GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

Silber outperformt Gold – Ausbruch über 54 $ mit Potenzial bis 100 $

03.12.2025  |  Markus Blaschzok

Nachdem in der Vorwoche mehrere Fed Mitglieder Signale in Richtung weiterer geldpolitischer Lockerung gesendet hatten, stieg nach den Fed Funds Futures die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im Dezember auf etwa 100 Prozent an, während sie in der Woche bei nur 30 Prozent gelegen hatte. Nach dieser Senkung dürfte es im Januar erst einmal eine Zinssenkungspause geben.

Parallel dazu sorgte die Spekulation um Kevin Hassett als möglichen nächsten Vorsitzenden der US-Notenbank für zusätzliche Fantasie in Richtung einer tendenziell zinssenkungsfreundlicheren Fed in der Zukunft. Trump erklärte in dieser Woche, er habe bereits entschieden, wer Powell als Fed-Vorsitzender ersetzen wird. Der Markt erwartet eine Bekanntgabe innerhalb der nächsten zwei Wochen, wobei jeder andere Kandidat als Kevin Hassett eine Überraschung wäre.

In Folge kletterte der Goldpreis um mehr als 100 $ bis an seinen Abwärtstrend bei 4.175 $ an und der Silberpreis bis an sein Allzeithoch bei 54 $. Charttechnisch hatte sich der Goldpreis in den vergangenen Wochen immer weiter eingekeilt, wozu auch die Zentralbanken beitrugen, die im Oktober ihre Goldkäufe verstärkt und ihre Reserven um netto 53 Tonnen aufgestockt hatten, was der stärkste monatliche Zuwachs seit November 2024 war.

Im dünnen Feiertagshandel rund um das Thanksgiving Wochenende am Freitag gelang schließlich der Ausbruch nach oben, gefolgt von einem Preisanstieg bis zum nächsten Widerstand bei 4.245 $. Der Silberpreis, der für meine Premium Abonnenten bereits bei 52,50 $ ein erneutes Kaufsignal generierte, brach am Freitag über sein Allzeithoch bei 54 $ aus, worauf sich Shortseller eindecken mussten und der Preis auf ein neues vorläufiges Allzeithoch von 59 $ sprang und eine überdurchschnittliche Performance zeigte. Das Gold-Silber-Ratio sank darauf deutlich auf 72 am heutigen Mittwoch, dem niedrigsten Stand seit 2021.

Open in new window

Silber hat den Goldpreis in den letzten Monaten stark outperformed, was das gesunkene Gold-Silber-Ratio zeigt


Nominal handelt Silber nun weit über seinem Allzeithoch, doch real ist noch einiges an Luft nach oben vorhanden. Das inflationsbereinigte Hoch aus dem Jahr 1980 liegt bei über 160 $ je Feinunze, was das Potenzial zeigt, das Silber in einem Short-Squeeze haben könnte, wenn beispielsweise die grossen vier Händler an der COMEX ihre grosse Shortposition in steigende Preise hinein eindecken müssten.

Leider wird die CFTC nach dem Government Shutdown noch bis Ende Januar benötigen, um die COT-Reporte auf den aktuellen Stand zu bringen. Erst dann werden wir sehen, ob und wie weit sich diese großen Händler bereits eingedeckt haben und wieviel Potenzial es noch nach oben geben könnte.

Open in new window
Der inflationsbereinigte Allzeithoch aus dem Jahr 1980 würde erst jenseits der 160 $ erreicht werden


Gold hingegen hat sein reales Hoch von 1980 bei 2.780$ bereits deutlich übertroffen. Aber auch Gold ist aktuell keineswegs "zu teuer", da die offiziellen Inflationszahlen nicht die reale Geldentwertung abbilden und das reale inflationsbereinigte Hoch noch deutlich höher liegt.

Open in new window
Der inflationsbereinigte Allzeithoch aus dem Jahr 1980 würde erst jenseits der 160 $ erreicht werden




Ausbruchsniveau entscheidende Marke bei Gold auch für Silber

Dieser Ausbruch über die wichtigen charttechnischen Marken erfolgte im Feiertagshandel unter dünner Liquidität. Seit der Rückkehr der Händler am Dienstag nach Thanksgiving bewegt sich der Markt eher seitwärts und die Rally des dünnen Feiertagshandels ist zumindest vorerst zum Stillstand gekommen.

Das Kaufsignal mit dem Ausbruch über den Abwärtstrend brachte den erwarteten Anstieg bis zum nächsten Widerstand mit einem neuen Verlaufshoch bei 4.264 $ im Goldpreis, während Silber einen Profit von 6 $ brachte, bevor der Markt auf aktuell etwa 58 $ zurückkam.

Solange der Goldpreis über seinem Abwärtstrend handelt, bleibt das Chartbild langfristig aufwärtsgerichtet, ebenso beim Silberpreis oberhalb seines Allzeithochs.

Der Bereich um 4.175 $ bleibt die zentrale Zone, an der sich entscheidet, ob der Ausbruch nach oben Bestand hat und ein weiterer Anlauf in Richtung des Allzeithochs bei rund 4.400 $ möglich bleibt oder ob der Goldpreis wieder in den alten Abwärtstrend zurückfällt und die Korrekturszenarien mit 3.700 $ und 3.450 $ wieder in den Vordergrund rücken.

Wir verfügen derzeit nicht über den aktuellen COT-Report der CFTC, da die Datenerfassung aufgrund des Government-Shutdowns erst Ende Januar wieder aktuell sein werden. Jedoch kann die Positionierung der Spekulanten am Terminmarkt anhand der Veränderung der offenen Positionen in den Gold-Futures abgeleitet werden. Demnach haben die Spekulanten ihre Long-Positionen in Gold in den letzten zwei Wochen deutlich ausgebaut, während der Goldpreis nicht in dem gleichen Maß angestiegen ist.

Dies ist tendeziell eher ein bärisches Indiz, weshalb man im Trading genau darauf achten sollten, ob der Goldpreis zurück in den Abwärtstrend rutsch, denn ein folgender Long-Drop könnte dann schnelle Preisrückgänge mit sich bringen.

Open in new window
Der Goldpreis brach nach oben aus – solange es zu keinem Rückfall in den vorherigen Abwärtstrend kommt, ist ein weiterer Anstieg auf das Allzeithoch denkbar


Beim Silberpreis bleibt der Bereich um das frühere Hoch bei 54 $ sowie das Korrekturziel von 40 $ der maßgebliche Referenzrahmen, falls die aktuelle Stärke durch eine erneute Schwäche am Goldmarkt nicht bestätigt werden sollte. Die physische Investmentnachfrage bei Silber stützt weiterhin den aktuell hohen Preis, während die industrielle Verwendung des Metalls aufgrund seines Rekordanstiegs und einer schwächeren Wirtschaft voraussichtlich zurückgehen wird.

Steigt der Goldpreis nun weiter in Richtung seines Allzeithochs, dürfte insbesondere der Silberpreis kurzfristig davon profitieren, da zusätzliche spekulative Investmentnachfrage einen weiteren Short Squeeze am Terminmarkt nach sich ziehen könnte. Ein explosiver Preissprung in Richtung 100 $ wäre dann durchaus vorstellbar, wobei man sich darüber im Klaren sein muss, dass der Preis nach dem Ende eines solchen Squeezes ebenso schnell wieder deutlich korrigieren kann.

Deshalb sollte man die Entwicklung des Goldpreises nun sehr genau verfolgen und beobachten, ob der Ausbruch sich als nachhaltig erweist oder nur ein Ergebnis des dünnen Feiertagshandels war. Wir sind im Premium-Research an den entscheidenden Marken bei Gold und Silber Long gegangen und hoffen nun auf eine Fortsetzung der Rallye, während wir uns dem Risiko bewusst sind und mit Stopps unsere Gewinne abgesichert haben.

Open in new window
Der Silberpreis stieg auf ein neues Allzeithoch auf über 59 $ an


Zentralbanken steigern Goldkäufe

Die Zentralbanken weltweit haben im Oktober ihre Goldkäufe verstärkt und ihre Reserven um netto 53 Tonnen aufgestockt, wie das World Gold Council (WGC) berichtet. Dies entspricht einem Anstieg von 36% gegenüber September und ist der stärkste monatliche Zuwachs seit November 2024. Seit Jahresbeginn belaufen sich die Käufe auf 254 Tonnen, was deutlich weniger ist, als in den letzten drei Jahren, da die höheren Preise die Nachfrage dämpfen.

Polen bleibt mit 83 Tonnen seit Jahresbeginn der herausragende Käufer. Nach einer fünfmonatigen Pause nahm die polnische Nationalbank ihre Käufe nun wieder auf und kaufte im Oktober 16 Tonnen hinzu, womit sie ihre Bestände auf 531 Tonnen (26% der Gesamtreserven) erhöhte.

Brasilien zog mit den Käufen Polens im Oktober gleich. Es kaufte zum zweiten Mal in Folge 16 Tonnen hinzu, wodurch sich seine Reserven auf 161 Tonnen (6 % der Gesamtreserven) erhöhten. Die chinesische Zentralbank, ein weiterer Top-Käufer, meldete Goldkäufe für 12 Monate in Folge und kaufte im Oktober 0,9 Tonnen hinzu, wodurch sich die offiziell gemeldete Gesamtmenge auf 2.304 Tonnen erhöhte. Im Gegensatz dazu war Russland der einzige Verkäufer in diesem Monat mit einer Bestandsreduktion um 3 Tonnen.

Die dazugehörige aktuelle technische Chartanalyse finden Sie hier.


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
Chefanalyst GoldSilberShop.de / VSP AG
BlaschzokResearch
GoldSilberShop.de

>> Abonnieren Sie diesen wöchentlichen Marktkommentar per Email hier <<



Disclaimer: Diese Analyse dient ausschließlich der Information. Bei Zitaten ist es angemessen, auf die Quelle zu verweisen. Die in dieser Veröffentlichung dargelegten Informationen beruhen auf sorgfältiger Recherche und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf dar. Die gesamte Analyse und die daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen spiegeln die Meinung und Ansichten des Autors zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wider und stellen in keiner Weise einen Aufruf zur individuellen oder allgemeinen Nachbildung, auch nicht stillschweigend, dar. Handelsanregungen oder anderweitige Informationen stellen keine Beratungsleistung und auch keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, derivativen Finanzprodukten, sonstigen Finanzinstrumenten, Edelmetallen und -hölzern, Versicherungen sowie Beteiligungen dar. Wir weisen darauf hin, dass beim Handel mit Wertpapieren, Derivaten und Termingeschäften, hohe Risiken bestehen, die zu mehr als einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen können. Jeder Leser/Kunde handelt auf eigenes Risiko und auf eigene Gefahr. Eine Haftung für Vermögensschäden, die aus dieser Veröffentlichung mit möglichen Handelsanregungen resultieren, ist somit ausgeschlossen. Eine Verpflichtung dieses Dokument zu aktualisieren, in irgendeiner Weise abzuändern oder die Empfänger zu informieren, wenn sich eine hier dargelegte Stellungnahme, Einschätzung oder Prognose ändert oder unzutreffend wird, besteht nicht. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit wird nicht übernommen.

Die Verwendung von Hyperlinks auf andere Webseiten in diesem Dokument beinhaltet keineswegs eine Zustimmung, Empfehlung oder Billigung der dort dargelegten oder von dort aus zugänglichen Informationen. Markus Blaschzok übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt oder für eventuelle Folgen aus der Verwendung dieser Informationen. Des weiteren werden weder wir, noch unsere Geschäftsorgane, sowie Mitarbeiter, eine Haftung für Schäden die ggf. aus der Verwendung dieses Dokuments, seines Inhalts oder in sonstiger Weise, entstehen, übernehmen. Gemäß §34b WpHG weisen wir darauf hin, dass der Autor derzeit in ein oder mehrere der besprochenen Investmentmöglichkeiten investiert ist.