GoldSeiten.de - Gold & Silber, Münzen und Barren sowie Minengesellschaften

Zwischenzeitliche Talsohle beim Gold

19.08.2013  |  Jim Puplava

Rein technisch betrachtet, hat Gold heute (15.08) die Umkehr seines Abwärtstrends signalisiert. Es musste über 1.350 $ steigen, und mit dem heutigen Schlussstand hat es dieses Ziel erreicht. Die Tatsache, dass Gold die 1.350 $-Marke durchbrach, bestätigt nun auch das höhere Tief, das letzte Woche markiert wurde. Auch wenn Gold sich jetzt in einem bestätigten zwischenzeitlichen Aufwärtstrend befindet, so braucht es noch einige Rahmenbedingungen, um eine langfristige Talsohle offiziell ausrufen zu können. Aber welche? Zeit und Kurse.

Seit neun Monaten befindet sich Gold in einem Abwärtstrend. Zwischen Oktober und Februar hatte es mit der Ausbildung seines Tops begonnen, anschließend brach es ein und bestätigte im Februar im Umfeld der chinesischen Wirtschaftsdaten und Andeutungen der Fed über eine QE-Bremse seinen Abwärtstrend. Im April kam neuer Druck hinzu, als Reuters Gerüchte verbreitete, die europäischen Zentralbanken könnten ihre Goldreserven verkaufen, um Kapitalungleichgewichten entgegenzuwirken, so wie es Zypern den Gerüchten Zufolge getan haben sollte. Gold durchbrach daraufhin ein technisches Schlüsselniveau bei 1.550 $ und markierte in diesem Zyklus allem Anschein nach sein Tief in der Nähe von 1.224 $.

Open in new window


Auch wenn die zwischenzeitliche Talsohle mit dem Durchbruch durch die 1.350 $-Marke bestätigt wurde, so benötigt die Ausbildung einer langfristigen Talsohle ‘Zeit und Kurse‘, um den bullischen Trend zu bestätigen. Auch das große Gold-Tief des Jahres 2008 brauchte eine Weile, um sich als langfristige Talsohle zu bestätigen. Die Formierung langfristiger Talsohlen braucht eben Zeit. Normalerweise bewegen sich die Kurse einige Monate lang seitwärts, während das Angebot schwindet, die Nachfrage wieder anspringt und eine Unterstützung entstehen lässt.

Die langfristigen gleitenden Durchschnitte begradigen sich. Wie wir oben im Chart sehen, sinkt der 150-Tage-Durchschnitt immer noch von oben auf den Goldkurs. Damit dieser gleitende Durchschnitt abflachen kann, braucht es steigende Kurse oder mehr Seitwärtsbewegung beim Gold. Ab diesem Punkt sprechen wird dann davon, dass Gold versucht, eine Talsohle auszubilden, langfristig. Die Kursentwicklung von Netflix (NFLX; der US-Online-Video-Verleih) der letzten zwei Jahre ist ein hervorragendes Beispiel für diesen Prozess gewesen, wie wir unten im Chart sehen können.

Die Aktie von Netflix weist Schritt für Schritt die Bildung eines Tops auf, bei dem die Käufe sich erschöpfen und ein Stimmungswandel einsetzt. 2011 bildet die Aktie ein Top aus, als das Unternehmen versuchte, seine Geschäftsstruktur zu verändern. Die Aktionäre verloren das Vertrauen und dann begann der Abwärtstrend. Achten Sie im folgenden Chart auf die zwischenzeitliche Talsohle, die Anfang 2012 markiert wurde. Die Aktie stieg um ca. 115% von 62 auf 133. Das Problem mit dieser Talsohle war aber, dass die langfristigen gleitenden Durchschnitte immer noch am Sinken waren; es gab nicht genug Zeit, damit sich die Verkaufsaktivität erschöpfen konnte. In den folgenden sechs Monaten wurden die Verkäufer letztendlich vom Markt vertrieben, und der NFLX bildete dann eine echte Talsohle aus. Wie viele Investoren hatten die Aktie von NFLX in der zweiten Jahreshälfte 2012 einfach vergessen? Ich zumindest hatte sie vergessen. So bilden sich langfristige Talsohlen.

Open in new window






In den Charts vieler großer Bergbauunternehmen sind zwischenzeitliche Bodenmuster zu erkennen. Man erkennt sie an höheren Tiefs, die durch ein höheres Hoch bestätigt werden. Beispiele dafür sind Goldcorp (GG) oder Silver Wheaton (SLW) - beide hatten heute einen "Durchbruchstag".

Open in new window


Open in new window


Wenn Aktien solche “Durchbruchstage“ haben, dann strecken sie sich in der Regel recht schnell und testen dann normalerweise ihren Ausbruch erneut. Ein solches Verhalten ist in der Tat der letzte Schritt in einem Top- oder einem Bodenmuster.

Jetzt haben sie genug technische Analyse gelesen, um eine Vorstellung vom Unterschied zwischen zwischenzeitlichen und langfristigen Bodenbildungsprozessen/ Talsohlen zu bekommen; jetzt soll es um die Triebkräfte der jüngsten Kursbewegung beim Gold gehen, Meiner Meinung nach gibt es hier vier Triebkräfte, die aktuell für das Trading mit Edelmetallen und Bergbauwerten sprechen:



Überverkauft und Short-Glattstellungen

Es steht für mich außer Frage, dass viele Edelmetallinvestoren nach April kapituliert haben. Gold unterschritt schließlich die 1.550 $-Marke, wie es Markttechniker im März/ April vorhergesagt hatten, und ein Gemetzel im Bergbauaktiensektor nahm seinen Lauf. Das zeigt sich auch anhand der rückläufigen der Netto-Positionen der großen und kleinen Trader, wie sie im Commitment of Traders Report der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) erfasst werden. Unten zeige ich die Netto-Future-Positionen für Gold - auf Wochenbasis für die vergangenen sechs Monate. Hier sehen Sie auch, dass es nach März zu einem gewaltigen Rückgang der Netto-Positionen der großen Trader gekommen war; im letzten Monat zeigte dieser Trend allerdings wieder nach oben.

Open in new window


Der COT-Report von letzter Woche (nicht im Chart oben gezeigt) wies einen kleinen Rückgang in der Netto-Position der großen Trader auf, allerdings sank die Short-Position der kleinen Futures-Trader um 37.751 Kontrakte auf 31.581 Kontrakte - sie stellten die Hälfte ihrer Short-Positionen innerhalb nur einer Woche glatt!

China stabilisiert sich



Fed: Tauben bleiben Tauben

In der letzten Zeit äußerten sich die gemäßigten, zur laxen Geldpolitik neigenden Fed-Mitglieder - die sogenannten Tauben - zur Frage der niedrigen US-Inflationsquoten und/ oder der Frage, ob man die Menge der derzeit von der Zentralbank angekauften Staatsanleihen und US-Agency-Papiere ändern sollte. Dennis Lockart, Präsident der Atlanta Federal Reserve, spielte in einer Stellungnahme am Dienstag (13.08) die Gerüchte herunter, die Fed werde schon im September mit der Reduzierung der Anleiheankäufe beginnen. James Bullard, Präsident der St. Louis Fed, sagte kürzlich: “Die Inflation ist sehr niedrig geblieben. Mir macht die niedrige Inflation Sorgen.” Man sollte dabei wieder an die geldpolitischen Aussagen der Fed des letzten Monats denken: Einige Mitglieder zeigten sich besorgt darüber, dass langanhaltend niedriger Preisdruck der Wirtschaft schaden könnte. Bullard sagte erst gestern, dass sich der Fed-Ausschuss ein Inflationsziel von 2% gesetzt habe, und dieses müsste, um weiterhin glaubwürdig zu bleiben, auch erreicht werden.





Bessere Wirtschaftsdaten

Gerade Bedarfsstoff-Aktien (materials), außer Dünger, zeigten in letzter Zeit eine kräftige Performance. Und Gold war nicht das einzige Metall, das in letzter Zeit Gewinne zu verbuchen hatte. Kupfer stieg im August im Umfeld besserer Produktions- und Arbeitsmarktzahlen von 3,04 $ auf 3,36 $. Die heute veröffentlichten Zahlen zur Industrieproduktion zeigten ein Plus von 2,1% für die Bergbauproduktion, nachdem es schon im Juni eine Steigerung von 1% gegeben hatte. Die vorausgehende Produktionsschwäche hatte für schmale Lagerbestandsmengen im Produktionssektor gesorgt. Die heutigen Zahlen für die Industrieproduktion, die trotz der Stärke im Bergbausektor mit 0,1% rückläufig waren, zeigen, dass sich die Situation im Produktionssektor zwar verbessert, aber nach wie vor nur langsam.

Neben Kupfer haben sich auch die Energiepreise auf erhöhten Ständen eingepegelt - so steht Rohöl bei 107 $, deutlich über der Marke von 100 $. Das gibt offensichtlich Anlass zur Sorge für die Zukunft. Immer wenn Öl in den Bereich zwischen 110 $ und 120 $ vorstößt, erleben wir deutliche Verkäufe am Markt, weil sich die Wirtschaft abkühlt. Der folgende Chart kann einen kleinen Eindruck von diesem Sachverhalt vermitteln - hier wird eine Beziehung zwischen dem Dow Transportation und Rohöl gebildet (ein Verhältnis). Beachten Sie, wie sich dieses Verhältnis umkehrte, als Öl besser abzuschneiden begann als die Transportwerte. Während ich diesen Marktbereich im Oktober noch positiv eingeschätzt hatte, so habe ich meine positive Bewertung inzwischen zurückgeschraubt.

Open in new window


Trotz der Warnung vor steigenden Energiepreisen, sehe ich nach wie vor eine Umschichtung von nicht-zyklischen Aktien in zyklische Aktien. Jetzt springt der große Andrang bei den zyklischen Werten, der im April einsetzte, auch auf die Bedarfsstoff- und Energiedienstleisteraktien über.

Open in new window


Fazit:

Die Aktien für Bedarfsstoffe (materials) und Rohstoffe haben eine zwischenzeitliche Talsohle ausgebildet. Somit sollte man an diesen Sektoren auch mit einer Trading-Einstellung begegnen. Wenn auch der langfristige Trend einen Bodenbildungsprozess durchläuft und eine Talsohle ausbildet, dann können aus den Trading-Positionen auch Investments werden. Auf diesem Weg gibt es aber noch viele Unbekannte. Wird die Fed ab September den Umfang von QE einschränken oder nicht? Wird es China gelingen, die Produktion weiter zu steigern und das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen, oder wird die chinesische Wirtschaft weiter entschleunigen? Diese Fragen müssen sich mit der Zeit erst noch beantworten, wahrscheinlich im Verlauf der nächsten vier Monate.


© Ryan Puplava
www.puplava.com



Dieser Artikel wurde am 15. August 2013 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.