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Deutschland: Auftragsbestand legt zu

18.07.2025  |  Folker Hellmeyer

EUR/USD eröffnet bei 1,1628 (05:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1558 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 148,55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 172,73. EUR-CHF oszilliert bei 0,9330.


Märkte: Freundliche Aktienmärkte in Europa und USA

An den Finanzmärkten stach die freundliche Performance der Aktienmärkte Europas und der USA ins Auge. Dagegen ergab sich in Fernost heute früh keine durchgehende positive Tendenz. Die freundliche Verfassung der Aktienmärkte Europas und der USA korreliert mit unerwartet positiven Datensätzen aus den USA (Datenpotpourri, siehe unten).

Nachdem die Veröffentlichungen der US-Verbraucherpreise als auch der US-Erzeugerpreise Inflationssorgen nahmen, lieferten die US-Importpreise mit -0,2% im Jahresvergleich ein weiter entlastendes Element. Zudem zeigen sich US-Verbraucher in guter Verfassung. Die US-Einzelhandelsumsätze legten deutlich stärker zu, als vom Markt unterstellt. In Philadelphia sprang laut Business Index die Stimmung im Juli analog zu der Region New York dynamisch an.

Passend dazu meldete sich ein Direktor der US-Notenbank zu Wort. US-Notenbankdirektor Waller hat erneut für eine Zinssenkung auf der nächsten Sitzung der Fed Ende Juli plädiert. Es sei sinnvoll, den Leitzins des FOMC in zwei Wochen um 0,25% zu senken. Die Risiken für die Wirtschaft würden zunehmen und es sei sehr wahrscheinlich, dass die zollbedingte Inflation nicht zu einem anhaltenden Anstieg des Preisdrucks führen werde.

Kommentar: Gerade die Entwicklung der Importpreise (-0,2% im Jahresvergleich) impliziert das Gegenteil dessen, was von der Falkenseite der Fed-Vertreter argumentativ vorgebracht wird.

Aktienmärkte: Late Dax +0,91%, EuroStoxx 50 +0,69%, S&P 500 +0,54%, Dow Jones +0,52%, NASDAQ 100 +0,76%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:36 Uhr: Nikkei (Japan) -0,31%, CSI 300 (China) +0,47%, Hangseng (Hongkong) +0,69%, Sensex (Indien) -0,45% und Kospi (Südkorea) -0,38%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,68% (Vortag 2,69%),während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,44% (Vortag 4,48%) abwirft.

Devisenmärkte: Der EUR (+0,0013) gewann im Tagesvergleich gegenüber dem USD insignifikant. Gold (-5,50 USD) gab leicht gegenüber dem USD nach, während Silber (+0,12 USD) leicht zulegte. Der Bitcoin notiert bei 120.260 USD (05:39 Uhr). Gegenüber der Eröffnung am Vortag ergibt sich ein Anstieg im Tagesvergleich um 2.080 USD.


Deutschland: Anstehender Investitionsgipfel im Kanzleramt

Kanzler Merz und Vertreter der Wirtschaft bereiten auf Initiative von Siemens, Deutscher Bank, Axel Springer und Kommunikationsberater Alexander Geiser für den 21. Juli einen Investitionsgipfel im Kanzleramt mit dem Ziel vor, private Investitionen in Höhe von 300 Mrd. EUR vor Ort zu veranlassen, um die staatlichen Investitionen zu verstärken. Man will die "Investitionslust" der Familienunternehmen und der Großkonzerne durch einen Akt der Zuversicht stimulieren.

Kommentar: Der hier von der Wirtschaft ausgehende Schulterschluss mit der Regierung ist bemerkenswert, weil die Wirtschaft nach negativen Erfahrungen mit der Politik seit vielen Jahren die Hand ausstreckt. Es geht um Multiplikatoreffekte der vom Staat geplanten Maßnahmen. Fakt ist, dass das globale Interesse am Standort "überschaubar" ist.

Das hängt damit zusammen, dass die US-Leistungsertüchtigung durch Steuersenkungen, weniger Bürokratie und grundsätzlicher Wirtschaftsfreundlichkeit dynamischer ausfällt als vor Ort. Der Erfolg dieses Gipfels hängt auch daran, wie belastbar die Zusagen der Politik sein werden (Problem Stromsteuer!). Finanzierungsvorbehalte (Steuersenkungen) helfen wenig, ebenso wenig Sanktionen (Planbarkeit, Rahmen), die einen selbst treffen (aktuell Dünger/Agrarwirtschaft).

Wirtschaftsministerin Reiche forderte, ob der prekären Lage bei Energiepreisen und nachhaltiger Energieversorgungssicherheit einen Kurswechsel, um Konkurrenzfähigkeit des Standorts zu verbessern. Sollte das der Fall sein, erhöhte sich die Chance, die angestrebten Ziele zu erreichen, denn ohne perspektivische Energieversorgungssicherheit und preislicher Konkurrenzfähigkeit bei Energie läuft der Gipfel Gefahr, die Volumenziele (300 Mrd.) nicht zu erreichen. Investitionen sind kein Selbstzweck, sie müssen sich belastbar rechnen lassen, ansonsten laufen Investitionsausgaben Gefahr, zu konsumtiven Ausgaben zu degenerieren. Ohne Energie geht nichts!


Deutschland: Auftragsbestand legt zu

Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe ist nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes im Mai 2025 gegenüber April 2025 saison- und kalenderbereinigt um 0,4% gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2024 stieg der Auftragsbestand kalenderbereinigt um 4,7%.



Der Anstieg des Auftragsbestands im Mai 2025 gegenüber dem Vormonat ist wesentlich auf die Entwicklung im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge; saison- und kalenderbereinigt +2,1%) zurückzuführen. Der Anstieg im Bereich Herstellung von Metallerzeugnissen (+2,4%) wirkte sich ebenfalls positiv aus. Negativ beeinflusste das Gesamtergebnis der Rückgang in der Automobilindustrie (-1,4%).

Die offenen Aufträge aus dem Inland fielen im Mai 2025 gegenüber April 2025 um 0,3%, der Bestand an Aufträgen aus dem Ausland hingegen erhöhte sich um 0,8%. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern sank der Auftragsbestand um 0,2%. Bei den Herstellern von Investitionsgütern stieg der Auftragsbestand um 0,6% und im Bereich der Konsumgüter stieg er um 0,3%. Im Mai 2025 blieb die Reichweite des Auftragsbestands im Vergleich zum Vormonat April 2025 unverändert bei 7,8 Monaten.

Kommentar: Diese Entwicklung ist positiv. Sie ist in Teilen bemerkenswert, da sie sich trotz der geopolitischen und geowirtschaftlichen Gegenwinde als auch der nicht gegebenen internationalen Konkurrenzfähigkeit des Standorts Deutschland materialisiert. Sie resultiert meines Erachtens auch aus einer langjährigen globalen Unterinvestition. Wesentliche Teile der deutschen Industrie sind in globalen Lieferkettennetz noch nicht ersetzbar. Je weiter der Kapitalstock jedoch erodiert ("Hidden Champions" von 1.600 auf 1.470), desto geringer wird das Potential. "Food for thought!"


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Verbraucherpreise mild und wie erwartet

Laut finaler Berechnung nahmen die Verbraucherpreise der Eurozone per Juni im Monatsvergleich um 0,3% und im Jahresvergleich um 2,0% zu (Prognosen und vorläufige Werte 0,3% und 2,0%). Die Kernrate der Verbraucherpreise stieg im Monatsvergleich um 0,4% und im Jahresvergleich um 2,3% (Prognosen und vorläufige Werte 0,4% und 2,3%).

Niederlande: Die Arbeitslosenquote lag per Berichtsmonat Juni unverändert bei 3,8% (Deutschland 6,3% saisonal bereinigt).


UK: Arbeitslosenrate legt leicht auf 4,7% zu

Die Arbeitslosenrate nach Definition der ILO stellte sich per Berichtsmonat Mai auf 4,7% (Prognose 4,6%) nach zuvor 4,6%.


Schweiz: Handelsbilanzüberschuss nimmt zu

Die Handelsbilanz wies per Juni einen Überschuss in Höhe von 5,79 Mrd. CHF nach zuvor 4,01 Mrd. CHF aus.


USA: Starker Einzelhandel, Top-Stimmung in Philadelphia, Importpreise mit Deflation

Die Einzelhandelsumsätze nahmen per Juni im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose 0,1%, Vormonat -0,9%) zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg (nicht inflationsbereinigt) um 3,92% nach zuvor 3,29%. Die Importpreise verzeichneten per Berichtsmonat Juni im Monatsvergleich ein Plus in Höhe von 0,1% (Prognose 0,3%, Vormonat revidiert von 0,0% auf -0,4%) und im Jahresvergleich ein Rückgang um 0,2% (keine Prognose, Vormonat revidiert von +0,2% auf -0,2%).

Der Philadelphia Fed Business Index stellte sich per Berichtsmonat Juli auf +15,9 Punkte (Prognose -1,0) nach zuvor -4,0 Zähler. Der NAHB Housing Market Index legte per Berichtsmonat Juli von zuvor 32 auf 33 Punkte zu (Prognose 33). Das Niveau ist und bleibt prekär. Die Arbeitslosenerstanträge lagen per 12. Juli 2025 bei 221.000 (Prognose 235.000) nach zuvor 228.000 (revidiert von 227.000).


Russland: Devisenreserven rückläufig


Die Devisenreserven stellten sich per 11. Juli 2025 auf 685,3 Mrd. USD nach zuvor 690,6 Mrd. USD.


Japan: Preisdruck rückläufig

Die Verbraucherpreise stiegen per Juni im jahresvergleich um 3,3% nach zuvor 3,5%. Die Kernrate der Verbraucherpreise stellte sich per Juni auf 3,3% (Prognose 3,3%) nach zuvor 3,7%.

Derzeit ergibt sich für den EUR ein negativer Bias gegenüber dem USD. Erst ein Überwinden des Widerstandsfelds 1.1800 – 1.1830 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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