Deflation und das kommende Jahr
07.01.2015 | Clif Droke
Am Montag wurden die Aktienmärkte von Verkaufsdruck heimgesucht, der S&P 500 gab 1,83% nach, der Dow verlor 1,86%. Der Energiesektor vereinigte die größten Verluste auf sich, der NYSE Oil Index verlor 4,61%. Die Rohölpreise fielen um fast 5% und schlossen auf einem 5 1/2-Jahre-Tief.
Als Grund für die jüngsten Verluste an den großen Märkten wurden Befürchtungen und Ängste genannt, dass Griechenland die Eurozone verlassen könnte. Die anstehenden Wahlen in Griechenland haben vielen Investoren, die den Eindruck haben, dass der Ausstieg des Landes aus der Eurozone katastrophal wäre, einen gehörigen Schrecken eingejagt.
Der Grund für die Verluste ist höchstwahrscheinlich aber an anderer Stelle zu suchen: Die Investorenstimmung war über die letzten Wochen hinweg übermäßig optimistisch gewesen. Ein Rücksetzer in den großen Indizes dürfte einen großen Teil des überschüssigen Optimismus eliminieren und den Weg frei machen für ein vernünftigeres Marktklima.
Besorgt zeigen sich viele Investoren auch mit Blick auf das sogenannte Januar-Barometer, das eine potentiell schlechte Marktentwicklung für das Restjahr vorzeichnen könnte. Dieser Indikator basiert auf folgendem Glauben: So wie es im Januar läuft, wird es im ganzen Jahr laufen. Einige schreiben besonders den ersten fünf Januartagen prognostischen Wert zu. Letztes Jahr lag das Januar-Barometer allerdings falsch - der Januar 2014 lief überaus schlecht, das Jahr als solches war hingegen insgesamt positiv.
Wie wir schon vorhergehenden Kommentaren geschrieben hatten, müsste das vor uns liegende Jahr ein insgesamt positives werden, diese Einschätzung gründet wiederum auf dem Fünf-Jahre-Phänomen, auch wenn man nicht ausschließen kann, dass der Monat Januar volatil werden könnte. Diese Marktmaxime trifft nun schon seit über 100 Jahren zu, sprich im fünften Jahr einer Dekade hat es noch nie ein Verlustjahr gegeben.
Der Grund dafür ist, dass der 10-Jahre-Kress-Zyklus gegen Ende des vierten Jahres seine Talsohle erreicht, der sich daraus ergebende Aufwärtsdruck des neugeborenen 10-Jahre-Zyklus kommt dann den Aktienkursen zugute.
Zurück zum Thema Ölpreiseinbruch: Am Montag hielt am Ölmarkt wieder eine Schwächephase Einzug. Nachdem der Rohölkurs ein 5 1/2-Jahre-Tief markiert hatte, ging er mit einem Minus von 3% aus dem Handel. Der Druck auf die Rohölpreise wird zudem durch die andauernde Stärke beim US-Dollar verschärft. Die jüngste Dollar-Stärke/ Rohölpreisschwäche hat unter den Investoren wieder einmal Ängste geschürt, dass die Deflation 2015 zum Problem werden könnte. 
Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass die Deflation 2015 über längere Strecken zum bestimmenden Thema werden wird, so könnte sie zumindest Anfang 2015 problematisch werden.
Als der 60-Jahre-Kress-Zyklus der Inflation/ Deflation 2008 in seine “finale Sturzphase“ überging, ergaben sich im Zeitraum 2008-2009 große Probleme für den US-Finanzsektor. Dennoch konnte diese Phase - außer im kurzen Zeitraum zwischen 2008-Anfang 2009 - nicht die erwarteten Kurseinbrüche bei den essentiellen Rohstoffen und den damit einhergehenden Anstieg des Dollar-Wertes erzeugen.
Viele Investoren kamen daher vorschnell zum Schluss, dass der langfristige Kress-Zyklus entweder invalide sei oder aber durch die Geldpolitik der Federal Reserve stark abgeschwächt wurde.
Bud Kress pflegte immer zu sagen, "Mutter Natur und Vater Zeit" werden mit Blick auf die Finanzmärkte am Ende immer die Oberhand behalten. Anders formuliert: Die natürlichen Kräfte der Inflation und Deflation werden sich früher oder später immer manifestieren, selbst dann, wenn die Zentralbanker alles daran setzen, diese Kräfte zu lähmen.
Aus dieser Perspektive betrachtet, können der Ölpreiseinbruch, die Dollar-Rally und die Turbulenzen in der Welt auf einen Zyklus zurückgeführt werden, der sich, trotz der Gegenwehr der Zentralbanken, etwas verspätet seinen Weg bahnt. Die Zentralbanker dachten, sie wären in der Lage, die Wirkung des Zyklus komplett zu eliminieren, doch wie es scheint wird der Zyklus als letzter lachen.
Zum Thema Ölpreiseinbruch erschien vor Kurzem ein Artikel auf Bloomberg mit dem Titel "Ölpreis unter 60 $: Stresstest für US-Energieunabhängigkeit“, der mit einigen Hintergrundinformationen zur aktuellen Krise aufwartete. Asjylyn Loder, der Verfasser des Artikels, schrieb: “Der Boom beim Schiefgas- und -Öl rückte die USA so nah an die Energieselbstversorgung wie seit den 1980ern nicht mehr, und 2015 wird er wie nie zuvor einem Stresstest unterzogen werden."
An anderer Stelle im Artikel hieß es dann, dass einige der großen US-Schieferbohrunternehmen "schneller Geld ausgeben, als sie einnehmen können, weshalb sie ihre Expansion auf Kredit vorantreiben." Somit macht es ganz den Anschein, als ob der Fracking-Boom (der in der US-Wirtschaft damals für akut benötigten Schwung sorgte) im kommenden Jahr auf sein erstes großes Hindernis treffen wird.
Für die US-Verbraucher sind der Ölpreiseinbruch und die Dollar-Stärke bislang ein Segen. Nach Meinung von Goldman-Sachs-Analysten wird die US-Wirtschaft aufgrund der gesunkenen Ölpreise in diesem Jahr einen zusätzlichen Schub in Höhe von 0,75% erhalten. Den Schätzungen des Ökonomen Mark Zandi von Moody Analytics zufolge würde ein unter 60 $ bleibender Ölpreis den US-Konsumenten Kostenersparnisse in Höhe von 150 Mrd. $ bringen.
Letztendlich wird sich der Ölpreiseinbruch aber mit der alten Marktweisheit kollidieren, die besagt, dass “niedrige Preise durch niedrige Preise geheilt werden‘‘.
© Clif Droke
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Dieser Artikel wurde am 06.01.2015 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.