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Goldaktien-Bewertungen 2

18.04.2006  |  Adam Hamilton
Mit Goldkursen um 600 $ und dem HUI auf neuen Allzeit-Hochs sind Goldaktien im Blickfeld vieler Investoren. Auch ich habe sie sicherlich kritisch beobachtet während ich ihren letzten glänzenden Aufschwung genoss.

Vor ein paar Wochen schrieb ich eine Abhandlung über das Portfoliodesign im Rohstoffbullenmarkt und wie Investoren und Spekulanten maßgeschneiderte Aktienportfolios bilden können, die einerseits ihr Risiko minimieren und andererseits die Chancen auf enorme Gewinne im Verlauf dieses Rohstoff-Bullenmarktes maximieren. Diese Abhandlung war eine Einleitung für unseren Newsletter vom April, der dutzende von hervorragenden Aktien von Rohstoffproduzenten diskutierte, die in die verschiedenen Ebenen meines pyramidenartigen Portfolio-Modells passen.

Nach zwei Wochen intensiver Studien von 10-K und 10-Q Berichten, die viele Rohstoffproduzenten kürzlich bei der SEC einreichten, traf mich ein Aspekt dieser Rohstoffaktien mitten ins Gesicht. Als ich nach besonders guten Anlagemöglichkeiten suchte, führten mich meine Untersuchungen in sämtliche wichtigen Bereiche von Edelmetallen bis Basismetallen und Energie. So hatte ich die Möglichkeit, Goldaktien mit anderen Rohstoffproduzenten zu vergleichen.

Leider handelte jede einzelne Goldaktie, die ich beobachtete, bei hohen bis extrem hohen Bewertungen, wenn das Unternehmen überhaupt Gewinne erwirtschaften konnte, sogar bei den heute steigenden Goldpreisen. Ich fand das aus mehreren Gründen beunruhigend.

Erstens gibt es für Langzeit-Investoren nichts Wichtigeres als Bewertungen, der Preis, zu dem eine Aktie gehandelt wird im Verhältnis zu ihren potentiellen Gewinnen. Während man für Käufe bei hohen Preisen manchmal mit noch höheren Verkaufspreisen belohnt wird, speziell in einem mächtigen säkularen Bullenmarkt, sind die Gewinnchancen letztendlich viel schlechter als wenn man bei niedrigen Bewertungen kauft. Unser Verständnis der Märkte mahnt uns, billig zu kaufen und teuer zu verkaufen, nicht teuer zu kaufen und zu hoffen, an jemand noch dümmeren zu verkaufen.

Zweitens ist Gold bisher um 130% gestiegen, sollten da die Goldminen nicht enorme Gewinne erwirtschaften? Die meisten Goldproduzenten, die bei Investoren und Spekulanten heute so begehrt sind, gab es auch schon in den Jahren von Goldpreisen unter $300 am Anfang dieses Jahrzehnts. Damals mussten sie ihre Kosten unter Kontrolle haben, um zu überleben, und sie sollten diese niedrigen Kosten gehalten haben, um vom steigenden Goldpreis zu profitieren.

Aktien von Rohstoffproduzenten sind während eines Rohstoff-Bullenmarktes vor allem deshalb tolle Investments, weil deren Gewinne üblicherweise viel schneller steigen als die Preise der zu Grunde liegenden Rohstoffe. Rohstoffproduzenten haben also einen immensen Hebel auf Rohstoffe. Vor vier Jahren schrieb ich über den Hebel von Goldaktien, und damals war ich schwer beeindruckt von dem großen Potential der Goldproduzenten, ihre Gewinne zu vervielfachen. Gibt es nun ein Problem mit Goldaktien, wenn sie derzeit diesen Hebel nicht aufweisen?

Das Problem der niedrigen Gewinne dieser Firmen, relativ zu ihren steigenden Aktienpreisen, ist nichts Neues. Goldaktien waren während dieses gesamten Bullenmarktes hoch bewertet. Vor zwei Jahren schrieb ich eine Abhandlung über dieses Phänomen, aber bis dahin gingen die Bewertungen der Goldaktien generell zurück. Damals lautete also meine These, dass höhere Goldpreise zu viel höheren Gewinnen führen würden, die die sehr hohen Bewertungen der Goldaktien senken würden.

Leider bestätigten mir die letzten beiden Jahre diese These ganz und gar nicht. Goldproduzenten können anscheinend, aus welchen Gründen auch immer, ihr Gold trotz der heute hohen Goldpreise nicht mit entsprechenden Gewinnen abbauen. Wenn Sie, so wie ich, einen großen Teil Ihres Investmentkapitals in Goldaktien angelegt haben, ist das eine ernste Angelegenheit. Obwohl ich bis heute die Lösung nicht kenne, schreibe ich diese Abhandlung, um die heutigen Goldaktien-Bewertungen genauer zu untersuchen.

Ich denke es ist logisch, mit einem Chart-Update meiner ursprünglichen Abhandlung über Goldaktien-Bewertungen zu beginnen. Da historische Daten über Aktienbewertungen schwer oder gar nicht zu finden sind, verwendete ich Newmont Mining als Annäherung für Goldaktien generell. NEM ist der weltweit beste Goldproduzent und zählte lange Zeit zu den Favoriten der Gold-Investoren. Bis vor kurzem, als durch die Zusammenschlüsse von Konkurrenten eine noch größere Minengesellschaft entstand, war NEM der größte Goldproduzent der Welt.

Diese Daten über Bewertung und Marktkapitalisierung von NEM haben wir nur deshalb, weil das Unternehmen während dieses gesamten Goldaktien-Bullenmarktes in den S&P 500 war. Am Ende jedes Monats sammeln und verarbeiten wir Daten über jedes Unternehmen in den S&P 500 um die Bewertungen des generellen Aktienmarktes zu berechnen. Diese Daten werden in unserem Newsletter veröffentlicht und in einem privaten Bereich für Abonnenten auf unserer Website gezeigt. Glücklicherweise brachte uns diese Praxis alle nötigen Daten über NEM.
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Newmont ist definitiv die wichtigste Firma im Goldminengeschäft und stand diese Woche für 28% des HUI und für 19% des XAU, gemessen an der Marktkapitalisierung. Die blaue Linie im obigen Chart ist der Schlusskurs von Newmont, der bisher um beeindruckende 377% gestiegen ist. Wenn Sie die Entwicklung dieses Blue-Chip-Goldaktie mit den Seitwärtstrends der Blue-Chip-Aktien auf dem generellen Aktienmarkt über denselben Zeitraum vergleichen, können Sie leicht erkennen, warum Goldaktien derzeit unter konträren Anlegern so beliebt sind. Diese Aktien machen uns reich.

Beachten Sie die als interessante Notiz am Rande auch die gelbe Linie für die Marktkapitalisierung im obigen Chart. Diese zeigt die gesamten ausgegebenen Aktien, multipliziert mit ihrem Kurs, oder anders formuliert den gesamten Wert, den der Markt dieser Firma zurechnet. Beginnend bei $2,5 Mrd. ist dieser um unglaubliche 1067% auf kürzlich fast $27,5 Mrd. gestiegen. Warum war das Wachstum des gesamten Marktwertes soviel größer als der Anstieg ihres Akteinpreises? Ein hässliches Wort: Verwässerung.

So wie alle großen Firmen emittiert auch NEM permanent neue Aktien aus verschiedenen Gründen, von der Finanzierung von Übernahmen bis hin zu Aktienkompensationen für ihr Management. Mit der Zeit verwässert dies die Gewinne der bestehenden Aktionäre. Wenn zum Beispiel die Zahl der insgesamt ausgegebenen Aktien um 10% steigt, ist Ihre Aktie um 10% weniger wert, auch wenn Sie immer noch die gleiche Anzahl von Aktien besitzen.

Verwässerung ist für eine Aktie genau das gleiche wie Inflation für die ungedeckte Geldmenge. Je mehr Aktien emittiert werden, desto mehr verlieren Ihre bestehenden Aktien an Wert. Verwässerung ist ein wenig beachteter, aber extrem großer Kostenfaktor für Investoren. NEM ist in diesem Sinne zwar kein schlechtes Unternehmen, verglichen mit Technologie-Aktien, aber dieser Chart zeigt doch sehr gut, wie die Ausgabe von neuen Aktien die Gewinne mit der Zeit verringern kann. Zwei Drittel der gesamten Zunahme des Marktwerts von NEM in den letzten fünf Jahren ging den Investoren durch die Ausgabe so vieler neuer Aktien verloren.

Der Grund warum ich diesen Chart erneuerte war aber die rote Linie, die das Preis/Gewinn-Verhältnis seit dem Ursprung dieses Goldaktien-Bullenmarktes im November 2000 auf einer monatlichen Basis darstellt. Dieser Trend verlief für einige Jahre sehr günstig, änderte dann aber vor etwa zwei Jahren die Richtung. Meine These, dass die Goldaktien-Bewertungen sich verringern würden, erwies sich nun bereits für zwei Jahre als falsch, obwohl Gold um etwa 50% von $400 auf $600 anstieg.

Alles begann damals im November 2000, als NEM beim 126-fachen seiner Gewinne handelte. Cisco Systems, die notorischste Blase der Technologie-Manie, handelte im Vergleich dazu im selben Monat noch immer beim 134-fachen seiner Gewinne! Konträre Anleger wie ich, die die extrem überbewerteten Technologieaktien niemals anrühren würden, glaubten dass Goldaktien trotz ähnlicher Bewertungen glänzende Möglichkeiten boten.

Warum? Anders als die Technologieriesen hatten die Goldaktien ein Produkt, das sich am Ende eines jahrzehntelangen Bärenmarktes befand und vermutlich in einen säkularen Bullenmarkt eintreten sollte. Während Cisco möglicherweise nicht all seine Router verkaufen kann, wenn jemand anders bessere produziert, haben Goldproduzenten einen garantierten globalen Markt, auf dem sie jede einzelne Unze verkaufen können, die sie zu Tage fördern. Wenn sie nun bei Kursen von knapp über $250 überleben konnten, sollten ihre Gewinne explodieren als Gold in seinem ersten säkularen Bullenmarkt seit Jahrzehnten zu steigen begann. Goldaktien-Bewertungen wären somit drastisch gesunken.

Als Gold im April 2001, etwa sechs Monate nach den Goldaktien, seinen Tiefpunkt erreichte, schnellten die Bewertungen von NEM Anfang 2001 hoch auf das 160-fache der Gewinne, und die potentiellen Gewinne des Unternehmens gingen zurück. Bald begann aber seine Bewertung zu sinken. Da ich damals nicht wirklich auf Kurs/Gewinn-Verhältnisse von Goldaktien achtete und sie mir zu dieser Zeit nicht auffielen, Bewertungsberichterstattungen gingen zurück. Die abfallende Phase ohne Daten von Anfang 2001 bis Mitte 2002 in diesem Chart bezeichnet eine lange Phase, in der NEM Geld verlor.

Mitte 2002 begann die weltgrößte Goldminengesellschaft wieder Geld zu verdienen. Es war nicht viel Geld, das Unternehmen handelte immer noch extrem hoch, beim 82-fachen seiner Gewinne, aber doch schon weit unter seinem Bewertungs-Hoch von 160. Da der Goldpreis in dieser Zeit etwa von $255 auf $315 stieg, fiel die Bewertung von NEM auf die Hälfte, obwohl der Aktienpreis sich mehr als verdoppelte. Die Gewinne von NEM stiegen viel schneller als sein Aktienpreis, und genau so sollte es in einem säkularen Bullenmarkt sein.

Dieser günstige Trend hielt für die folgenden paar Jahre, bis Mitte 2004. Der Aktienkurs von NEM stieg weiter auf zuvor unvorstellbare $50, aber während der ganzen Zeit stiegen die Gewinne des Unternehmens viel schneller und daher ging seine Bewertung weiter zurück. Bis Anfang 2004 war seine Bewertung um 81% auf das 31-fache der Gewinne gefallen. Obwohl die Aktie noch immer überbewertet war, war die Entwicklung unglaublich und der Abwärtstrend perfekt. Ich war froh über diese Entwicklung als ich vor zwei Jahren meine ursprüngliche Abhandlung schrieb.

Kurz darauf passierte aber etwas weniger erfreuliches. NEM und die gesamten Goldaktien erlebten, wie ihre Gewinne sanken oder zumindest langsamer stiegen als ihre Aktienpreise. Die Bewertungen begannen wieder zu steigen, und zwar von Ausgangsniveaus, die dafür historisch gesehen zu hoch waren. Hätte dieser Trend nur für einen Monat gehalten, wäre das kein Grund zur Aufregung, aber nach zwei aufeinander folgenden Jahren mit steigenden Goldaktienbewertungen muss ich mir wirklich Sorgen machen.

Während dem letzten massiven Aufschwung von NEM von $35 auf über $60 im letzten Jahr, stieg die Bewertung des Unternehmens vom 37-fachen auf das 75-fache seiner Gewinne. Ich wusste dass die Bewertung hoch war, aber Goldaktien steigen mit dem Goldkurs, und Gold schoss nach oben auf neue Kurshochs in seinem Bullenmarkt und deshalb kaufte und empfahl ich beträchtliche Call-Optionen auf NEM. Unsere realisierten Gewinne aus diesen NEM-Calls bewegen sich von 100% bis 700%, mit einem durchschnittlichen Anstieg um 206% für 11 verschiedene Optionen.

Ich erwähne diese kürzlich gehandelten Call-Optionen um zu zeigen, wie sehr ich an den Aufwärtstrend dieses Unternehmens geglaubt hatte und sowohl mein eigenes Kapital als auch meine Reputation riskierte, in dem ich diese Optionen an unsere Abonnenten weiterempfahl. Ich war lange Zeit ein großer Fan von NEM und ich werde es auch weiterhin sein. NEM bleibt die beste der wichtigsten Goldminengesellschaften der Welt und auch der beste Blue-Chip in Gold. Ich betrachte die anhaltend hohen Bewertungen nicht als feindseliger Kritiker, sondern als ein alter Freund, der sich Sorgen macht.

An diesem Punkt stellt sich eine offensichtliche Frage. Was ist, wenn die Bewertungen von NEM auf Grund interner Probleme so hoch sind? Was ist, wenn NEM trotz seiner Führungsrolle nicht den gesamten Goldminensektor widerspiegelt? Diese These ist einfach zu überprüfen. Wir brauchen nur einen Blick auf all die elitären Blue-Chip-Goldaktien zu werfen, die die führenden Goldaktien-Indizes HUI und XAU bilden. Diese Unternehmen sind wie die NASDAQ 100 unter den Goldaktien.


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