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Eine weitere Große Depression

27.01.2009  |  James Turk

Ich mag es nicht, wenn ich jedes neue Jahr mit düsteren Mitteilungen beginne. Ich habe ein optimistisches Wesen, bin aber auch Realist, der gerne auf die Fakten schaut. Zurzeit sind diese Fakten jedoch nicht sehr schön und sie sagen mir, dass sich die Welt in einer neuen Großen Depression befindet. Hier kommen ein paar schockierende Dinge bezüglich der US-Wirtschaft, die man sich einmal zu Gemüte führen sollte.

Das National Bureau of Economic Research geht davon aus, dass die aktuelle Rezession im Dezember 2007 begann. Seit dieser Zeit hat es nur einen Monat gegeben, in dem in der US-Wirtschaft kein Arbeitsplatz verloren ging; besorgniserregend ist allerdings, dass Arbeitsplätze jetzt in zunehmenden Umfang und immer schneller gestrichen werden, was darauf verweist, dass die Wirtschaft in einer Abwärtsspirale gefangen ist.

Letzte Woche gab die US-Regierung an, die Arbeitslosenrate sei im vergangenen Dezember im Vergleich zum Vormonat von 6,8% auf 7,2% gestiegen. In der US-Wirtschaft gingen im Jahr 2008 2,6 Millionen Arbeitsplätze verloren, davon entfallen auf die letzten vier Monate 1,9 Millionen Arbeitsplätze. Davon gingen allein im Monat Dezember 524.000 verloren.

Das sind also deutliche Anzeichen für weiter steigende Arbeitslosenzahlen. Die Unternehmen senken die Arbeitszeit. Sie hatte im Dezember mit 33,3 Arbeitswochenstunden ein Rekordtief erreicht. Diese Maßnahme ist ein Indikator für die zukünftigen Entwicklungen, da die Unternehmen zuerst bei der Arbeitszeit Einschnitte vornehmen, bevor sie Angestellte entlassen. Die Zahl der Kündigungen wächst zudem weiter an. Das Wall Street Journal berichtet: "Das neue Jahr hat keine Lockerungen bei den Entlassungszahlen gebracht. Die Unternehmen kündigten mehr als 30.000 zusätzliche Stellenkürzungen an."

Die monatlich erscheinenden Arbeitslosenzahlen werden vom Bureau of Labor Statistics erstellt: www.bls.gov/news.release/empsit.nr0.htm. Sie zeigen, dass die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Jahr um 3,6 Millionen auf 11 Millionen angestiegen ist, aber die realen Zahlen sind viel schlimmer, wenn man unter die nette Aufmachung dieses Berichts schaut. Das Wall Street Journal erklärt es folgendermaßen: "Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 7,2%; rechnet man jedoch jene "entmutigten Arbeiter" (discouraged workers) hinzu, die aus der Kategorie Erwerbsfähige fielen und auch die Teilzeitarbeiter, die keine Vollzeitbeschäftigung finden können, so kommt man für den Monat Dezember auf eine Zahl von 13,5%. Das ist fast ein ganzer Prozentpunkt mehr als im Vormonat. Ende 2007 lag der Prozentsatz noch bei 8,7%.

Eine Arbeitslosenrate von 13,5% ist schockierend, aber in Wirklichkeit ist es noch schlimmer, da das WSJ immer noch von staatlichen Berichten ausgeht. Um ein unverblümtes Bild der Situation zu bekommen, muss man die Zahlen privater Ökonomen hinzuziehen. Ich vertraue diesbezüglich auf die Arbeiten von John Williams (Shadow Government Statistics www.shadowstats.com), der in seinem letzten Bericht die wahre Situation am Arbeitsmarkt aufzeigt. "Während der Clinton-Ära wurden "entmutigte Arbeiter" - jene, die aufgehört haben, nach Arbeit zu suchen, weil es keine Arbeit gab - umdefiniert. In den Statistiken tauchten sie jetzt nur noch auf, wenn sie für weniger als ein Jahr "entmutigt" waren. In dieser Zeit wurde der Großteil der entmutigten Arbeiter wegdefiniert. Addiert man sie wieder zur gesamten Arbeitslosenzahl, so stieg die eigentliche Arbeitslosigkeit (laut der Schätzungen des alternativen Arbeitslosenindikators der SGS) von 16,6% im November auf 17,5% im Dezember."

Arbeitslosigkeit ist der entscheidende Indikator, der anzeigt, ob eine Depression begonnen hat; laut den SGS-Indikatoren nähern wir uns rapide einer Arbeitslosenquote von 25% an, die für gewöhnlich als der wichtigste Wegweiser gilt, der den Weg in die Tiefen einer Großen Depression anzeigt. Die hohe Arbeitslosenzahl zog eine breite Elendsschneise zwischen die amerikanische Bevölkerung.

In Anbetracht der aktuellen Arbeitslosenrate von 17,5% scheine ich mit meinen Verweisen auf eine Große Depression gar nicht so weit daneben zu liegen, und mit dieser Sichtweise stehe ich nicht allein. Andere, die sich besser auf das wirtschaftliche Umfeld verstehen, sehen es genauso wie ich.

Das folgende Zitat stammt beispielsweise aus der Rubik Kommentare der New York Times, Paul Krugman schrieb am 5. Januar: "Die erschreckend hohen Arbeitslosenzahlen beschränken jedoch nicht nur auf die USA, dieser Umstand betrifft die ganze Welt. Gerade der industrielle Sektor bricht überall zusammen. Die Banken geben keine Kredite; Unternehmen und Konsumenten geben kein Geld aus. Nehmen wir kein Blatt vor den Mund: Es sieht verdammt nach dem Beginn einer zweiten Großen Depression aus."

Da stimme ich zu, was ungewöhnlich ist, denn ich stimme nicht häufig mit Paul Krugman überein. Und nicht nur mit seiner Feststellung über eine weitere Große Depression stimme ich überein, sondern auch mit einem anderen, grundlegenden Punkt seiner Analyse in diesem Artikel.

Und zwar schreibt Paul Krugman: "2003 erklärte Robert Luca von der University of Chicago in seiner Antrittsrede als Präsident der American Economic Association, das zentrale Problem der Depressionsvermeidung sei praktisch gelöst worden; und das schon seit vielen Jahrzehnten. Allen voran Milton Friedman überzeugte viele Ökonomen, dass die US-Notenbank die Depression in ihren Anfängen hätte stoppen können, hätte sie ganz einfach mehr Liquidität bereitgestellt, was den schweren Einbruch des Geldangebots verhindert haben würde… Aber es stellt sich nun heraus, dass die Vermeidung von Depressionen am Ende gar nicht so einfach ist."

Es ist nicht nur nicht "einfach", es ist unmöglich, und der Grund dafür ist simpel. Ludwig von Mises erklärte dieses Phänomen 1912 in seinem bahnbrechenden Werk "Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel"

Die Banken vergeben im Grunde genommen zu viele Kredite und schaffen damit die Voraussetzung für einen "Boom", der sich dann auf einem nicht nachhaltigen und wackeligen Fundament aus Kredit entwickelt. Am Ende erkennen die Banker und ihre Kreditnehmer, dass diese Kreditausweitung und die daraus entstehenden Schuldenberge unvorsichtig waren; anschließend versuchen sie die düstere Situation ihrer Bilanzen zu verbessern. Zum "Bust" kommt es, da die Kredite, die während guter Zeiten aufgenommen wurden, unweigerlich zu schlechten Investitionsentscheidungen geführt hatten, die nur im Licht des illusorischen Booms den Anschein von Solidität hatten.





Kurz: Prosperität kommt von harter Arbeit und Ersparnissen, nicht von geliehenem Geld und Konsum. Leider sind harte Arbeit und Ersparnisse zu kurz gekommen, und weltweit bekommen die Wirtschaften die Konsequenzen jetzt zu spüren.

Jahrzehntelang ist die Weltwirtschaft im Allgemeinen und die US-Wirtschaft im Besonderen in den Genuss eines Booms gekommen. Jetzt befinden sie sich inmitten eines Busts, und ab hier gehen Mr. Krugman und ich wieder getrennte Wege. Er glaubt, dass der aktuelle Bust mit dem alten Rezept, durch Mehrausgaben des Staates, abgewendet werden kann.

Er schreibt: "Friedmans Behauptung, Geldpolitik hätte die Große Depression verhindern können, war ein Versuch, die Untersuchungen John Maynard Keynes zu verwerfen, denen zufolge die Geldpolitik im Umfeld einer Depression ineffizient sei und die Fiskalpolitik - groß angelegte Defizitfinanzierung durch den Staat - benötigt wird, um Massenarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das Scheitern der Geldpolitik in der aktuellen Krise zeigt zum ersten Mal, dass Keynes Recht hatte. Und keynesianische Gedanken stehen hinter Obamas Plänen zur Rettung der Wirtschaft."

Aber es ist dieses verquere Denken, das die US-Wirtschaft - und eben auch die Weltwirtschaft - überhaupt erst in dieses Chaos gestürzt hat. Daher kann das Heil auch nicht in Form von Staatsaugaben kommen, die ja insgesamt aus Schulden finanziert werden; geschätzte 2 Billionen $ wird die Regierung für das aktuelle Finanzjahr aufnehmen.

Falls Herr Obama diesem Rat folgt - und er hat deutlich gemacht, dass er es tun wird - wird die US-Regierung schließlich einmal zu viel die "Finanzbrunnen" angezapft haben. Es ist töricht, zu denken, die Mittel und die Kreditkapazität der Bundesregierung seien unbegrenzt. Sie sind es nicht; und mehr noch, sie wurden bereits überschritten. Fakt ist allerdings, dass heutzutage nur wenige Menschen diese Tatsachen wahrnehmen, was in Bubble-Phasen allerdings immer der Fall ist. Menschen akzeptieren gängige Meinungen ohne Widerspruch oder sogar ohne oberflächliches Nachdenken. Denken Sie doch beispielsweise über Folgendes nach:


Es ist fragwürdig, ob das keynesianische Dogma überhaupt einmal funktioniert hat, ungeachtet dessen ist aber eine Schache klar: Erhöhte Kreditaufnahmen und erhöhte Ausgaben durch einen zu stark fremdkapitallastigen Staat in einem zu fremdkapitallastigem Land, das ohnehin schon der größte Schuldner der Welt ist, wird unsere Wirtschaft nicht stark machen oder zu einem wirtschaftlichen Wiederaufleben führen. Es wird zum Zusammenbruch der Währung führen, so wie es auch Dutzenden anderen Ländern auf der ganzen Welt passiert ist. Folgt die neue Administration dem toten keynesianischen Dogma, so läutet sie die Totenglocken für den US-Dollar.

Kurz: Die größte Bubble von allen - die Annahme, der Dollar sei "Geld" - ist gerade dabei, zu platzen. Der US-Dollar ist auf dem Weg zum Friedhof der Währungen - und er wird dort bald ankommen.

Nicht nur der US-Dollar hat Probleme; wie in den 1930er Jahren sind diese Probleme global. Hatte man noch gehofft, China würde der Schockdämpfer der Welt sein, so zeigt sich jetzt, dass die Exporte wie auch die Importe von den Ständen fallen, die vor Jahren erreicht wurden, da die industrielle Aktivität abgewürgt wird. Deutschland kommt ebenso ins Wanken, wie auch große Teile Europas. Und noch in einer weiteren Hinsicht ähnelt diese Situation den 1930ern.

Die meisten Menschen datieren den Beginn der großen Depression auf den Aktienmarktcrash des Jahres 1929 zurück. Ich denke, dass er mehr als ein Jahr später begann, mit dem Zusammenbruch der Bank of the United States im Dezember 1930 - einer Geschäftsbank mit Sitz in New York City. Der Zusammenbruch dieser Bank verwandelte einen wirtschaftlichen Abschwung in eine ausgewachsene Panik, die das amerikanische Bankensystem bis ins Mark erschütterte. In der ganzen Welt wurden nach und nach die Folgen spürbar, so wie es beim Zusammenbruch von Lehman der Fall gewesen ist.

Gibt es fürs Jahr 2009 irgendwelche guten Nachrichten? Es gibt zwei Sachen, die Sie aufheitern müssten.

Erstens: Die bis auf 40 $ pro Barrel einbrechenden Rohölpreise haben den Amerikanern rund 200 Milliarden Dollar zurück in die Taschen gebracht. Dies könnte die wirtschaftliche Aktivität etwas unterstützen, oder zu mindestens die Bilanzen des Haushalts ein wenig stopfen.

Zweitens: Gold wird wahrscheinlich ein weiteres gutes Jahr erleben, da die Welt ihre Augen immer weiter vor den realen Zuständen öffnet. Dabei wird man auch verstehen, dass Gold Geld ist, eine gute Sache, die man jederzeit besitzen sollte, aber besonders in Zeiten wirtschaftlichen und geldpolitischen Chaos.


© James Turk
GoldMoney.com



Dieser Artikel erschien am 15.01.2009 auf www.kitco.com und wurde exklusive für GoldSeiten übersetzt.