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Erwarten Sie einen Marktabschwung? Befolgen Sie die "Noah-Regel"

27.12.2019  |  Frank Holmes

In seinem Brief an die Aktionäre von Berkshire Hathaway für das Finanzjahr 2001 machte Warren Buffett eine seiner nun berühmten Erklärungen: "Den Regen vorherzusagen zählt nicht, doch der Bau einer Arche schon."

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Buffett gab zu, einige Marktunruhen am Markt in besagtem Jahr prognostiziert zu haben, was durch 9/11 noch verschlimmert wurde. Und trotzdem war er nicht in der Lage, seiner Worte Taten folgen zu lassen. Somit brach er, was einige Investoren nun als "die Noah-Regel" bezeichnen, benannt nach dem antiken Propheten, der sich selbst, seine Familie und einige Millionen Tiere durch Bau eines Schiffes in Vorbereitung auf eine große Flut rettete.

Ein großes Wirtschafts- oder Finanzereignis zu prognostizieren - ob das nun eine Rezession, ein Marktabschwung oder sogar die eigene Pensionierung ist - setzt voraus, dass Sie auch handeln. Ansonsten war ihre Prognose bedeutungslos. Das ist der Grund, warum ich Investoren immer empfehle 10% in Gold zu investieren und dies gleichmäßig zwischen physischem Bullion und Goldbergbauaktien, die sich in Zeiten schwerer Volatilität historisch gut entwickelt haben, aufzuteilen.

Es ist ebenso wichtig, jeden Monat zu sparen und zu investieren, vor allem in hochqualitative Unternehmen, die nicht nur Dividenden zahlen, sondern diese auch erhöhen.

Das sollte so automatisch, konsistent und schmerzlos sein wie das Zähneputzen. Denn was einen Mund voller Zahnlöcher verhindert, sind nicht die Besuche beim Zahnarzt, sondern das tägliche, "langweilige" Zähneputzen. Der Ausbau Ihres Reichtums sollte ebenso inkrementell und dauerhaft sein.


Eine alarmierende Zahl Amerikaner ist nicht auf die Rente vorbereitet. Sind Sie das?

Leider spart eine alarmierende Anzahl an Amerikanern nicht für ihre Pensionierung. Sie haben vielleicht "den Regen vorhergesagt", doch aus irgendeinem Grund - und da könnte es viele geben - sind sie noch nicht dazu gekommen, "die Arche zu bauen."

Zu Beginn des Jahres habe ich eine Bankrate-Umfrage mit Ihnen geteilt, die zeigte, dass einer von fünf arbeitenden Amerikanern nichts für die Rente gespart hat. Und laut einer Umfrage der Federal Reserve sind vier von 10 Amerikanern so knapp bei Kasse, dass sie sich aktuell nicht einmal 400 Dollar "Notfallausgaben" leisten könnten.

Und das trotz eines ausgezeichneten Arbeitsmarktes und florierenden Aktienmarktes.

Wer spart in Amerika also und wer tut das nicht? Ein kürzlicher Bericht von Bloombergs Aaron Brown beschäftigt sich mit genau dieser Frage, indem US-Haushalte in 10 separate Einkommenssparten unterteilt werden. Es ist nicht überraschend, dass die Top-Verdiener diejenigen sind, die das meiste sparen; wobei das Reinvermögen derjenigen, die am Besten verdienen, um durchschnittliche 51.000 Dollar auf annualisierter Basis zunimmt. Haushalte am unteren Ende des Spektrums verlieren hingegen im Jahresvergleich durchschnittlich 300 Dollar, da sie Assets leihen oder verkaufen müssen, um Ausgaben zu finanzieren.

Diese Gruppe ist die anfälligste und "wird in der nächsten Rezession Problemen gegenüberstehen", schreibt Brown und fügt hinzu, dass "sie es schwierig finden könnte, zur finanziellen Sicherheit zu finden."

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Was kann dagegen unternommen werden, um sicherzustellen, dass mehr Leute in der Lage sind, zu sparen und zu investieren, wenn der "Regenfall" beginnt?

Interessanterweise bringt Brown das Argument an, dass eine Erweiterung von Zusatzleistungsprogrammen nicht die Antwort sei. Noch sei das eine Reichtumssteuer, wie die Präsidentschaftskandidatin Elizabeth Warren vorgeschlagen hat.

"Die USA verteilen bereits genug Einkommen neu, um es einkommensschwachen Haushalten zu erlauben, durchschnittlich mehr Geld je Verdiener ausgeben zu können" als viele einkommensstarke Haushalte, so Brown.

Stattdessen wäre ein "besserer Pfad zur Reduzierung der wirtschaftlichen Unsicherheit" unter anderem eine Verstärkung der Regierungsrenten und Sozialversicherung.


Singapur: Eine Meisterklasse der fiskalpolitischen Verantwortung

Browns Idee ähnelt stark dem, was Singapur bereits tut, beginnend mit dessen Central Provident Fund (CPF) - eine Art Hybrid aus Sozialversicherung und 401(k), bei dem alle Bewohner Singapurs teilnehmen müssen. Der CPF stellt den Teilnehmern nicht nur Rentenverdienste zur Verfügung, sondern kann auch vor Beginn der Rente für Immobilien und Arztkosten verwendet werden. Sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber sind dafür verantwortlich, Beiträge zu leisten - 20% des Einkommens des Arbeitnehmers und 17% des Arbeitgebers - die dann investiert werden, um etwa 5% im Jahr zu verdienen.

Das CPF-Programm, das Mitte der 1950er begonnen wurde, wird oftmals als die Hilfe bezeichnet, die es den Bewohner des asiatischen Stadtstaats erlaubt, die weltweit fiskalpolitisch verantwortungsvollste Bevölkerung zu sein. Verglichen mit den Leuten der meisten anderen Industrieländer besitzen die Bewohner Singapurs einen größeren Anteil ihrer Einkommen als Prozentsatz des BIPs.

Eine kürzliche Studie fand tatsächlich heraus, dass 6 von 10 Singapur-Millenials - im Alter von 25 bis 34 - aktuell 20% ihres Gehalts sparen. Die meisten befinden sich nicht nur auf ihrem Weg zur Rente, sondern sind sogar noch vorbereiteter auf ihre Pensionierung als ihre Gegenstücke im mittleren Alter, so die Studie.

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Singapur war in der Lage, dies zu tun, ohne große Steuer einzuführen, um Zusatzleistungen zu finanzieren.

Persönliches Einkommen wird progressiv zwischen 2% und 22% versteuert und weil es keine Kapitalertragssteuer gibt, sind Dividenden, die von Singapur-Unternehmen gezahlt werden, vollständig steuerfrei.

Unternehmen zahlen durchschnittlich angemessene 17% und es gibt keine Lohnsteuer.

Das bedeutet, dass die Steuereinnahmen Singapurs als Prozentsatz des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nur bei 14,1% liegen, etwa zweieinhalbmal so wenig wie die durchschnittlichen 34,2% der OECD.

Man mag vielleicht anfänglich denken, dass niedrigere Steuer zu einem schlechteren Lebensstandard führen würden, mit schlechter Infrastruktur und Dienstleistungen. Im Gegenteil; Singapurs Infrastruktur wird regelmäßig als die beste in der Welt bezeichnet, wobei die Qualität dessen Straßen, die Dichte des Zugverkehrs und die Effizienz des Lufttransport sowie Schiffsdienstleistungen vom Weltwirtschaftsforum auf Nummer 1 platziert wurde. Der Stadtstaat lag im Bericht des Forums, Global Competitiveness Report 2019, auf Platz 1, gefolgt von USA, Hongkong, der Niederlande und der Schweiz.



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Mehrheit der CFOs glaubt, eine Rezession wird 2020 zuschlagen

Doch zurück zu dem Gedanken, sich auf den Regen vorzubereiten. Der letzte Duke University/CFO Global Business Outlook zeigt, dass eine Mehrheit (52%) der Chief Financial Officers (CFOs) in den USA glaubt, dass eine Rezession 2020 zuschlagen wird. Etwa 56% sagen, dass sie bereits Schritte unternommen haben, um sich auf einen Abschwung vorzubereiten; wie das Erhöhen von Bargeldniveaus und die Reduzierung von Schulden.

Das stimmt mit dem aktuellen Investorenverhalten überein. Im bisherigen Jahr haben die Investoren etwa 135,5 Milliarden Dollar aus US-amerikanischen auf Aktien fokussierte Mutual Funds und ETFs gezogen. Das ist der größte 12-monatige Abzug seit 1992; auch wenn die Aktien ein phänomenales Jahr hatten und um 26% stiegen.

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Eine Menge dieses Geldes ist in "sicheren Häfen" wie Anleihen und Geldmarktfonds aufgetaucht, doch wie ich in der letzten Woche sagte, sind Investoren aufgrund derzeit niedriger Renditen mit übergewichtetem Gold besser bedient.

Ich denke im Übrigen, dass eine Menge Investoren es bereuen werden, nicht an diesem Markt teilgenommen zu haben, der politische Störgeräusche größtenteils abgeschüttelt hat und positiv auf Neuigkeiten reagierte, dass USA und China endlich eine Vereinbarung im aktuellen Handelsstreit geschlossen hätten.

Ich möchte zuletzt noch eine Tabelle mit Ihnen teilen, die illustriert, wie selten Abschwungjahre im S&P 500 doch waren. In nur 10 der letzten 40 Jahre, oder 25% der Zeit, beendeten die Aktien das Jahr im roten Bereich und von diesen verzeichnete man nur viermal Verluste über 10%. Ein Drittel der Zeit verzeichnete der Markt im Jahresvergleich ein Plus, mit gesunden Renditen zwischen 10% und 30% etwa die Hälfte der Zeit.

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Eine Rezession oder ein Rückzug des Marktes scheint immer direkt hinter der nächsten Ecke zu lauern, doch es ist wertvoll, sich daran zu erinnern, dass die Aktien historisch und statistisch öfter nach oben als nach unten unterwegs waren. Die Menge Geld, die dieses Jahr das Spielfeld verlassen hat, mag übertrieben und nicht zu vergessen auch zu früh gewesen sein.


© Frank Holmes
U. S. Global Investors



Der Artikel wurde am 16. Dezember 2019 auf www.usfunds.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.