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Antal Fekete über Real Bills, Geldmengentheorie und die New Austrians (Teil 1/2)

02.04.2014  |  Presse anonym

Es folgt ein Daily-Bell-Interview mit Antal Fekete.

Einführung: Prof. Antal E. Fekete ist Autor, Mathematiker, Geld-Wissenschaftler und Lehrer/ Dozent. Er wurde 1932 in Budapest (Ungarn) geboren und machte 1955 an der Eötvös Loránd University of Budapest seinen Abschluss in Mathematik. 1957 emigrierte er nach Kanada und wurde 1958 Lehrbeauftragter an der Memorial University of Newfoundland. 1993, nach 35 jähriger Tätigkeit, ging er als Universitätsprofessor in Rente. 1995 war er Gastmitglied (resident fellow) in der Foundation for Economic Education in Irvington-on-Hudson in New York; schon 1956 war er Gastprofessor an der Francisco Marroquin University in Guatemala. Er ist der Gründer und Vorstandsvorsitzende der New Austrian School of Economics in Ungarn. Seine Webseite ist www.professorfekete.com. Professor Fekete ist Verfechter des Goldstandards und Kritiker des aktuellen Geldsystems. Seine Arbeiten lassen sich zur Schule der Freimarktökonomen angeführt von Carl Menger zurechnen. Er ist Anhänger der ‘Real Bill Doctrine‘ Adam Smiths.

Nach Ansicht Feketes sei seine Zinstheorie eine Weiterführung der Arbeit Mengers. Menger vertrat die Theorie, eine Übergangs des direkten Tauschs in einen indirekten; Professor Fekete vertritt, in ähnlicher Weise, die Theorie des Übergangs vom direkten Eintausch von Einkommen in Vermögen sowie von Vermögen in Einkommen (also: das Horten von Gold und das Auflösen dieser gehorteten Bestände) hin zur indirekten Form (also: der Verkauf und der Kauf von Gold-Anleihen). Fekete ist Verfechter der Real Bill Doctrine Adam Smiths, welche er die Gold Bill Doctrine nennt. Das vorhergehend Interview mit Prof. Dr. Fekete fand am 5. Mai 2013 statt. [Deutsche Übersetzung hier].



Daily Bell: Auf ein Neues! Steigen wir direkt ein. Der Goldpreis sinkt immer noch. Was ist seit unserem letzten Interview passiert? Bringen Sie uns bitte auf den neuesten Stand.

Antal Fekete: Ich habe schwere Bedenken hinsichtlich Ihres Sprachgebrauchs, wenn Sie von “fallenden und sinkenden Goldpreisen“ sprechen. Damit werden die Dinge auf den Kopf gestellt. Damit wird ein “Irrlicht-Abbild” der Realität gezeichnet. Der Anstieg der Goldkurse ist in Wirklichkeit der unumkehrbare, langfristige Wertverlust des Dollars; der sinkende Goldkurs ist in Wirklichkeit ein vorübergehendes Erstarken des Dollars - aus irgendwelchen, meistens aber irrelevanten, Gründen.

Zwischen beiden Ereignissen herrscht in keinster Weise Symmetrie. Und das kann eigentlich auch gar nicht anders sein, weil der Dollar nichts anderes ist, als ein nicht eingelöstes Goldzahlungsversprechen. Haben Sie schon einmal erlebt, dass ein uneingelöstes Versprechen eines Bankers dauerhaft in den Genuss einer Höherbewertung kommt? Welche Goldpreisverluste Sie hier auch anführen, sie kratzen nicht in geringster Weise an der Tatsache, dass der Dollar 99% seines Goldwertes und auch seiner Kaufkraft eingebüßt hat, seitdem er vor 42 Jahren - im Jahr 1971 - entehrt wurde.

Die Wortwahl “sinkender Goldpreis“ dient den Interessen jener, die alles in ihrer Macht Stehende tun, um der Öffentlichkeit die Augenbinden anzulegen und sie in glückseliger Unwissenheit über die letzten Todesqualen des sterbenden Dollar zu wiegen. Es ist hinterlistig, zu meinen, der Goldpreis würde sinken. Man sollte besser sagen, dass dem Dollar Vollstreckungsschutz gewährt wird.


Daily Bell: Wie zu hören ist, denkt die Fed tatsächlich darüber nach, die gedruckten Geldmengen sogar noch zu erhöhen, um der Liquiditätsfalle zu entkommen. Was ist Ihre Meinung dazu?

Antal Fekete: Die Liquiditätsfalle ist eine von Keynes erfundene Falltür und Effekthascherei. Wenn die Fed wirklich das Ziel hat, die Deflation zu bekämpfen, dann versucht sie sich hier an einer kontraproduktiven Maßnahme. Paradoxerweise bewirkt die Nullzinspolitik Kapitalzerstörung. Die Last der Schulden erhöht sich dadurch (wie sich am Begleiteffekt steigender Anleihekurse gezeigt hat). Gelddrucken ‘ad libitum’ verschärft das Problem, und verringert es nicht. Wenn der Hahn voll aufgedreht ist, heißt das noch nicht, dass sich auch der Wasserstand im Fass erhöht. Man muss auch den Zustand des Abflusses bedenken. Wenn der Stöpsel gezogen ist (aus monetärer Sicht ist das gerade der Fall - denken Sie nur an die anhaltende Kapitalzerstörung), dann kann es durchaus passieren, dass der Wasserstand sogar sinkt.


Daily Bell: Sind Sie immer noch der Meinung, dass es keinen anderen Weg aus diesem Zyklus gibt als "Auslöschung" und dann Tauschhandel?

Antal Fekete: Der Weg aus dem aktuellen Destaster - das durch keynesianische und friedmansche Gelddoktoren über uns gebracht wurde - führt meiner Meinung nach über eine permanente Gold-Backwardation (d.h. ein kopfüber-Abtauchen der Goldbestände in die Unverfügbarkeit), die im Verlaufe der Zeit unser unvergleichbares multilaterales Handelssystem in einen miserablen Tauschhandel und unsere hochproduktive Weltwirtschaft in eine Subsistenzwirtschaft verwandeln wird.


Daily Bell: Was würden Sie machen, wenn Sie Chef der Federal Reserve wären?

Antal Fekete: Als Mises gefragt wurde, was er als Präsident der Vereinigten Staaten machen würde, meinte er, er würde unverzüglich abdanken. Ich antworte mal so: Ich würde ebenfalls abdanken und eine wortgewaltige Erklärung abgeben, dass ich nicht möchte, dass mein Name mit einem fehlgeleiteten, zutiefst korrupten und verfassungswidrigen Experiment mit uneinlösbarer Währung in Verbindung gebracht wird, das dem Rest der Welt aufgenötigt wurde. Das ist unmoralisch. Es war die dunkelste Stunde in der Geschichte dieser Nation.


Daily Bell: Was wird Janet Yellen machen, wenn sie Chefin der Fed wird? Wird es unausweichlich zu einem weiteren Crash und einer Depression kommen?

Antal Fekete: Sie ist bestens gerüstet, um Zeit zu schinden. Diese Zeit wird von einer Reihe von Markteinbrüchen geprägt sein, vom Aufblasen von Bubbles und vom Luftablassen. Wir stecken schon jetzt in einer Depression - verdeckt durch unbegrenzte Geldschöpfung, mit der Öl auf Feuer der Deflation gegossen wird. Anleiheankäufe der Fed führen zu einer Halbierung der Zinssätze, welche sich dann wieder und wieder halbierten. Das ist gleichbedeutend mit Kapitalzerstörung, wie wir eben erläutert hatten. Sinkende Zinssätze bedeuten steigende Anleihekurse, und die sind das Maß der steigenden Schuldenlast - der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen wird.






Daily Bell: Sind die Zentralbanker bei der Wiederankurbelung erfolgreich? Wir glauben, dass sie damit einen weiteren Aktienmarktboom mit anschließender Krise erzeugen werden. Was denken Sie?

Antal Fekete: Die Zentralbanken stimulieren den Wohlstand und die Wirtschaft ins Nichts. Durch sinkende Zinssätze zerstörtes Kapital kann nicht durch vermeintlich versuchte Ausstiegsstrategien wiederbelebt werden. Übrigens macht billiges Geld/Kredit (quantitativ oder wie auch immer) abhängig. Einmal angefixt, kann es für die Wirtschaft keinen Selbstentzug mehr geben. Es gibt eine Missbrauchsgrenze und wenn diese überschritten wurde, ist die Wirtschaft dem Untergang geweiht.


Daily Bell: Die derzeitige konjunkturelle “Erholung” ist ausbaufähig sein, ganz gleich wie weit die Märkte noch steigen, denn die tieferliegenden Verzerrungen in der Wirtschaft lassen sich nicht durch monetär herbeigeführte Expansionen beeinflussen. Das kann nur durch eine umfassende Reinigung passieren - indem man Firmenbankrotte zulässt, etc.. Ihr Kommentar dazu?

Antal Fekete: Sie haben das sehr schön formuliert.


Daily Bell: Ich möchte auf unser letztes Interview zurückkommen - ich möchte nachhaken und ein paar weiterführende Fragen stellen: Warum sinkt der Grenznutzen von Gold langsamer als der aller anderen Rohstoffe, wie sie im letzten Interview festgestellt hatten?

Antal Fekete: Das ist das Ergebnis eines langen historischen Prozesses, der sogar noch vor der Erfindung der Schrift begonnen hatte. Wie Menger es in seinem Werk “Origin of Money” beschreibt, begannen die Menschen, das handelsbarste, marktfähigste Gut für Tauschzwecke einzusetzen, um so Verluste zu vermeiden. Ob man nun will oder nicht: Das marktfähigste oder handelbarste Gut war (und ist) Gold.

Die Marktfähigkeit bestimmt sich durch die Differenz zwischen Brief- und Geldkurs, wenn immer größere Mengen davon auf den Markt geworfen werden. Beim marktfähigsten Gut sinkt diese Differenz langsamer als bei allen anderen Gütern. Jetzt hatte Menger aber ein Problem. Als er die eigentliche Bedeutung von “Kurs/ Preis” definieren wollte, verfing er sich in einem Zirkelschluss, bei dem er den Begriff Preis benutzte, um den Begriff Preis zu definieren. Er fand eine glänzende Lösung für dieses Problem, indem er das Konzept des Grenznutzens einführte. Damit ließ sich das Wort "Preis" in der Definition des Begriffs Preis vermeiden.

Mit dieser List gelang ihm schließlich der Ausbruch aus dem logischen Teufelskreis. Die Aussage, der Grenznutzen von Gold sinkt langsamer als der aller anderen Güter ist im Grunde nur eine andere Formulierung für die Aussage, dass das marktfähigste/ handelbarste Gut - der menschlichen Einschätzung nach - Gold sei.


Daily Bell: Sie hatten deutlich gemacht, dass Gold nicht den Gesetzen von Angebot und Nachfrage gehorchen würde. Zitat: “Ein steigender Goldpreis muss beispielsweise kein steigendes Angebot hervorrufen; häufig lässt er das Angebot noch weiter schrumpfen.” Liegt Rothbard mit seiner Aussage, dass eine höhere Goldbewertung Metall in den Markt ziehen müsse, also falsch?

Antal Fekete: Nicht zwangsläufig. Vielleicht dachte Rothbard dabei an eine Krisensituation, von der Art, wie es sie am 15. August 1971 gab. An diesem Tag war Präsident Nixon mit dem weltweiten Verschwinden von Gold in einem noch nie dagewesenen Umfang konfrontiert. Er hätte das Problem durch eine Verdopplung des Goldpreises von 35 $/ oz auf 70 $/ oz lösen können. Damit hätte man das “Ausbluten" stoppen können und auch eine Menge gehortetes Gold aus der Versenkung locken können.

An diesem Tag legte Paul A.Samuelson - der Oberapostel für die Verbreitung des keynesianischen Gospels - amüsant aber schon längst vergessen - in einer Kolumne der Washington Post einen Frühstart hin. In seinem Artikel schreibt er, Präsident Nixon habe entschieden, den Dollar gegenüber dem Gold um 50% abzuwerten! Samuelson war dieser Fauxpas dann unheimlich peinlich, als Nixon schließlich vor die Kamera trat und der Welt seine eigentliche Entscheidung - die Schließung des Goldfensters verkündete.

Diese Schließung des Goldfensters war nur ein Euphemismus dafür, dass man die kurzfristigen Goldzahlungsverpflichtungen der Vereinigten Staaten ausfallen ließ. Das zeigte aber auch, dass Nixon jenem Wirtschaftsnobelpreisträger seine Verachtung entgegenbrachte, da er in einer solch historischen Entscheidung keine Absprache mit ihm traf.


Daily Bell: Sie hatten im letzten Interview auch gesagt: ”Die Menschen würden ihre gehorteten Bestände auflösen, wenn die Knappheit die Zinssätze in die Höhe treibt. Im 19. Jahrhundert gab es den Spruch, mit einem Diskontsatz von 5% könne die Bank of England sogar Gold vom Mond ansaugen.“ Diese beiden Aussagen scheinen mir ein wenig widersprüchlich. Können Sie das erklären?

Antal Fekete: Ja. Die zweite Aussage bezieht sich auf die Routineoperationen unter dem Goldstandard - Zeiten also, in denen es keine Vertrauenskrise gibt. Sobald der Zinssatz wieder gestiegen ist, kauft der marginale Anleihehalter seine Goldanleihe zu einem niedrigeren Preis wieder zurück. Er gibt dabei seine Goldmünze auf, der er zuvor erhalten hatte, als er - in Protest gegen niedrige Verzinsung - seine Anleihe zu einem höheren Preis verkauft hatte. Die erste Aussage bezieht sich hingegen auf den Zustand einer Vertrauenskrise. Gold tritt die Flucht an und “taucht unter", und dann braucht es drastische Maßnahmen, um diese Flucht zu stoppen.


Daily Bell: Im letzten Interview meinten Sie auch: “Heutzutage bietet keine Universität mehr einen Kurs zur Goldbasis, Gold-Co-Basis und deren Zusammenspiel an, oder aber zur apokalyptischen Bedrohung durch permanente Gold-Backwardation.“ Können Sie das ein wenig genauer erklären?

Antal Fekete: Hiermit meine ich die ominöse und erschreckende Parallele zum Jahr 476 u.Z., als Gold flüchtete und untertauchte; in diesem Jahr brach das Weströmische Reich zusammen - nach jahrhundertelangem monetärem Missmanagements, wobei die als offizielle Zahlungsmittel geltenden Gold- und Silbermünzen durch den Zusatz von Basismetallen “verwässert“ wurden. Die Folge war eine verheerende Rückkehr zum Tauschhandel und der Zusammenbruch von Recht und Ordnung. Heute haben wir eine ganz ähnliche Situation mit dem Unterschied, dass wir einen ganz konkreten Maßstab für die Flucht des Goldes haben: die Goldbasis (und Co-Basis).





Wenn permanente Gold-Backwardation einsetzt - d.h. wenn sich die Basis umkehrt und negativ bleibt - dann ist die Zeit gekommen, in der alle Verkaufsangebote für Gold zurückgezogen werden. Wer dann noch Gold will, muss es sich durch Tausch besorgen. Diese Entwicklung wird Ansteckungscharakter haben, so dass schließlich auch alle anderen Märkte mit stark marktfähigen/ handelbaren Rohstoffen wie Nahrung, Futter und Brennstoffe vom Tauschhandel erfasst werden. Nicht eine Universität in der Welt schlägt Alarm, dass hier ein zivilisatorischer Niedergang auf dem Spiel stehen könnte, der mit den Entwicklungen im Mittelalter vergleichbar wäre. Die New Austrian School of Economics ist die einzige Bildungsinstitution, an der man das Verschwinden der Goldbasis und den Rückfall der Welt in den hoffnungslosen Tauschhandel studieren kann.


Daily Bell: Ihrer Meinung nach schwindet auch das für den Silberterminhandel verfügbare Silber immer schneller. Zitat: “Permanente Backwardation beim Silber ist nur eine Frage der Zeit, möglicherweise wird es aber nicht mehr sehr lange dauern.“ Wo stehen wir in diesem Prozess?

Antal Fekete: Das lässt sich schwer sagen. Die interessante Frage wäre aber, ob zuerst Gold oder zuerst Silber in die permanente Backwardation rutscht. Jedes dieser Ereignisse würde das andere auslösen. Auf der Suche nach frühen Anzeichen für permanente Backwardation muss man beide Märkte beobachten. Ich vermute einmal, dass Silber zuerst geht; dafür gibt es aber bestenfalls Indizienbeweise.


Daily Bell: Sie meinten: “Der Grund für die Bereinigung am Markt für Gold-Futures sind wahrscheinlich nicht die, wie Sie es nennen, zu hohen Markterwartungen, sondern wahrscheinlich Bernankes verspätete Erkenntnis, dass die Gefahr einer permanenten Backwardation gegeben ist - und sein Versuch, die "Pferde richtig scheu zu machen". Ganz einfach formuliert: Welche Konsequenzen hat die Backwardation und warum sollte sich Bernanke deswegen Sorgen machen?

Antal Fekete: Der korrekte Begriff ist ‘permanente Gold-Backwardation‘. Wie ich gerade eben schon gesagt hatte, würde sie eine Tauschwirtschaft entstehen lassen, die aber mitnichten ausreicht, um den mannigfachen Bedürfnissen unserer komplexen Weltwirtschaft gerecht zu werden. Es wird zu allen möglichen Formen von Knappheit kommen, Hungersnot, Pestilenz und Arbeitslosigkeit würden ausufern. Bernanke sollte sich deshalb Sorgen machen, weil sich hiermit der unwiderstehliche Sog eines schwarzen Loches ankündigen würde, aus dem es kein Entrinnen gibt. Er müsste das eigentlich wissen; er hat das schwarze Loch der Großen Depression, das die Weltwirtschaft in den 1930ern einsaugte, schließlich studiert.


Daily Bell:“Die US-Verfassung überließ die Entscheidung, zu welchem Wechselkurs der Gold Eagle mit dem Standard-Silberdollar abgegolten werden sollte, dem Markt. Das US-Münzgesetz von 1792, für das sich besonders Alexander Hamilton, damaliger US-Finanzminister, eingesetzt hatte, schrieb einen offiziellen bimetallischen Gold/Silber-Tauschkurs von 15:1 vor. Das war Preisbindung und somit verfassungswidrig.“ Wusste Hamilton, was er tat? War er sich bewusst, dass er das Geld der USA destabilisierte?

Antal Fekete: Hamilton war kein Freund der Idee vom ‘schlanken Staat‘. Er wollte die Macht der Bundesregierung auf Kosten der Regierungen der einzelnen Bundesländer ausweiten. Möglicherweise war er sich nicht bewusst, dass er den Dollar destabilisierte; aber er glaubte mit Sicherheit an die Allmacht der Bundesregierung hinsichtlich der Durchsetzung und Stabilisierung seines bimetallischen Tauschkurses. Dem war aber nicht so, und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.


Daily Bell: Sie meinten: ”Geschichtlich betrachtet, ist Geld kein staatliches Geschöpf. Es ist ein Geschöpf des Marktes, der es über die Jahrtausende hinweg als die handelsfähigste Substanz auf der Erde ausgezeichnet hatte.” Man darf wohl davon ausgehen, dass Sie nicht - wie ausgewählte Anhänger Gesells und Browns - glauben, dass Geld staatlichen Ursprungs ist und ohne staatliche Kontrolle nicht existieren kann. Richtig?

Antal Fekete: Ja und nein. Die Erfindung der Goldmünze - vergleichbar auch mit der Erfindung des Rades - lässt sich auf das fünfte Jahrhundert vor Christus zurückdatieren. Sie ermöglichte Goldzahlungen “am Stück“. Das heißt also, dass die Goldmünzen abgezählt wurden - anstatt sie zu wiegen, was eine vergleichsweise ungeschickte Prozedur war. Die Zahlung in Goldstücken wurde möglich, weil der Staat für Münzprägung nach exakten Standards garantierte und sich gleichzeitig bereit erklärte, für die Verluste aufzukommen, die durch Abnutzung im Umlauf entstanden.

Die ursprüngliche Bedeutung von ‘legal tender' (gesetzliches Zahlungsmittel), bevor sie von den Verfechtern der monetären Nötigung bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wurde, war eigentlich folgende: Das Gewicht der Goldmünze musste sich innerhalb eines Toleranzstandards bewegen. Rechtmäßige Goldmünzen waren also all jene, die innerhalb dieser Toleranzgrenzen lagen. Sie wurden bei Stückzahlung zum Nennwert akzeptiert, selbst wenn sie etwas weniger wogen. Goldmünzen, die außerhalb des Toleranzstandards lagen, waren kein “zugelassenen“ Zahlungsmittel. Sie wurde nach Gewicht und nicht nach Stückzahl ausgezahlt. Man kann also die Meinung vertreten, dass die staatliche Beteiligung bei der Prägung und Ausgabe von Goldmünzen eine durchaus essentielle war; ganz zu schweigen von der Verfolgung von Geldfälschern.

Die staatliche Beteiligung darf aber nur bis zu diesem Punkt gehen - und nicht weiter. Vor allem die Entscheidung, wie viele Goldmünzen in Umlauf gebracht werden sollten, zählte nicht zum Aufgabenbereich des Staates. Das oblag den Menschen. Wenn diese meinten, dass nicht genügend Gold zirkulierte, dann konnten sie etwas daran ändern: Man nahm neues Gold aus dem Bergbau oder Schmuckgold, brachte es zur Prägeanstalt und bekam dasselbe Gold in gemünzter Form zurück - Unze für Unze. Das Recht zur Regulierung des Geldangebots war dem Volk vorbehalten, und nicht den Banken.


Daily Bell: Sie hatten auf einen Schwachpunkt in der Konjunkturzyklustheorie Mises‘ hingewiesen. Warum lassen sich die Menschen immer und immer wieder vom Geldzauber hinters Licht führen? Warum ist ihnen die Erfahrung, dass sie von den Banken mit Lockzinsen in Versuchung geführt werden (und sich schließlich selbst ruinieren, wenn sie ohne extragenaue Prüfung der Solidität der Projekte investieren) keine Lehre? Ihrer Ansicht nach würde eine “verbesserte Theorie des Konjunkturzyklus […] auch die Kausalitätsbeziehung zwischen Preisen und Zinssätzen berücksichtigen.“

Und das hatten Sie folgendermaßen erklärt: “Es wäre vernünftig, sich dem Phänomen der vielbesprochenen ökonomischen SCHWINGUNGEN (Oszillation) zuzuwenden, und auch dem der ökonomischen RESONANZ, über das viel weniger gesprochen wird. Das heißt im Detail: Abgesehen von gewissen Schwankungen lassen steigende (oder fallende) Preise die Zinssätze steigen (oder fallen) - und umgekehrt lassen steigende (oder fallende) Zinssätze die Preise steigen (oder fallen).“





Hier schwingen also Preise wie auch Zinssätze. Es bilden sich riesige Geldflüsse vom Rohstoffmarkt zum Anleihemarkt, und zurück. Wenn die Frequenz der oszillierenden Preise mit der der oszillierenden Zinssätze übereinstimmt, dann entsteht Resonanz. Die Resonanz kann gedämpft werden oder - das genaue Gegenteil - sich selbst verstärken (was dann unkontrollierte Resonanz, ‘runaway resonance‘, genannt wird). Wenn sie sich selbst verstärkt, wird es ernst. Dann entsteht Hyperinflation, falls die Geldmengen gerade vom Anleihemarkt zum Rohstoffmarkt fließen. Könnten Sie das ein wenig ausführen?


Antal Fekete: Hyperinflation bedeutet, dass sich die Geldumlaufgeschwindigkeit immer weiter erhöht - das sie schneller ist als jede zuvor festgelegte oder anvisierte Umlaufgeschwindigkeit, ganz gleich wie hoch diese war. Das kann aber muss nicht mit Geldschöpfung durch Zentralbanken einhergehen. Allein das schon existierende Geld, das vom Anleihemarkt in den Rohstoffmarkt fließt, kann dafür schon ausreichend sein - unabhängig von den Wünschen der Zentralbank.


Daily Bell: Sie meinten aber auch: “Es gibt aber noch eine zweite Variante, die aber nicht beispielhaft belegt werden kann, weil es keine historischen Beispiele für Experimente mit globalem Fiat-Papiergeld gibt: Findet der Zusammenbruch in einer Phase statt, in der die Zinssätze fallen und Geld vom Rohstoffmarkt in den Anleihemarkt fließt, dann sprechen wir von Hyperdeflation. Allem Anschein nach werden wir genau das bekommen.“ Könnten Sie auch das ein wenig ausführen.

Antal Fekete: Hyperdeflation bedeutet, dass die Geldumlaufgeschwindigkeit immer weiter sinkt - dass sie jede zuvor festgelegte oder anvisierte Umlaufgeschwindigkeit unterschreitet, ganz gleich wie niedrig diese war. Wichtig hierbei ist aber auch, dass dieser Prozess völlig unabhängig von den Wünschen der Zentralbank geschieht. Er ist die direkte Konsequenz spontaner Geldflüsse aus dem Rohstoffmarkt in den Anleihemarkt.


Daily Bell: Mises war zumindest überzeugt, dass es in Gelddruck-Phasen, wie wir sie auch aktuell haben, keine Deflation geben könne. Könnten Sie dieses Thema noch einmal aufgreifen und den Prozess deutlicher machen? Inwieweit beeinflusst “ökonomische Resonanz“ die Zinssätze?

Antal Fekete: Wenn Geld aus dem Rohstoffmarkt in den Anleihemarkt fließt, sinken die Rohstoffpreise und die Anleihepreise steigen. Letzteres bedeutet auch, dass die Zinssätze sinken. Unter einem Goldstandard würde dieser Prozess früher oder später aufgehalten werden, da die Rohstoffpreise nicht auf null sinken können. In unserem globalen Fiat-Geld-Experiment nehmen die Zentralbanken immer und immer wieder zwanghafte Zinssatzhalbierungen vor - wodurch sie, ohne es zu ahnen, weitere Preisverluste an den Rohstoffmärkten verursachen. Hier haben wir es dann mit einem Teufelskreis in Aktion zu tun, welcher die Rohstoffkurse und Zinssätze beeinflusst. Das ist verrückt. Es ist unglaublich dumm, aber es passiert. Alle erwarten Hyperinflation, obwohl wir gerade Hyperdeflation bekommen.


Daily Bell: Sie scheinen zu glauben, dass die Geldumlaufgeschwindigkeit ein rein monetäres Phänomen ist. Die “Miseaner" glauben in der Regel, dass sinkende Geldumlaufgeschwindigkeit mit mangelnder Nachfrage zu tun hat, weil die ökonomische Funktionsfähigkeit durch die Geldschöpfung der Zentralbanken verzerrt ist. Woran liegt es nun? Oder trifft beides zu?

Antal Fekete: Mit Angebotsmangel zu argumentieren, ist ein Merkmal der Keynesianer. Die Argumentation mit der Umlaufgeschwindigkeit mag ich aber auch nicht. Mises sagte einmal, die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sei null. Punkt! Geld befindet sich immer, zu jedem Zeitpunkt, im Kassenbestand von irgendjemand, und dort liegt es ganz ohne Umlaufgeschwindigkeit. Der meiner Ansicht nach richtige theoretische Ansatz für die deflationäre Spirale ist die Argumentation mit Resonanz - im Spannungsfeld zwischen oszillierenden Rohstoffpreisen und oszillierenden Zinssätzen. Mainstream-Ökonomen verstehen Spekulation nicht. Die Ökonomen der österreichischen Wirtschaftsschule nach Mises sind da nicht besser. Risikolose Spekulation an den Anleihemärkten bietet für all das eine reibungslose Erklärung.


Daily Bell: Erklären Sie das bitte.

Antal Fekete: Spekulanten wissen, dass die Zentralbank am laufenden Band Anleihen kauft. Im Grunde schreien die Zentralbanker ja von den Dächern herunter, wie es mit QE und anderen ähnlich dümmlichen Tricks läuft. Die Spekulanten reagieren, indem sie den Ankäufen der Zentralbanken zuvorkommen. Sie kaufen die Anleihen einfach im Vorfeld ein. Manchmal spielen die Zentralbanken auch mit gezinkten Karten, aber den Spekulanten machen sie damit nichts vor, da sie ihr eigenes Kapital aufs Spiel setzten - anders als die Zentralbanker, deren Verluste automatisch auf das Staatssäckl umgeschlagen werden. Das hat zur Folge, dass sich die Spekulanten ein Geschenk holen. Sie profitieren, ohne ein wirkliches Risiko einzugehen. Sie machen große Gewinne und das Karussell gerät ins Rasen und dann außer Kontrolle.


Daily Bell: Bitte erläutern Sie uns Ihre Kritik an der Position, die auch Rothbards vertrat - der Position, dass das partielle Bankenreservesystem an sich ein Verbrechen sei.

Antal Fekete: In diesem Punkt weichen Rothbard und Mises stark von Carl Mengers Geldtheorie ab. Menger meinte, die Geschäftsbanken würden richtigerweise mehr Kredite vergeben, als durch ihre Goldreserven insgesamt gedeckt sei. Dieser Überschuss werde durch Goldwechsel ausgeglichen, also Handelswechsel, die täglich in Goldmünzen fällig sind. Das kann man nachlesen in Mengers enzyklopädischen Artikel “Geld" (dritte Ausgabe 1909). Mises veröffentlichte nur drei Jahre später, 1912, dann “Theorie des Geldes und der Umlaufmittel“. Er hat mit Sicherheit Mengers Schrift "Geld" gelesen, bevor sein eigenes Buch in Druck ging.

Mir ist vollkommen unverständlich, warum Mises nicht auf Mengers Untersuchungen der akzeptablen Praxis der Goldwechsel-Monetisierung durch die Geschäftsbanken eingeht. Oder warum kritisierte er sie nicht, wenn er damit nicht einverstanden war? Wie dem auch sei: "Das partielles Reservesystem" (fractional banking) ist ein folgenreiche Fehlbezeichnung. Die Reserven der Geschäftsbanken sind in diesem Fall nicht “partiell“. Sie sind voll und ganz, weil die Goldwechsel in den Bankenbeständen goldwert sind.

Daily Bell: Sie sind ein Verfechter der real bills (Goldwechsel). Können Sie uns auf die Sprünge helfen, warum die von Mises geprägten “Österreicher" diese real bills als inflationär ablehnten?

Lesen sie weiter: Teil 2 ...


© Antony Wile
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Dieser Artikel wurde am 27. Oktober 2013 auf www.thedailybell.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.