Warum Kalifornien an Gold als Zahlungsmittel festhielt
06.02.2019 | John Paul Koning
Seit zehn Jahren befinden wir uns nun schon in der Ära des Bitcoin. Dennoch verwenden die Leute nationale Währungen wie Yen, Dollar und Pfund, um Dinge zu kaufen. Was sagt uns eigentlich die Geschichte über Wechsel von einem Geldsystem zum anderen? In diesem Artikel werde ich den erfolgreichen Widerstand Kaliforniens gegen den Fiatstandard erörtern, der in den 1860er Jahren im Rest der USA eingeführt wurde.
Kaum hatte der amerikanische Bürgerkrieg 1861 begonnen, da gab es bereits einen Ansturm auf die New Yorker Banken. Das zwang den Großteil der Landesbanken dazu, ihre Banknoten nicht länger mit Gold einzulösen. Einige Monate später begann Abraham Lincolns Regierung, uneinlösbare Papierwährung auszugeben, um den Krieg zu finanzieren. Diese Noten waren allgemein als Greenbacks bekannt.
Demnach wechselten die 19 Nordstaaten von einem Rohstoffgeldstandard zu einem Fiatgeldstandard. Doch Kalifornier, die Gold über die letzten zehneinhalb Jahre als Zahlungsmittel verwendet hatten, verweigerten die Kooperation und führten Konten weiterhin in Form von Gold. Somit blieb Kalifornien bei einem Goldstandard, während sich der Rest der Nordstaaten mit Fiatgeld herumschlug.
Das hatte sehr verschiedene Auswirkungen auf die Preise jeder Region. Während die Nordstaaten immer mehr Greenbacks ausgaben, um den Krieg zu finanzieren, nahm die vermeintliche Qualität dieser Schuldscheine ab. Den Großteil der Jahre 1863 und 1864 fiel deren Preis im Verhältnis zu Gold. Da die Preise innerhalb der Nordstaaten in Greenbacks festgelegt waren, stiegen Verbraucher- und Großhandelspreise rapide.

In Kalifornien hingegen wurden die Preise weiterhin in Gold festgelegt. Demnach litten die Kalifornier während des Bürgerkrieges nicht sonderlich stark unter Inflation.
Die Führung des kalifornischen Geldbürgerkrieges
Warum war es für den Osten so einfach zu einem Fiatdollarstandard zu wechseln, wohingegen Kalifornien den Dollar weiterhin in Gold definierte? In den 1860er Jahren handelten die meisten Amerikaner, die östlich der Rocky Mountains lebten, primär mit Banknoten. Diese Noten, die von Privatbanken ausgegeben wurden und auf Anfrage hin in Gold umgewandelt werden konnten, zirkulierten weitgehend. Goldmünzen, die schwer und anfällig für Abnutzung waren, wurden zum Großteil in Banktresore verbannt.
Die Volkswirtschaftler Greenfield und Rockoff (2006) schreiben: "Wenn die meisten Menschen eine bestimmte Geldart verwenden, dann hat jeder gute Gründe dafür, diese zu verwenden." Doch wenn sich der Großteil der Menschen weigert, eine Geldart zu benutzen, dann hat wiederum keine Person irgendeinen Grund, diese zu nutzen. Im unteren Chart wird gezeigt: Je mehr Unternehmen ihre Preise in Greenbacks darstellen, desto größere Vorteile erhalten einzelne Unternehmen, die dasselbe tun. Und dasselbe gilt für Gold. Laut Greenfield und Rockoff wird ein Land auf natürliche Weise entweder allgemeine Ablehnung oder allgemeine Zustimmung eines bestimmten geldpolitischen Instruments "voranbringen."

Als private Banknoten 1861 uneinlösbar wurden und Gold- und Banknotenkurs von einander abzuweichen begannen, mussten Ladenbesitzer in den USA entscheiden, welches dieser beiden Instrumente weiterhin als ihre Rechnungseinheit dienen würde. Wenn ein Pferdehändler beispielsweise beschloss, Pferde für 4 Dollar zu verkaufen, bedeutete das dann, dass der Kunde Greenbacks im Wert von 4 Dollar oder Goldmünzen im Wert von 4 Dollar schuldete? Diese Entscheidung war wichtig, da ein Greenback 1864 in Gold nur etwa 40 Cents wert sein würde. Angesichts der Tatsache, dass die Banknoten im Osten bereits dominantes Zahlungsmittel waren, entschieden sich die meisten Ladenbesitzer innerhalb der Nordstaaten für ein auf Banknoten basiertes Preissystem.
Doch die Kalifornier waren noch nie wirklich von den Banknoten begeistert gewesen. Die First State Constitutional Convention von 1849 hatte die Anerkennung von Banken und die Ausgabe von Banknoten verboten:
... doch keine solche Gesellschaft soll etwaige Banknote, Scheck, Schein, Zertifikat, Schuldbrief oder anderes Papier, oder Papier etwaiger Bank drucken, ausgeben oder als Zahlungsmittel zur Zirkulation bringen.
Das Misstrauen gegenüber Banknoten in Kalifornien war so weitreichend, dass folgender Artikel im Evening Bulletin gedruckt wurde, als der Geschäftsmann Samuel Brannan 1857 versuchte, eine Noten ausgebende Bank zu etablieren:
Brannan versucht die Konstitution des Staates zu verletzen und die Gesellschaft dem bösartigsten Übel auszusetzen, einer Shinplaster-Währung ... Die Sünden der Shinplaster-Währung sind so groß, und die Wünsche eines Großteils unserer Bevölkerung so bitterlich entgegengesetzt deren Einführung, dass wir jeden, der auch nur einen Funken von finanziellem oder anderweitigem Interesse an unserem Staat besitzt, dazu aufrufen, Brannan und seine Shinplaster-Währung abzulehnen.
Laut Cross (1944) bezeichneten die Leute Banknoten als Shinplaster, da diese etwa die Größe von Pflastern (plasters) besaßen, die Bauern und andere Außenarbeiter auf ihre verletzten Schienbeine (shins) klebten.
Es ist wohl unnötig zu erwähnen, dass Brannans Noten niemals Fuß fassten. Kalifornier hatten schon immer die Präferenz, sich gegenseitig mit physischem Gold anstatt von Banknoten zu bezahlen. Und da 1848 Gold in Kalifornien entdeckt wurde, besaß der Staat genügend Metall. Goldstaub, trotz dessen Unbequemlichkeit (siehe unten), war ein populäres und frühes Tauschmittel. Später gewannen private und von der Regierung ausgegebene Goldmünzen ebenfalls an Wichtigkeit. Nicht amtlich zugelassene Privatbanken existierten, gaben jedoch nur Einlagen aus und keine Noten.
In den späten 1840er und den frühen 1850 Jahren wurden Goldsucher durch die Seltenheit von Münzen behindert. Die kleinen Geldmengen, die sie mit sich gebracht hatten, wurden zwangsläufig in den Osten geschickt, um Vorräte zu bezahlen. Ebenfalls mussten große Importe aus China bezahlt werden. Gold wurde wie üblich von jedem wertgeschätzt und jedem besessen. Demnach wurden Goldstaub und -nuggets anstatt von Geld verwendet, gemessen in Gewicht oder "Prisen."
Kleine Käufe wurden in "Prisen" getätigt, wobei eine "Prise" der Menge Goldstaub entsprach, die zischen Daumen und Zeigefinger passte. Immer, wenn ein Angestellter eingestellt wurde, fragte der Arbeitgeber: "Wie viel erwischen Sie in einer Prise?" Je größer die Prise, desto wertvoller war der Angestellte. Und daher stammt eine der üblicherweise gestellten Frage der Finanzbranche.
Ein Barkeeper befeuchtete normalerweise seinen Daumen und Zeigefinger, bevor er diese in den Goldstaub des Bergarbeiters steckte. Der trockene Staub wurde dann in die Kasse des Saloons transferiert; der Staub, der an dessen Fingern klebte, wurde in der Westentasche abgestrichen - ein zusätzliches Einkommen.
Einige habgierige Händler tauchten eine ganze Hand in Wasser, bevor sie in den Beutel des Bergarbeiters griffen und so, zusätzlich zur notwendigen Anzahl an "Prisen", Goldstaubpartikel auf Handrücken und -fläche kleben blieben.
Und so weigerte sich Kalifornien, anders als der Rest der Nordstaaten, den Greenback als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Da Banknoten selten waren und Händler von anderen Händlern erwarteten, weiterhin mit Goldmünzen zu zahlen, wurde der "$" weiterhin durch das gelbe Edelmetall repräsentiert.

San Franciscos Händler und Greenback-Embargo
Vielleicht hätte Lincoln der natürlichen Vorliebe Kaliforniens Gold weiterhin zu verwenden, unter Androhung von Gewalt entgegenwirken können. Doch die Aufmerksamkeit der Nordstaaten war auf die Südstaaten fokussiert. Des Weiteren positionierten die Kalifornier zeitgleich ihre eigenen Verteidigungsanlagen, um sicherzustellen, dass Gold dominantes Zahlungsmittel blieb.
Im Jahr 1862 etablierten San Franciscos Händler ein Greenback-Embargo. Die Händler stimmten zu, dass sie "keinerlei gesetzliche Noten zu irgendeinem Marktwert erhalten oder herausgeben werden, wobei Gold als Standard eingehalten wird." Jeder Händler, der dabei erwischt wurde, Zahlungen in Greenbacks zu verlangen, wurde dem Händlerbund gemeldet und deren Namen in ein schwarzes Buch notiert. Sobald deren Name auf der schwarzen Liste stand, konnten Gesetzesbrecher keinerlei Waren auf Kredit von anderen Händlern mehr erwerben. Stattdessen mussten Sie im Voraus mit Gold bezahlen (Shearer, 2000).
Ausschnitt aus dem Santa Cruz Weekly Sentinel, November 1862:
Greenbacks und die Händler - Die Händler San Franciscos haben nach mehreren Treffen beschlossen, eine Vereinbarung zu schließen, keinerlei gesetzliche Noten zu irgendeinem Marktwert zu erhalten oder herauszugeben - Gold werde als Standard eingehalten.
Shearer führt aus, dass der Boykott nicht perfekt funktionierte. Beispielsweise erschien die folgende Anzeige im Spätjahr 1864 im San Francisco Bulletin:
Greenbacks. Hiermit seien alle Personen davor gewarnt, die Geschäfte mit einem Mann namens Charles Strassman vom East India Tea Store in der Washington Street gegenüber dem Maguires Opernhaus machen, dass dieser vor kurzem Waren in beachtlicher Menge erworben hat und in der obigen Währung bezahlt hat, die für Goldmünzen gekauft wurden. Castle Brothers, Jones und Co.
Auch wenn Händler auf die schwarze Liste gesetzt werden konnten, wenn sie mit Greenbacks handelten, so konnten sie ihre Gläubiger dennoch gesetzlich dazu bringen, diese als Deckung jeder Dollarschuld zu akzeptieren. Im Jahr 1863 räumte die staatliche Gesetzgebung diese Möglichkeit aus, indem der Special Contract Act verabschiedet wurde. Indem eine Goldklausel in einen Schuldenvertrag aufgenommen wurde, hatte ein Händler nun das gesetzliche Recht, einen Gläubiger dazu zu zwingen, in Gold und nicht in Greenbacks zu zahlen. Die Verwendung dieser Klauseln wurde zur Standardpraxis in Kalifornien und drängte den Greenback noch weiter ins Abseits (Mitchell, 1903).
Zusammenfassung
Die Kalifornier lehnten den Greenback ab, weil sie seit langer Zeit an Gold als Zahlungsmittel gebunden waren. Jeder Händler erwartete vom Rest der Händlergesellschaft, weiter mit Goldmünzen zu zahlen, was es kostspielig machte, Greenbacks zu übernehmen. Das Gegenteil passierte im Osten, wo das Geldsystem zur bekannteren Banknote tendierte. Sogar als der Greenback an Wert verlor, bevorzugten es Oststaatler weiterhin, Preise in Papier festzulegen. Für einen einzelnen Händler war es zu kostspielig, zum Gold zu wechseln, da jeder andere bereits Papier akzeptierte.
Dieselbe Unnachgiebigkeit erklärt, warum neue Technologien wie Bitcoin noch nicht weitreichend als Zahlungsmittel verwendet werden. Ebenso ist sie der Grund, warum Venezolaner recht langsam von einem Bolivar-Geldsystem zu einem Dollar basierten System wechseln, trotz des Zusammenbruchs des Bolivar. Wenn Gruppen von Menschen eine Gewohnheit annehmen, dann ist es äußerst schwierig, ihnen diese wieder abzugewöhnen.
© JP Koning
BullionStar
Der Artikel wurde am 17. Januar 2018 auf www.bullionstar.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.