Verrückte Märkte - Heute FED-Sitzung
15.12.2021 | Hannes Huster
Gestern wurden die Erzeugerpreise in den USA für November veröffentlicht. Also die Preise am Anfang der Kette. Der Erzeugerpreis-Index ist auf 9,60% gestiegen, nach 8,60% im Vormonat und bei einer Prognose von 9,20%:
Man muss kein Volkswirt sein, um diese Zahl einordnen zu können. Wenn die Erzeugerpreise derart massiv steigen, folgen die Verbraucherpreise, da ansonsten die Margen der Unternehmen zusammengefaltet werden.
Die Erzeugerpreise laufen den Verbraucherpreisen voraus, theoretisch und auch praktisch:
Der Index ist in den vergangenen Monaten dramatisch gestiegen, wie Sie am folgenden Langzeitchart sehen können:
Was man auch feststellen muss ist, dass jeder beschleunigte Schub nach oben in den vergangenen 40 Jahren im Anschluss eine Rezession (grau hinterlegt) hervorgerufen hat (1990, 2001, 2008).
Die Erzeugerpreise steigen so stark wie noch nie. Selbst in der Ölkrise sind die Erzeugerpreise nicht so stark gestiegen wie aktuell. Gleichzeitig wurde gestern vom US-Senat die Anhebung der Schuldenobergrenze (Debt-Limit) um 2,5 Billionen auf 31,4 Billionen USD genehmigt. Das Geld wird schnell wieder weg sein, da allein das Hilfsprogramm der Demokraten diese Summe umfasst - andere Rechnungen sind davon noch nicht bezahlt. 28,9 Billionen USD Schulden haben die USA und dürfen sich nun bis auf 31,4 Billionen USD verschulden.
Im folgenden Chart sehen Sie die Entwicklung der US-Schulden, den Goldpreisverlauf im Vergleich und oben markiert die aktuelle Situation. Tendenziell geht Gold mit der US-Verschuldung mit nach oben. Mal läuft der Goldpreis voraus, mal hinkt er hinterher. Doch am Ende schließt sich die Lücke immer. Aktuell müsste Gold bei rund 2.000 USD notieren:
FED hät die Märkte verdorben
Die FED und auch die anderen großen Notenbanken haben die Märkte derart stark mit der Droge der lockeren Geldpolitik und der unendlichen Gelddruckerei angefixt, dass übliche Marktmechanismen offensichtlich außer Kraft gesetzt wurden. Das funktioniert immer so lange, bis es eben nicht mehr funktioniert.
Sie wissen, ich bin kein Crash-Prophet und wünsche mir auch nicht das Finanz-Armageddon herbei, nur in der Hoffnung, dass Gold dann auf 10.000 USD steigt. Aber: Was wir derzeit sehen ist ungesund. Auch wenn man das Gefühl bekommt, dass früher geltende Maßstäbe und Regeln heute nicht mehr gelten, wäre ich mit einer solchen Einschätzung vorsichtig.
Ich habe mich 1997 erstmals in den Aktienmarkt gewagt. Damals ohne Ahnung von irgendwas. Doch es erschien in dieser Zeit einfach Geld zu verdienen und mit der sich dann beschleunigenden Aufwärtsbewegung der NASDAQ und dem NEUEN MARKT wurden Anleger immer sorgloser und gieriger. Als junger und unerfahrener Anleger konnte ich mit ein bisschen Startkapital sehr schnell Geld verdienen und es ging nur um Aktien. Andere Asset-Klassen haben keinen mehr interessiert. Es war auch die Zeit, in der die US-Notenbank FED unter der Leitung von Alan Greenspan (1987 - 2006) ihre Macht als "Magier der Märkte" erst so richtig erkannt und ausgespielt hat.
Wirtschaftliche Abschwünge, die zu fallenden Aktienkursen geführt haben, wurden mit für damalige Verhältnisse mit großen Summen "ausgebügelt". Neue Stars in der Aktienbranche wurden geboren. Das war auch nicht sonderlich schwierig in Märkten, die immer gestiegen sind. Um die Jahrtausendwende war Gold als hartes Asset in einem Bärenmarkt und wenn damals jemand Gold gekauft hat, wurde er hämisch belächelt.
Der Goldpreis, der 1980 bei über 800 USD je Unze notiert hat, tendierte 20 Jahre gen Süden, von einzelnen Aufschwüngen zwischendurch einmal abgesehen:
Es war totes Geld und die Finanzwelt belächelte Gold, wenn überhaupt jemand darüber gesprochen hat. Heute haben wir eine ähnliche Situation vorliegen, besonders wenn wir uns in den sozialen Medien umsehen, wie Twitter, Instagram oder Facebook.
Die "jungen Wilden" sind am Zuge und es sind "Anleger" die seit ein paar Jahren dabei sind und sehr schnell Geld verdient haben. Teilweise sprechen wir von 17- oder 18-jährigen "Influencern" mit einer riesigen Follower-Gemeinde.
Gold wird belächelt, besonders in den vergangenen Monaten. Zwar lagen die "Goldbugs" mit den Inflationsprognosen sehr richtig, doch was Gold daraufhin getan hat, führt zu Hohn und Spott. "Gold ist tot", "Gold ist keine Inflationsabsicherung" etc. etc. Wenn ich den oben gezeigten Goldpreischart dann fortführe, sieht er so aus:
Der Goldpreis ist, trotz guter Aktienmärkte und ohne den totalen Zusammenbruch des Finanz- und Bankensystems von unter 300 USD auf aktuell ca. 1.770 USD gestiegen. In dieser Zeit gab es keine einzige Phase einer ausufernden Inflation. Die jüngere Generation und dazu zähle ich mich jetzt auch einfach einmal, kennt Zeiten mit dramatisch steigenden Preisen nicht. Doch mit Produzentenpreisen, die fast 10% steigen, müsste man sich wieder etwas mehr mit diesem Thema beschäftigen. In den letzten Phasen mit hoher Inflation (1970 - 1980) war es den Notenbanken relativ egal, was die Aktien machen, sondern das Hauptaugenmerk lag schon noch darauf, die Inflation einzudämmen.
Dies gelingt im Grunde nur mit deutlichen Zinsanhebungen und einer Verknappung der Liquidität. Doch auch das funktioniert nur mit Zeitverzögerung. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass es 6 Monate bis 18 Monate dauert, bis Zinserhöhungen tatsächlich greifen. Nun haben wir Notenbanken, die die Leitzinsen auf NULL halten und dies bei einer Inflation auf Mehrjahrzenthoch. Heute kommt die FED zusammen und wenn Powell nur den Funken einer Glaubhaftigkeit wahren möchte, muss er den "Falken" mimen.
Das Tapering muss schneller durchgezogen werden und er muss Andeutungen machen, dass die FED die Zinsen schneller erhöht als das der Markt derzeit annimmt. Aktuell rechnet der Markt damit, dass die FED bis Ende 2022 die Leitzinsen maximal dreimal um je 0,25% erhöhen wird. Wir würden dann von einem Leitzins zwischen 0,75 und 1% sprechen. Ich kann mich noch daran erinnern, als die FED die Leitzinsen 2003 erstmals auf 1% gesetzt hat. Das war damals ein Tabu-Bruch, nachdem die Leitzinsen um die Jahrtausendwende noch bei über 5% lagen! Heute haben die Märkte Angst vor einem Leitzins mit 1%.
Powell unter Druck
Heute steht Powell so stark unter Druck, wie schon seit langem nicht mehr. Die Inflation schießt nach oben und mit den beruhigenden Worten der vergangenen Monate wird es nicht getan sein. Die Einschätzung der FED, die Inflation sei nur ein vorrübergehendes Phänomen, war komplett falsch (absichtlich oder unabsichtlich). Ich denke es wäre das Beste für Goldanleger, wenn die FED, statt großer Reden zu schwingen, die Zinsen anhebt und das Tapering einstellt. Dann würden die Fakten auf dem Tisch liegen. Angst vor Zinsanhebungen habe ich nicht und das sollten Sie auch nicht haben.
Die FED hat von 2004 - 2007 die Zinsen mehrfach erhöht, dem Goldpreis war das vollkommen egal. Ebenso Ende 2015. Das monatelange Gerede rund um eine Zinserhöhung hat den Goldpreis lange Zeit fallen lassen, bis die FED dann endlich den Mut hatte, sie anzuheben. Das war dann das Mehrjahrestief für Gold im Dezember 2015! "Wenn die FED erstmal die Zinsen erhöht, dann geht es für Gold richtig bergab" ist derzeit die Tendenz, die es am besten beschreibt. Lassen wir es auf uns zukommen, ich bin bereit.
Gold und Goldaktien
Gold gestern wieder mit einer wunderbaren "Show". Schon 20 Minuten bevor die Erzeugerpreise überhaupt veröffentlicht wurde, kam Druck auf den Goldpreis über die COMEX. Die "magischen Hände" haben Gold also aufgrund von Informationen, die eigentlich noch keiner haben sollte, schon vorher optisch schwach aussehen lassen. Das ist clever, denn so kann man Investoren, die sich bei Erzeugerpreisen von +9,60% vielleicht überlegen würde, ein bisschen Gold zu kaufen, sofort abschrecken. Der Rest ist dann bekannt und das übliche Muster:
Die Goldaktien haben nachgegeben, doch es hätte auch schlimmer kommen können. Der GDX weiterhin in dem kurzfristigen Handelsmuster. Es wäre nun aber schön, wenn wir die Zone bis auf 29,79 USD auf Schlusskursbasis nicht mehr unterschreiten würden:
Fazit:
Die ersten Seiten sind heute etwas länger geworden, doch ich denke vielleicht hilft es dem einen oder anderen Leser, der von den letzten Monaten, speziell im Gold, etwas genervt ist. Wovor wir am wenigsten Angst haben müssen, sind Zinserhöhungen. Das beweisen nicht nur die Beispiele aus der Vergangenheit. Erhöht die FED die Zinsen, dann würde der Markt sehen, dass man die Inflation ernst nimmt. Aktuell handeln die Computer und Algorithmen (Menschen gibt es kaum mehr beim "big money") nur die Trends, was immer so lange gutgeht, bis es eben nicht mehr gutgeht.
© Hannes Huster
Quelle: Auszug aus dem Börsenbrief "Der Goldreport"
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