Anzeichen einer katastrophalen Trendwende
27.02.2018 | The Gold Report
In einem Beitrag vom Januar diskutierte ich, wie wahrscheinlich es ist, dass die globalen Aktienmärkte auf einen simultanen Wendepunkt zusteuerten, nach dem ganze Heerscharen von Millennials und Mitgliedern der Generation X den Wölfen zum Fraß vorgeworfen würden, weil sie die Manie an den Finanzmärkten nicht erkannt hatten.
Ich schrieb, es sei an der Zeit, "dass das Monster wieder ausatmet", und nur wenige Tage später explodierte mein Volatilitäts-Trade (UVXY) nach oben, als das "Monster", besser bekannt als Aufwärtstrend der globalen Aktienmärkte, endlich ein wenig Luft entweichen ließ und der Dow Jones in einer Woche 3.300 Punkte verlor.
Ich schloss meine Position im UVXY mit einem Gewinn in Höhe des 2,5-fachen des eingesetzten Kapitals und kann das Marktgeschehen nun ganz entspannt von außen beobachten. Ich halte nur noch eine geringe Long-Position im JNUG, einem gehebelten ETF der Junior-Goldunternehmen, die ich bei 13,35 $ eröffnet habe und bei Gelegenheit wieder aufstocken möchte. Den Großteil dieser Position hatte ich schon vor mehr als einem Monat liquidiert, als der RSI bei über 70 stand. Volatilitäts-Trades oder Short-Positionen auf den US-Aktienindex S&P 500 meide ich momentan aus einem ganz einfachen Grund allerdings wie die Pest: Marktmanipulationen.
Im Englischen gibt es dafür den schönen Ausdruck "shenanigans", der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts auftaucht und möglicherweise aus Irland stammt. Das Wort wird hauptsächlich in zwei Bedeutungen verwendet: "geheime oder unehrliche Handlungen und Machenschaften" (wie in: "die Bullionbanken kontrollieren den Goldpreis durch ausgeklügelte Manipulationen") und "unbedachtes und übermütiges Verhalten; Unfug" (wie in: "die Tatsache, dass das Plunge Protection Team an den Börsen sein Unwesen treibt, ist ein Verstoß gegen das gesamte Konzept der freien Märkte").
Doch ganz gleich, wie man den Begriff definieren will - für die Absurdität der letzten Wochen gibt es keine andere Erklärung. Das waren einfach unverfrorene, schamlose "Shenanigans".
Kurz nach Neujahr erklärte ich, dass die Aktienmärkte aus einer ganzen Reihe von Gründen reif für einen Einbruch und möglicherweise einen sehr tiefen Einbruch waren. In Anbetracht der steigenden Anleiherenditen und des crashenden US-Dollars hatte ich das Gefühl, dass Großvater Bär bald kommen und alles und jeden verschlingen würde, der sich ihm in den Weg stellte. Übrig blieben dann zu beiden Seiten der Straße, die zur "finanziellen Unabhängigkeit" führt, nur übel zugerichtete Börsenkadaver.
Und er kam tatsächlich, hungriger als je zuvor nach seinem langen Winterschlaf, und schlug voll wilder Grausamkeit zu, bis die Ranger der Wall Street mit der Betäubungsbazooka anrückten und das Biest exakt am 200-Tages-Durchschnitt des S&P 500 bei etwa 2.539 Punkten außer Gefecht setzten. An jenem Freitag rettete die clever eingefädelte Intervention der Preismanager die Märkte vor dem gefürchteten "Einbruch auf Wochenbasis".
Die Seufzer der Erleichterung der CNBC-Kommentatoren konnte man bis nach Alaska hören, als klar wurde, dass der Winterurlaub wie geplant stattfinden und der Maserati gekauft werden konnte. Wir alle kennen dieses Schauspiel bereits; es sind Manipulationen, ganz einfach.
Zur gleichen Zeit, als Bitcoin und die Marihuana-, Lithium- und Zinkaktien alle auf ein tieferes Niveau sanken und man augenblicklich überall den Rat vernehmen konnte, den Rücksetzer zu Käufen zu nutzen, taten Gold und Silber alles in ihrer Macht Stehende, um sich wie echte Safe-Haven-Assets zu verhalten. Das funktionierte jedoch nur, bis der S&P 500 vor dem Einbruch unter seinen 200-Tages-Durchschnitt gerettet wurde. Nachdem der Goldkurs mehrfach die Widerstandslinie von 1.360 $ überschritten hatte, gelang es den Preismanagern schließlich am Dienstag, dem 20. Februar, das Edelmetall um 23 $ nach unten zu drücken.
Ironischerweise rutschte gleichzeitig auch der Dow Jones 250 Punkte ab und bewies damit, dass die umgekehrte Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Aktienkursen mit einer großzügigen Dosis an Manipulationen ganz leicht außer Kraft zu setzen ist. "Geheime oder unehrliche Handlungen und Machenschaften" ... die ganze Angelegenheit könnte schon fast als humoristisch gelten. Allerdings ist es ganz und gar nicht witzig.
Die Gauner haben das Irrenhaus der Märkte also wieder im Griff und der S&P 500 hat 57% seines Verlustes von 333 Punkten wieder wettgemacht, den er erlitten hatte, als der alte Bär sich für einen kurzen Beutezug aus seiner Höhle wagte.
Ich habe jedoch die leise Ahnung, dass sich Großvater Bär vor zwei Wochen nur einen leichten Krabbencocktail und ein paar Gänseleberpastetchen gönnte und dem eigentlichen königlichen Festessen noch immer mit der gleichen Vorfreude entgegenblickt. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass in den kommenden Monaten ganze Sektoren der Aktienmärkte aus den gleichen Gründen kollabieren werden, die ich bereits Mitte Januar genannt hatte. Das Monster hat den Atem zu lange angehalten.
Was wir aktuell sehen, ist eine reflexartige Reaktion auf die Panikverkäufe vor zwei Wochen. Rallies dieser Art testen die vorherigen Hochs und etablieren dabei das langfristige Top. Anschließend kehrt Großvater Bär zurück, schlecht gelaunt und dank der Anfang Februar genossenen Vorspeisen frisch gestärkt, um nun endlich den richtigen Festschmaus zu beginnen.
Sie wundern sich vielleicht, warum ich glaube, dass der Bärenmarkt die Manipulationen der Preismanager bei seinem nächsten Eintreffen mit einem Achselzucken abtun wird. Das will ich Ihnen erklären.
Wenn ich mich an all die Korrekturen, Crashs und Abwärtstrends erinnere, die ich während der letzten mehr als 40 Jahre an den Märkten erlebt habe, kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass sich der US-Dollar in Zeiten der Kreditverknappung und der Marktturbulenzen nicht ein einziges Mal schwach entwickelte. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist seit dem letzten Juni nun um mehr als 30% gestiegen, doch der Dollar hat fast 7,5% nachgegeben. Die Theorie besagt, dass das Kapital dahin fließt, wo es "am besten behandelt" wird, sei es aufgrund einer konservativen Finanzpolitik, oder der implizierten Rendite, oder beidem.
In Ländern, in denen konservative Finanzpolitik eine Lebenseinstellung ist (wie früher in der Schweiz oder wie nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA), haben vermögende Personen ihr Geld traditionell in Schweizer Banken oder US-Treasuries investiert, wohl wissend, dass es dort vor Währungsdesastern wie in der Weimarer Republik, in Simbabwe oder zuletzt in Venezuela sicher war. Die Nachfrage nach einem sicheren Hafen am Währungsmarkt setzte den Dollar unter Aufwärtsdruck. So erklärt sich die Bevorzugung des US-Dollars aus historischer Sicht.
Ab Juni 2017 trat jedoch eine offenkundige Diskrepanz zum Vorschein. Als das Gerede der US-Notenbank Fed, die immerzu auf höhere Zinsen verwies, tatsächlich eine Reaktion in Form steigender Rendite auslöste, führte das erstmals nicht dazu, dass mehr Geld in den US-Dollar floss. Stattdessen begann das Investmentkapital, dem Dollar den Rücken zu kehren. Was ist heute anders als in früheren Zeiten? Die Antwort ist natürlich: die Schulden.
Die Vereinigten Staaten haben einen Präsidenten, der sich nicht im Geringsten für verantwortungsvolle Finanzpolitik oder vernünftige Wirtschaftspolitik interessiert. Er wird die Mauer bauen, Arbeitsplätze schaffen, das Militär aufrüsten, das Armutsproblem lösen, die Nation vereinen und den Haushalt gleichzeitig durch stärkeres Wachstum ausbalancieren, obwohl er die Staatseinnahmen mit der kürzlich verabschiedeten Steuerreform geschmälert hat.
Die langfristigen Probleme der USA im Zusammenhang mit der Schuldenobergrenze sowie der Finanzierung der Sozialleistungen und der staatlichen Krankenversicherung werden in den Finanzmedien schon seit Jahren ausführlich diskutiert. Mittlerweile geben sie allerdings echten Anlass zur Sorge, denn sie können nicht länger ignoriert oder schöngeredet werden. "Fiatgeld" ist per Definition eine Währung auf Anordnung, d. h. sie gilt nur deshalb als monetäres Tauschmittel, weil der Herausgeber (die Regierung) das durch einen Gesetzesbeschluss so verfügt hat.
Wenn die Märkte nun von ihrem typischen Verhalten der Vergangenheit abweichen, dann deutet das wahrscheinlich auf signifikante Veränderungen hin. Aus diesem Grund lasse ich derzeit extreme Vorsicht walten. Wenn die Öffentlichkeit eine staatliche Anordnung ablehnt, dann liegt Ärger in der Luft. Und in genau dieser Situation befinden wir uns meiner Ansicht nach heute.
Ich wurde oft gefragt, was geschehen müsste, damit der Goldkurs auf über 5.000 $ je Unze steigt. Ich vertrete schon seit Langem die Meinung, dass das nur geschehen wird, wenn die US Navy den Hafen von Gibraltar ansteuert, um eine Reparatur vornehmen zu lassen, und man dort keine Kreditkartenzahlung mehr akzeptiert. Denken Sie einmal darüber nach. Solange die Britannia die Meere beherrschte, war das britische Pfund die wichtigste Reservewährung der Welt.
Doch nachdem die Briten von ihren Verbündeten (und vor allem von der gigantischen Kriegsmaschinerie der US-Industrie im Zweiten Weltkrieg) gerettet wurden, bestieg der US-Dollar den Thron der "globalen Reservewährung", da den Währungsbesitzern dieser Welt endlich klar geworden war, dass der Erhalt des Empires die britische Krone ruiniert hatte.
Hier stehen wir nun, nur 73 Jahre später, und das Amerikanische Weltreich steht am Rande des gleichen, insolvenzbedingten Zerfalls, der ohne Vorwarnung schnell und unausweichlich eintritt. Der große Autor Ernest Hemingway hat es mit seiner Antwort auf die Frage, wie er bankrott ging, am besten auf den Punkt gebracht: "Zuerst Schritt für Schritt und dann ganz plötzlich."
Im Moment versuche ich also verzweifelt herauszufinden, ob ich den Volatilitäts-Trade (mit Hilfe des UVXY) oder meine Position in den Goldunternehmen (mittels der ETFs JNUG und NUGT) wieder aufbauen sollte und realistischerweise mit weiteren Gewinnen rechnen könnte. Ich muss jedoch etwas zugeben: Mich hat die schwer zu beschreibende Vorahnung überkommen, dass uns eine Zeit bevorsteht, in der der Liquiditätsbedarf die Vorzüge sämtlicher Anlageklassen verblassen lassen wird. Ich würde die künftige Situation mit dem Öffnen einer Luke in einer Raumkapsel vergleichen, während man sich tief in den Weiten des Alls befindet.
Das Vakuum des Weltalls würde alles aus der Kapsel heraussaugen, ganz gleich wie schwer es ist oder wie gut es befestigt ist. Das Vakuum der weltweiten Schulden birgt heute ein ähnliches Potential: Es kann jegliche Liquidität aus allen Ecken des Finanzsystems aufsaugen, wenn sämtliche Akteure aufgefordert werden, ihre Kreditsicherheiten aufzustocken. Das wird alle betreffen, von den in gehebelte Finanzprodukte investierten Privatanlegern über die Unternehmen bis hin zu den Regierungen.
Die Sitzungsprotokolle der Fed wurden gerade eben veröffentlicht und die Aktienkurse schießen in die Höhe, weil die Sprache "taubenhaft" klingt und nur noch 2,83 Zinserhöhungen in diesem Jahr eingepreist werden, nachdem man zuletzt über vier Zinsschritte diskutiert hatte. Der Lackmustest für den Hokuspokus der Zentralbank bleibt dennoch der US-Dollar-Index und dieser fiel innerhalb von Sekunden nach der Veröffentlichung wie ein Stein von 89,91 Punkten auf 89,49 Punkte.
Die Schwäche des US-Dollars wird auch in Zukunft ein Thema bleiben. In den USA steigen Importwaren bereits im Preis und der deflationäre Effekt der "Politik des starken Dollars" hat sich umgekehrt.
Wenn selbst höhere Zinsen die Attraktivität der US-Währung nicht steigern können, dann stellen Sie sich nur vor, was mit dem "König Dollar" geschehen wird, wenn die Fed in Panik verfällt, weil der S&P 500 schließlich doch unter seine Unterstützungslinie fällt. In der letzten Woche haben wir gelernt, dass die Goldaktien während einer Krise eher Aktien als Gold sind.
Es ist sicherer, physisches Gold zu besitzen, als zu versuchen die gefürchteten Nachschussaufforderungen mit Hilfe Ihres Lieblings-Goldproduzenten zu umgehen, wenn der gesamte Aktienmarkt in Schlingern gerät und kollabiert. Ganz gleich, wie gut Ihr Lieblingsunternehmen geführt wird und wie viel Gold es produziert - wenn Netflix, Google und Amazon crashen, gerät es mit unter die Räder.
Am vergangenen Mittwoch kam es zu später Stunde noch zu einer dramatischen Schicksalswende, als der Dow Jones ganze 465 Punkte unter sein Tageshoch sank. Gerade als es so aussah, als würde die Fed von ihrer Kampagne der geldpolitischen Straffungen vorerst einen gewissen Abstand nehmen, schossen die Renditen plötzlich von 2,88% zurück auf 2,95% und der Dollar-Index erholte sich von 89,49 auf 90,05 Punkte.
Die Aktien, die Anleihen und Gold fielen daraufhin auf neue Tiefs des Handelstages. Das ist genau die Art Marktgeschehen, die mich mit der Vorahnung der kommenden Katastrophe erfüllt und mich dazu veranlasst, mein Pulver trocken zu halten und nur begrenzt zu handeln.
© Michael Ballanger
The Gold Report
Sie wollen weitere Gold Report-Exklusivinterviews wie dieses lesen? Schreiben Sie sich beim kostenlosen E-Newsletter ein und erfahren Sie, welche neuen Artikel veröffentlicht wurden. Eine Liste kürzlich erschienener Interviews mit Analysten und Kommentatoren finden Sie bei uns im Bereich Expert Insights.
Dieser Artikel wurde am 23. Februar 2018 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.