig sein muss. Sollten die Aktienmärkte weiter einbrechen, weil die Fed nicht agiert, könnte sich der Terminmarkt erst noch komplett bereinigen, bevor der Silberpreis seine Aufholjagd zum Goldpreis startet.

Open in new window
An der Kreuzunterstützung bei 27,50 $ kam neues Kaufinteresse in den Markt


Langfristige Analyse

Im Langfristchart sieht man deutlich die Unterstützungszone zwischen 28 $ und 30 $, die zuletzt auch gehalten hat. Man sieht auch, wie wichtig der Widerstand bei 35 $ ist. Wird diese Marke rausgenommen, wäre ein schneller Sprung auf 44 $ bis 50 $ gut möglich. Eine Rezession bleibt eine Gefahr für die industrielle Nachfrage am Silbermarkt und so gibt es mittelfristig noch Risiken auf der Unterseite.

Das aktuell diskutierte stagflationäre Umfeld dürfte Investoren auf längere Sicht nur wenige Anlagealternativen zu Gold und Silber bieten. Die in diesem Umfeld voraussichtlich stark steigende Investmentnachfrage dürfte zu einem anhaltenden physischen Nachfrageüberhang führen. Dies dürfte den Silberpreis langfristig über sein nominales Allzeithoch von 50 $ tragen.

Die langfristige Entwicklung am Gold- und Silbermarkt bleibt weiterhin stark von einer möglichen Rückkehr zu einer lockeren Geldpolitik abhängig – etwa als Reaktion auf eine Rezession, geopolitische Spannungen oder Einflussnahme durch die Trump-Administration.

Ein möglicher Risikofaktor bleibt das Szenario einer deflationären Rezession, in der die Zentralbanken nicht unmittelbar mit expansiven Maßnahmen reagieren. In diesem Fall könnte die industrielle Nachfrage – insbesondere bei Silber – deutlich zurückgehen, der Terminmarkt komplett bereinigt werden und ein erneuter Test der Unterstützung im Bereich von 22 $ folgen.

Ein solches Tief sollte jedoch als strategische Einstiegschance genutzt werden, um in Silber langfristig Long-Positionen aufzubauen. Schon jetzt ist Silber bei einem Gold-Silber-Ratio von 100 für langfristige Investments dem großen Bruder Gold zu bevorzugen. Rücksetzer unter 28 $ sind als langfristige antizyklische Kaufchance zu sehen.

Open in new window
Das langfristige Chartbild ist noch immer sehr bullisch. Der Widerstand bei 35 $ muss nun noch überwunden werden, während die Unterstützung bei 28 $ zuletzt Halt bot


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
Chefanalyst GoldSilberShop.de / VSP AG
BlaschzokResearch
GoldSilberShop.de

>> Abonnieren Sie diesen wöchentlichen Marktkommentar per Email hier <<



Disclaimer: Diese Analyse dient ausschließlich der Information. Bei Zitaten ist es angemessen, auf die Quelle zu verweisen. Die in dieser Veröffentlichung dargelegten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dar. Die gesamte Analyse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen spiegeln die Meinung und Ansichten des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und stellen in keiner Weise einen Aufruf zur individuellen oder allgemeinen Nachbildung, auch nicht stillschweigend, dar. Handelsanregungen oder anderweitige Informationen stellen keine Beratungsleistung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, derivativen Finanzprodukten, sonstigen Finanzinstrumenten, Edelmetallen und -hölzern, Versicherungen sowie Beteiligungen dar. Wir weisen darauf hin, dass beim Handel mit Wertpapieren, Derivaten und Termingeschäften, hohe Risiken bestehen, die zu mehr als einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Jeder Leser/Kunde handelt auf eigenes Risiko und auf eigene Gefahr. Eine Haftung für Vermögensschäden, die aus dieser Veröffentlichung mit möglichen Handelsanregungen resultieren, ist somit ausgeschlossen. Eine Verpflichtung dieses Dokument zu aktualisieren, in irgendeiner Weise abzuändern oder die Empfänger zu informieren, wenn sich eine hier dargelegte Stellungnahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder unzutreffend wird, besteht nicht. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit wird nicht übernommen.

Die Verwendung von Hyperlinks auf andere Webseiten in diesem Dokument beinhaltet keineswegs eine Zustimmung, Empfehlung oder Billigung der dort dargelegten oder von dort aus zugänglichen Informationen. Markus Blaschzok übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt oder für eventuelle Folgen aus der Verwendung dieser Informationen. Des weiteren werden weder wir, noch unsere Geschäftsorgane, sowie Mitarbeiter, eine Haftung für Schäden die ggf. aus der Verwendung dieses Dokuments, seines Inhalts oder in sonstiger Weise, entstehen, übernehmen. Gemäß §34b WpHG weisen wir darauf hin, dass der Autor derzeit in ein oder mehrere der besprochenen Investmentmöglichkeiten investiert ist.