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Ed Steer: Schockierende Preisbewegung der Edelmetalle zu erwarten

31.07.2018  |  Mike Gleason

Mike Gleason: Es ist mir eine Freude, heute Ed Steer von Ed Steer's Gold and Silver Digest begrüßen zu dürfen. Ed befasst sich nun seit mehr als zwei Jahrzehnten mit den Edelmetallmärkten und hat vor seinem derzeitigen Projekt für Casey Research geschrieben. Des Weiteren ist er auch ein Mitglied von GATA, dem Gold Anti-Trust Action Committee, in dem er und seine Kollegen daran arbeiten, die Manipulation an den Gold- und Silbermärkten aufzudecken.

Ed, es ist mir ein Vergnügen, Sie willkommen zu heißen. Danke für Ihre Zeit.


Ed Steer: Danke, dass ich hier sein darf.


Mike Gleason: Nun, Ed, lassen Sie uns mit einer Einschätzung der Gold- und Silbermärkte beginnen. Die Preise sind unter einige der wichtigen, technischen Unterstützungslinien gefallen, haben jedoch wieder etwas Unterstützung gefunden und sind in den letzten Tagen leicht gestiegen. Aber dies sind frustrierende Zeiten für Metallinvestoren. Also, Ed, was erwarten Sie von den Märkten in den kommenden Monaten?

Open in new windowEd Steer: Nun, dies sind wahrlich frustrierende Zeiten, keine Frage. Vor allem diese letzte Abwärtsbewegung seit Mitte Juni. Jeder weiß, dass die Edelmetalle in den letzten fünf, sechs oder sieben Jahren schlecht abgeschnitten haben. Und dieser letzte Tritt, der Abwärtstrend, hat alle Marktteilnehmer nur weiter demoralisiert.

Ich denke, dass die technischen Unterstützungslinien und die technische Analyse im Allgemeinen im Grunde genommen das bestätigen, was Ted Butler beschrieben hat. JPMorgan und die anderen Commercials legen die Trader des Managed Money wieder einmal herein, um selbst nette Gewinne einstreichen und die Preise kontrollieren zu können.

Im Zuge dessen fällt der Goldpreis, doch es scheint, als wäre diese Abwärtsbewegung fast vorbei, Mike, es sieht es wirklich so aus, als hätten wir das Tief erreicht oder stünden kurz davor. Sobald der Kursrückgang beendet ist, ist über uns nichts als blauer Himmel. Hoffentlich schreitet JP Morgan Chase, der große Short-Verkäufer letzter Instanz, bei der nächsten Rally nicht ein. Dann können wir bald richtig durchstarten.


Mike Gleason: Wir sind uns nicht sicher, warum die Spekulanten überhaupt gewillt sind, die Gold- und Silber-Futures-Märkte zu betreten, wenn man bedenkt, dass die Chance betrogen zu werden äußerst groß ist. Wir wissen, dass die Bullionbanken, wie JP Morgan, eine ganze Reihe von Werkzeugen besitzen, um ihre Kunden auszunehmen und die Preise zu kontrollieren: Sie verwenden Chatrooms zur Koordinierung von Angriffen, nutzen Hochfrequenzhandelssysteme, um anderen Tradern zuvorzukommen und haben die Möglichkeit, praktisch unbegrenzte Mengen an Papiersilber zu verkaufen, um jegliche Nachfrage zu absorbieren.

Doch wir sehen keine ernsthaften Bemühungen, ehrliche Alternativen zu schaffen. Man sollte meinen, dass eine beträchtliche Nachfrage nach einer Börse bestehen müsste, der es besser gelingt, faire Bedingungen zu schaffen. Die Bergbauunternehmen, die von der möglichen Unterdrückung der Edelmetallpreise am stärksten betroffen sind, besitzen legitime Absicherungsbedürfnisse und wären sicherlich begeistert davon, eine Alternative zu haben.

Jedoch ist uns nicht bekannt, dass es derzeit ernsthafte Entwicklungen in diese Richtung gibt. Ist Ihnen etwas derartiges bekannt? Warum müssen wir an den Metallmärkten seit so langer Zeit schon mit einem so fehlerhaften und betrügerischen Preisfindungssystem Vorlieb nehmen?


Ed Steer: Nun, zum einem ist die US-Börsenaufsicht CFTC vollständig eingekauft. Sie tut, was ihr gesagt wird, und ihr wurde aufgetragen, die Intrige zur Preismanipulation der Edelmetalle grundsätzlich zu ignorieren. Die Terminmärkte wurden 1973 mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet, die Edelmetallpreise zu kontrollieren. Bis sich das ändert, wird sich nichts ändern. Natürlich wissen die Bergbauunternehmen ganz genau, was da passiert, sind jedoch nicht bereit zu handeln.

Und wenn Sie denken, dass dies Nachteile für die Unternehmen mit sich bringt, dann rufen Sie sich deren Investoren ins Gedächtnis und bedenken Sie, dass die Länder, die Metalle fördern, fast ausschließlich Länder der dritten Welt sind, wie viele Staaten in Zentral- und Südamerika und auf dem afrikanischen Kontinent. Und natürlich gibt es da noch die Vereinigten Staaten, Kanada und Russland und all die anderen Produktionsländer. Sie alle sind dem Imperium verpflichtet, und das sind die Vereinigten Staaten. Die USA kontrollieren die Preise aller Rohstoffe mithilfe der Terminmärkte der COMEX. Und bis sie entthront werden, wird sich nichts verändern.




Mike Gleason: Es scheint nur so unglaublich, dass wir an den Futuresmärkten weiterhin Leute auf der anderen Seite des Trades haben. Warum, glauben Sie, spekuliert ein kleiner Investor dort und meint, er sei in der Lage diese Bullionbanken zu schlagen?

Ed Steer: Nun, das ist sicherlich möglich, wenn die kleinen Investoren wissen, wonach sie suchen müssen, um dies zu bewerkstelligen. Das passiert ständig. Aber lassen Sie mich etwas begrüßen, was Sie zuvor gesagt haben, Mike: Die Tatsache, dass viele Trader, die von JP Morgan und anderen Commercials ausgenommen werden, hirntote Trader des Managed Money sind. Nummer eins: Sie handeln nur mit gleitenden Durchschnitten.

Zweitens: Sie spielen immer mit dem Geld anderer Personen. Und je mehr Geld in den Sektor fließt, desto mehr können sie verwetten. Und solange sie dazu bereit sind, Sklaven der gleitenden Durchschnitte zu sein und die Bullionbanken - vor allem JP Morgan - dies wissen, halten die Commercials die Trader des Managed Money zum Narren, bis diese zur Vernunft kommen und beschließen, ihr Geld nicht länger zu verlieren.


Mike Gleason: Der Dollar war offensichtlich ein starker Gegenwind für die Metalle. In einem Ihrer kürzlichen Artikel, den ich gelesen habe, haben Sie angedeutet, dass die Machthaber den Dollar stützen und ihn am Rande einer potenziellen Abwärtsbewegung retten werden. Teilen Sie Ihre Gedanken mit uns.

Ed Steer: Absolut, keine Frage. Der Dollarindex ist in Wirklichkeit ein Ablenkungsmanöver. Etwas, das ich noch nie als starken Indikator für die Entwicklung der Bullionpreise gesehen habe. Wenn Sie zurück an das Jahr 2016 denken und sich ansehen, wo sich der Dollar damals befand und auf welchem Stand er sich derzeit befindet, dann sollte Gold viel höher sein als es aktuell ist. Denn der Dollar ist seit dieser Zeit um fast 1.000 Basispunkte gefallen, und das spiegelt sich natürlich gar nicht in den Edelmetallpreisen wider.

Weiterhin bemerkte der Silberanalyst Ted Butler in seinem wöchentlichen Kommentar, dass der Gold- und der Silberpreis seit dem 15. Juli um x Dollar gefallen sind, der Dollarindex sich jedoch praktisch nicht verändert hat. John Hathaway stellte bei seinen Recherchen vor einigen Jahren zudem eine Korrelation von etwa 0,31 zwischen dem Dollarindex und dem Goldpreis fest, was praktisch gesehen keine echte Korrelation ist.

Also ja, in machen Fällen stützen sie den US-Dollarindex, damit die Schmutzarbeit hinter den Kulissen durchgeführt werden kann. Würde man faire Handelsbedingungen an den Märkten zulassen, dann würde der US-Dollar ohne Frage zusammenbrechen und in Flammen aufgehen. Und die Edelmetalle würden durch die Decke schießen.


Mike Gleason: Ich möchte noch Ihre Gedanken zur Geldpolitik des US-Notenbank hören. Der Dollar hat in den letzten Wochen nach seinem Zusammenbruch im ersten Jahr von Trumps Präsidentschaft wieder an Stärke gewonnen. Letzte Woche äußerste der Präsident seine Sorgen bezüglich eines stärkeren Dollars und kritisierte die Beamten der Fed. Bisher haben sich die Erwartungen jedoch nicht sonderlich verändert. Beobachter der Fed erwarten noch immer mehrere Zinserhöhungen in diesem Jahr. Was denken Sie? Glauben Sie, dass die Fed auf diesem Kurs bleiben wird?

Ed Steer: Wissen Sie was? Auf diese Frage habe ich keine eindeutige Antwort. Müsste ich 10 Dollar verwetten, dann setze ich darauf, dass die Fed die Zinsen wahrscheinlich im September erneut erhöhen wird, egal was Trump denken mag. Wie wir jedoch zuvor und in Ihrer letzten Frage festgestellt haben, wird der US-Dollarindex künstlich gestützt, und würde man die Edelmetallmärkte, alle Rohstoffpreise und die Terminmärkte der COMEX nicht kontrollieren, dann würde der Dollar heute auf einem ganz anderen Niveau notieren - ganz gleich, wo sich die Zinsen befinden. Gleiches gilt auch für sämtliche Rohstoffpreise.


Mike Gleason: Sie verfolgen den Sektor offensichtlich als Ganzes. Wie geht es der Bergbaubranche? Wir beobachten diese andauernde Preisunterdrückung und die niedrigen Spot-Preise, vor allem für Silber, mit Sorge. Zugegeben, nur etwa 20% oder 30% des weltweit geförderten Silbers stammen von primären Produzenten, aber wird die Industrie trotzdem darunter leiden? Was denken Sie?

Ed Steer: Ich beobachte die Basismetalle nicht so genau, aber alle Rohstoffe tendieren derzeit nach unten. Das wird den Bergbauunternehmen und den primären Silberproduzenten ohne Fragen schaden; die primären Goldproduzenten spüren den Schmerz bereits. Es gab da diese Story über die Goldbergbauindustrie Südafrikas in den Nachrichten, gestern oder vorgestern.

Die südafrikanischen Bergbauunternehmen spüren den Schmerz natürlich sehr deutlich, da ihre Produktionskosten durch die Decke gehen, sie jedoch nicht profitabel sind. Sie beschweren sich nur weiter, wollen jedoch nicht zur Wurzel des Problems und der Tatsache vordringen, dass der Preis ihres Produkts von einer Handvoll Trader am Futuresmarkt der COMEX in New York festgelegt wird. Die Bullionbanken, wie ich zuvor und schon seit vielen Jahren gesagt habe - ebenso wie viele andere Leute - wissen, was los ist, weigern sich jedoch strikt zu helfen.




Mike Gleason: Geben Sie uns noch Ihre Einschätzung zum Silber. Wo befindet sich der kurzfristige Widerstand, wo ist die kurzfristige Unterstützungslinie und wonach suchen Sie mittel- bis langfristig in den Preischarts? Was brauchen wir, damit der Abwärtstrend stoppt und das Edelmetall nach oben hin ausbricht? Damit wir endlich enthusiastisch sein können?

Ed Steer: Okay, ich erzähle Ihnen etwas, Mike, ich bin kein technischer Analyst, aber müsste ich noch einmal die sprichwörtlichen 10 Dollar verwetten, wäre meine Meinung, dass wir bereits einen Boden gesehen haben oder uns nahe diesem befinden. Wie hoch der Kurs von hier aus steigen kann, hängt zu 100% davon ab, ob JP Morgan bereit ist, während der nächsten Edelmetallrally in Silber, Gold, Platin und Palladium eine Short-Position einzunehmen. Ist die Bank das nicht, werden wir Silberpreise sehen können, die jeden schockieren werden; die technische Analyse zählt dann gar nicht mehr.

Es hängt alles davon ab, ob die Preise am Terminmarkt der COMEX kontrolliert werden. Falls JP Morgan bereit ist, erneut eine Short-Position einzunehmen, dann wird die Rally nicht weit kommen. Entscheidet sich die Bank jedoch dafür, abzuwarten und untätig zu bleiben, dann werden wir eine vollkommen neue Entwicklung beobachten können, egal was die technische Analyse uns mitteilt.


Mike Gleason: Wie sieht es mit den PGMs aus, den Platingruppenmetallen? Ihre Meinung hierzu? Offensichtlich wird Platin weiterhin nach unten gedrückt. Sie haben Südafrika und einige der dortigen Probleme erwähnt; von dort stammt natürlich der Großteil der Produktion. Auch Palladium hatte leichte Schwierigkeiten, ist jedoch noch immer der Lichtblick unter den Edelmetallen. Wie ist Ihre Meinung zu den PGMs?

Ed Steer: Nun, man kann den Gold- und Silberpreis nicht kontrollieren, wenn man nicht auch die Preise von Platin und Palladium und dem, was ich als die sechs großen Rohstoffe bezeichne, kontrolliert. Die vier Edelmetalle, Kupfer und Rohöl. Wenn man die Preise dieser sechs Rohstoffe kontrolliert, passt sich der Rest der Rohstoffe, mehr oder weniger, an. Und was ich über Gold und Silber gesagt habe, gilt auch für Platin und Palladium.

Wenn sich JP Morgan dazu entschließt, während der nächsten Rally keine Short-Position einzunehmen, dann werden wir auch bei diesen beiden Edelmetallen eine beispiellose Preisentwicklung beobachten können. In den letzten 10, 15, 20 Jahren haben die Papiermärkte die Angebots- und Nachfragefaktoren, die den Verkaufspreis der Metalle eigentlich bestimmen sollten, völlig ausgestochen. Das wird sich eines Tages ändern, und das ist hoffentlich sehr bald.


Mike Gleason: Nun, zuletzt noch einen Rat für all die ausgelaugten Edelmetallinvestoren dort draußen, die äußerst frustriert über die Ereignisse waren; die zermürbenden Seitwärtsbewegungen, die kontinuierlichen Preisrückschläge, sobald wir uns dem oberen Ende der aktuellen Handelsspanne annähern. Was möchten Sie ihnen zum Schluss noch mitteilen?

Ed Steer: Nun, ich kann nur sagen, dass auch das irgendwann aufhören wird. Und wenn es das tut, werden wir alle glücklich darüber sein. Haben Sie jedoch bisher noch nicht in Edelmetalle investiert, gibt es keinen besseren Zeitpunkt, um dies zu tun.

Wie einige der größten Investoren über die Jahre hinweg gesagt haben: Wenn Blut durch die Straßen fließt, ist es Zeit zu investieren. Und haben Sie etwas Geld zur Hand, dann sollten Sie dies jetzt tun, egal wie schlecht Sie sich dabei fühlen mögen.


Mike Gleason: Gut gesagt, da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Nun, ich danke Ihnen vielmals Ed, dass Sie hier waren und ihre Gedanken mit uns geteilt haben. Erzählen Sie unseren Zuhörern noch, wie sie mehr über dieses Thema herausfinden und Ihrer Arbeit folgen können.

Ed Steer: Sicher. Googlen Sie einfach meinen Namen, Ed Steer. Meine Webseite finden Sie unter EdSteerGoldAndSilber.com. Dort gibt es eine Musterkolumne, die ich gratis zur Verfügung stelle. Dann können Sie entscheiden, ob meine mehr als 200 Artikel 100 Dollar im Jahr wert sind.


Mike Gleason: Wir sind große Fans von Ihnen und auch der Arbeit von GATA. Zudem folgen wir auch jeglichen Informationen, die Sie bei Gold and Silver Digest veröffentlichen. Wir freuen uns schon darauf, erneut mit Ihnen zu sprechen. Danke für Ihr Kommen. Genießen Sie den restlichen Sommer und haben Sie ein schönes Wochenende, Ed.

Ed Steer: Danke, das wünsche ich auch Ihnen und Ihren Zuhörern.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange



Der Artikel wurde am 27. Julii 2018 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.