Historische Wiederholungen und die oft übersehenen Triebkräfte der Edelmetallmärkte
24.08.2018 | The Gold Report
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber oft reimt sie sich. - Samuel Clemens (Mark Twain)
Bevor ich mich diesmal hinsetzte, um in die Tasten zu schlagen und meinen wöchentlichen Marktkommentar und meine Prognosen für den Gold- und Silbermarkt zu verfassen, besuchte ich einige der branchenrelevanten Webseiten wie Streetwise, 321Gold, Goldseek und Gold-Eagle und las, was andere "Experten" über den Edelmetallsektor schrieben.
Ich hatte in dieser Woche bereits an einem Artikel über Western Uranium Corp. gearbeitet und war erstaunt darüber, wie stressfrei es ist, über einen Deal im Energiesektor zu schreiben - ganz im Gegensatz zu den Transaktionen an den Edelmetallmärkten. Nachdem ich die Beiträge verschiedener schlauer Herren und Damen überflogen hatte, kam mir der Gedanke, dass wir alle die gleichen Daten und Charts betrachten und die gleichen Überschriften lesen, um bei unserer Einschätzung der Edelmetallmärkte möglichst originell zu klingen.
Was uns allen jedoch entgeht, sind zwei wichtige, entscheidende Merkmale der heutigen Marktrealität. Auf diese werde ich mich in diesem Beitrag konzentrieren. Ich könnte über den Commitments of Traders (COT) Report schreiben oder mich langatmig über den RSI, den MACD, die Histogramme oder umgekehrte Teetassen, schreiende Dojis und halluzinierende Haramis auslassen, aber im Vergleich zu den primären Triebkräften am Gold- und Silbermarkt ist das alles nur bedeutungsloses Geschwafel. Alles, was zählt, ist die Tatsache, dass der Goldpreis seine Aufwärtsdynamik seit dem Top bei rund 1.365 $ im Jahr 2016 nicht beibehalten konnte - und das liegt hauptsächlich an diesen beiden Faktoren.
Nr. 1: Computergesteuertes Trading und Algobots
1998 wurde ich erstmals mit dem Konzept von mustererkennenden Algorithmen vertraut gemacht, die basierend auf der unheimlichen Fähigkeit der Software, in den Kursbewegungen und -formationen Anhaltspunkte für die weitere Entwicklung zu finden und zu interpretieren, Aktien handelten und Kauf- oder Verkaufsprogramme ausführten. Die Verbreitung der computergesteuerten Verwaltung von Anlagekapital hat dazu geführt, dass auf dem Börsenparkett heute kaum noch eine menschliche Interaktion stattfindet. Wir kohlenstoffbasierten Einheiten sind nur noch da, um sicherzustellen, dass die Maschinen nicht durchdrehen (was schon mehrfach vorgekommen ist).
An großen, hochliquiden Märkten wie den Währungs-, Anleihen- und Aktienmärkten können diese Algobots ziemlich effektiv operieren. Aber an vergleichsweise engen Märkten wie den Rohstoff- und insbesondere den Gold- und Silbermärkten haben die Algorithmen die Angewohnheit, sich gegenseitig hochzuschaukeln. Sobald ein kurzfristiger Trend identifiziert wurde, stürzen sich die "Bots" darauf und verlängern und übertreiben ihn bis zum Irrsinn.
Sobald die Computer die Kontrolle über den kurzfristigen Trend haben, beteiligen sich auch alle anderen Lebensformen an der Party und aus einer vorübergehenden Tendenz wird Status Quo und kein wirtschaftliches, finanzielles oder geopolitisches Ereignis kann daran etwas ändern. Die Algorithmen analysieren nicht, sie reagieren nur und führen ihre Vorgaben aus.
Aus diesem Grund widerspreche ich der Theorie, dass die Chinesen den Goldmarkt manipulieren, indem sie den Yuan mittels seines Wechselkurses zum US-Dollar an den Goldpreis binden. Zwischen 2014 und 2018 sprachen einige Blogger und Gurus regelmäßig darüber, wie der Goldpreis den Wechselkurs zwischen dem japanischen Yen und dem US-Dollar widerspiegelte. Vorher war es der USD/EUR-Kurs.
Meiner bescheidenen Meinung zufolge war dies allerdings nur der Tatsache geschuldet, dass die Mustererkennungssoftware eine vorübergehende Korrelation entdeckt hatte und darauf reagierte. Je besser sie funktionierte, desto mehr Algobots stiegen mit ein, und desto stärker wurde wiederum die Korrelation. Dieser Kreislauf wiederholt sich wieder und wieder und wieder, bis die Algorithmen eine neue Korrelation entdecken und sich diese zu Nutze machen.
Und weil die Märkte dadurch so umfassend und tiefgreifend verzerrt werden, setzen sich die kohlenstoffbasierten Trader an ihre Computer und schreiben anklagende Schimpftiraden gegen irgendeinen staatlichen Akteur, der den Preis angeblich manipuliert, und führen all ihre schicken Gold-Yuan-Charts als unumstößliche "Beweise" an. Alles, was damit bewiesen wird, ist allerdings die Tatsache, dass die Algobots eine neue Korrelation gefunden und gekapert haben. Wenn es Trader gibt, die das System ausnutzen können, ohne auch nur die geringsten regulatorischen Konsequenzen fürchten zu müssen, dann sind es die Computer.
Triebkraft Nr. 1 ist also die Existenz der Trading-Algorithmen. Und während es durchaus möglich ist, dass diese die größten Manipulatoren an den Edelmetallmärkten sind, lassen sich ihnen zumindest keine finsteren oder politischen Absichten unterstellen - sie folgen einfach dem Code, den die Programmierer für sie geschrieben haben.
Nr. 2: Zentralbanken und Währungssysteme
Herr Rothschild sagte, "Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, dann ist es für mich gleichgültig, wer die Gesetze macht." Diese Haltung ist nirgends offensichtlicher als in der Einstellung der Banker gegenüber solidem Geld. Banker beziehen ihr Einkommen aus der Währung und je größer der Teil der Geldmenge ist, den sie kontrollieren, desto mehr Einnahmen können sie daraus generieren.
Aus diesem Grund ist die Währungsentwertung das vorrangige Ziel aller Banker. Nehmen Sie z. B. die Finanzkrise von 2007-2008. Die Weltwirtschaft entwickelte sich gut, mit Ausnahme des Hypotheken- und Immobilienmarktes der USA, wo das Fehlen angemessener Regulierungen es den Teilnehmern erlaubte, vorschnell und unvorsichtig zu handeln, was zum Crash führte.
Betroffen waren davon allerdings nur die Banken und theoretisch waren diese alle erledigt. Aber weil sich dadurch auch der Shareholder Value der Bankenaktien in Luft aufgelöst hätte (welche sich im Besitz der finanziellen Eliten, hauptsächlich der Banker selbst, befanden), wäre das für die Mittelschicht und den Rest der Bevölkerung ein relativ unbedeutendes Ereignis gewesen.
Über diesen Punkt wird hitzig debattiert. Damals hieß es, dass jeder betroffen wäre, weil das "das System einfrieren" würde, einschließlich der Bankeinlagen. Aber die überwiegende Mehrheit der Amerikaner, deren Kontostand deutlich unter der Grenze der Einlagensicherungsgarantie liegt (100.000 Dollar in Kanada), war nicht gefährdet. In echter Gefahr war nur das Kapital der Bankeninvestoren.
Statt also die natürliche Aussonderung der Kreditinstitute zu erlauben, die unnötige Risiken auf sich genommen hatten und gescheitert waren, bat der damalige Finanzminister Hank Paulson den US-Kongress um ein massives Rettungspaket in Form von frisch gedrucktem, aus der Luft geschaffenem Falschgeld - und erhielt diese Hilfe auch. Auf diese Weise wurde den Edelmetallen ihre rechtmäßige Rolle als sicherer Hafen genommen und durch die schlimmsten Fehlanreize ersetzt.
Zehn Jahre später sind die Aktienmärkte überbewertet und aufgebläht, nachdem sie von einer Welle der Finanzspritzen im Umfang von insgesamt 14 Billionen Dollar zu neuen Hochs getragen wurden, während Gold und Silber in den Bereich kultischer Investitionshandlungen verbannt wurden. In Nordamerika glauben nur noch alte Menschen an die Nützlichkeit von Gold und Silber als Safe-Haven-Assets (und die Bürger Argentiniens, Venezuelas und der Türkei), während die jüngere Generation lieber in Cannabisaktien, Kryptowährungen oder Elon Musks Marskolonialisierung investiert als in zwei Metalle, die 5.000 Jahre funktionierende Währungsgeschichte repräsentieren.
Kurz gesagt wissen die Notenbanker und Politiker, dass es für das betrügerische Ponzi-Währungssystem vorbei sein wird, wenn Gold die verrottete Papierwährung ablöst, die das heutige "System" stützt. Sie wissen, dass es ihnen dann nicht länger möglich sein wird, denn Kreislauf aus Steuern und Ausgaben, Boomphasen und Crashs aufrechtzuerhalten, der der kriminellen Partnerschaft zwischen Bankern und Politikern ihren Erfolg garantiert.
Auch die meisten Anleger wissen, dass Gold der Todfeind der Gelddrucker und Kreditschöpfer ist, weil es ein beschämendes und anklagendes Licht auf das Bankenkartell und dessen machiavellische Manöver wirft. Aus diesem Grund geben viele heute Bitcoin den Vorzug als Auffanggefäß für überschüssige Währungseinheiten und als Alternative zu den Bankkonten, bei denen die Gefahr eines Bail-ins oder anderer Konfiszierungsmaßnahmen besteht.
Diese beiden Faktoren dominieren das Angebots- und Nachfragerästel, das uns die Märkte derzeit aufgeben, und das die Analysten in Rage versetzt, die sich auf Fundamentaldaten und die Kapitalflüsse zwischen Käufern und Verkäufern von Gold und Silber konzentrieren. Der Einfluss dieser Haupttriebkräfte hat alle anderen fundamentalen und technischen Faktoren in den Schatten gestellt und deren Auswirkungen auf die Preisentwicklung negiert.
Dieser Trend wurde zusätzlich verstärkt, weil immer mehr Investoren dem Markt angesichts seines unerklärlichen Verhaltens den Rücken gekehrt haben. Der Preis widersetzt sich jeglichen richtungsweisenden Ereignissen und Einflüssen und bewegt sich, als würde er von einer "unsichtbaren Hand" gelenkt. Dieses Verhalten ist immer und ausnahmslos das Ergebnis von Interventionen, die die Verfechter freier Märkte verabscheuen.

Der Commitments of Traders Report
Nachdem ich nun gezeigt habe, warum "alles, was früher funktioniert hat," heute nutzlos und veraltet ist, noch einige Worte zum letzten COT-Report. Dieser ist aus verschiedenen Gründen als äußerst bullisch für Gold zu bewerten. Zum ersten ist die gemeinsame Short-Position der Commercials fast so gering wie beim Boden des Goldpreises von 1.045 $ im Dezember 2015. Der Unterschied beträgt nur noch etwa 5.000 Kontrakte. Zum zweiten ist die Short-Position der großen Spekulanten (des "Dumb Money") mit 215.500 Kontrakten 45% höher als während des Tiefs im Dezember 2015.
In einer normalen Welt, ohne die kriminellen Markteingriffe und Preismanipulationen, die ich zuvor erwähnt habe, würde ich jetzt mit Optionen auf die ETFs JNUG und NUGT "All-in" gehen und hunderte von GLD-Kontrakten für Januar kaufen. Doch ich warte noch auf Anzeichen für einen von den Commercials initiierten Short-Squeeze, der den großen Spekulanten enorme Verluste bescheren wird, wenn sich der Goldkurs jetzt nach oben wenden sollte.
Mit Blick auf den oben erwähnten Faktor Nr. 1 möchte ich zudem noch anmerken, dass kein rational denkender Mensch, ganz gleich ob Analyst oder Privatanleger, zulassen würde, dass eine Position an einem beliebigen Markt so groß wird wie die gesamte Short-Position der großen Spekulanten in Gold. Umsichtige Portfoliomanager würden derartige Engagements reduzieren, doch da die Algobots nur auf identifizierte Trends reagieren können, haben sie ihre einprogrammierten Befehle einfach weiter ausgeführt und die Positionen aufgestockt.
Wenn ihr Programmcode ihnen schließlich sagt, dass sie die Positionen eindecken müssen, wird es zu einem enormen Gerangel am Goldmarkt kommen. Infolgedessen wird das Pendel endlich wieder in die andere, erhoffte Richtung ausschlagen.

Sobald wir Anzeichen für Käufe unter Stress sehen (hoffentlich noch in dieser Woche), werde ich weitere Optionen auf den GLD kaufen, wo ich vor einem Monat eine Position von 25% eröffnet habe. Das Schöne am schrittweisen Aufbau von Positionen über mehrere Tage oder Wochen hinweg ist, dass Sie mit dem Timing falsch liegen können, aber trotzdem noch neue Chancen haben. Ich habe noch immer 75% des ursprünglichen Kapitals zur Verfügung, um meine Positionen zu erhöhen, und zwar zu viel besseren Preisen als noch vor 30 Tagen. Auf diese Weise vermeide ich einen vernichtenden Schlag für meine Investments und einen Schwall an Selbstverachtung und Vorwürfen.
Die Bedingungen an den Gold- und Silbermärkten ähneln heute der Lage im Jahr 2015, als die Preise einen Boden bildeten und eine der atemberaubendsten Rallys meiner Karriere begannen. Diese dauert bis zum August 2016 an. Der HUI folgte etwas später nach und erreichte seinen Boden am 19. Januar 2016 bei 99,17 Punkten, bevor auf über 280 Punkte in die Höhe schoss.
Ja, es ist wahr, dass sich die Geschichte nie wiederholt, aber der Reim könnte nicht deutlicher sein. Die Bedingungen, die bei der Bodenbildung im Dezember 2015 herrschten, sind auch heute wieder gegeben und sogar noch stärker ausgeprägt. Wir werden bald sehen, ob es zu einer historischen Wiederholung der Ereignisse von 2015-2016 kommt, und ob die Käufer bald in Heerscharen an den Märkten für physisches Gold und Silber, Futures, Junior- und Top-Unternehmen und natürlich die Explorationsunternehmen einfallen werden.
© Michael Ballanger
The Gold Report
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Dieser Artikel wurde am 19. August 2018 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.