Fehlstart beim Gold?
01.07.2014 | Clive Maund
Die jüngsten COTs deuten auf einen erneuten Fehlstart im Edelmetallsektor hin. Letzte Woche hatte es einen sehr großen, sprunghaften Anstieg bei den Gold-Short-Positionen der Commercials gegeben; beim Silber war der Anstieg der Commercial-Short-Positionierung hingegen bestürzend und wahrscheinlich auch beispiellos.
Da bei beiden Metallen ohnehin schon hohe Stände erreicht waren, scheinen wir jetzt wahrscheinlich vor einer Neuauflage dessen zu stehen, was sich ab der zweiten Märzhälfte ereignet hatte.
Gold steht jetzt an einem entscheidenden Punkt - der seit Ende 2012 bestehende Abwärtstrend überschneidet sich mit dem langfristigen Aufwärtstrend, der seit Beginn des Bullenmarktes 2001 in Kraft ist. Bevor wir die möglichen Folgen der COTs erörtern, wollen wir einen Blick auf die sich überschneidenden Trends in den Charts werfen, um zu zeigen, warum wir hier an einem entscheidenden Punkt stehen.
Zuerst der 5-Jahre-Chart: Hier können wir sehen, dass Gold an einem entscheidenden Punkt steht, weil es sich am Widerstand der Abwärtstrendlinie befindet, die seit Ende 2012 in Kraft ist. Eine Explosion der Short-Positionen der Commercials ist in diesem Umfeld also eine sehr unwillkommene Entwicklung für Marktoptimisten.
Nichtsdestotrotz könnte die Situation in dieser Entwicklungsstufe vielleicht nur einen relativ verhaltenen Rücksetzer erforderlich machen, der nicht mit dem Bruch der im letzten Jahr erreichten Tiefs einhergeht - so wie es schon bei der Gold-Short-Positionierung der Commercials der Fall gewesen war, welche sich ab Mitte März aufgebaut hatte. 
Auf dem 15-Jahre Chart für Gold können wir sehen, dass der langfristige Aufwärtstrend weiterhin ungebrochen ist; wir sehen auch, wir er sich aktuell mit dem seit Ende 2012 bestehenden Abwärtstrend überschneidet.
Unser früheres Fazit lautete, dass sich von hier aus (oder aber in Kürze) ein neuer großer Aufwärtstrend entwickeln müsste - dieses Fazit stützte sich zum Teil auf das ausgeprägt positive Verhalten der geprügelten Aktien der Juniors und der mittelgroßen Unternehmen. Und das könnte immer noch der Fall sein, auch wenn die jüngsten COTs zuerst auf einen weiteren Rücksetzer hindeuten. 
Diese plötzliche Explosion der Short-Positionierung der Commercials - beim Gold wie auch beim Silber - ist einfach deswegen eine derart negative Entwicklung für den Sektor, weil man eben genau so etwas nicht zu Beginn eines Aufwärtstrends erwartet.
Normalerweise beginnt ein Aufwärtstrend mit weitverbreiteter, mehrheitlicher Negativstimmung und Skepsis, die dann schrittweise weicht, wenn die Kurse klettern. Was hier aber passierte, ist ein Hinweis darauf, dass es eine große positiv eingestellte Menge gibt, die in den Startlöchern steht, um beim ersten Anzeichen auf den Beginn eines großen Aufwärtstrends losspringen würde.
Die Commercials stehen auf der anderen Seite des Handels. Dass ihre Short-Positionen jetzt explodiert sind, liegt daran, dass die großen und kleinen Spekulanten plötzlich aus ihren Versenkungen hervorgekommen sind und sich kopfüber positionierten. Diese Leute müssen aber niedergeschmettert sein, bevor ein großer Aufwärtstrend losgehen kann, und wie die jüngsten Zahlen leider zeigen, wird das noch passieren.
Wenn wir uns den jüngsten COT-Chart für Gold anschauen, sehen wir auch, dass die Daten vor zwei Wochen noch recht positiv waren; dann kam ein deutlicher Anstieg, und im Anschluss daran eine massive, sprunghafte Aufstockung, der die Short-Positionen der Commercials schon fast auf die März-Hochs getrieben hat.
So etwas möchte man natürlich nicht sehen, wenn ein potentieller Aufwärtstrend in den Kinderschuhen steckt und auch Gold noch an einem wichtigen Widerstand angekommen ist - das Fazit muss daher lauten: Gold wird von hier aus (oder aber in Kürze) zum Rückzug starten, und zwar zu einen harten. 
Auf dem langfristigen COT-Chart sehen wir, dass die Stände trotz des steilen Anstiegs von letzter Woche noch immer keine historischen Extreme erreicht haben; deswegen könnte die erwartete Reaktion auch wieder für vernünftige Stände sorgen - noch bevor die Tiefs des letzten Jahres erreicht werden. 
Im 6-Monate-Chart können wir den sprunghaften Anstieg sehen, der sich vor mehr als einer Woche bei gutem Volumen vollzogen hatte. Normalerweise würden wir davon ausgehen, dass die Konsolidierung, die wir in der letzten Woche gesehen hatten, zu einem erneuten Anstieg führen sollte; wir müssen aber im Hinterkopf behalten, dass Gold sich jetzt, wie eben schon erwähnt, an einem Widerstand an der Trendlinie befindet, die man im 30-Monate-Chart sehen kann. Es besteht als das Risiko, dass das Metall zurückfällt, vielleicht nach einem falschen Ausbruch nach oben.

Die öffentliche Stimmung gegenüber Gold befindet zu diesem Zeitpunkt im Mittelfeld.

Die Rydex-Trader sind negativ gegenüber Gold eingestellt, was an sich positiv ist...

An den Märkten herrscht aktuell die allgemeine Auffassung, der Aktienmarkt könne nicht einbrechen, weil die Banken und die Fed gemeinsame Sache machen und alles so ausgerichtet haben, dass die Banken weiter im Aktienmarkt spekulieren können - vor dem Hintergrund dauerhaft niedriger Kreditzinssätze.
Hier gibt es nur ein Problem: Diese Unternehmen müssen Geld machen. Trotz der endlosen Geldspritzen sind die Kräfte der Deflation schon dabei, die US-Wirtschaft zu umzingeln und einzukreisen - man denke nur an die schrecklich negativen BIP-Zahlen für das 1.Quartal, um zu erkennen, dass die Zahlen für das 2.Quartal durchaus noch schlimmer werden könnten.
Ein sinkendes BIP bedeutet auch schlechtere Unternehmenzahlen, und wenn die Marktakteure erstmal kalte Füße bekommen, dann könnte ein wirklich hässlicher Einbruch die Folge sein - Nullzins hin oder her. Die USA sehen sich aktuell dauerhafter und sich verschärfender Stagflation ausgesetzt - einschließlich schrumpfender Wirtschaftsaktivität und steigenden Preisen, wobei die Wirtschaft mit Sicherheit auch durch die im Irak-Unglücksfall verschwendeten 6 Billionen $ schwer geschwächt wurde, von welchen allein die “Verteidigungs“-Industrie und eine Clique Krimineller profitierte.
Falls es zu einem breitflächigen Einbruch an den Märkten kommen sollte, dann sind das Umstände, unter denen Gold seine Unterstützung an den Tiefs des letzten Jahres durchbrechen und kräftig fallen könnte. Angemerkt sei aber auch, dass Deflation im Allgemeinen gut für Gold ist, wie schon in den frühen 30er Jahren.
Es müsste sich also, nach anfänglichen Verlusten - à la 2008 - dann stabilisieren und wieder nach oben abdrehen. Dies ist zu diesem Zeitpunkt nur eine mögliche Bedrohung - aber eine, die man auf dem Schirm haben sollte - gerade mit Blick auf die jüngsten COTs.
Auf unserer Webseite werden wir Möglichkeiten nachgehen, wie sich Verluste vermeiden lassen, falls der Sektor, wie erwartet, bald nach unten abdreht, aber auch nach Möglichkeiten, wie man von solchen Verlusten profitieren kann. Hier finden Sie das Silbermarkt-Update.
© Clive Maund
www.clivemaund.com
Der Artikel wurde am 29.06.14 auf www.clivemaund.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.