Todesglocken für den US-Dollar (Teil 1/2)
03.10.2012 | Jim Willie CB
Die jüngste Entscheidung der US Federal Reserve, den Finanzkörper solange zu kontaminieren, bis er den Erwartungen entsprechend reagiert, da hatte ich das letzte Mal aufgehört. Und jetzt wurde permanentes QE erklärt - und hypermonetäre Inflation der bösartigsten Form, unsterilisiert. Die US Fed gesteht sich im Grunde damit ihr Scheitern ein. Dieses Signal ist lauteste Todesglocke für den US-Dollar in einem stufenweise erklingenden Todesglockenkonzert.
Die QE-Anleihemonetisierung durch die US-Regierung ist nun viral und fester Bestandteil geworden. Sie wird als Stimulus verkauft, obwohl sie einem gigantischen feuchten Tuch gleicht, das die US-Wirtschaft bedeckt, hemmt und schädigt. Die Monetisierungen sind als Stimuli für die Unternehmen gedacht, doch Wirkung zeigen sie eher im Bereich der Finanzspekulation und bei den Direktinvestitionen in Unternehmen in Asien. In der Vergangenheit funktionierte dieser Notfallhebel nur deshalb erfolgreich, weil er ein Instrument mit zeitlich begrenzter Wirkung war. Aber jetzt machen die US-Fed-Hohepriester deutlich, dass es sich um eine permanente Vorrichtung handelt, womit sie sich gleichzeitig auch ihr Scheitern eingestehen. Die Öffentlichkeit ist zu ignorant, um diesen Ruin zu erkennen, sie erkennt nur, dass ihre persönliche Finanzlage vom Ruin bedroht ist.
Die Banker sind aber fest entschlossen, zum Zweck der Machterhaltung das gesamte System zu ruinieren - gleichzeitig verbreiten sie (gleich ketzerischen Hohepriestern) immer sinnfreiere Dogmen über die Wirksamkeit ihrer Lösungen. Diese Ketzerei gründet aber auf Alchemie gemischt mit Arroganz, was mit Blick auf die Vergangenheit noch nie Erfolg gehabt hatte. Da kommt mir eine Definition von Wahnsinn in den Sinn, die von einem Psychologen stammt, der stationär arbeitet. Hier also eine Übersetzung für Nichtfachmänner: Wahnsinn ist, wenn man dieselbe Handlung wiederholt, aber immer wieder ein anderes Ergebnis erwartet. Die Fed führte QE durch, dann QE2, dann Operation Twist (ein trügerisches QE) und nun wird sie QE 3 beginnen. Und dennoch erwartet sie ein anderes Ergebnis als steigende Kosten und die Entwertung der Währungen.
Durch die Einbeziehung der Europäischen Zentralbank, der Bank of England, der Bank of Japan und der Schweizer Nationalbank können sie QE 3 zu einem wahrhaftigen Dauer-QE umbauen, wenn alle vorhergehenden Versuche nicht zu einer Lösung oder wirtschaftlichen Erholung geführt haben. Von ihren Zentralbankenaltaren geben die Hohepriester nun schon zu, dass die Gebrechen der Insolvenz nicht mit Liquidität behoben werden können, und trotzdem drücken die sie monetären Hebel und Gaspedale immer weiter und schneller durch. Die Zentralbanker verfallen in Panik, das zeigt sich immer deutlicher. Die Lösungen lösen rein gar nichts. Bald werden sie versuchen, formellere Kontrolle über die Ruinenlandschaft zu erlangen.
Geldumlaufgeschwindigkeit
Die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt so schnell, wie das Geldangebot steigt. Dieses Zeugnis darf als großer Widerspruch aller Maßnahmen der US Fed gelten, die über den Zeitraum von einer Generation durchgeführt wurden. Das amerikanische Weimar-Experiment entwickelt sich zu einem ruinösen Finanztornado, der noch nicht wirklich als solcher erkannt wird. Die US-Wirtschaft verlor ihre Antriebsplattform, da die US-Industrie nach Asien verschickt und verschoben wurde. Nach den Platzen einer Reihe von Asset-Bubbles, bringt Neugeld kein Aktivität im produktiven Sektor mehr; das daraufhin schnell durchdrehende kapitalistische Getriebe ist nun zerlegt wurden. Das neue Geld ist krankhafterweise für den Finanzsektor bestimmt, quasi als Belohnung für die erfolgte Kapitalzerstörung.
Die Zentralbanker können nicht diktieren, mit welcher Geschwindigkeit das Geld fließt. Sie können es nur schöpfen, ins Durcheinander einspeisen, ihre Zauberformeln sprechen, Feenstaub draufstreuen, der betrogenen Öffentlichkeit irre Fiat-Gebete auftischen und den nächsten Papierabwurf vorbereiten und durchführen. Mit diesen verstärkten Anstrengungen werden die Vereinigten Staaten nach und nach ein systemisches Scheitern herbeiführen, sie werden Schuldenausfall erleiden, da die Schuldenstruktur unbeherrschbar wird und dann werden sie in die Dritte Welt abrutschen. Die USA werden erleben, wie die Nation von den Monstern der hohen Preise und der akuten Knappheiten heimgesucht wird, ohne die Ursachen und Gründe dafür begriffen zu haben. Das Geld ist giftig!
Seitdem sich die Finanzkrise mit dem Zusammenbruch Lehman Brothers im September 2008 ihren Weg bahnt, ist die monetäre Basis der USA auf atemberaubende Stände angewachsen. Von Ende August 2008 ist die monetäre Basis von 877 Milliarden $ auf 2.651 Milliarden $ (Stand September 2012) angestiegen. Eine Verdreifachung!!! Wir sind Zeugen der amerikanischen Weimar-Ära - und zwar ihrer finalen Phase. Die massive Geldschöpfung beförderte in keinster Weise Wachstum in der US-Wirtschaft. Der Hauptgrund: Fiat-Geld zerstört Kapital. Die ahnungslosen, korrumpierten US-Ökonomen sind nicht fähig, dieses Konzept zu verstehen, da sie entweder gegenüber ihren Meistern und Lehrern Kompromisse eingehen oder es ihnen selbst, aufgrund jahrelang genossener Falschpredigten, am nötigen Intellekt mangelt.
Die US-Wirtschaft steckt in einer mächtigen Rezession - eingebettet in grotesker Insolvenz und Anleihebetrug. Da die US Fed nun zu einer weiteren Runde QE-Anleihemonetisierung durchstartet, wird auch das Geldangebot erneut stark ansteigen. Vorteile für die Wirtschaft sind dahingehend nicht zu erwarten, da auch die Kostenstruktur wieder steigen wird, was wiederum die Gewinnspannen schrumpft. Der Faktor der Kapitalzerstörung ist für die linientreuen Ökonomen (die eher als Marketing-Huren der Wall Street und der US-Regierung auftreten und nicht als Analysten und Berater) ein großer blinder Fleck. Die Theorie des Schneeballsystems schreibt vor, dass der Neugeldfluss immer schneller erfolgen muss, um die Entwicklung des Systems konstant zu halten. Das zerlegte Getriebe des US-Wirtschaftsmotors dürfte neue Verwüstungen hervorrufen.

Der Chart für die Geldumlaufgeschwindigkeit zeigt, dass ab 1980 ein tödlicher Verfall einsetzte, der Chart zeigt auch einen kräftigen Verfall seit Ausbruch der absoluten Anleihekrise im Jahr 2007. Das neue Geld fließt an Banken für den Rückkauf von Anleihen, für die Deckung von Derivatepositionen und für das Stopfen schwarzer Löcher (Fannie Mae, AIG) unter US-staatlicher Supervision. Das Geld findet seinen Weg nicht in die US-Wirtschaft, um dort weiter zu zirkulieren. Die Plage hat einen Namen: Insolvenz. Insolvenz, die mit vergiftetem Geld aus den Zentralbankenschläuchen wieder und wieder getränkt wurde. Die Geldumlaufgeschwindigkeit sinkt seit Jahren, sie ist das Abbild einer Wirtschaft, die nicht gerade Purzelbäume schlägt.
Stellen Sie sich ein Auto vor, dem die Zylinder fehlen, das Getriebe rast aber vor sich hin, das Auto brennt sich von innen aus und kommt nicht vom Fleck. Der Chart oben dient als der bildliche Beweis dafür, dass der Krieg die Grundursache für den Ruin des Geldes war. Im aktuellen Jahrzehnt ist die Zahl der Kriege endlos. Den USA ist Krieg wichtiger als Industrie. Eine weiterführende Erklärung finden Sie in der September-Ausgabe des Hat Trick Letters.
Aus meiner Sicht lassen sich hier drei wichtige Phasen ausmachen. In der Phase des Vietnamkriegs und in der Folgezeit kam es zu einer enormen Ausweitung des Geldangebots, zu einem enormen nominalen Einkommenswachstum und zu einem enormen Anstieg der Preisinflation. Vereinfacht ausgedrückt: Die US Fed verhinderte nicht, dass sich die Ausweitung der US-Staatsverschuldung auf die Realwirtschaft übertrug. Vier Jahre in Folge stieg der US-Verbraucherpreisindex um mehr als 10%, was auch große Anhebungen der Arbeitergehälter nach sich zog. In der Folge begannen die US-Unternehmen mit der Verlagerung der Industrie ins Ausland. Diese Entwicklung begann mit der Auslagerung von Produktionsstätten in den pazifischen Raum durch Intel. Die Geldumlaufgeschwindigkeit sank, da die Realeinkommen sanken.
Der Höhepunkt dieser Entwicklung war erreicht, als China 1999 der Status des meistbegünstigten Landes zugesprochen wurde, was die Schleusen für ausländische Direktinvestitionen öffnete. China schloss einen Pakt mit den Wall-Street-Teufeln, der noch ans Licht der Öffentlichkeit geraten wird. Das verborgene Motiv der Wall Street war folgendes: Man wollte sich den aus der Mao-Ära stammenden chinesischen Goldschatz ausleihen, um die „Goldpreisdrückung" fortzusetzen, mit der schon die Vereinigten Staaten ruiniert und die Nation betrogen wurden. Die Banker aus den USA und London sahnten das Gold ab und stahlen es.
Die Dynastie der Saud beginnt zu zerfallen
Die loyaleren Jackass-Leser werden sich an eine (oft wiederholte) Geschichte erinnern: Am Ostersonntag im April 2010 fand ein geheimes Treffen von 200 arabischen Milliardären in Abu Dhabi statt. Die Teilnehmer kamen in ungekennzeichneten Jets. Meine Informationsquelle war eines der zwei oder drei weißen Gesichter in dieser Menschenmenge. Sie wurden von ihren Kunden eingeladen. Ein Ergebnis dieser Zusammenkunft war ein Vertrag zwischen den Ölproduzenten vom Persischen Golf (angeführt von den Saudis), um auf einen Pakt mit Russland und China als Schutzmächte in der Goldregion hinzuarbeiten, im Gegenzug sollte finanzielle Kooperation, wirtschaftlicher Aufbau und Fortschritt angeboten werden. Die implizite Botschaft war, dass die Vereinigten Staaten nach und nach aus ihrer Funktion der Schutzmacht entlassen werden sollten. Das Opfer ist sozusagen, der sich in der Schwebe befindende defacto Petro-Dollar-Standard. Die Ereignisse zielen bis zum heutigen Tag auf derartige Veränderungen ab.
Seit den Aufständen in Syrien ist allerdings ein neues Element zur Gemengelage hinzugekommen. Nur kurze Anmerkungen dazu, weil alles so volatil und kontrovers ist: Einige Mitglieder der syrischen Assad-Familie wurden ermordet. Offenbar hatten die Saudis bei den Tötungen ihre Hände im Spiel. Die Hisbollah hat Rache geschworen. Die Verbindungen zum Iran mögen zwar schon seit Langen bestehen, möglicherweise sind sie aber übertrieben dargestellt. Meiner Ansicht nach sind sie im Libanon zu Hause. Im August wurde Prinz Bandar ermordet. Er war der saudische Sicherheitschef und langzeitiger Alliierter der US-Regierung.
Das Saudi-Regime vertuscht seinen Tod mit alten Fotos und Falschaussagen. Sie arbeiten auf einen Übergang hin. Die Dynastie der Saud ist instabil durch Bedrohungen aus dem Süden - aus Jemen. Sie ist instabil aufgrund innerer Bedrohungen im Zusammenhang mit den Fundamentalisten. Obgleich Zusammenarbeit und gegenseitiger Respekt zwischen Riad und Teheran herrschte, hat der Anschlag auf Bandar nun eine völlig neue Atmosphäre geschaffen. Das Saudi-Regime befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in seinen letzten Monaten.
Wichtig: Der Petro-Dollar verliert damit sein überwichtiges Saudi-Standbein. Die Auswirkungen sind gewaltig. In der US-Öffentlichkeit wird die Stellung des US-Dollars als unangetastet wahrgenommen, Kenntnisse über Wechselkursentwicklungen sind kaum vorhanden. Fällt die Dynastie der Saud, wird auch die US-Wirtschaft bis zur Gürtellinie in Detonationskrater stehen - und so auch ihr Finanzhundeschwanz, der mit dieser Wirtschaft wackelt. Seitdem Henry Kissinger damals 1973-1974 einen Vertrag unterzeichnete, der das Recycling der großen Handelsüberschüsse regelt, haben die US-Regierung und ihre Bankenführer generell auf den Petro-Dollar gebaut, und besonders die Saudis. Was, wenn die Saudis ihre US-Staatsanleihen in Gold konvertieren und sich dann aus der Wüste in ihre Villen in Südspanien zurückziehen?
China als Vermittler gegen den Petro-Dollar
Es mehren sich die Berichte, dass China versucht, als Vermittler in globalen Öltransaktionen aufzutreten, die in chinesischen Yuan beglichen werden. Die Rebellion gegen den US-Dollar gewinnt weltweit an Fahrt. Der defacto Petro-Dollar-Standard beginnt sich langsam aufzulösen. Die Schildbürger der Vereinigten Staaten haben keine Vorstellung von den vernichtenden Folgen, die der Verlust des Weltreservestatus mit sich bringt. Er wird die Preisinflation entfesseln, wenn die US-Zentralbank die monetären Fluttore nicht zügelt.
Eine solche Aussage der Chinesen kommt einem Akt des Finanzkriegs gegen die USA gleich. Um die eigene geostrategische Rückseite zu befestigen, hat Russland versprochen, allen Rohölbedürfnissen der Chinesen nachzukommen, die in Yuan und Rubel beglichen werden. Das darf als Beistandserklärung für jede plötzliche Bedrohung oder Vergeltung seitens der USA verstanden werden. Die Achse Russland-China bildet sich in ihrem Widerstand gegen den US-Dollar, das dahinterstehende Syndikat, die vielen Botschaften und somit Unterschlupforte der Spionage sowie den globalen Regeln, die die Dollar-Hegemonie festigen, immer deutlicher heraus.
Die Rohölabwicklungen sind der entscheidende Kern des Welthandels. Der Rest des Welthandels wird sich dann der Abwicklung in anderen Währungen anschließen, alles zu seiner Zeit. Ganze Bankensysteme werden sich dann im Bereich der Reservenverwaltung schrittweise von US-Staatsanleihen lösen. Die Praktiken des Bankenwesens müssten dann den veränderten Strukturen der Handelsabwicklung folgen. Die tiefgreifenden Auswirkungen auf die US-Wirtschaft werden schließlich deutlich hervortreten, und dann wird die Schuld wie gewohnt externen Faktoren zugeschoben - sogar den Extremisten.
Die USA stehen in Wirklichkeit rachgierigen Kosaken und der wütenden Mongolenhorde gegenüber. Die gesamte Welt wendet sich gegen den US-Dollar, der immer mehr als Giftstoff innerhalb der einzelnen Binnensysteme betrachtet wird. Sie erkennen die Lösungslosigkeit, die übergreifende Bankeninsolvenz, die beschleunigte Währungsentwertung und die korrupten, billionenschweren ($) Zuschüsse an die Banker. Sie reagieren, indem sie tätig werden. Sie folgen der chinesischen Führung und die Russen agieren dabei quasi als Rasputin.
Gerard Celente berichtete Anfang September: "Am 6.September 2012 gab China öffentlich bekannt, dass jedes Land der Welt, das Rohöl in der chinesischen Währung Renminbi verkaufen möchte, das auch machen kann. Am folgenden Tag, dem 7.September, kündigte Russland an, man werde China Rohöl in den benötigten Mengen und ohne Beschränkungen verkaufen. Bei diesen Handelstransaktionen werden keine US-Dollar verwendet werden." Celentes Behauptung ist folgenschwer. Der US-Dollar stirbt einen langsamen Tod. Seine Gegenspieler möchten nicht, dass er einen zu schnellen Tod stirbt - aus Angst, dass sie die schweren Schäden für ihre eigenen Nationen ebenfalls beschleunigen würden. Sie wollen sich zudem nicht den Zorn der US-Regierung zuziehen, die seit 2003 den Weltreservestatus des US-Dollar mithilfe ihres Kriegsapparats erzwingt.
Zur Umgehung des Petro-Dollars bietet China sich nun als Clearinghaus-Vermittler an, wobei Rohölzahlungen in chinesischen Yuan erfolgen können. Dieses Angebot ist ein Akt des Finanzkrieges gegen die Währung der Vereinigten Staaten, bei der China derartige Transaktion unterstützend begleitet. Es ist ein rabiates Angebot zur Störung des US-Dollars. Warten wir ab, ob teilweise auch Saudi-Ölverkäufe alternativ in Yuan abgewickelt - oder sogar mithilfe des Euro. Die Supermächte versuchen jetzt, den US-Dollar offen zu isolieren; eindeutiges Opfer wäre die US-Wirtschaft - das Land des exzessiven Konsums. Mit dieser Maßnahme wird stillschweigen versucht, die USA in eine isolierte Position zu drängen, von wo aus sie ganz leicht in die Drittwelt abrutschen können.
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© Jim Willie CB
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Der Artikel wurde am 26.09.12 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.