Goldaktien-Bewertungen 2
18.04.2006 | Adam Hamilton
Mit Goldkursen um 600 $ und dem HUI auf neuen Allzeit-Hochs sind Goldaktien im Blickfeld vieler Investoren. Auch ich habe sie sicherlich kritisch beobachtet während ich ihren letzten glänzenden Aufschwung genoss.
Vor ein paar Wochen schrieb ich eine Abhandlung über das Portfoliodesign im Rohstoffbullenmarkt und wie Investoren und Spekulanten maßgeschneiderte Aktienportfolios bilden können, die einerseits ihr Risiko minimieren und andererseits die Chancen auf enorme Gewinne im Verlauf dieses Rohstoff-Bullenmarktes maximieren. Diese Abhandlung war eine Einleitung für unseren Newsletter vom April, der dutzende von hervorragenden Aktien von Rohstoffproduzenten diskutierte, die in die verschiedenen Ebenen meines pyramidenartigen Portfolio-Modells passen.
Nach zwei Wochen intensiver Studien von 10-K und 10-Q Berichten, die viele Rohstoffproduzenten kürzlich bei der SEC einreichten, traf mich ein Aspekt dieser Rohstoffaktien mitten ins Gesicht. Als ich nach besonders guten Anlagemöglichkeiten suchte, führten mich meine Untersuchungen in sämtliche wichtigen Bereiche von Edelmetallen bis Basismetallen und Energie. So hatte ich die Möglichkeit, Goldaktien mit anderen Rohstoffproduzenten zu vergleichen.
Leider handelte jede einzelne Goldaktie, die ich beobachtete, bei hohen bis extrem hohen Bewertungen, wenn das Unternehmen überhaupt Gewinne erwirtschaften konnte, sogar bei den heute steigenden Goldpreisen. Ich fand das aus mehreren Gründen beunruhigend.
Erstens gibt es für Langzeit-Investoren nichts Wichtigeres als Bewertungen, der Preis, zu dem eine Aktie gehandelt wird im Verhältnis zu ihren potentiellen Gewinnen. Während man für Käufe bei hohen Preisen manchmal mit noch höheren Verkaufspreisen belohnt wird, speziell in einem mächtigen säkularen Bullenmarkt, sind die Gewinnchancen letztendlich viel schlechter als wenn man bei niedrigen Bewertungen kauft. Unser Verständnis der Märkte mahnt uns, billig zu kaufen und teuer zu verkaufen, nicht teuer zu kaufen und zu hoffen, an jemand noch dümmeren zu verkaufen.
Zweitens ist Gold bisher um 130% gestiegen, sollten da die Goldminen nicht enorme Gewinne erwirtschaften? Die meisten Goldproduzenten, die bei Investoren und Spekulanten heute so begehrt sind, gab es auch schon in den Jahren von Goldpreisen unter $300 am Anfang dieses Jahrzehnts. Damals mussten sie ihre Kosten unter Kontrolle haben, um zu überleben, und sie sollten diese niedrigen Kosten gehalten haben, um vom steigenden Goldpreis zu profitieren.
Aktien von Rohstoffproduzenten sind während eines Rohstoff-Bullenmarktes vor allem deshalb tolle Investments, weil deren Gewinne üblicherweise viel schneller steigen als die Preise der zu Grunde liegenden Rohstoffe. Rohstoffproduzenten haben also einen immensen Hebel auf Rohstoffe. Vor vier Jahren schrieb ich über den Hebel von Goldaktien, und damals war ich schwer beeindruckt von dem großen Potential der Goldproduzenten, ihre Gewinne zu vervielfachen. Gibt es nun ein Problem mit Goldaktien, wenn sie derzeit diesen Hebel nicht aufweisen?
Das Problem der niedrigen Gewinne dieser Firmen, relativ zu ihren steigenden Aktienpreisen, ist nichts Neues. Goldaktien waren während dieses gesamten Bullenmarktes hoch bewertet. Vor zwei Jahren schrieb ich eine Abhandlung über dieses Phänomen, aber bis dahin gingen die Bewertungen der Goldaktien generell zurück. Damals lautete also meine These, dass höhere Goldpreise zu viel höheren Gewinnen führen würden, die die sehr hohen Bewertungen der Goldaktien senken würden.
Leider bestätigten mir die letzten beiden Jahre diese These ganz und gar nicht. Goldproduzenten können anscheinend, aus welchen Gründen auch immer, ihr Gold trotz der heute hohen Goldpreise nicht mit entsprechenden Gewinnen abbauen. Wenn Sie, so wie ich, einen großen Teil Ihres Investmentkapitals in Goldaktien angelegt haben, ist das eine ernste Angelegenheit. Obwohl ich bis heute die Lösung nicht kenne, schreibe ich diese Abhandlung, um die heutigen Goldaktien-Bewertungen genauer zu untersuchen.
Ich denke es ist logisch, mit einem Chart-Update meiner ursprünglichen Abhandlung über Goldaktien-Bewertungen zu beginnen. Da historische Daten über Aktienbewertungen schwer oder gar nicht zu finden sind, verwendete ich Newmont Mining als Annäherung für Goldaktien generell. NEM ist der weltweit beste Goldproduzent und zählte lange Zeit zu den Favoriten der Gold-Investoren. Bis vor kurzem, als durch die Zusammenschlüsse von Konkurrenten eine noch größere Minengesellschaft entstand, war NEM der größte Goldproduzent der Welt.
Diese Daten über Bewertung und Marktkapitalisierung von NEM haben wir nur deshalb, weil das Unternehmen während dieses gesamten Goldaktien-Bullenmarktes in den S&P 500 war. Am Ende jedes Monats sammeln und verarbeiten wir Daten über jedes Unternehmen in den S&P 500 um die Bewertungen des generellen Aktienmarktes zu berechnen. Diese Daten werden in unserem Newsletter veröffentlicht und in einem privaten Bereich für Abonnenten auf unserer Website gezeigt. Glücklicherweise brachte uns diese Praxis alle nötigen Daten über NEM.

Newmont ist definitiv die wichtigste Firma im Goldminengeschäft und stand diese Woche für 28% des HUI und für 19% des XAU, gemessen an der Marktkapitalisierung. Die blaue Linie im obigen Chart ist der Schlusskurs von Newmont, der bisher um beeindruckende 377% gestiegen ist. Wenn Sie die Entwicklung dieses Blue-Chip-Goldaktie mit den Seitwärtstrends der Blue-Chip-Aktien auf dem generellen Aktienmarkt über denselben Zeitraum vergleichen, können Sie leicht erkennen, warum Goldaktien derzeit unter konträren Anlegern so beliebt sind. Diese Aktien machen uns reich.
Beachten Sie die als interessante Notiz am Rande auch die gelbe Linie für die Marktkapitalisierung im obigen Chart. Diese zeigt die gesamten ausgegebenen Aktien, multipliziert mit ihrem Kurs, oder anders formuliert den gesamten Wert, den der Markt dieser Firma zurechnet. Beginnend bei $2,5 Mrd. ist dieser um unglaubliche 1067% auf kürzlich fast $27,5 Mrd. gestiegen. Warum war das Wachstum des gesamten Marktwertes soviel größer als der Anstieg ihres Akteinpreises? Ein hässliches Wort: Verwässerung.
So wie alle großen Firmen emittiert auch NEM permanent neue Aktien aus verschiedenen Gründen, von der Finanzierung von Übernahmen bis hin zu Aktienkompensationen für ihr Management. Mit der Zeit verwässert dies die Gewinne der bestehenden Aktionäre. Wenn zum Beispiel die Zahl der insgesamt ausgegebenen Aktien um 10% steigt, ist Ihre Aktie um 10% weniger wert, auch wenn Sie immer noch die gleiche Anzahl von Aktien besitzen.
Verwässerung ist für eine Aktie genau das gleiche wie Inflation für die ungedeckte Geldmenge. Je mehr Aktien emittiert werden, desto mehr verlieren Ihre bestehenden Aktien an Wert. Verwässerung ist ein wenig beachteter, aber extrem großer Kostenfaktor für Investoren. NEM ist in diesem Sinne zwar kein schlechtes Unternehmen, verglichen mit Technologie-Aktien, aber dieser Chart zeigt doch sehr gut, wie die Ausgabe von neuen Aktien die Gewinne mit der Zeit verringern kann. Zwei Drittel der gesamten Zunahme des Marktwerts von NEM in den letzten fünf Jahren ging den Investoren durch die Ausgabe so vieler neuer Aktien verloren.
Der Grund warum ich diesen Chart erneuerte war aber die rote Linie, die das Preis/Gewinn-Verhältnis seit dem Ursprung dieses Goldaktien-Bullenmarktes im November 2000 auf einer monatlichen Basis darstellt. Dieser Trend verlief für einige Jahre sehr günstig, änderte dann aber vor etwa zwei Jahren die Richtung. Meine These, dass die Goldaktien-Bewertungen sich verringern würden, erwies sich nun bereits für zwei Jahre als falsch, obwohl Gold um etwa 50% von $400 auf $600 anstieg.
Alles begann damals im November 2000, als NEM beim 126-fachen seiner Gewinne handelte. Cisco Systems, die notorischste Blase der Technologie-Manie, handelte im Vergleich dazu im selben Monat noch immer beim 134-fachen seiner Gewinne! Konträre Anleger wie ich, die die extrem überbewerteten Technologieaktien niemals anrühren würden, glaubten dass Goldaktien trotz ähnlicher Bewertungen glänzende Möglichkeiten boten.
Warum? Anders als die Technologieriesen hatten die Goldaktien ein Produkt, das sich am Ende eines jahrzehntelangen Bärenmarktes befand und vermutlich in einen säkularen Bullenmarkt eintreten sollte. Während Cisco möglicherweise nicht all seine Router verkaufen kann, wenn jemand anders bessere produziert, haben Goldproduzenten einen garantierten globalen Markt, auf dem sie jede einzelne Unze verkaufen können, die sie zu Tage fördern. Wenn sie nun bei Kursen von knapp über $250 überleben konnten, sollten ihre Gewinne explodieren als Gold in seinem ersten säkularen Bullenmarkt seit Jahrzehnten zu steigen begann. Goldaktien-Bewertungen wären somit drastisch gesunken.
Als Gold im April 2001, etwa sechs Monate nach den Goldaktien, seinen Tiefpunkt erreichte, schnellten die Bewertungen von NEM Anfang 2001 hoch auf das 160-fache der Gewinne, und die potentiellen Gewinne des Unternehmens gingen zurück. Bald begann aber seine Bewertung zu sinken. Da ich damals nicht wirklich auf Kurs/Gewinn-Verhältnisse von Goldaktien achtete und sie mir zu dieser Zeit nicht auffielen, Bewertungsberichterstattungen gingen zurück. Die abfallende Phase ohne Daten von Anfang 2001 bis Mitte 2002 in diesem Chart bezeichnet eine lange Phase, in der NEM Geld verlor.
Mitte 2002 begann die weltgrößte Goldminengesellschaft wieder Geld zu verdienen. Es war nicht viel Geld, das Unternehmen handelte immer noch extrem hoch, beim 82-fachen seiner Gewinne, aber doch schon weit unter seinem Bewertungs-Hoch von 160. Da der Goldpreis in dieser Zeit etwa von $255 auf $315 stieg, fiel die Bewertung von NEM auf die Hälfte, obwohl der Aktienpreis sich mehr als verdoppelte. Die Gewinne von NEM stiegen viel schneller als sein Aktienpreis, und genau so sollte es in einem säkularen Bullenmarkt sein.
Dieser günstige Trend hielt für die folgenden paar Jahre, bis Mitte 2004. Der Aktienkurs von NEM stieg weiter auf zuvor unvorstellbare $50, aber während der ganzen Zeit stiegen die Gewinne des Unternehmens viel schneller und daher ging seine Bewertung weiter zurück. Bis Anfang 2004 war seine Bewertung um 81% auf das 31-fache der Gewinne gefallen. Obwohl die Aktie noch immer überbewertet war, war die Entwicklung unglaublich und der Abwärtstrend perfekt. Ich war froh über diese Entwicklung als ich vor zwei Jahren meine ursprüngliche Abhandlung schrieb.
Kurz darauf passierte aber etwas weniger erfreuliches. NEM und die gesamten Goldaktien erlebten, wie ihre Gewinne sanken oder zumindest langsamer stiegen als ihre Aktienpreise. Die Bewertungen begannen wieder zu steigen, und zwar von Ausgangsniveaus, die dafür historisch gesehen zu hoch waren. Hätte dieser Trend nur für einen Monat gehalten, wäre das kein Grund zur Aufregung, aber nach zwei aufeinander folgenden Jahren mit steigenden Goldaktienbewertungen muss ich mir wirklich Sorgen machen.
Während dem letzten massiven Aufschwung von NEM von $35 auf über $60 im letzten Jahr, stieg die Bewertung des Unternehmens vom 37-fachen auf das 75-fache seiner Gewinne. Ich wusste dass die Bewertung hoch war, aber Goldaktien steigen mit dem Goldkurs, und Gold schoss nach oben auf neue Kurshochs in seinem Bullenmarkt und deshalb kaufte und empfahl ich beträchtliche Call-Optionen auf NEM. Unsere realisierten Gewinne aus diesen NEM-Calls bewegen sich von 100% bis 700%, mit einem durchschnittlichen Anstieg um 206% für 11 verschiedene Optionen.
Ich erwähne diese kürzlich gehandelten Call-Optionen um zu zeigen, wie sehr ich an den Aufwärtstrend dieses Unternehmens geglaubt hatte und sowohl mein eigenes Kapital als auch meine Reputation riskierte, in dem ich diese Optionen an unsere Abonnenten weiterempfahl. Ich war lange Zeit ein großer Fan von NEM und ich werde es auch weiterhin sein. NEM bleibt die beste der wichtigsten Goldminengesellschaften der Welt und auch der beste Blue-Chip in Gold. Ich betrachte die anhaltend hohen Bewertungen nicht als feindseliger Kritiker, sondern als ein alter Freund, der sich Sorgen macht.
An diesem Punkt stellt sich eine offensichtliche Frage. Was ist, wenn die Bewertungen von NEM auf Grund interner Probleme so hoch sind? Was ist, wenn NEM trotz seiner Führungsrolle nicht den gesamten Goldminensektor widerspiegelt? Diese These ist einfach zu überprüfen. Wir brauchen nur einen Blick auf all die elitären Blue-Chip-Goldaktien zu werfen, die die führenden Goldaktien-Indizes HUI und XAU bilden. Diese Unternehmen sind wie die NASDAQ 100 unter den Goldaktien.
Diese Tabelle zeigt das Preis/Gewinn-Verhältnis und die Marktkapitalisierung für jedes Unternehmen im HUI und XAU, mit Stand von vergangenem Mittwoch. Firmen, die in beiden Indizes enthalten sind, wurden gelb hervorgehoben. Es gibt hier viele Übereinstimmungen, da es weltweit nicht wirklich viele größere Goldminen-Gesellschaften gibt. Für einen Vergleich, den ich ein bisschen später erstellen möchte, ist auch der XOI-Ölaktien-Index enthalten. Leider zeigen diese HUI- und XAU-Daten, dass die Überbewertung der Goldaktien den gesamten Sektor betrifft, und nicht nur NEM allein.

Nun, wenn Sie sich selbst als konträren Value-Investor sehen, der auf das enorme Potential von Goldaktien in diesem laufenden Bullenmarkt baut, dann wird sich ein Blick auf diese Tabelle wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Wäre ich kein kampferprobter Spekulant, hätte ich wahrscheinlich zu weinen begonnen als ich dies zum ersten Mal sah. Nichtsdestotrotz, diese Daten sind wahr und können in wenigen Minuten überprüft werden. Der gesamte Goldaktien-Sektor ist extrem teuer!
Ganze sieben der 15 Blue-Chip-Goldaktien des renommierten HUI-Index verlieren heute Geld, obwohl Gold im Bereich von $600 handelt. Ist das nicht merkwürdig? Auch für die acht verbleibenden HUI-Aktien, die es irgendwie schaffen, gewinnbringend Gold abzubauen, liegt das durchschnittliche Preis/Gewinn-Verhältnis bei 78, also noch höher als jenes von NEM. Wenn Sie davon noch nicht genug haben, werfen wir einen Blick auf FCX. FCX ist primär eine Kupferminen-Gesellschaft, und das ist der einzige Grund warum sein Preis/Gewinn-Verhältnis unter dem wahren Wert liegt. Wenn wir FCX ausschließen, steigt das durchschnittliche Preis/Gewinn-Verhältnis der Goldproduzenten im HUI auf 87! Autsch.
Der größere XAU-Index, der Hedgers akzeptiert und deshalb mehr große Goldminen-Gesellschaften inkludiert, sieht nicht viel besser aus. Sieben der 16 Firmen im XAU verlieren im heutigen, beeindruckenden Umfeld von Gold und Silber ebenfalls Geld. Die verbleibenden neun Firmen haben ein viel zu hohes, durchschnittliches Preis/Gewinn-Verhältnis von 74. Und wenn man den gleichen Kupferproduzenten ausschließt, der auch im HUI enthalten ist, schnellt das durchschnittliche Preis/Gewinn-Verhältnis des XAU auf 82 hoch.
Als ich diese Tabelle vergangene Woche in Ruhe untersuchte, fiel mir noch eine andere Ironie auf. Jene von Ihnen, die diesen Bullenmarkt bereits eine Weile mitverfolgt haben, können sich sicher an den notorischen Mega-Hedger Barrick Gold, ABX, erinnern. Vor vier oder fünf Jahren war dieses Unternehmen der schlimmste Feind für den harten Kern der Pro-Gold-Investoren. Viele Leute, und auch ich selbst, sprachen sich gegen das irrationale Hedging-Programm von ABX aus, das den Fortschritt des Gold-Bullenmarktes hinderte. Vor nicht allzu langer Zeit wurde dieses Unternehmen also gehasst und verabscheut.
Interessanterweise hat ABX heute mit dem 39-fachen seiner Gewinne die niedrigste Bewertung unter den weltgrößten Goldminen-Gesellschaften. ABX hat sich in den letzten Jahren selbst reformiert und Hedges verringert, ist aber beim Großteil der Goldinvestoren auf Grund seiner Vergangenheit noch immer nicht sehr beliebt. Mir schien es ironisch und verwunderlich, dass das schwarze Schaf des Goldsektors nun die niedrigste Bewertung hat.
Nun könnten all diese Überbewertungen von Goldaktien zumindest rational erklärt werden, wenn man ähnliche Phänomene auch in den anderen bedeutenden Rohstoffsektoren sehen könnte. Die Daten über die XOI-Ölaktien in diesem Chart zeigen, dass die wichtigsten Ölaktien spottbillige Preis/Gewinn-Verhältnisse aufweisen, etwa um das 9-fache ihrer Gewinne. Die Gewinne der Ölfirmen stiegen viel schneller als der Ölkurs, weshalb Ölaktien heutzutage ein unglaublich gutes Geschäft sind. Ölaktien machen, was Goldaktien in den letzten paar Jahren gemacht haben sollten.
Während aufmerksame und genaue Stundenten von Geschichte und Geldmärkten klar verstehen werden, wie einzigartig und wichtig Gold ist, wird es für Goldaktien schwierig sein, die Aufmerksamkeit von Mainstream-Investoren auf sich zu ziehen, wenn ihre Bewertungen höher bleiben als jene von Technologieaktien. Insbesondere Value-Investoren, die enorme Mengen von Kapital kontrollieren, werden lieber in die grundsätzlich billigen Energie- oder Basismetallproduzenten investieren, als in grundsätzlich teure Goldproduzenten.
Scott und ich diskutierten und überlegten über diese Anomalie in den Goldaktien-Bewertungen im Vergleich zu anderen Rohstoff-Sektoren und kamen auf ein paar Ideen. Obwohl ich sicherlich nicht überzeugt bin, dass irgendeine dieser Ideen entsprechend erklären kann, warum Goldaktien extrem teuer sind und Ölaktien gleichzeitig spottbillig, möchte ich diese Ideen teilen, um hoffentlich die Nachforschungen und die Debatte über dieses entscheidende Thema zu unterstützen.
Der erste Hinweis könnte in der Natur der entsprechenden Bullenmärkte liegen. Gold stieg bis heute nur um 130%, eine der schwächsten Entwicklungen unter den bedeutendsten Rohstoffen in diesem breiten Bullenmarkt. Währenddessen stieg Öl seit 2001 um 300% und hat sich also vervierfacht. In realen Werten steht Gold erst bei etwa 27% auf dem Weg zu seinem inflationsbereinigten Allzeit-Hoch von 2.200 $ pro Unze. Öl ist bereits bei etwa 70% auf dem Weg zu seinem eigenen, realen Allzeit-Hoch von knapp unter 100 $ pro Barrel.
Diese sehr verschiedenen Bullenmarkt-Profile ließen Goldaktien mit kleineren Kursanstiegen zurück als andere Rohstoffproduzenten wie zum Beispiel Ölfirmen. Diese kleineren Kursanstiege bieten auch weniger Möglichkeiten für höhere Gewinne. Obwohl der Gold-Bullenmarkt chronologisch gesehen älter ist als jene von anderen, bedeutenden Rohstoffen, ist er gemessen an den bisher erreichten Werten immer noch jung. Vielleicht werden Goldaktien unter ihren wahren Wert fallen, so wie heute die Bewertungen der Ölaktien, wenn Gold sich letztendlich auf über 1.000 $ vervierfacht hat. Je höher ein Rohstoffpreis steigt, desto aufregender werden die Hebel für die Gewinne seiner Produzenten.
Weiters ist Gold in gewisser Weise schwerer abzubauen als Öl zu fördern ist, was zu den höheren, relativen Kosten der Goldminen beiträgt. Ein großes Ölfeld kann zum Beispiel für mehrere Jahrzehnte halten, während eine große Goldmine oft innerhalb eines Jahrzehnts erschöpft sein kann. Daher müssen Goldminen-Gesellschaften permanent zu extrem hohen Kosten neue Minen erkunden und entwickeln. Scott errechnete vor kurzem, dass die hervorragenden Goldminen des HUI nur über Reserven von etwa 17 Jahresproduktionen verfügen. Ich vermute, dass die Reserven der Ölfirmen, gemessen in Jahresproduktionen, um ein Vielfaches höher sind.
Während die Arbeiten an einem Ölfeld zum Großteil beendet sind, sobald die primären Schächte gesetzt und die Pumpen und Pipelines gebaut sind, müssen Minengesellschaften ihre Minen permanent ausdehnen und ausbauen, bis diese letztendlich erschöpft sind. Heute sind die meisten Goldminen riesige Löcher in der Erde, wobei ein Großteil der Felsen gesprengt, gefördert, und gemahlen werden muss, um einen relativ kleinen Anteil an Gold zu erhalten.
Ich bin zwar kein Ingenieur, aber ich vermute, dass das Verhältnis von benötigtem Kapital zu erwirtschaftetem Kapital bei Goldminen höher ist als bei der Förderung von Öl. Weiters sind Goldproduzenten im Vergleich zu Ölfirmen extrem klein und müssen diese Kosten für viel kleiner Projekte tragen, wodurch sie die enormen Größenvorteile der riesigen Ölfirmen nicht nutzen können. Wenn man in dieser Tabelle die Marktkapitalisierungen betrachtet, gibt es nur eine Handvoll Goldaktien, die auch nur annähernd an die Größe der kleinsten Ölfirmen in dieser Liste herankommen.
Es gibt auch sehr wahrscheinliche psychologische und technische Gründe, warum Goldaktien im Vergleich zu anderen Rohstoffen so hoch bewertet sind. Der Gold-Bullenmarkt ist bisher am längsten gelaufen und hatte daher viel Zeit um das Vertrauen der Investoren zu gewinnen. Diese Investoren haben nur eine Handvoll Goldaktien zur Auswahl, wodurch deren Preise alle durch die höheren Kapitalflüsse in überbewertete Bereiche getrieben werden.
Trotz dessen bleibt der Goldaktien-Sektor aber sehr klein. Der gesamte HUI war diese Woche nur 86 $ Milliarden wert. Allein Google handelte im Vergleich dazu bei einer Marktkapitalisierung von 122 $ Milliarden! Da Goldaktien ein derart kleiner Sektor sind, braucht es nicht viel Kapital um schnelle Preisanstiege zu generieren. Je weniger eine Firma oder ein Sektor wert ist, desto höher und schneller kann der Preis durch Investoren vervielfacht werden. Der XOI war im Vergleich dazu gigantische 1.404 $ Milliarden wert. Da Ölfirmen so viel größer sind, wurden ihre Aktienpreise relativ zu ihren Gewinnen nicht so hoch getrieben als bei Goldaktien.
Ich möchte aber nicht den Eindruck vermitteln, dass Ölaktien die Goldaktien ersetzen sollten, und möchte dazu den folgenden Chart zeigen. Der XOI ist in den letzten 36 Monaten nur um 178% gestiegen, während der HUI in den letzten 64 Monaten um 867% gestiegen ist. Goldaktien sind viel höher und weiter angestiegen als Ölaktien, was ihre hohen Bewertungen zum Teil erklären sollte. Goldaktien-Investoren wurden viel höher belohnt als Ölaktien-Investoren.

Diesem Chart ist in Wirklichkeit nicht mehr viel hinzuzufügen. Der Bullenmarkt der Goldaktien ist viel größer und fast doppelt so alt wie jener der Ölaktien, und trotz all dieser fantastischen Gewinne ist der gesamte Goldaktien-Sektor immer noch kleiner als die meisten der großen Unternehmen im Öl- oder im Technologie-Sektor. Wenn in Zukunft eine bestimmte Menge von Investmentkapital in Goldaktien fließt, wird es also dort zu viel größeren Gewinnen führen als in anderen, größeren Sektoren.
Die Überbewertung von Goldaktien bleibt, obwohl sie für Investoren in Rohstoffaktien kritisch ist, eine komplexe Situation mit vielen Facetten. Ein Investor, der eine der bedeutenden Goldaktien beim 70-fachen ihrer Gewinne kauft, akzeptiert ein viel größeres Risiko als ein Investor in Ölaktien, der beim 10-fachen der Gewinne kauft. Je höher die Bewertung eines Unternehmens, desto höher ist das Preisrisiko im Falle einer Korrektur des zu Grunde liegenden Rohstoffpreises.
Gleichzeitig mit diesem viel höheren Risiko sind aber auch die potentiellen Gewinne um vieles höher. Die Kurse von kleinen Unternehmen, so wie jenen des Goldsektors, sind viel leichter nach oben zu treiben und zu vervielfachen als jene von größeren Unternehmen wie zum Beispiel den Ölfirmen. Weiters ist der Hebel auf Gewinne durch zukünftig steigende Rohstoffpreise umso größer, je niedriger die aktuellen Gewinne sind. Da heute sämtliche Firmen im Goldsektor unprofitabel oder gerade noch profitabel arbeiten, haben sie enormes Potential für große Gewinnanstiege bei steigenden Goldpreisen.
Dieses Prinzip kann anhand von zwei hypothetischen Goldminen leicht demonstriert werden. Mine A macht heute nur 1 $ Gewinn pro Unze abgebautem Gold und hat ein extrem hohes Preis/Gewinn-Verhältnis. Mine B verdient 100 $ pro Unze abgebautem Gold und hat ein niedriges Preis/Gewinn-Verhältnis. Während Mine B eine sicherere Investition darstellt, hat Mine A auf Grund der Funktionsweise der Hebelwirkung viel höheres Potential. Wenn der Goldpreis um 100 $ pro Unze steigt, schnellen die Gewinne von Mine A um das hundertfache von 1 $ auf 100 $ nach oben. Gleichzeitig werden sich die die Gewinne von Mine B nur verdoppeln, von 100 $ auf 200 $. Kleinere Margen heute bedeuten höheres Potential für große Hebel auf die Gewinne in der Zukunft.
Was schließen wir nun daraus? Goldaktien-Bewertungen sind weiterhin extrem hoch, weit über jenen von allen anderen Rohstoffsektoren. Das heißt Goldaktien sind viel riskantere Investments als billige Energie- oder Basismetallaktien. Daher sollte sogar der harte Kern der Goldaktien-Investoren eine Diversifikation in andere Rohstoffproduzenten mit niedrigen Bewertungen in Betracht ziehen. Gold und Silber sind großartig, aber auch Öl, Gas, Uran, Kupfer, Zink, Nickel, Blei, Molybdän und andere Rohstoffe machen riesige Gewinne und die Aktien ihrer Produzenten steigen.
In unserem aktuellen, monatlichen Newsletter Zeal Intelligence diskutierte ich Dutzende von herausragenden Rohstoffproduzenten für Langzeit-Investoren. Es ist geschickt, sein Engagement in Rohstoffaktien auf ein breites Feld von verschiedenen Rohstoffen aufzuteilen, anstatt sein gesamtes Langzeit-Kapital in einem einzigen Rohstoff zu riskieren.
Obwohl Goldaktien extreme hoch bewertet sind, glaube ich noch immer dass ihre Gewinne steigen können, wenn der Gold-Bullenmarkt weiterläuft und beginnt, zu den Gewinnen der anderen wichtigen Rohstoffe aufzuschließen. Gold ist unter den Rohstoffen absolut einzigartig, das ultimativ sichere Investment, und die weltweite Nachfrage nach Gold sollte im weiteren Verlauf dieses generellen Rohstoff-Bullenmarktes weiter steigen. Kein anderer Rohstoff war im Laufe der Geschichte bei Investoren so beliebt, und kein anderer Rohstoff kommt auch nur annähernd an die idealen Eigenschaften von Gold als Investment heran.
Weiters können nur einige wenige Unternehmen dieses Gold produzieren. Goldminen kontrollieren, unabhängig von ihren Bewertungen, das weltweite Angebot von frisch abgebautem Gold und Investoren werden ihre Aktien auch weiterhin kaufen. Obwohl sie lieber bei niedrigeren Bewertungen und geringerem Risiko kaufen würden, wie bei allen anderen Rohstoffaktien, so haben sie doch auch bei den heutigen, hohen Bewertungen langfristig gute Aussichten, da es keine andere Quelle für neues Gold gibt.
© Adam Hamilton
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Dieser Beitrag wurde von Hermann Wagner exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt. (Zum Original vom 07.04.2006.)
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